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Co-Parenting

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Unter Co-Parenting oder Co-Elternschaft (zusammengesetzt aus der lateinischen Vorsilbe co = zusammen und dem englischen Wort parenting = Elternschaft) versteht man eine postmoderne Form der Familiengründung, bei der sich Erwachsene gezielt zusammentun, um (meist ohne Sex) ein Kind zu zeugen und dann in enger Abstimmung arbeitsteilig aufzuziehen, wobei die Eltern in der Regel in getrennten Haushalten leben. Die Idee besteht darin, es auch solchen Menschen zu ermöglichen, ein eigenes Kind aufzuziehen, die mit dem anderen Elternteil zwar dauerhaft einvernehmlich auskommen, aber nicht in einer Partnerschaft leben wollen. Die Kontaktanbahnung erfolgt meist über einschlägige Webseiten. Einige Frauen berichten, dass es auch hier schwierig sei, einen geeigneten männlichen Partner zu finden.

Einzelheiten

Co-Parenting bezeichnet die Art und Weise, wie Eltern in ihren Rollen kooperieren. Der Begriff beschreibt also die stützende Allianz zwischen Erwachsenen in der Erziehung des Kindes. Einer der wichtigsten Forscher auf dem Gebiet, Mark Feinberg von der Pennsylvania State University, formulierte vier grundlegende Komponenten des Co-Parentings:

  1. Unterstützung vs. Unterwanderung der Elternrolle des anderen,
  2. Übereinstimmung vs. Differenzen hinsichtlich der Kindererziehung,
  3. Aufteilung von täglichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten,
  4. Konfliktmanagement und Koalitionsbildung.

Die Idee des Co-Parenting basiert auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass die Beziehung zwischen den Eltern die Zweierbeziehung Elternteil-Kind bestimmt und damit einen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat. Partnerschaftliche Konflikte aufgrund von Unstimmigkeiten in den Vorstellungen, wie Kinder zu erziehen sind oder wie die Rollenverteilung der Eltern aussehen soll, haben direkten Einfluss auf die psychische Entwicklung des Kindes. Die Entwicklung einer gesunden Beziehung zwischen Eltern und Kind bildet die Basis für grundlegendes Vertrauen, innere Sicherheit, Aufmerksamkeit und Lernen. Diese Aspekte wiederum sind die Grundlage für die Entwicklung einer späteren Identität des Kindes sowie für die Entstehung der Fähigkeit, eigene Ziele zu verfolgen. Dies sind auch die Grundlagen für die spätere Beziehungs- und Liebesfähigkeit.

Gemäß einer weit gefassten Definition existiert eine Co-Parenting-Beziehung dann, wenn mindestens zwei Individuen im gegenseitigen Einvernehmen oder durch soziale Normen miteinander Verantwortung für das Wohlergehen eines Kindes übernehmen. Mit dieser Definition ist es möglich, Co-Parenting als eine Dimension in verheirateten, nie verheirateten und geschiedenen Paaren zu beschreiben, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und der Frage, ob das Kind biologisch mit seinen Eltern verwandt ist (z. B. Adoption).

Das Verständnis für Co-Parenting als eine von der Qualität der Ehe unabhängige Dimension der Elternschaft entstand in den 1960er-Jahren in den USA und wird von der Wissenschaft zunehmend auch in Europa rezipiert.

In den Niederlanden wurde ein Gesetzesentwurf diskutiert, der es bis zu vier Menschen erlaubt, sich das Sorgerecht für ein Kind zu teilen. In diesem Kontext bekannt geworden ist eine Familie aus vier Menschen, einem schwulen und einem lesbischen Paar, die gemeinsam für ihren Sohn sorgen, auf Basis eines formalen Abkommens, wobei in diesem Fall allerdings aufgrund des fehlenden Gesetzes nur zwei der Eltern das amtliche Sorgerecht innehaben.

Familyship

Das Internetportal Familyship wurde in der Kategorie Social Entrepreneur in 2017 im Rahmen der Initiative Deutschland – Land der Ideen ausgezeichnet und wird als ein Beispiel für die soziale Institution des Co-Parenting und deren zunehmender Bedeutung beurteilt.

Literatur

  • Mark Feinberg, E. Mavis Hetherington: Differential parenting as a within-family variable. In: Journal of Family Psychology. Band 15, Nr. 1, 2001, S. 22–37, doi:10.1037/0893-3200.15.1.22
  • Elizabeth Thayer und Jeffrey Zimmerman: The Co-Parenting Survival Guide: Letting Go of Conflict After a Difficult Divorce. New Harbinger Pubn, 2001, ISBN 978-1-57224-245-6
  • Christine Wimbauer: Co-Parenting und die Zukunft der Liebe. Über post-romantische Elternschaft. transcript, Bielefeld 2021, doi:10.14361/9783839455036

Weblinks


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