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Pfeifenblumen

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Pfeifenblumen

Große Osterluzei (Aristolochia gigantea)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Magnoliids
Ordnung: Pfefferartige (Piperales)
Familie: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)
Unterfamilie: Aristolochioideae
Gattung: Pfeifenblumen
Wissenschaftlicher Name
Aristolochia
L.

Die Pfeifenblumen (Aristolochia), auch Pfeifenwinden oder Osterluzei genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae). Die 300 bis 550 Arten sind in vielen Klimagebieten weitverbreitet. Einige Kletterpflanzenarten sind wegen ihrer herzförmigen Laubblätter und ungewöhnlich geformten Blüten am häufigsten in Kultur.

Beschreibung

Illustration der Gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis)
Laubblatt von Aristolochia didyma
Illustration von Aristolochia weddellii var. rondoniana
Reife Kapselfrüchte und Samen von Aristolochia pistolochia
Reife geöffnete Frucht der Gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis)
Illustration von Aristolochia grandiflora: 1 Deckblatt, 2 Gynostemium, 3 Kessel (Utrikel), 4 Reusenmund (Syrinx), 5 Gleitrohr mit Reusenhaaren, 6 Wulst, 7 Kelchlippe, 8 Fortsatz (Appendix)

Erscheinungsbild und Blätter

Aristolochia-Arten wachsen als immergrüne oder laubabwerfende, verholzende Sträucher oder Kletterpflanzen (Lianen) oder selten selbständig aufrechte, meist niederliegende, klimmende oder kletternde, ausdauernde krautige Pflanzen. Als Überdauerungsorgane werden oft Knollen gebildet. Die Pflanzenteile enthalten oft essenzielle Öle. Es kommt Sekundäres Dickenwachstum ausgehend von einem konventionalen Kambiumring vor.

Die wechselständig und schraubig angeordneten Laubblätter sind manchmal in eine Blattscheide, aber immer in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die sehr kurzen bis langen Blattstiele sind oft auf der oberen Seite gerillt. Die häutigen bis ledrigen Blattspreiten sind einfach und oft herzförmig oder seltener drei- bis siebenlappig. Die Laubblätter können drüsig punktiert sein. Die Blattnervatur ist je nach Art sehr unterschiedlich. Es sind keine Nebenblätter, aber es sind manchmal „Pseudostipeln“ vorhanden.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder am Stamm (Kauliflorie) oder zu mehreren in seitenständigen oder stammbürtigen, zymösen, traubigen, rispigen oder ährigen Blütenständen zusammen. Es sind Hochblätter vorhanden.

Die kleinen bis großen, schlecht riechenden oder geruchlosen Blüten sind meist stark zygomorph, seltener radiärsymmetrisch und dreizählig mit einer einfachen Blütenhülle. Es sind nur Kelchblätter aber keine Kronblätter vorhanden. Die drei Kelchblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Die innen oft behaarte Kelchröhre ist oft verlängert und gerade oder nahe ihrer Basis gebogen bis S-förmig, sowie oben zylindrisch oder trichterförmig mit einer zungen-, scheiben- oder fast schildförmigen Kelchlippe, die in ein bis drei Kelchlappen oder seltener bis zu sechs Kelchzähnen endet. Die Farben der Kelchblätter reichen von grün, braun über rot bis purpurfarben. Es sind selten drei, fünf, meist sechs oder zwölf fertile Staubblätter vorhanden, die untereinander zu einer Röhre und mit dem Griffel zu einem Gynostemium verwachsen sind. Drei, fünf oder meist sechs Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, drei-, fünf- oder sechskammerigen und drei-, fünf- oder sechskantigen Fruchtknoten vollständig verwachsen. Der Griffelbereich des Gynostemiums ist drei-, fünf- oder sechslappig. Die tetrasporangiaten Staubbeutel können Anhängsel besitzen. Jede Fruchtknotenkammer enthält 20 bis 50 hängende oder horizontale, meist anatrope Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation. An der Basis der Kessel befinden sich zwei bis sechs Nektarien. Ein Diskus kann vorhanden sein.

Früchte und Samen

Die trockenen Kapselfrüchte öffnen sich bei Reife scheidewandspaltig = septizid mit drei oder fünf, aber meist sechs Fruchtklappen je nach Art von der Spitze oder der Basis ausgehend (selten bleiben sie geschlossen) und enthalten viele Samen.

Die flachen oder plano-konvexen, eiförmigen oder dreieckigen Samen besitzen manchmal Flügel oder manchmal häutige Elaiosome. Es ist ölhaltiges Endosperm und zur Samenreife ein nur rudimentärer bis schwach entwickelter Embryo vorhanden. Die Samenschale (Testa) ist glatt oder besitzt Warzen.

Chromosomensätze

Die Chromosomengrundzahlen betragen x = 6, 7, 8.

Inhaltsstoffe

Aristolochia-Arten enthalten oft Aristolochiasäuren. In den Wurzeln der Gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis) sind bis zu 1 Prozent Aristolochiasäuren enthalten. Diese sind gefährlich. Aristolochiasäuren wirken genotoxisch, nephrotoxisch und im Tierversuch sogar cancerogen. Ebenso könne ein Zusammenhang mit Urothelkarzinomen beim Menschen bestehen.

Ökologie

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie), meist Zweiflügler (Diptera). Die Blüten vieler Arten besitzen einen besonderen Bestäubungsmechanismus: Sie sind „Kesselfallenblumen“. Sie riechen stark, um bestimmte Insekten anzulocken. Der innere Bereich der Blütenröhre ist behaart, dies sorgt dafür, dass das angelockte Insekt die Blüte erst wieder verlassen kann, wenn es mit Pollen bedeckt ist und so weitere Blüten bestäuben kann.

Systematik

Die Gattung Aristolochia gehört zur Unterfamilie Aristolochioideae in der Familie der Aristolochiaceae.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung der Gattung Aristolochia erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 960–962. Als Lectotypus wurde 1913 Aristolochia rotunda L. festgelegt.Synonyme für Aristolochia L. sind bis 2019: Einomeia Raf., Endodeca Raf., Euglypha Chodat & Hassl., Holostylis Duch. und Isotrema Raf. Der Gattungsname Aristolochia ist schon bei Theophrast der Name einer Aristolochia-Art und leitet sich von den altgriechischen Wörtern āριστος áristos für „sehr gut“ und λóχος lóchos für „Niederkunft“ oder „Geburt“ ab, dies bezieht sich auf die Verwendung der Droge als obstetrisches Mittel ab.

Innere Systematik und botanische Geschichte

Die Gattung Aristolochia wurde durch Wanke 2006 et al. in drei Untergattungen gegliedert: Aristolochia subg. Aristolochia, Aristolochia subg. Siphisia und Aristolochia subg. Pararistolochia. Durch Zhu et al. 2019 wurden die Arten der Untergattung Aristolochia subg. Siphisia in die reaktivierte Gattung Isotrema Raf. gestellt.

Südspanische Osterluzei (Aristolochia baetica)
Habitus, Laubblätter und Blüten von Aristolochia bridgesii
Habitus und Laubblätter von Aristolochia cauliflora
Blüten der Gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis)
Blüten von Aristolochia contorta
Stark behaarte Blüte der Kretischen Osterluzei (Aristolochia cretica)
Hängende Osterluzei (Aristolochia cymbifera)
Blüten von Aristolochia enricoi
Behaarte Blüte von Aristolochia eriantha
Blüte der Großen Osterluzei (Aristolochia gigantea)
Großblütige Osterluzei (Aristolochia grandiflora)
Lindners Osterluzei (Aristolochia lindneri)
Gespensterpflanze (Aristolochia littoralis)
Gelbe Osterluzei (Aristolochia lutea)
Blüte der Amerikanischen Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla)
Habitus und Laubblätter von Aristolochia maurorum
Wenignervige Osterluzei (Aristolochia paucinervis)
Stängel, Laubblätter und Blüte der Pistolochia-Osterluzei (Aristolochia pistolochia)
Pistolochia-Osterluzei (Aristolochia pistolochia)
Laubblätter und Blüten von Aristolochia poecilantha
Habitus und Laubblätter von Aristolochia praevenosa
Rundblättrige Osterluzei (Aristolochia rotunda)
Immergrüne Osterluzei (Aristolochia sempervirens)
Illustration von Aristolochia tagala
Illustration von Aristolochia trifida
Illustration von Aristolochia trilobata

Arten und ihre Verbreitung

Je nach Autor gibt 300 bis 550Aristolochia-Arten. Hier die Darstellung Aristolochia s. l. noch vor 2019 (Auswahl):

Medizinisches

Die Pflanzen sind in allen Teilen giftig. Die enthaltenden Aristolochiasäuren wirken mutagen (krebserzeugend), indem sie mit der Erbsubstanz DNA reagieren. In den 1950er Jahren wird mit Aristoochiasäure verunreinigter Weizen für die Balkannephritis verantwortlich gemacht. In den 1990er Jahren trat in China und Taiwan nach Genuss von Pfeifenblumenaufgüssen vermehrt Nierenversagen bei Frauen auf (Aristolochiasäurenephropathie). Nierenversagen und das Auftreten von bösartigen Tumoren des Harntraktes sind abhängig von der Aufnahmemenge an Aristolochiasäure.

Literatur

  • Kerry Barringer, Alan T. Whittemore: Aristolochiaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. Aristolochia – textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
  • Shumei Huang, Lawrence M. Kelly, Michael G. Gilbert: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Aristolochiaceae. In: Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-27-X. Aristolochia Linnaeus. S. 258–269 – textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
  • M. Qaiser: Aristolochiaceae. In: Aristolochia bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis. (Abschnitt Beschreibung)
  • H. R. Coleman in Western Australian Flora, 2008: Aristolochia – Online.
  • Stefan J. U. Wanke: Evolution of the genus Aristolochia: Systematics, Molecular Evolution and Ecology. Doktorarbeit, TU Dresden, Germany, 2006: PDF online.
  • Stefan J. U. Wanke: Evolution of the genus Aristolochia: Systematics, Molecular Evolution and Ecology – Evolution der Gattung Aristolochia: Systematik, Molekulare Evolution und Ökologie. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. rer. nat.) der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universität Dresden 2006. Volltext-PDF.

Weblinks

Commons: Pfeifenblumen (Aristolochia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur

  • Joelcio Freitas, Favio González, Odile Poncy, Christian Feuillet, Anderson Alves-Araújo: Floral Geometric Morphometrics unveils A New Cauliflorous Species of Aristolochia (Aristolochiaceae) from the Guiana Shield. In: Phytotaxa. Volume 474, Issue 1, 2020, S. 1–14. doi:10.11646/phytotaxa.474.1.1
  • Ya Jin Luo, Shi Dong Ni, Qiang Jiang, Bo Gao Huang, Yan Liu, Song Huang: Aristolochia yachangensis, a new species of Aristolochiaceae from limestone areas in Guangxi, China. In: PhytoKeys. Volume 153, Juli 2020, S. 49–61. doi:10.3897/phytokeys.153.52796
  • Jun Wang, Ji-Dong Ya, Cheng Liu, Guang Liu, Feng Cao, Jin-Shuang Ma, Xin-Xin Zhu: Taxonomic studies on the genus Isotrema (Aristolochiaceae) from China: II. I. brevilimbum (Aristolochiaceae), a new species from Guizhou, China. In: PhytoKeys. Volume 152, Juli 2020, S. 15–25. doi:10.3897/phytokeys.152.51760
  • Xin Xin Zhu, Hai Lei Zheng, Jun Wang, Yong Qian Gao, Jin Shuang Ma: Taxonomic studies on the genus Isotrema (Aristolochiaceae) from China: I. I. cangshanense, a new species from Yunnan. In: PhytoKeys. Volume 134, Oktober 2019, S. 115–124. doi:10.3897/phytokeys.134.37243
  • Hung Viet Lai, Thanh Trung Nguyen, Dung Van Phan, Nikolay G. Prilepsky, Maxim S. Nuraliev, Truong Van Do: Aristolochia binhthuanensis (Aristolochiaceae), a New Species and a Key to the Species of A. Subgen. Aristolochia in Vietnam. In: Annales Botanici Fennici. Volume 56, Issue 4–6, Oktober 2019, S. 241–246.
  • Dipankar Borah, Momang Taram, Abhaya Prasad Das, Sumpam Tangjang, Truong Van Do: Aristolochia assamica (Aristolochiaceae), a New Species from the East Himalayas. In: Annales Botanici Fennici. Volume 56, Issue 4–6, Oktober 2019, S. 253–257.
  • Joelcio Freitas, Favio González, Anderson Alves-Araújo: Aristolochia lorenae, a new cauliflorous Aristolochia (Aristolochiaceae) from the Brazilian Amazonian Forest. In: Systematic Botany. Volume 44, Issue 1, Februar 2019, S. 101–106. doi:10.1600/036364419X697949
  • Bin Yang, Hong-Bo Ding, Shi-Shun Zhou, Xinxin Zhu, Ren Li, Mya Bhone Maw, Yun-Hong Tan: Aristolochia sinoburmanica (Aristolochiaceae), a new species from north Myanmar. In: PhytoKeys. Volume 94, 2018, S. 13–22. doi:10.3897/phytokeys.94.21557
  • Xin-Xin Zhu, Bin Shen, Zeng-Peng Sun, Bin Chen, Shuai Liao, Jin-Shuang Ma: Two New Species of Aristolochia (Aristolochiaceae) from Yunnan, China. In: Novon. Volume 26, Issue 3, Oktober 2018, S. 298–306.
  • O. V. Nakonechnaya, A. V. Kalachev: Pollen ultrastructure in Aristolochia manshuriensis and A. contorta (Aristolochiaceae). In: Protoplasma. Volume 255, Issue 5, 2018, S. 1309. doi:10.1007/s00709-018-1230-4
  • N. Kırımer, B. Demirci, G. Iscan, H. Malyer, A. Tosunoğlu, K. Baser: Characterization of the Volatile Compounds of Five Endemic Aristolochia Species from Turkey. In: Chemistry of Natural Compounds. Volume 54, Issue 4, 2018, S. 777–780. doi:10.1007/s10600-018-2472-2
  • X. X. Zhu, S. Liao, Z. P. Sun, A. G. Zhen, J. S. Ma: The taxonomic revision of Asian Aristolochia (Aristolochiaceae) II: Identities of Aristolochia austroyunnanensis, A. dabieshanensis and A. hyperxantha — a new species from Zhejiang, China. In: Phytotaxa. Volume 313, Issue 1, 2017, S. 61–76. doi:10.11646/phytotaxa.313.1.4
  • X. X. Zhu, S. Liao, L. Zhang, Z. H. Wang, C. Du, J. S. Ma: The taxonomic revision of Asian Aristolochia (Aristolochiaceae) I: Confirmation and illustration of A. austroszechuanica, A. faucimaculata and A. yunnanensis var. meionantha from China. In: Phytotaxa. Volume 261, Issue 2, 2016, S. 137–146. doi:10.11646/phytotaxa.261.2.3
  • Iacopo Luino, Martin W. Callmander, Odile Poncy, Simona Da-Giau, Laurent Gautier: A new Pararistolochia Hutch. & Dalziel (Aristolochiaceae) from the Beanka Tsingy (western Madagascar). In: Candollea Volume 71, Issue 1, Juni 2016, S. 135–141.
  • Lei Wu: Aristolochia longlinensis (Aristolochiaceae), a New Species from Western Guangxi, China. In: Novon. Volume 23, Issue 4, Januar 2015, S. 490–493.
  • Han Xu, Yi-De Li, Hai-Jun Yang, Huan-Qiang Chen: Two New Species of Aristolochia (Aristolochiaceae) from Hainan Island, China. In: Novon. Volume 21, Issue 2, 2011, S. 285–289.
  • Tetsuo Ohi-Toma, Takashi Sugawara, Hiroko Murata, Stefan Wanke, Christoph Neinhuis, Jin Murata: Molecular Phylogeny of Aristolochia sensu lato (Aristolochiaceae) based on Sequences of rbcL, matK, and phyA Genes, with Special Reference to Differentiation of Chromosome Numbers. In: Systematic Botany. Volume 31, Issue 3, 2006, S. 481–492. doi:10.1600/036364406778388656

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