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Sprachentwicklungsstörung
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F80.9 | Entwicklungsstörung des Sprechens oder der Sprache, nicht näher bezeichnet |
F80.1 | Expressive Sprachstörung |
F80.2 | Rezeptive Sprachstörung |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter einer Sprachentwicklungsstörung (SES) versteht man eine zeitlich und inhaltlich nicht altersentsprechende Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes. Im Unterschied zu dem übergeordneten Begriff Sprachstörung ist bei einer SES das System Sprache betroffen. Eine rezeptive SES (die eigene Sprachwahrnehmung ist betroffen) wird von einer expressiven (die sprachlichen Äußerungen sind betroffen) unterschieden. Die Symptome einer SES werden auf linguistischen Ebenen beschrieben, wobei hier mehrere betroffen sein können. Man unterscheidet im Wesentlichen phonetisch-phonologische (veraltet: Dyslalie), morpho-syntaktische (dysgrammatische), lexikalisch-semantische Störungen, sowie solche auf pragmatisch-kommunikativer Ebene. Der Grad der Abweichung kann in allen Bereichen gleich oder unterschiedlich sein.
Bis zu einem Alter von 36 Lebensmonaten spricht man bei einer rein zeitlichen Abweichung der Sprachentwicklung von mehr als 6 Monaten Rückstand von einer Sprachentwicklungsverzögerung.
Siehe auch: spezifische Sprachentwicklungsstörung
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Für eine SES können folgende Ursachenkreise verantwortlich sein:
- Medizinische Faktoren (bes. Hörstörungen)
- Genetische Faktoren
- Soziokulturelle Faktoren
- Umweltfaktoren
- Psychische Faktoren
Diagnostik
Bei Sprachentwicklungsproblemen sollten sich die Eltern an einen Arzt wenden. Dort werden mögliche Ursachen untersucht, primär erforderlich ist der Ausschluss einer Hörstörung und die Beurteilung der Gesamt-, insbesondere der kognitiven Entwicklung des Kindes. Wenn nötig, erfolgt eine weitere fachliche Diagnostik (z. B. beim Phoniater, HNO-Arzt, Kinderarzt, Neuropädiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Kinderpsychologen).
Behandlung
Neben der Behandlung und Beseitigung möglicher Ursachen kommt eine Sprachtherapie, die zum Beispiel durch einen Logopäden durchgeführt werden kann, in Betracht. Wichtig ist auch eine strukturierte sprachliche Förderung im häuslichen Umfeld.
Literatur für Eltern und Erzieher
- Annerose Keilmann, Thomas Brauer: So lernt mein Kind sprechen. Schulz-Kirchner-Verlag, 2005, ISBN 382480378X
- Anja Mannhard, Kristine Scheib: Was Erzieherinnen über Sprachstörungen wissen müssen. Mit Spielen und Tipps für den Kindergarten. (2. überarb. Aufl.). Ernst Reinhardt Verlag, München 2007, ISBN 978-3-497-01919-9
- Ingeburg Stengel u. a.: Sprachschwierigkeiten bei Kindern. Verlag Klett-Cotta, 2001, ISBN 3608918841
Literatur
- Michael Schecker et al.: Spezifische Sprachentwicklungsstörungen. In: Hermann Schöler, Alfons Welling (Hrsg.): Handbuch Sonderpädagogik: Sonderpädagogik der Sprache. Hogrefe, 2007, ISBN 3-8017-1708-9.
- Wendler, Jürgen; Seidner, Wolfgang; Eysholdt, Ulrich: Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. 4. Auflage. Thieme-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-102294-9.
- Stephan Baumgartner und Iris Füssenich (Hrsg.): Sprachtherapie mit Kindern. 5. Auflage. UTB, München 2002, ISBN 978-3-8252-8188-5
Leitlinien
- S2k-Leitlinie Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen (SES) unter Berücksichtigung umschriebener Sprachentwicklungsstörungen (USES) der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) und der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). In: AWMF online (Stand 2011)