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Ableismus

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Ableismus () und Disablismus sind zwei sozialwissenschaftliche Konzepte, die sich von den aus dem Englischen stammenden Begriffen ableism bzw. disablism (von englisch able „fähig“; to disable „unfähig machen, behindern“, disabled „behindert“, disabilityBehinderung“; Suffix -ism = „-ismus“) aus dem Bereich der US-amerikanischen Behindertenbewegung bzw. der Disability Studies ableiten.

Der Begriff Ableismus bezeichnet die Bewertung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten, was als behindertenfeindlich angesehen wird. Menschen mit Behinderung werden aufgrund des Fehlens bestimmter Fähigkeiten abgewertet. Hieraus könnten Diskriminierung oder gesellschaftliche Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen entstehen.

Ableismus und Disablismus sind mit dem Begriff Handicapism verwandt, der Begriff „Physikalismus“ wird synonym verwendet.

Diskriminierung gegenüber psychisch kranken Personen und Personen, die als psychisch krank wahrgenommen werden, nennt man auch „Mentalismus“. Der Begriff stammt von Judi Chamberlin aus dem Psychiatric Survivor Movement.

Definitionen

Unter Berufung auf frühere Arbeiten bestätigt Fiona A. Kumari Campbell, Senior Lecturer in Disability Studies an der Griffith University in Brisbane, Australien, dass das Konzept des Ableismus nicht eindeutig in der Literatur definiert sei und „beschränkte definitorische oder begriffliche Spezifität“ habe. Sie definiert Ableismus als:

„ein Netzwerk von Überzeugungen, Prozessen und Praktiken, das eine besondere Art von Selbst und Körper (physischer Standard) erzeugt und als perfekt, arttypisch und daher wesentlich und ausschließlich menschlich projiziert. Behinderung ist dann ein minderwertiger Zustand des Menschseins.“

Andere Definitionen von Ableismus, wie die von Vera Chouinard (Professorin für Geographie an der McMaster University in Hamilton (Ontario), Kanada), definieren ihn als „Ideen, Praktiken, Institutionen und soziale Beziehungen, die, ausgehend von Nichtbehinderten, Menschen mit Behinderungen als marginalisierte und weitgehend unsichtbare andere“ konstruierten. Ron Amundson (Professor für Philosophie an der University of Hawaiʻi at Hilo) und Gayle Taira definieren Ableismus als „eine Lehre, die fälschlicherweise Beeinträchtigungen als inhärent und selbstverständlich schrecklich behandelt und die die Einschränkungen selbst für die aufgetretenen Probleme der Menschen, die sie haben, verantwortlich macht“.

Paul Harpur, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Griffith University, argumentiert, dass der Begriff Ableismus ein mächtiges Etikett sei, in der Lage, einen Bedeutungswandel bei der Verwendung von negativen Stereotypen herbeizuführen und durch Bündelung der Aufmerksamkeit auf den Diskriminator (anstatt auf das Opfer oder die Behinderung) den kulturellen Wandel zu erleichtern.

Ableismus, Disablismus und Behindertenfeindlichkeit

Die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen wird auch Disablismus genannt. Gregor Wolbring, Assistant Professor in der Abteilung „Community Health Service“ der „University of Calgary“ (Kanada), erklärt Disablismus zum „Begleiter“ des Ableismus:

„In seiner allgemeinen Form ist Ableism ein Bündel von Glaubenssätzen, Prozessen und Praktiken, das auf Grundlage der je eigenen Fähigkeiten eine besondere Art des Verständnisses des Selbst, des Körpers und der Beziehungen zu Artgenossen, anderen Arten und der eigenen Umgebung erzeugt, und schließt die Wahrnehmung durch Andere ein. Ableism beruht auf einer Bevorzugung von bestimmten Fähigkeiten, die als essentiell projiziert werden, während gleichzeitig das reale oder wahrgenommene Abweichen oder Fehlen von diesen essentiellen Fähigkeiten als verminderter Daseinszustand etikettiert wird, was oft zum begleitenden Disableism führt, dem diskriminierenden, unterdrückenden oder beleidigenden Verhalten, das aus dem Glauben entsteht, dass Menschen ohne diese ‚essentiellen‘ Fähigkeiten anderen unterlegen seien.“

Auch Fiona Campbell unterscheidet Disablismus und Ableismus. Disablismus ist ihr zufolge traditionell Schwerpunkt der Forschungen im Bereich der Disability Studies. Disablismus fördert die Ungleichbehandlung der (körperlich) Behinderten gegenüber Nichtbehinderten. Er markiert den Behinderten (distanziert) als „den anderen“ und arbeitet aus der Perspektive der Menschen ohne Behinderung.

Laut Rebekka Maskos „ist Ableismus breiter als Behindertenfeindlichkeit. Wie Rassismus und Sexismus bildet der Begriff nicht nur die Praxis im Umgang mit einer Gruppe ab, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse und Strukturen, die diese Praxis hervorbringen.“ Ableismus zeige sich nicht nur im „schrägen Kommentar“ oder im „Kopfstreicheln“, sondern auch in der Treppe ohne Rampe, im fehlenden Aufzug, in den Geldern, die Veranstalter für Lautsprach-/Gebärdensprachdolmetscher, Live-Streaming oder Leichte Sprache nicht aufbrächten. Der Begriff Behindertenfeindlichkeit könne umgekehrt auch suggerieren, dass es reiche, einfach nur die eigene Haltung umzuwandeln – nämlich in eine „behindertenfreundliche“.

Siehe auch

Literatur

  • Ron Amundson, Gayle Taira: Our Lives and Ideologies: The Effects of Life Experience on the Perceived Morality of the Policy of Physician-Assisted Suicide. In: Journal of Policy Studies. 16. Jahrgang, Nr. 1, 2005, S. 53–57 (http://uhh.hawaii.edu./~ronald/pubs/2005-Amundson-Taira.pdf [PDF]).
  • Tobias Buchner, Lisa Pfahl, Boris Traue: Zur Kritik der Fähigkeiten. Ableism als neue Forschungsperspektive der Disability Studies und ihrer Partner. In: Zeitschrift für Inklusion. 2/2015 (open access)
  • Fiona A. Kumari Campbell: Inciting Legal Fictions: Disability Date with Ontology and the Ableist Body of the Law. In: Griffith Law Review. 10. Jahrgang, Nr. 1, 2001, S. 42–62.
  • Fiona A. Kumari Campbell: Contours of Ableism: The Production of Disability and Abledness. Palgrave Macmillan, 2009, ISBN 978-0-230-57928-6.
  • Fiona A. Kumari Campbell: Refusing Able(ness): A Preliminary Conversation about Ableism. In: M/C Journal. 11. Jahrgang, Nr. 3, 2008 (org.au).
  • Judi Chamberlin: On Our Own: Patient Controlled Alternatives to the Mental Health System. 1978
  • Mike Clear: The "Normal" and the Monstrous in Disability Research. In: Disability & Society. 14. Jahrgang, Nr. 4, 1999, S. 435–448.
  • Pat Griffin, Madelaine L. Peters, Robin M. Smith: Teaching for diversity and social justice. Hrsg.: Maurianne Adams, Lee Anne Bell, Pat Griffin. 2nd Auflage. Band 1. Taylor & Francis, 2007, ISBN 978-0-415-95199-9, Ableism Curriculum Design.
  • Thomas Hehir: Special education for a new century. Hrsg.: Lauren I. Katzman (= Harvard educational review. Band 41). Harvard Educational Review, 2005, ISBN 978-0-916690-44-1, Eliminating Ableism in Education.
  • Judith Heumann: Being Heumann. Beacon Press Boston, 2020.
  • ISBN 978-3-7815-5725-3.
  • Yoshitaka Iwasaki, Jennifer Mactavish: Ubiquitous Yet Unique: Perspectives of People with Disabilities on Stress. In: Rehabilitation Counselling Bulletin. 48. Jahrgang, Nr. 4, 2005, S. 194–208, doi:10.1177/00343552050480040101.
  • Alison Kafer: Feminist Queer Crip. Indiana University Press, 2013.
  • Tanja Kollodzieyski: Ableismus. Berlin: SUKULTUR, 2020, ISBN 978-3-95566-125-0 (Aufklärung und Kritik 527)
  • Raúl Krauthausen: Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden. Rowohlt Verlag 2023, ISBN 978-3-499-01029-3
  • Laura E. Marshak, Claire J. Dandeneau, Fran P. Prezant, Nadene A. L’Amoreaux: The School Counselor’s Guide to Helping Students with Disabilities (= Jossey-Bass teacher). John Wiley and Sons, 2009, ISBN 978-0-470-17579-8.
  • Nina Mackert: Critical Ability History. Für eine Zeitgeschichte der Fähigkeitsnormen. In: Zeithistorische Forschungen 19 (2022), S. 341–354.
  • Rebecca Maskos: Was heißt Ableism? In: arranca! Nr. 43, 2010.
  • Thorsten Merl: un/genügend fähig. Zur Herstellung von Differenz im Unterricht inklusiver Schulklassen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2019,
  • Gregor Wolbring: Die Konvergenz der Governance von Wissenschaft und Technik mit der Governance des Ableism. University of Calgary, Kanada 2009 (ucalgary.academia.edu).
  • Ivan Eugene Watts, Nirmala Erevelles: These Deadly Times: Reconceptualizing School Violence by Using Critical Race Theory and Disability Studies. In: American Educational Research Journal. 41. Jahrgang, Nr. 2, 2004, S. 271–299 (http://jstor.org./stable/3699367).
  • Paul Miller, Sophia Parker, Sarah Gillinson: Disablism: how to tackle the last prejudice. Demos, London 2004, ISBN 1-84180-124-0 (englisch, Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen).
  • Andrea Schöne: Behinderung und Ableismus. Unrast 2022, ISBN 978-3-89771-152-5.
  • Luisa L’Audace: Behindert und stolz: Warum meine Identität politisch ist und Ableismus uns alle etwas angeht. Eden Books, 2022, ISBN 978-3-95910-383-1.

Weblinks


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