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Daniel Kahneman
Daniel Kahneman (hebräisch דניאל כהנמן ) (geboren am 5. März 1934 in Tel Aviv) ist ein israelisch-US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Hochschullehrer, der 2002 mit Vernon L. Smith den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Die zugrundeliegende, ausgezeichnete Prospect Theory entwickelte er mit Amos Tversky.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Daniel Kahneman entstammt einer jüdisch-litauischen Familie, die mehrere namhafte Rabbiner hervorgebracht hatte. Anfang der 1920er Jahre wanderten seine Eltern aus Litauen nach Frankreich aus. Daniel Kahneman wurde in Tel Aviv geboren, als seine Mutter dort Verwandte besuchte. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht im Juni 1940 floh die Familie aus Paris in die unbesetzte Zone Frankreichs, nach Juan-les-Pins. Als deutsche Truppen am 11. November 1942 auch diese Zone besetzten, versteckte sich die Familie in Cagnes-sur-Mer und schließlich in einem Dorf bei Limoges.
1946 wanderte Kahneman nach Palästina aus. Er studierte Psychologie und Mathematik an der Hebräischen Universität Jerusalem. Nach den Examina im Jahre 1954 leistete er seinen dreijährigen Wehrdienst in der israelischen Armee, die ihn anschließend als Psychologen einstellte, um Tests zur Auswahl von Offizierbewerbern zu entwickeln. Ab 1958 studierte er Psychologie an der University of California und wurde 1961 promoviert. Von 1961 bis 1978 lehrte er an der Hebräischen Universität Jerusalem und von 1978 bis 1986 an der University of British Columbia; von 1986 bis 1994 war er Professor an der University of California, Berkeley. Seit 1993 hat Kahneman die Eugene-Higgins-Professur für Psychologie an der Woodrow Wilson School für öffentliche und internationale Angelegenheiten der Princeton University inne.
Bekannt wurden vor allem seine Arbeiten zu Urteilsheuristiken und kognitiven Verzerrungen.Steven Pinker nannte Kahneman den „wichtigsten lebenden Psychologen“.
Daniel Kahneman und Amos Tversky legten die Grundlagen der Verhaltensökonomik. Sie entwickelten die Prospect Theory, um menschliche Urteile bei wirtschaftlichen Entscheidungen realistischer als im traditionellen Kosten-Nutzen-Modell zu modellieren. Galten Kahneman und Tversky an der Hebräischen Universität anfangs als Rivalen, so legte sich das im Jahr 1969. Von dann an saßen sie häufig zusammen in einem Seminarraum, durch die geschlossene Tür war oft Lachen zu hören. Tverskys Ehefrau sagte später, jene Beziehung sei intensiver gewesen als eine Ehe.
In einem Interview erklärte Kahneman 2013 den Gegensatz seines Ansatzes zur Chicagoer Schule und dass es darauf ankäme, ein Umfeld zu schaffen, „das einerseits die persönliche Freiheit gewährleistet und andererseits die Leute dazu bringt, Entscheidungen zu treffen, die sie später nicht bereuen“.
2015 wurde Kahneman von der Wochenzeitschrift The Economist auf Rang 7 der weltweit einflussreichsten Ökonomen geführt.
Daniel Kahneman war in erster Ehe mit der Erziehungspsychologin Irah Kahneman verheiratet. Seine zweite Ehe bestand mit der Kognitionspsychologin Anne Treisman von 1978 bis zu ihrem Tod im Jahr 2018. Kahneman hat vier Kinder.
Ehrungen
- 1993: Wahl zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- 1995: Ernest R. Hilgard Award der American Psychological Association (APA) für seinen Beitrag zur Allgemeinen Psychologie
- 1995: Warren Medal der Society of Experimental Psychologists
- 2001: Wahl zum Mitglied der National Academy of Sciences
- 2002: Wirtschafts-Nobelpreis (mit Vernon L. Smith)
- 2004: Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Würzburg
- 2004: Wahl zum Mitglied der American Philosophical Society
- 2007: Wahl zum Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
- 2008: Wahl zum korrespondierenden Mitglied der British Academy
- 2010: Leontief-Preis
- 2012: Weltwirtschaftlicher Preis des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel
- 2013: Presidential Medal of Freedom
- 2014: Ehrendoktorwürde der Yale University
Schriften (Auswahl)
- An analytical model of the semantic differential. University of California, Berkeley 1961 (Dissertation).
- Attention and effort. Prentice Hall, New York 1973, ISBN 0-13-050518-8.
- mit Paul Slovic, Amos Tversky (Hrsg.): Judgment under Uncertainty: Heuristics and Biases. Cambridge University Press, New York 1982, ISBN 0-521-28414-7.
- als Hrsg. mit Amos Tversky: Choices, Values, and Frames. Cambridge University Press, New York 2000, ISBN 0-521-62749-4.
- Experienced utitily and objective happiness: A moment-based approach. In: Daniel Kahneman, Amos Tversky (Hrsg.): Choices, Values and Frames. New York 2000.
- als Hrsg. mit Edward Diener und Norbert Schwarz: Well-Being: The Foundations of Hedonic Psychology. Russell Sage Found, New York 2003, ISBN 0-87154-423-7.
-
Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux, New York 2011, ISBN 978-0-374-27563-1.
- Deutsche Ausgabe: Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler, München 2012, ISBN 978-3-88680-886-1.
- mit Olivier Sibony und Cass R. Sunstein: Noise: A Flaw in Human Judgment. William Collins, 2021, ISBN 978-0-00-830899-5.
- Deutsche Ausgabe: Noise. Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können. Siedler, München 2021, ISBN 978-3-8275-0123-3.
Literatur
- Michael Lewis: Aus der Welt. Grenzen der Entscheidung oder Eine Freundschaft, die unser Denken verändert hat. Campus, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-593-50686-9.
Weblinks
- Persönliche Webseite an der Woodrow Wilson School of Public and International Affairs
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 2002 an Daniel Kahneman (englisch)
- Vortrag über happiness (englisch)
1969: Ragnar A. K. Frisch, Jan Tinbergen | 1970: Paul A. Samuelson | 1971: Simon S. Kuznets | 1972: John R. Hicks, Kenneth J. Arrow | 1973: Wassily Leontief | 1974: Gunnar Myrdal, Friedrich August von Hayek | 1975: Leonid W. Kantorowitsch, Tjalling C. Koopmans | 1976: Milton Friedman | 1977: Bertil Ohlin, James E. Meade | 1978: Herbert A. Simon | 1979: Theodore W. Schultz, Sir Arthur Lewis | 1980: Lawrence R. Klein | 1981: James Tobin | 1982: George J. Stigler | 1983: Gérard Debreu | 1984: Richard Stone | 1985: Franco Modigliani | 1986: James M. Buchanan Jr. | 1987: Robert M. Solow | 1988: Maurice Allais | 1989: Trygve Haavelmo | 1990: Harry M. Markowitz, Merton H. Miller, William F. Sharpe | 1991: Ronald H. Coase | 1992: Gary S. Becker | 1993: Robert W. Fogel, Douglass C. North | 1994: John C. Harsanyi, John F. Nash Jr., Reinhard Selten | 1995: Robert E. Lucas | 1996: James A. Mirrlees, William Vickrey | 1997: Robert C. Merton, Myron S. Scholes | 1998: Amartya Sen | 1999: Robert A. Mundell | 2000: James J. Heckman, Daniel L. McFadden | 2001: George A. Akerlof, A. Michael Spence, Joseph E. Stiglitz | 2002: Daniel Kahneman, Vernon L. Smith | 2003: Robert F. Engle III, Clive W. J. Granger | 2004: Finn E. Kydland, Edward C. Prescott | 2005: Robert J. Aumann, Thomas C. Schelling | 2006: Edmund S. Phelps | 2007: Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin, Roger B. Myerson | 2008: Paul Krugman | 2009: Elinor Ostrom, Oliver E. Williamson | 2010: Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen, Christopher A. Pissarides | 2011: Thomas J. Sargent, Christopher A. Sims | 2012: Alvin E. Roth, Lloyd S. Shapley | 2013: Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen, Robert J. Shiller | 2014: Jean Tirole | 2015: Angus Deaton | 2016: Oliver Hart, Bengt Holmström | 2017: Richard H. Thaler | 2018: William D. Nordhaus, Paul Romer | 2019: Abhijit Banerjee, Esther Duflo, Michael Kremer | 2020: Paul Milgrom, Robert B. Wilson | 2021: David Card, Joshua Angrist, Guido Imbens | 2022: Ben Bernanke, Douglas W. Diamond, Philip Dybvig