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Tufania
Tufania (oder Tofana oder Teofania) eigentlich Giulia Mangiardi war der Name von mehreren italienischen Giftmischerinnen, die mit der Erfindung und Verbreitung des Aqua Tofana in Verbindung gebracht werden und deren Produkt mit etwa 600 Todesfällen in Verbindung gebracht. Die klare, farb- und geschmacklose Giftmischung bestand wahrscheinlich aus einer Arsenlösung, möglicherweise in Kombination mit Blei und Belladonna und wurde insbesondere von Ehefrauen zum Gattenmord verwendet.
Acqua Tofana wurde 1632 oder 1633 zum ersten Mal namentlich erwähnt und war Gegenstand eines Giftmordprozesses, der 1659 in Rom stattfand. Sowohl Teofania di Adamo als auch Giulia Tofana werden als mögliche Erfinderin des Giftes genannt. Die erste Frau, die in Verbindung mit den Giftmorden hingerichtet wurde, war jedoch Francesca la Sarda, der im Februar 1632 in Palermo der Prozess gemacht wurde.
Frauen, im Italien des 17. Jahrhunderts, durften ihren Partner weder selbst aussuchen noch bestand die Möglichkeit zur Scheidung. Gehorsam und Unterordnung wurden erwartet und wer unglücklich mit einem gewalttätigen Ehemann verheiratet war, konnte nur auf dessen frühen Tod hoffen. Die Anwendung von Aqua Tofana erschien somit vielen Ehefrauen als mögliche Lösung ihres Problems.
Inhaltsverzeichnis
Teofania und Tofana
In der Frage ob es Giulia Tofana oder Teofania di Adamo war, die die Giftmischung Aqua Tofana erfunden und verbreitet hat, widersprechen sich die Quellen. Der Brockhaus von 1837 nennt darüber hinaus 1707 bzw. 1730 als mögliches Todesdatum, in diesem Fall wäre keine der beiden hier genannten Frauen die Erfinderin des Aqua Tofana.
Teofania di Adamo († 1633)
Teofania di Adamo, die 1633 hingerichtet wurde, soll Aqua Tofana erfunden und verkauft haben. Teofania di Adamo könnte für die Vergiftung von bis zu 600 Personen verantwortlich sein. Später verkaufte ihre Tochter, Giulia Tofana, das Gift in kleinen Fläschchen in Rom und Neapel.
Teofania di Adamo wurde mit Giftmorden in Verbindung gebracht, die durch Aqua Tofana verursacht worden waren und 1633 hingerichtet.
Teofania vertrieb das Aqua Tofana – auch Aqua Tufania oder Aqua Napoli – angeblich zunächst innerhalb Neapels, später auch darüber hinaus und schließlich europaweit.
Giulia Tofana
Giulia Tofana wurde um 1620 im süditalienischen Palermo geboren. Mitte des 17. Jahrhunderts vertrieb Giulia Tofana zunächst Kosmetika in Süditalien – zuerst in Salerno, dann in Neapel und schließlich in Rom, wobei sie ihr Geschäft auf Giftmischungen ausgedehnt hatte, die sie zwar herstellte, aber nicht verabreichte. Giulia Tofana soll mit einem speziellen Gift-Elixier namens Aqua Tofana geholfen haben, mehr als 600 Männer zu vergiften.
Es ist nicht nur unklar, ob Giulia Tofana die Tochter (oder Schwester) der Teofania di Adamo war. In Rom wurden 1659 von Papst Alexander VII. Nachforschungen zu den Giftmorden veranlasst. Einige Quellen gehen davon aus, Giulia Tofana habe unter Folter zugegeben zwischen 1633 und 1651 für die Vergiftung von über 600 Männern verantwortlich gewesen zu sein. Sie sei im Zuge des Prozesses verurteilt und auf dem Campo de’ Fiori am Galgen "gemeinsam mit ihrer Tochter Girolama Spera und drei Arbeitern" hingerichtet worden.
Andere Quellen sagen aus, Giulia Tofana sei bereits 1651 friedlich in ihrem Bett gestorben. Aber Girolama Spara, die hier als ihre Helferin bezeichnet wurde und offenbar die Geschäfte nach Giulia Tofanas Tod weiter führte, wurde 1659 (in Rom) der Prozess gemacht, von dem etwa 1.450 Seiten als Prozessakten erhalten blieben.
Ergebnisse der Neuuntersuchung zur Herkunft des Aqua Tofana (1881)
Der Sizilianer Salvatore Salomene-Marino veröffentlichte 1881 seine Erkenntnisse zum Thema Aqua Tofana, nachdem er sämtliche verfügbaren Quellen gesichtet und ausgewertet hatte. Er benennt Teofania di Adamo als Erfinderin der Mixtur. Francesca la Sarda soll bei der Herstellung und dem Vertrieb als Helferin fungiert haben. Die Hinrichtung von Teofania di Adamo erfolgte (laut Boccone, 1697) entweder durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen (eine Hinrichtungsart, die normalerweise Männern vorbehalten war) oder aber sie wurde lebend in einem verschlossenen Sack vom Dach des Bischofspalasts unter Anwesenheit der Öffentlichkeit auf die Straße geworfen.
Dennoch war die Rezeptur weiterhin einigen Frauen bekannt, die es weiterhin herstellten und vertrieben. Hauptverantwortliche soll Giulia Tofana gewesen sein, von der berichtet wird, sie sei möglicherweise die Tochter von Teofania di Adamo. Zu ihren Helferinnen zählte unter anderem die junge Girolama Spara, die nach dem Tod von Giulia Tofana (hier 1651) die Geschäfte übernahm, unterstützt u. a. von Giovanna de Grandis. Das Gift wurde in kleinen Glasflaschen abgefüllt und unter dem Namen „Manna des Heiligen Nikolaus von Bari“ vertrieben. Die Flaschen trugen jeweils auch das Konterfei des Heiligen und enthielten angeblich Heilöl zur Behandlung von Akne. Papst Alexander VII. ließ 1658 Untersuchungen einleiten, die zur Festnahme von Giovanna de Grandis und Girolama Spara führten. Die beiden wurden des Mordes in 46 Fällen überführt und 1659 öffentlich durch Erhängen hingerichtet. Nach Angaben des Historikers Alessandro Ademollo waren die Namen prominenter Opfer auf Weisung des Papstes nicht veröffentlicht worden. Einer der prominentesten war der Herzog von Ceri, dessen deutlich jüngere Frau ihn vergiftet haben soll und ihrer Strafe unter der Auflage, sich erneut zu verheiraten, entging.
Historische Einträge zu Acqua Tofana bzw. Aqua Toffana
Es gibt mehrere Einträge über das berühmte Gift, wobei die Schreibweise ebenso variabel ist, wie die Angaben zu der dazugehörigen Erfinderin.
Eintrag im Brockhaus (1837)
Eintrag aus dem Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837: Aqua tofana oder Toffana, auch Acquetta di Napoli di Perugia oder della Toffa heißt der Gifttrank, welcher zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Italien allgemeinen Schrecken verbreitete und über dessen Zusammensetzung und Bereitung man noch gegenwärtig nichts Zuverlässiges weiß. Seinen Namen hat er von seiner Erfinderin, einer Sizilianerin, Toffa oder Toffania, erhalten; doch mögen auch Andere ihn zu bereiten verstanden haben, und noch jetzt soll eine Familie zu Perugia im Besitze des Geheimnisses sein. Diese Toffa, welche früher zu Palermo, später zu Neapel lebte, verkaufte dieses Gift als Manna von St.-Nicolas von Bari, aus dessen Grabe, wie man glaubte, ein für viele Krankheiten heilsames Wunderöl fließen sollte. Das Mittel bewirkte keine Zufälle, die den Verdacht einer Vergiftung hätten erregen können, tötete auch nicht schnell, sondern langsam und allmählich; daß aber die Verfertigerin sogar vermocht habe, nach der Gabe ihres Giftes den Tag und die Stunde des eintretenden Todes vorher zu bestimmen, ist eine Fabel. Der Vergiftete empfand keine Schmerzen, bekam weder Fieber noch Zuckungen, sondern verlor, wenn er auch nur fünf bis sechs Tropfen bekommen hatte, den Appetit, die Liebe zum Leben, klagte über beständigen Durst und große Kraftlosigkeit und verfiel endlich in Abzehrung, die seinem Dasein ein Ende machte. So waren nach und nach zu Neapel und in andern italienischen Städten mehrere hundert Menschen hingemordet worden, als endlich 1709 die Giftmischerin, die sich vergebens in ein Kloster zu retten versucht hatte, eingezogen, durch die Folter zum Geständnis gebracht und nach Einigen erdrosselt wurde, während sie nach Andern noch 1730 im Kerker gelebt haben soll. Über die Bestandteile und Bereitungsart ihres Giftes, das als ein farb-, geschmack- und geruchloses Wasser beschrieben wird, gibt es sehr abweichende und zum Theil abenteuerliche Meinungen. So glaubte man, daß der Geifer zu Tode gequälter, besonders gekitzelter Menschen einen wesentlichen Bestandteil desselben ausgemacht habe; nach Andern sollte es aus dem Safte zerquetschter giftiger Insekten bereitet worden sein u. s. w. Am Wahrscheinlichsten ist das Mittel eine Zubereitung aus bloßem Arsenik gewesen, dafür sprechen wenigstens die glaubhaftesten Nachrichten. Der berühmte Arzt Friedr. Hoffmann erwähnt eines Briefes Ganelli’s, des ersten Leibarztes Kaiser Karl VI., worin dieser berichtet, daß die Aqua der Toffania nichts Anderes sei als eine wässerige Auflösung des kristallisierten Arseniks mit einem Zusatze und daß er dies aus dem Munde des Kaisers selbst habe, dem die Akten des Prozesses der Verbrecherin vorgelegt worden seien. Nach Einigen wird noch jetzt zu Bologna, Rom und Neapel die Aqua Tofana, und zwar in dreifacher Art, heimlich bereitet. Die erste Art soll eine gelbliche, geruchlose Tinktur sein, die in Gläschen aufbewahrt und sorgfältig gegen die Einwirkung der Luft und des Lichts geschützt werden muss, und durch Destillation von spanischen Fliegen mit Alkohol und Wasser gewonnen werden, die zweite eine helle und durchsichtige Flüssigkeit, aus arsenikhaltigem Kali, Wasser und etwas Alkohol bestehen und in 50 Tropfen 4 Gran Arsenik enthalten, und die dritte, welche gleichfalls hell, durchsichtig, geruchlos und von süßlichem Geschmacke ist, eine starke Auflösung von Bleizucker in destilliertem Wasser sein und einen langsamen Tod durch Abzehrung verursachen.
Eintrag in Pierer’s Universal-Lexikon (1857)
Pierer’s Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 633 weiß folgendes zu berichten: Aqua Toffana (Acquetta della Toffa, A. di Napoli, A. di Prinziá), berüchtigter, wasserklarer, geschmackloser u. schon in der geringen Gabe von 5 bis 6 Tropfen tödtlicher Gifttrank, durch welchen im 17. Jahrhundert, bes. unter Papst Alexander VII., viele Personen in Rom, Neapel, Palermo, Paris u. a. Orten, aus dem Wege geräumt worden sein sollen. Nach dem Genuß erfolgte allmählich Ermattung, Abmagerung, heftiger Durst, Ekel gegen Speisen, Lebensüberdruß; nach der Gabe soll man die Zeit, wenn der Tod erfolgen werde, haben bestimmen können. Als Erfinderin wird Tofana aus Palermo genannt, die ihre Verbrechen von 1679 an trieb, endlich in Neapel, trotzdem daß sie in ein Kloster geflüchtet war, 1709 verhaftet u. gehängt worden sein soll. Sie soll 600 Vergiftungen eingestanden, Anfangs ihr Handwerk aus Gewinnsucht, später aus Leidenschaft getrieben haben. Ihre verkauften kleinen, flachen Giftphiolen hatten das Bildnis des St. Nicolaus von Bari u. die Umschrift: Manna des St. Nicolaus. Sie soll mehrere Gehülfinnen, so Hieronyma Spara, eine Sicilianerin, welche später das Vergiftungshandwerk noch sehr stark betrieb, gehabt haben. Noch jetzt soll eine Familie in Perugia das Geheimniß der A. T. besitzen. Einige halten die A. T. für eine Mischung von spanischen Fliegen u. Opium; Andere nehmen Bleizucker für Hauptingredienz an; Haller glaubt, es sei Schweiß u. Geifer, welcher am Munde der zu Tode gemarterten od. an den Beinen hängend gekitzelter Menschen gesammelt werde. Garelli behauptet, nach einer Mitteilung des Kaisers Karl VI., der die Akten sah, es sei eine mit Antirrhinum cymbularia versetzte Auflösung von kristallisiertem Arsenik in Wasser, u. künstlich versteckte Arseniksäure scheint das Hauptingredienz der A. T. zu sein.
Literatur
- Lewin, Louis: Die Gifte in der Weltgeschichte. Repro. Nachdruck der Ausg. Berlin (3. Aufl.) von 1920, Gerstenberg, Hildesheim 1984, ISBN 3806720134