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Frauenforschung
Frauenforschung bezeichnet im Allgemeinen Forschung über Frauen. Sie ist somit ein Teilbereich der Geschlechterforschung. Während sich die Frauenforschung mit der Lebenssituation von Frauen beschäftigt, thematisieren Gender Studies die soziokulturelle Konstruktion von Geschlecht (Gender).
In der Geschlechterforschung hat sich analog zur Frauen- eine Männerforschung entwickelt, die sich ihrerseits mit den Lebenswelten von Männern in der Gesellschaft befasst.
Inhaltsverzeichnis
Themen der Frauenforschung und Institutionalisierung
Frauenforschung ist interdisziplinär und umfasst Bereiche der Anthropologie, Soziologie, Geschichte, Medizin, Ästhetik und anderer Wissenschaften und wirft deren Fragestellungen unter dem Gesichtspunkt des Feminismus bzw. der Frauenbewegung, Emanzipation neu auf. Frauenforschung wird universitär und außeruniversitär betrieben. Als Themen stehen die Besonderheiten der Lebenswelten von Frauen und ihrer Lebensverhältnisse im Vordergrund wie zum Beispiel Frauenbildung.
Die ersten ordentlichen Professuren für Frauenforschung an westdeutschen Hochschulen wurden ab Mitte der 1980er Jahre ausgeschrieben und besetzt. Dabei handelte es sich um Denominationen innerhalb der Sozialwissenschaften, Geschichtswissenschaft und Philosophie. Die ersten Professorinnen für Frauenforschung kamen aus der Soziologie, dazu gehören u. a. Ute Gerhard, Carol Hagemann-White, Irene Dölling.
Methoden der Frauenforschung
Verwendet werden die Forschungsmethoden der jeweiligen Wissenschaften, insbesondere der Sozialwissenschaften und der historischen Wissenschaften.
Historische Frauenforschung
Das primäre Interesse gilt einer Rekonstruktion der Geschichte von Frauen. Sie kritisiert ein unterstelltes „Vergessen“ von Frauen in der vorherrschenden Wissenschaft und die Unterrepräsentanz einer weiblichen Perspektive. Die selbst gestellte Aufgabe beinhaltet das Aufdecken und Füllen von Lücken in der Wissenschaft bezüglich von Frauen und die Einführung einer weiblichen Perspektive, bis ein „Gleichgewicht“ hergestellt ist. Die androzentrische Geschichtsschreibung wird durch eine an Frauen orientierte ergänzt bzw. ersetzt. Dabei steht die Unterscheidung von „Geschlechterideologie“ und faktischer „Wirklichkeit“ im Vordergrund.
„Frühe“ Frauenforschung
Darunter versteht man empirische Studien zur Lebenssituation von Frauen, die zwischen 1900 und 1933 im Bereich Sozialwissenschaften von nichtakademischen Autorinnen durchgeführt wurden. Da es noch keine großangelegten, institutionalisierten sozialwissenschaftlichen Forschungszusammenhänge gab, entstanden sie am Rande der Universitäten. Diese Forschungsarbeiten waren eng verknüpft mit den Zielen der Frauenbewegung sowie der Wohlfahrtspflege. Einflussreiche und produktive Frauenforscherinnen, die auf der Grundlage von Zahlen und Statistik arbeiteten, waren Elisabeth Gnauck-Kühne und Lily Braun zur Lage der Arbeiterinnen, Anna Pappritz zur Not der Prostituierten, Alice Salomon zur ungleichen Entlohnung von Mann und Frau, Henriette Fürth zum Schicksal der Kriegerwitwen und -waisen.
Siehe auch
Literatur
- Martina Löw, Bettina Mathes (Hrsg.): Schlüsselwerke der Geschlechterforschung. VS – Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-13886-3.
- Ruth Becker, Beate Kortendiek (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie (= Geschlecht & Gesellschaft. 35). 3., erweiterte und durchgesehene Auflage. VS – Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17170-8.
- Ulla Bock: Pionierarbeit. Die ersten Professorinnen für Frauen- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen Hochschulen 1984–2014 (= Politik der Geschlechterverhältnisse. 55). Campus, Frankfurt am Main u. a. 2015, ISBN 978-3-593-50301-1.
- Anna-Lena Scholz: Über die Anfänge der Frauenforschung. Die Gender-Rebellinnen. In: Der Tagesspiegel, 22. Januar 2016. [1].
- Sabine Koloch: Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit. epodium Verlag A. Backoefer, München 2017, ISBN 978-3-940388-65-0 (online).