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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
K50 - K52 | Nichtinfektiöse Enteritis und Kolitis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED; englisch inflammatory bowel disease, IBD) versteht man wiederkehrende (rezidivierende) oder kontinuierliche entzündliche Erkrankungen des Darms. Die beiden häufigsten Vertreter sind die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn. Seltener sind die kollagene und lymphozytäre Colitis als Formen der mikroskopischen Colitis, die nur histologisch diagnostiziert werden kann.
Am 19. Mai ist der Welt-CED-Tag.
Inhaltsverzeichnis
Typische Symptome und Differentialdiagnostik
Diagnostik | Morbus Crohn | Colitis ulcerosa |
---|---|---|
Klinik: Blutiger Stuhl |
selten |
häufig |
Röntgen: Befall |
diskontinuierlich |
kontinuierlich |
Koloskopie: Rektum betroffen |
ca. 50 % |
> 90 % |
Pathologie: – makroskopische Morphologie |
Pflastersteinrelief (diskontinuierlich, englisch skip lesions) |
Fibrosierung, Pseudopolypen |
Pathophysiologie der CED
Die genaue Ursache der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen konnte bisher nicht geklärt werden. Die aktuelle Forschung zeigt ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen Faktoren, dem Mikrobiom des Darms, Umweltfaktoren sowie eine abnormale Immunantwort als mögliche Ursachen für diese Erkrankungen (vgl. Guan et al.)
Genetische Disposition
Genomweite Assoziationsstudien (GWAS), Sequenzierungsstudien der nächsten Generation und andere Analysen haben über 240 nicht überlappende genetische Risikoorte identifiziert, von denen etwa 30 genetische Orte zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gemeinsam sind (Vgl. Zhang et al.). Diese Gene beeinflussen u. a. die Durchlässigkeit der Epithelbarriere und ermöglichen dadurch das Eindringen von Bakterien. Diese stimulieren das angeborene Immunsystem. Es resultieren entzündliche Reaktionen, teilweise durch Sekretion extrazellulärer Mediatoren. Es werden dadurch andere Zellen angelockt, einschließlich Zellen des adaptiven Immunsystems.
Psychosomatik
Es wurde angenommen, dass bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen psychosozialer Stress auch zu einer Fehlregulation der Immunantwort und – bei entsprechender Veranlagung – zur Krankheitsaktivierung beitrug. 1950 beschrieben Franz Alexander in den Holy Seven die chronisch-entzündliche Darmerkrankungen als psychosomatische Krankheit. Diese historische Annahme kann inzwischen als widerlegt gelten (vgl. Guan et al.). Beschwerden wie Angst und Depression, die als Komorbidität verstanden werden, kommen bei Patienten und Patientinnen mit CED gehäuft vor und können den Erkrankungsverlauf erschweren (vgl. Graff et al.).
Literatur
- Luca Pastorelli, Carlo De Salvo u. a.: Central Role of the Gut Epithelial Barrier in the Pathogenesis of Chronic Intestinal Inflammation: Lessons Learned from Animal Models and Human Genetics. In: Frontiers in Immunology, 4, 2013, doi:10.3389/fimmu.2013.00280.
- M. L. Chen, M. S. Sundrud: Cytokine Networks and T-Cell Subsets in Inflammatory Bowel Diseases. In: Inflammatory bowel diseases. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] Februar 2016, doi:10.1097/MIB.0000000000000714, PMID 26863267.