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Massaker von Tulle

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Das Massaker von Tulle war ein am 9. Juni 1944 durch die deutsche Waffen-SS begangenes Kriegsverbrechen an der Bevölkerung der französischen Stadt Tulle.

Historischer Hintergrund

Unmittelbar nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 erhoben sich die Partisanen im Zentralmassiv und auch im Limousin, um die Invasion zu unterstützen und den Nachschub von deutschen Truppen an die Invasionsfront zu verhindern. Dabei gelang es ihnen, große Teile des Zentralmassivs in ihre Hand zu bekommen und sie griffen einige Städte an, wie Guéret und Tulle. Das deutsche Militär beobachtete die Zunahme der Partisanentätigkeit und ergriff Gegenmaßnahmen. Am 7. Juni 1944 unterstellte der Oberbefehlshaber West dem Militärbefehlshaber Frankreich mehrere Wehrmachtsverbände und die von der sowjetischen Ostfront nach Südfrankreich in der Gegend von Montauban zur Auffrischung verlegte 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ unter SS-Gruppenführer Heinz Lammerding. Die SS-Division sollte speziell zur Bekämpfung der Resistance eingesetzt werden und dann nach Norden zur Invasionsfront weiterziehen. Eine Vorausabteilung wurde noch in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni nach Tulle zur Unterstützung der dort mittlerweile eingeschlossenen Wehrmachtseinheiten in Marsch gesetzt. Am 8. Juni begann der Marsch der gesamten SS-Division auf verschiedenen Strecken nach Norden. Neben der Bekämpfung des Maquis fiel die SS-Division durch das Begehen zahlreicher Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung auf – so auch in Tulle.

Am 7. und 8. Juni 1944 waren die kommunistisch beherrschten FTP in die Stadt gezogen und hatten die dort befindlichen Wehrmachtseinheiten angegriffen, die einige 100 Mann stark waren. Teile der deutschen Verteidiger hatten während des Kampfes am Nachmittag des 7. Juni am Bahnhof 18 unbewaffnete Bahnwächter erschossen, die im Auftrag der deutschen Besatzungsmacht tätig waren und weiße Armbinden trugen. Das trug nach Kartheuser zur Erbitterung zwischen den Parteien bei. Als am 8. Juni das Hauptquartier einer der Wehrmachtseinheiten, der 8. Kompanie des Sicherungsregiments 95, eine Schule, eingeschlossen war und am Nachmittag in Brand geschossen worden war, wurden viele deutsche Soldaten bei einem Ausbruchsversuch erschossen. Es gelang der FTP schließlich, am frühen Abend des 8. Juni 1944 Tulle zu erobern. Dabei hatten die Deutschen „122 Soldaten“ – Tote, Verwundete und Vermisste – zu beklagen. Die genaue Zahl der Toten ist nicht ermittelbar. Die Leichen der Toten wurden nach Einschätzung des Historikers Peter Lieb, unter Berufung auf einen Bericht des Präfekten des Department Corrèze Trouille, teilweise geschändet. Das wird von anderen Historikern bestritten. Als Einheiten der Vorausabteilung der Division „Das Reich“ am späteren Abend des 8. Juni mit überlegenen Kräften Tulle erreichten, flohen die Partisanen, die von dem Anrücken der Truppen nichts gewusst hatten, aus der Stadt.

Verlauf

Am nächsten Tag, am 9. Juni, übte die Division „Das Reich“ massive Vergeltung an der Einwohnerschaft der Stadt für den militärischen Erfolg des französischen Widerstandes. Als erstes verhafteten sie am Morgen alle männlichen Einwohner zwischen 18 und 45 Jahren. Diese, etwa 2000 Mann, wurden in dem Innenhof der Waffenfabrik MAT versammelt. Dann wurde den Einwohnern verkündet, dass aus ihren Reihen 120 Männer aufgehängt werden sollten. Die Auswahl (eine Triage) nahm der aus Sankt Vith stammende, in Tulle stationierte, SD-Mann Walter Schmald vor. Dabei berieten ihn hohe Vichy-treue Beamte. Durch Interventionen dieser Kollaborateure, die für die Freilassung ihrer Freunde sorgten, sank die Anzahl auf 99. Dann erhängten die Soldaten der Panzerdivision diese willkürlich zusammengesuchten Geiseln mitten in der Stadt an Balkonen und Laternen und zwangen Gruppen von Einwohnern dem zuzuschauen. Dazu war unter anderem eine Gruppe von 600 zum Arbeitsdienst gehörenden Jugendlichen beordert worden. Während der Erhängungen hielten sich bei einem Teil des Geschehens zahlreiche SS-Leute auf der Terrasse eines Cafés auf. Sie tranken und vergnügten sich, wobei sie ein Grammophon spielen ließen, was die zum Zuschauen befohlenen Einwohner und zur Hinrichtung Bestimmten hörten. Dieses Kriegsverbrechen, das dem Massaker von Oradour vorausging, kann man nach Meinung des Militärhistorikers Peter Lieb noch in gewisser Weise als Kriegsrepressalie ansehen, wenn auch seiner Meinung nach die deutschen Reaktionen übertrieben und zum Teil völkerrechtswidrig waren. Das trifft für das einen Tag später begangene Massaker von Oradour nicht zu, welches eindeutig ein Kriegsverbrechen darstellt.

Strafverfolgung

Lammerding wurde nach 1945 für die Hinrichtungen von Tulle von der deutschen Justiz „aufgrund mangelnder Beweise“ nicht zur Verantwortung gezogen. Er schob die Schuld auf seine Untergebenen oder wich in anderer Weise aus; er musste nur „erdulden“, vom Redakteur der linksorientierten Frankfurter Zeitung Tat, Werner Sterzenbach, als Geiselmörder bezeichnet zu werden. Gegen einen Teil der unmittelbar beteiligten Mitglieder der involvierten Aufklärungsabteilung der SS-Division „Das Reich“ wurde 1951 in Frankreich vor einem Militärtribunal verhandelt, die für schuldig Befundenen wurden verurteilt.

Bei der im August 1944 erfolgten endgültigen Rückeroberung von Tulle von der deutschen Besatzung waren auch die Forces françaises de l’intérieur beteiligt.

Doku-Filme zum Massaker von Tulle

  • Eine Blutspur durch Frankreich. Frankreich 2015. Gesendet in ARTE am 2. Mai 2017, 20:15 bis 21:45. (Das Massaker von Tulle wird in einem Teil des Films dokumentiert).
  • ZDFinfo (2022): Die SS – Macht und Mythos: Krieg (4/6) (online (ab Minute 1:13)

Literatur

  • Helga Bories, Rolf Sawala: J’écris ton nom: Liberté. La France occupée et la Résistance; Schöningh, Paderborn 2002; ISBN 3-14-045500-3 (Diese Quellensammlung beginnt mit dem Bericht, wie eine der bekannten Täterinnen von 1944, genannt „Die Hündin“, im Jahr 1978 in Tulle erkannt wird, als sie regionale Feinkost zum Weiterverkauf in Deutschland erwirbt und wie die Menschen darauf reagieren.)
  • Collaboration and Resistance in France; ISBN 0-8109-4123-6 (auch in frz. Version gedruckt); S. 207: Bild „Lachende Deutsche neben den erhängten Zivilisten“ (eine Illustration, die genau zu Theweleits „Männerphantasien“ passt)
  • Bruno Kartheuser: Die Erhängungen von Tulle. Der 9. Juni 1944. Band 3 des unten angeführten Reihenwerks von Kartheuser. St. Vith/Belgien, 2004. ISBN 2-87316-020-9. Franz.: Les pendaisons de Tulle. Le 9 juin 1944.
  • Bruno Kartheuser: Die Erhängungen von Tulle. Ein ungesühntes Verbrechen. Band 4 des unten angeführte Reihenwerkes von Kartheuser. Franz.: Les pendaisons de Tulle. Crime sans chatiment. Deutsch: 2008 ISBN 2-87316-032-2.
    • Bruno Kartheuser: Walter, SD in Tulle. Reihenwerk aus 4 Bänden & einem Register; Edition Krautgarten, St. Vith/Belgien. (Über den belgischen Staatsangehörigen und Mitglied des SD Walter Schmald und seine Verwicklung in das Massaker von Tulle).
Bd. 2: Die Tragödie des 9. Juni 1944. Das besetzte Frankreich 1940–1943. 2004 ISBN 2-87316-015-2. Franz.: La France occupée 1940–1943. 2002
Bd. 1: Die 30er Jahre in Eupen-Malmedy. Einblick in das Netzwerk der reichsdeutschen Subversion. (viele Täter kamen aus Ostbelgien). In Niederländisch: De jaren dertig in Eupen-Malmedy. Een blik op het netwerk van de Groot-Duitse subversie. In Französisch: Les années trente à Eupen-Malmedy. Regard sur le réseau de la subversion allemande.
  • ders.: Un regard vrai sur les événements de Tulle. Droit de questions. Peuple et Culture, Conférence le 10 nov. 2008, PEC Tulle. Ed. Krautgarten, St. Vith 2009
  • Alan Shillaker: The martyrs of Tulle. (in englischer Sprache) ebd. 2005

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