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Atorvastatin

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Strukturformel
Struktur von Atorvastatin
Allgemeines
Freiname Atorvastatin
Andere Namen

(3R,5R)-7-[2-(4-Fluorphenyl)-5-isopropyl-3-phenyl-4-(phenylcarbamoyl)pyrrol-1-yl]-3,5-dihydroxyheptansäure (IUPAC)

Summenformel C33H35FN2O5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 806-698-0
ECHA-InfoCard 100.125.464
PubChem 60823
ChemSpider 54810
DrugBank DB01076
Wikidata Q668093
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C10AA05

Wirkstoffklasse

Statine

Wirkmechanismus

HMG-CoA-Reduktase-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 558,65 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 159,2–160,7 °C
  • 158,3 °C (Calciumsalz)
  • 190,9 °C (Magnesiumsalz)
  • 197,2 °C (Atorvastatin-Natrium)
Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser (1,12 mg·l−1 bei 25 °C)

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

> 5000 mg·kg−1 (LD50Ratteoral, Calciumsalz)

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Atorvastatin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Statine, der zur Therapie der Hypercholesterinämie eingesetzt wird. Er kam 1997 in den USA als Lipitor, in Deutschland als Sortis auf den Markt, das bis 2017 mit einem Gesamtumsatz von 142 Milliarden US-Dollar zum umsatzstärksten Medikament weltweit zählte.

Entwickelt wurde Atorvastatin 1985 von dem US-amerikanischen Chemiker Bruce D. Roth.

Wirkmechanismus

Atorvastatin ist ein kompetitiver HMG-CoA-Reduktasehemmer. Die HMG-CoA-Reduktase wirkt als Katalysator bei der Reduktion des 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzyms A (HMG-CoA) zu Mevalonat, welche einen begrenzenden Schritt in der hepatischen Cholesterinsynthese darstellt.

Durch die Absenkung der Cholesterinsynthese steigern die Leberzellen die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf der Zelloberfläche, sodass die LDL-Aufnahme in die Leberzelle erhöht und damit der LDL-Spiegel im Blut verringert wird.

Wirkstärke

Atorvastatin galt bis Anfang 2009 als in den eingesetzten Dosierungen (10 bis 20, selten bis 80 mg pro Tag) als das am stärksten wirksame Statin auf dem deutschen Markt. Es ist etwa zwei- bis dreimal so stark wirksam wie Simvastatin (10 mg Atorvastatin entsprechen etwa 20–30 mg Simvastatin). Stärker als Atorvastatin ist das auf dem deutschen Markt seit Januar 2009 verfügbare Rosuvastatin.

Nebenwirkungen

Atorvastatin kann u. a. Störungen des Magen-Darm-Traktes (Durchfall, Verstopfung, Blähungen), Müdigkeit, Muskelschmerzen sowie Kopf- und Gelenkschmerzen verursachen. Zu den schwerwiegenden, wenn auch seltenen, Nebenwirkungen gehören toxische Myopathien (Herzerkrankungen), die tödlich verlaufen können.

Neuere Studien zeigen ein erhöhtes Diabetes-mellitus-Risiko durch Statine, wenn auch das Nutzen-Risiko-Verhältnis offenbar günstig ist.

Marktbedeutung/Therapievorteile

Weltmarkt

Umsatz von Atorvastatin (Lipitor) in orange (ab 2012 Vorhersage). Nach Calo-Fernández et al., 2012.

Das von Warner-Lambert 1997 in den USA als Lipitor und in Deutschland als Sortis eingeführte Atorvastatin zählte bis 2017 mit einem Gesamtumsatz von 142 Milliarden US-Dollar zum umsatzstärksten Medikament weltweit. 2000 fiel die Lizenz durch die Firmenübernahme von Warner-Lambert an Pfizer. 2003 war Lipitor mit einem Anteil von etwa 50 Prozent in den USA Marktführer in der Kategorie der Cholesterinsenker. Im Jahr 2005 erzielte Lipitor einen Umsatz von weltweit 12,2 Milliarden US-Dollar. 2008 hatte es auf dem weltweiten Statinmarkt einen Marktanteil von ca. 40–50 % und erbrachte Pfizer einen Umsatz von 12,4 Milliarden Dollar. Auch noch 2011 war Lipitor mit einem Umsatz von 12,264 Milliarden Dollar auf Platz 1 der weltweit umsatzstärksten Medikamente. Nach dem Verlust des Patentschutzes (November 2011 in USA, Mitte 2012 in Europa) brachen die Umsätze ein. Im Jahr 2019 belief sich Pfizers Umsatz mit Lipitor auf rund 1,97 Milliarden US-Dollar.

Deutschland

Stellenwert von Atorvastatin (pink/rosa) unter den GKV-Verordnungen in Deutschland. Patentablauf Simvastatin: 2003, Patentablauf Atorvastatin: 2012. (Absolute Zahlen 2002 und 2003 nicht angegeben, da wegen Definitionsänderung der DDD im Jahr 2008 nicht mit späteren Daten vergleichbar). Quellen: AVR,IGES.

Auf dem deutschen Markt lag der Marktanteil Ende 2003 unter den Statinen bei etwa 50 %. Anfang 2004 trat eine Gesundheitsreform in Kraft, die für alle Statine einen Festbetrag vorgab. Die Firma Pfizer beschloss, die Preise für Sortis nicht an die Festbeträge anzupassen, sodass seitdem bei der Verordnung von Sortis eine höhere Zuzahlung für die Patienten anfiel. Begründet wurde diese Maßnahme seitens des Herstellers mit wirtschaftlichen Gründen im internationalen Zusammenhang. Infolge dieser Aktion sank nach Kassenangaben der Marktanteil der zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordneten Sortis-Packungen in Deutschland 2005 auf unter 5 Prozent. Der Marktanteil bei den privaten Krankenversicherungen betrug im gleichen Zeitraum über 50 Prozent. Am 7. Mai 2012 lief der Patentschutz für Atorvastatin aus; seit dem 8. Mai 2012 ist der Wirkstoff damit frei für Generikaanbieter und auch in Deutschland als Generikum in erhältlich. Da laut Studie mehr als 50 % der Patienten, die sich bereits in Therapie z. B. mit Simvastatin befinden, einen nicht ausreichend gesenkten LDL- und Gesamtcholesterinspiegel haben, ist Atorvastatin für Kassenpatienten mit einer besseren Wirksamkeit zu einem ähnlichen Preis eine Alternative. Bei den zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordneten Lipidsenker überholte Atorvastatin 2019 mit 1.174 verordneten definierten Tagesdosen (Zuwachs gegenüber Vorjahr +20,1 %) erstmals Simvastatin, das bis dahin lange Zeit die Wirkstoffgruppe anführte.

Salze

Salz Name Stöchiom. CAS‑Nummer ChemSpider PubChem Wikidata
Calciumsalz Atorvastatin-Hemicalcium 2 : 1 134523-03-8 54809 60822 Q27888052
Atorvastatin-Hemicalcium · 0,25 H2O 2 : 1 : 0,5 357164-38-6 16788213 20112005
Atorvastatin-Hemicalcium · 1,5 H2O
(Atorvastatin-Hemicalcium-Sesquihydrat,  Atorvastatin-Calcium-Trihydrat [Ph.Eur.])
2 : 1 : 3 344423-98-9 571124 656846 Q27105879
Atorvastatin-Hemicalcium · 3 H2O 2 : 1 : 6 344920-08-7 71311905
Atorvastatin-Hemicalcium-Propylenglycol (2:1) 2 : 1 : 1 1040350-07-9 32701736 51039411 Q27294685
Magnesiumsalz Atorvastatin-Hemimagnesium 2 : 1 874114-41-7 9825801 11651062 Q27280918
Atorvastatin-Hemimagnesium · 1,5 H2O 2 : 1 : 3 1035609-19-8 32700983 24849182 Q27288555
Lysinsalz Atorvastatin-Lysin 1 : 1 609843-23-4 9939961
Natriumsalz Atorvastatin-Natrium 1 : 1 134523-01-6 9767070 23665101 Q27276490

Pharmazeutisch wird in der Regel das Calciumsalz eingesetzt. Atorvastatin-Calcium-Trihydrat ist ein weißes bis fast weißes Pulver und weist Polymorphie auf. Es ist sehr schwer löslich in Wasser, schwer löslich in Ethanol (96 %) und praktisch unlöslich in Methylenchlorid.

Handelsnamen

Monopräparate

Sortis (D, A, CH); Atoris (D) und weitere Generika (D, A, CH)

Kombinationspräparate

Literatur

  • U. Gresser, B. S. Gathof: Review: Atorvastatin: Gold Standard For Prophylaxis Of Myocardial Ichemia And Stroke. Comparison Of The Clinical Benefit Of Statins On The Basis Of Randomized Controlled Endpoint Studies. Eur. J. Med. Res. (2004) 9: S. 1–17.

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