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Corporate Social Responsibility

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Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) oder gesellschaftliche Unternehmensverantwortung (oft auch als Unternehmerische Sozialverantwortung bezeichnet) umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln in der eigentlichen Geschäftstätigkeit (Markt), über ökologisch relevante Aspekte (Umwelt) bis hin zu den Beziehungen mit Mitarbeitern (Arbeitsplatz) und dem Austausch mit den relevanten Anspruchs- bzw. Interessengruppen (Stakeholdern).

Begriffsbestimmung

Definition

Für den Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) gibt es keine allgemein anerkannte Definition.

Im europäischen Raum hat sich die im Grünbuch der Europäischen Kommission verankerte CSR-Definition als gemeinsames Verständnis etabliert:

„Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“

Die Definition der Europäischen Kommission nennt soziale Belange und Umweltbelange als zwei zentrale Punkte für CSR. Erweitert man diese um die ökonomischen Belange, erhält man die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (vgl. auch Drei-Säulen-Modell). In einem neueren Dokument (COM(2011) 681 final) wird die CSR-Definition etwas verkürzt:

„die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“

und soll nun mit internationalen Definitionen besser übereinstimmen.

Im modernen Verständnis wird CSR zunehmend als ein ganzheitliches, alle Nachhaltigkeitsdimensionen integrierendes Unternehmenskonzept aufgefasst, das alle „sozialen, ökologischen und ökonomischen Beiträge eines Unternehmens zur freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen (Compliance) hinausgehen.“ beinhaltet.

Verwandte Begriffe

Vor allem im angloamerikanischen Sprachgebrauch, zunehmend aber auch im deutschsprachigen Raum, werden in der Diskussion um die Rolle und die Verantwortung von Unternehmen in der Gesellschaft auch verwandte Begriffe wie Corporate Responsibility oder Corporate Citizenship (CC) verwendet.

Während die Begriffe CSR und Corporate Citizenship in der unternehmerischen Praxis oftmals als Synonym verwendet werden, hat sich in der deutschsprachigen Literatur eine klare Position zum Verhältnis der beiden Konzepte herausgebildet: Corporate Citizenship (CC) stellt demnach nur einen Teil der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen dar und bezeichnet das über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement von Unternehmen zur Lösung sozialer Probleme im lokalen Umfeld des Unternehmens. Somit reduziert sich CC im Wesentlichen auf Sponsoring, Spenden und Stiftungen.

Marketinginstrumente und -maßnahmen, die das Ziel haben, CSR auszudrücken, werden auch Corporate Social Initiatives (CSI) genannt.

Environment, Social and Governance (ESG) bezeichnet eine Reihe von Bewertungsmaßstäben für CSR-Aktivitäten in den drei Kernbereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die Maßstäbe können von Kapitalgebern oder Stakeholdern genutzt werden, um die CSR-Konformität der Unternehmen zu bewerten.

Geschichtlicher Hintergrund

Die Idee einer sozialen Verantwortung von Unternehmen rückte in den USA ab den 1920ern verstärkt in den Fokus. Zu dieser Zeit war der Einfluss der Aktionäre (Shareholder) auf die Unternehmen deutlich reduziert, da diese vielfach nur als Geldgeber fungierten. Gleichzeitig nahm die Bedeutung des Wettbewerbs ab, da sich nach und nach Oligopole oder Monopole bildeten. Dies weckte Bedenken, dass Manager bloß zu ihrem persönlichen Vorteil handeln könnten. Großen Einfluss hatte die sogenannte „Berle-Dodd debate“ im Jahre 1932. Während Adolf Augustus Berle argumentierte, dass Manager mit Hilfe von Gesetzen wieder dazu gebracht werden sollten, im Interesse der Aktionäre zu handeln, schlug Merrick Dodd stattdessen vor, Unternehmen als eigenständige Subjekte zu begreifen, die als „guter Bürger“ mit Verantwortungsbewusstsein handeln sollten. Seine Idee einer „Socially Responsible Corporation“ (SRC) setzte sich schließlich durch und war im unternehmerischen Diskurs der 1950er und 60er allgegenwärtig. Um sicherzustellen, dass Unternehmen im Sinne der sozialen Verantwortung handeln, wurde die Zusammensetzung der Kontroll- und Leitungsgremien (Board of Directors, Aufsichtsrat) verstärkt in den Blick genommen. Mehrere Länder erließen Gesetze, die eine Beteiligung der Arbeiter an diesen Gremien vorschreiben; es war von einer „industriellen Demokratie“ die Rede. Diese Umsetzung einer „Corporate Social Responsibility“ hatte transformativen Charakter und stellte eine „radikale Neukonzeptionierung“ des kapitalistischen Systems dar.

Mit dem Beginn der neoliberalen Ära ab den 1970ern durch die Politik des Thatcherismus und der Reaganomics kam es zu einer stärkeren Deregulierung und Liberalisierung. Die Bedeutung von Finanzinteressen und der Einfluss der Aktionäre auf die Unternehmen wurde wieder größer und die Idee der „Socially Responsible Corporation“ wurde aufgegeben. Während sich diese wieder stärker am Aktionärswert ausgerichtete Unternehmensführung zunächst im angloamerikanischen Raum ausbreitete, verdrängte sie später auch in Europa und Japan die dort noch vorherrschenden Stakeholder-freundlichen Unternehmenskonzeptionen. Durch die immer größer und mächtiger werdenden, multinationalen Unternehmen gewann die Diskussion um unternehmerische Verantwortung jedoch in den darauffolgenden Jahrzehnten wieder an Bedeutung. Auch NGOs, die zu dieser Zeit zunehmend international vernetzt waren, übten Druck auf Unternehmen aus.

In diesem Kontext setzte sich das heutige Verständnis von Corporate Social Responsibility durch, das sich von dem Verständnis unternehmerischer Verantwortung der vorherigen Jahrzehnte aber deutlich unterschied. Innerhalb des nun „vorherrschenden neoliberalen Konsenses“ wurde die Orientierung am Aktionärswert an sich nicht mehr in Frage gestellt. Anders als noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde nicht mehr auf staatliche Regulierung, sondern auf die Selbstregulierung und Freiwilligkeit der Unternehmen gesetzt. Es wurde argumentiert, dass es im Interesse der Unternehmen selbst sei, sozial verantwortlich zu handeln. Auch hat dieses heutige Verständnis von CSR keinen transformativen Charakter mehr, da es das zugrunde liegende Wirtschaftssystem und das Primat des freien Marktes unangetastet lässt.

Europäische Union

2001 erschien das Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen der Europäischen Union, in dem diese sich erstmals mit dem Thema auseinandersetzte. 2002 wurde das „European Multi-Stakeholder-Forum on CSR“ (EMS-Forum) gegründet. In den Jahren 2011 bis 2014 wurde im Rahmen der Umsetzung der Corporate Social Responsibility (CSR)-Strategie 2011–2014 der Europäischen Kommission aufgezeigt, was erreicht wurde und was in der Zukunft noch zur Umsetzung bzw. darüber hinaus getan werden muss. Dabei wird auch die Funktion und Rolle der Europäischen Kommission bei der Umsetzung und Unterstützung aufgezeigt. Hierzu gibt es auch eine von der Europäischen Kommission gestartete öffentliche Konsultation mit dem Thema The European Commission’s strategy on CSR 2011–2014: achievements, shortcomings and future challenges, die bis zum 15. August 2014 Unionsbürger zur Diskussion und zu Beiträgen einlud. Diese CSR-Strategie soll der verstärkten Umsetzung der Grundsätze der sozialen Verantwortung von Unternehmen in der Europäischen Union dienen. Die Konsultation umfasst acht Bereiche. Die Ergebnisse der Konsultation werden von der Europäischen Kommission in einem Bericht zusammengestellt. Diese Ergebnissen und die eines „Multi-Stakeholder Forums“ werden bis November 2014 ausgewertet und sodann die Grundlage für die CSR-Politik der Europäischen Kommission nach 2014 bilden. Die Europäische Kommission hat am 16. April 2013 einen Vorschlag für eine Richtlinie vorgelegt. Dadurch sollen ab 2017 Unternehmen von öffentlichem Interesse verpflichtet werden, ihre Corporate Social Responsibility (CSR)-Konzepte weitgehend offenzulegen. Der Ministerrat billigte am 29. September 2014 einen Kompromisstext zum Richtlinienvorschlag COM(2013) 207 vom 16. April 2013.

Europäisches Parlament und Rat der Europäischen Union haben am 22. Oktober 2014 die Richtlinie 2014/95/EU erlassen. Sie richtet sich an alle Mitgliedstaaten und fordert dazu auf, ihre Regelungen bis zum 6. Dezember 2016 in nationales Recht umzusetzen. In Deutschland erfolgte die Umsetzung verspätet mit dem am 19. April 2017 in Kraft getretenen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz.

Modelle

Strukturierung nach Hiß

CSR-Aktivitäten lassen sich auf verschiedene Weisen strukturieren. Eine mögliche Zuordnung erfolgt nach Hiß über die verschiedenen Verantwortungsbereiche eines Unternehmens.

Innerer Verantwortungsbereich

Der innere Verantwortungsbereich beschreibt die Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber dem Markt (Wirtschaftlichkeit) sowie gegenüber dem Gesetz. Dieser Bereich lässt sich nur dann der CSR zuordnen, wenn auch hier eine Freiwilligkeit besteht. Diese liegt beispielsweise vor, wenn Gesetze strikt eingehalten werden, obwohl diese in einem Produktionsland üblicherweise nicht durchgesetzt werden, oder wenn Standortwechsel leicht möglich wären. In diesen Verantwortungsbereich fällt auch die Gewinnerzielung des Unternehmens. In der öffentlichen Diskussion wird vielfach die Meinung vertreten, CSR impliziere den generellen Verzicht auf unternehmerische Gewinne. Dem ist entgegenzusetzen, dass Unternehmen sich im Wettbewerb nicht leisten können, im Namen von CSR generell auf Gewinne zu verzichten und damit Wettbewerbsnachteile in Kauf zu nehmen. Es existieren natürlich Mittel der Gewinnerzielung, die mit CSR nicht vereinbar sind (etwa Vernachlässigung von Sicherheitsstandards, die Ausbeutung von Mitarbeitern oder Verletzung von Menschenrechten). Entsprechend ist die Frage nach dem Verhältnis von CSR und Gewinnerzielung differenziert zu betrachten. Zunächst einmal ist festzustellen, dass unternehmerische Gewinnerzielung im marktwirtschaftlichen System notwendig und auch gesellschaftlich erwünscht ist. Allerdings ist zwischen verantwortlicher und unverantwortlicher Gewinnerzielung zu unterscheiden. Unternehmen haben die Verantwortung, auf kurzfristige Gewinnerzielung zulasten von Dritten zu verzichten. Ein solcher Verzicht liegt im aufgeklärten Eigeninteresse von Unternehmen, da sich hierdurch bestimmte Vermögenswerte (etwa Integrität oder Glaubwürdigkeit) aufbauen lassen, die für die unternehmerische Kooperationsfähigkeit und die gesellschaftliche Akzeptanz („Licence to operate“) bedeutsam sind. Hier zeigt sich, dass es sich bei einem derartigen Verzicht auf kurzfristige Gewinnerzielung zulasten Dritter um eine Investition in die Bedingungen des langfristigen unternehmerischen Erfolgs handelt. So erfordert CSR einerseits Investitionen, zieht jedoch auf der anderen Seite ökonomische Erfolgswirkungen (Steigerung der finanziellen Performance, Kostensenkung) sowie nicht-ökonomische Erfolgswirkungen (Aufbau einer positiven Reputation, Risikovermeidung, Produkt- und Prozessinnovationen) nach sich.

Mittlerer Verantwortungsbereich

Der mittlere Verantwortungsbereich umfasst die Wertschöpfungskette des Unternehmens. Selbstverpflichtungen in Bezug auf die Einhaltung von Arbeits- und Umweltstandards, aber auch ein Lieferkettenmanagement (Supply-Chain-Management) fallen in diesen Bereich. Dabei erscheint der Stakeholderdialog für erfolgreiche CSR unerlässlich. Stakeholder sind Personen oder Institutionen, die ein berechtigtes Interesse an den Aktivitäten eines Unternehmens haben, oder von dessen Handlungen betroffen sind. Wichtige Stakeholder sind Eigen- und Fremdkapitalgeber, Arbeitnehmer und Gewerkschaften, Kunden und Lieferanten, Anwohner, Verbraucher- und Umweltschutzverbände, Regierungsorganisationen, Medien oder allgemein die Öffentlichkeit.

Im Rahmen von CSR ist der Dialog mit den Stakeholdern deshalb so wichtig, da sie diejenigen sind, auf die sich die unternehmerische Verantwortung beziehen muss. Insbesondere bei größeren, börsennotierten Unternehmen ist CSR mittlerweile eine wichtige Voraussetzung für gute Rating-Ergebnisse und den Zugang zu bestimmten Fonds bzw. Kapitalmarktsegmenten.

Äußerer Verantwortungsbereich

Auf dieser Ebene sind alle Aktivitäten angesiedelt, die durch die beiden zuvor genannten Verantwortungsbereiche nicht abgedeckt sind. Hierzu gehören die vielbeachteten Aspekte von CSR wie Spenden (Corporate Giving), Sponsoring oder das Freistellen von Mitarbeitern für soziale Aktivitäten (Corporate Volunteering). Der äußere Verantwortungsbereich entspricht dem Verständnis von Corporate Citizenship.

Vier-Stufen-Pyramide nach Carroll

Archie B. Carroll teilt gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in vier Ebenen:

  1. Die ökonomische Verantwortung besagt, ein Unternehmen müsse mindestens kostendeckend wirtschaften.
  2. Gesetzliche Verantwortung besagt, ein Unternehmen dürfe keinen illegalen Tätigkeiten nachgehen und müsse die gesetzlichen Bestimmungen befolgen.
  3. Ethische Verantwortung beschreibt die Anforderung an das Unternehmen, fair und ethisch über die bestehenden Gesetze hinaus zu handeln
  4. Die vierte Ebene wird als philanthropische Verantwortung bezeichnet, sie beschreibt karitatives gesellschaftliches Engagement über die gesellschaftlichen Erwartungen hinaus.

Die ersten beiden Ebenen muss ein Unternehmen, abgesehen von Ausnahmefällen, einhalten, um bestehen zu können (gesellschaftlich gefordert). Die dritte Ebene des sittlichen Handelns ist notwendig, um gesellschaftlich akzeptiert zu sein, sie ist jedoch nicht zwingend erforderlich (gesellschaftlich erwartet). Die vierte Ebene ist rein freiwillig, jedoch gesellschaftlich gewünscht. CSR umfasst prinzipiell alle vier Stufen. Die Vier-Stufen-Pyramide differenziert jedoch nicht nach ökologischen oder sozialen Aspekten, darüber hinaus besteht die Problematik, eine gemeinsame Erwartungshaltung aus einer modernen Gesellschaft ableiten zu können.

Zwei Dimensionen nach Quazi und O’Brien

Zwei-Dimensionen-Modell von CSR nach Quazi und O’Brien

Quazi und O’Brien charakterisieren vier Sichtweisen von CSR, die in einem zweidimensionalen Diagramm aufgetragen werden (siehe Abbildung). Näherungsweise stimmig sind folgende Aussagen:

  • Die klassische Sicht entspricht der ökonomischen Stufe nach Carroll.
  • Die sozialökonomische entspricht einer Mischung der legalen und der ethischen Stufe nach Carroll.
  • Die moderne Sicht entspricht der ethischen Stufe nach Carroll mit Einflüssen der Stakeholder-Theorie.
  • Die philanthropischen Sichtweisen aus beiden Modellen entsprechen sich ebenfalls.

Kernbereiche nach Carroll und Schwartz

Kernbereiche von CSR nach Schwartz und Carroll

Ein weiteres Modell stammt von Archie B. Carroll und Mark S. Schwartz. Hierbei wird CSR in drei Kernbereiche unterteilt: Die ökonomische, die ethische und die legale Verantwortung. Diese Kernbereiche bilden miteinander Schnittmengen, sodass sich sieben mögliche Kategorien von CSR ergeben (siehe Abbildung). Die ökologische Dimension wird in dieser Darstellung in die ethische eingeordnet.

Umsetzung

Durch die Unternehmen

Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen (verbesserte Informations- und Kommunikationstechnologie, wachsende Anzahl von kritischen Nichtregierungsorganisationen und sich damit möglicherweise wandelnde Einstellungen bei Verbrauchern und Öffentlichkeit) setzen sich Unternehmen zunehmend mit CSR auseinander. Andernfalls würden sie Gefahr laufen die benötigte „Handlungsvollmacht“ der Gesellschaft zu verlieren. Als Reaktion auf die Problematik wächst die Anzahl spezialisierter Beratungsagenturen und CSR-Abteilungen. Während gemeinnützige Aktivitäten früher oft eher von den Neigungen des Führungspersonals abhingen, sind sie heute verstärkt Gegenstand strategischer Planung und werden enger mit anderen Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit abgestimmt.

Entsprechende Konzepte sind:

  • Integration in das Kerngeschäft: Mittelfristig erscheint es für eine glaubwürdige CSR unabdingbar, statt punktueller Aktivitäten und nebensächlicher Projekte, die tatsächliche strategische Verankerung im Kerngeschäft und die Neuausrichtung des Geschäftsmodells zu erreichen. Dies würde z. B. für eine Bank bedeuten, die Nachhaltigkeitswirkungen der Finanzprodukte in den Blick zu nehmen oder Mikrofinanzdienstleistungen zu entwickeln, die benachteiligten Bevölkerungsschichten selbsttragende wirtschaftliche Entwicklungen ermöglichen.
  • Um eine gemeinsame Annäherung an das Thema CSR zu finden, schließen sich Unternehmen zu Netzwerken zusammen. Beispiele bekannter Netzwerke sind: econsense, Unternehmen: Aktiv im Gemeinwesen, CSR Europe sowie der UN Global Compact.
  • Base of the Pyramid: Dieses Konzept (der Grund der Pyramide, bezogen auf die Einkommenspyramide) beschreibt die Einbeziehung der ärmsten Teile der Bevölkerung in die regulären Wirtschaftskreisläufe. Bei einer Verknüpfung mit CSR-Konzepten sollen sowohl die unternehmerische Wertschöpfung und die langfristige Armutsbekämpfung gefördert werden. Mögliche Ansatzpunkte ist hier ein Verhaltenskodex (Code of Conduct) mit Sozialstandards, einem Verbot von Kinderarbeit, Mindestlöhnen und ähnlichen. Dieser kann über ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement (sustainable Supply-Chain-Management) auch an die Zulieferbetriebe weitergegeben werden.
  • Kulturelle Vielfalt: Die zunehmende Globalisierung sorgt vermehrt dafür, dass Produktionsstandorte in Schwellen- und Entwicklungsländer verlegt werden. In diesen sind die Sozialgesetzgebungen und Sozialstandards in der Regel geringer als in den Industrienationen. Nichtregierungsorganisation (NGOs) und interessierte Konsumentenschichten erwarten jedoch von multinationalen Konzernen, dass diese auf einem weltweit relativ einheitlichen Sozialstandard produzieren. Daher kann es erforderlich sein, über die nationalen Gesetzgebungen hinaus, CSR-Aktivitäten zu betreiben, die auf die kulturellen Besonderheiten des entsprechenden Landes abgestimmt sind. Aber auch innerhalb eines Staates lassen sich Aspekte der kulturellen Vielfalt z. B. durch Diversity Management fördern.
  • Zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit und Legitimität von Unternehmen können diese verbindliche Gütesiegel, Umwelt- und Sozialstandards schaffen und nutzen. Beispiele hierfür sind die EMAS-Verordnung, SA 8000, ISO 14001 oder Gütesiegel wie FSC, MSC oder der Blaue Engel.
  • Die Zusammenarbeit mit Stakeholdern, vor allem mit Nichtregierungsorganisationen, kann für Unternehmen eine wichtige Unterstützung bei der Planung sowie bei der Ausführung von CSR-Aktivitäten sein und deren Glaubwürdigkeit ebenfalls erhöhen.
  • Die Einführung verbindlicher Designrichtlinien zur Senkung des Material- und Energiebedarfs sowie zur Vermeidung von Abfällen und Emissionen können die Umweltbilanz verbessern.
  • Corporate Volunteering: Beschreibt ein Konzept, bei dem Mitarbeiter für einen Teil ihrer Arbeitszeit freigestellt werden, um einem sozialen oder ökologischen Engagement nachzugehen. Diese Tätigkeit soll einerseits einen gesellschaftlichen Nutzen haben und andererseits den Aufbau sozialer Kompetenzen bei den Mitarbeitern und deren Bindungen zum Unternehmen fördern. Die knappe Mehrheit eines von Apriori Business Solutions 2009 befragten Samples von Unternehmen erwartet zumindest implizit ein soziales Engagement ihrer Führungskräfte in Vereinen, Stiftungen o. ä. Hierin sollen sich soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein insbesondere von Mitarbeitern der Führungslaufbahnen manifestieren. Gleichzeitig erhoffen sich die Unternehmen davon eine positive Wirkung auf das eigene Unternehmen.

Um gleichzeitig die Motivation der Beschäftigten zu fördern, werden CSR-Programme bevorzugt an den Standorten des jeweiligen Unternehmens durchgeführt.

Nach fünfjährigem Prozess wurde im September 2010 die ISO-Norm 26000 „Guidance on Social Responsibility“ verabschiedet. Die nicht zertifizierungsfähige Norm stellt eine Leitlinie dar, um das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung zu schärfen und eine einheitliche Terminologie zu fördern. Der Leitfaden bindet bereits vorhandene Ansätze für ökologische und soziale Verantwortung (ILO-Kernarbeitsnormen, GRI (Global Reporting Initiative), Global Compact etc.) ein und enthält viele Beispiele guter CSR-Praxis (Best Practices).

Entlang der Supply Chain

Vorfälle wie der Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik (2013), der mehr als 1000 Menschenleben gefordert hat, in der Textilbranche haben die Rolle der Lieferkette (supply chain) statt lediglich eines einzelnen Unternehmens als Gestaltungsobjekt von CSR stärker in den Vordergrund gestellt. Ansätze des Supply-Chain-Managements werden somit vermehrt zur Stärkung von CSR eingesetzt. Wieland und Handfield (2013) schlagen hierfür drei Maßnahmenkomplexe vor, um CSR entlang der Lieferkette sicherzustellen. So muss eine Auditierung von Produkten und Lieferanten stattfinden, diese Auditierung muss jedoch auch Lieferanten von Lieferanten mit einbeziehen. Zudem muss die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette erhöht werden, wobei smarte Technologien neue Potenziale bieten. Schließlich lässt sich CSR durch Kooperationen mit lokalen Partnern, mit anderen Unternehmen der Branche sowie mit Hochschulen verbessern.

Kritik

Corporate Social Responsibility ist auch Kritik ausgesetzt. Diese beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass Unternehmen (insbesondere börsennotierte Unternehmen) nach den Kriterien der Profitmaximierung wirtschaften und dabei für sie soziale oder ökologische Gesichtspunkte keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viele Unternehmen würden Corporate Social Responsibility daher nur aus ökonomischen Gründen betreiben, und zwar auf eine Art und Weise, dass sie mit minimalen Kosten einen maximalen positiven Effekt für sich selbst erzielen. Es bestehen also Zweifel an der Aufrichtigkeit der Motive für ein Engagement im Sinne des CSR. Nach Ansicht der Kritiker setzen solche Unternehmen CSR-Aktivitäten nicht „um der Sache selbst“ willen, sondern aus einem oder mehreren der folgenden Gründe um:

Verbesserung des eigenen Images
Ein Unternehmen setzt CSR-Aktivitäten um und hebt diese (beispielsweise in seiner Werbung) als eines seiner herausragenden Merkmale hervor. Das Ziel ist ein verbessertes Ansehen des Unternehmens in der Bevölkerung (und oft ein damit einhergehender gesteigerter Gewinn). Die Ausgaben für die Werbung können in solchen Fällen die Kosten für die Umsetzung der CSR-Aktivitäten um ein Vielfaches übersteigen. Kritik wird besonders an solchen Unternehmen geübt, die von der CSR-Aktivität abgesehen durch ihre sonstigen Handlungen ökologisch oder sozial nicht nachhaltig sind. Im Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit spricht man in einem solchen Zusammenhang von Greenwashing.
Vorbeugung gegen die Schaffung von Gesetzen
Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach ökologisch und sozial nachhaltig produzierten Gütern und der wachsenden Erwartung der Gesellschaft an die Unternehmen, ethisch korrekt zu wirtschaften, wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Länder Gesetze einführen, die die Unternehmen zu solch einem Handeln zwingen. Nach Ansicht der Kritiker wird daher CSR von einigen Unternehmen umgesetzt, um der Schaffung solcher Gesetze vorzubeugen, da diese für die Unternehmen mit wesentlich höheren Kosten verbunden wären als wenn sie sich selbst freiwillig engagieren. Kritiker vergleichen dies mit einem Ablasshandel, einer Botschaft der Unternehmen an die Politik und Bürger: „wir kümmern uns drum, wir brauchen keine Regeln und ihr Konsumenten könnt in Ruhe bei uns einkaufen.“
Vermeidung von Folgekosten von Pannen und Unfällen
Ökologisch und sozial nicht nachhaltiges Handeln kann zu Pannen, Unfällen oder sonstigen Unglücken führen, deren Folgen für das verantwortliche Unternehmen mit erheblichen Kosten verbunden sind, die die gesparten Kosten bei weitem übersteigen. Aus diesem Grund sind CSR-Aktivitäten für solche Unternehmen auch vom finanziellen Gesichtspunkt aus sinnvoll und werden nach Ansicht der Kritiker auch nur aus finanziellen Gründen durchgeführt. Beispiele für Vorfälle, die die Umsetzung von CSR zur Folge hatten, sind das Tankerunglück der Exxon Valdez von 1989, oder die Rückrufaktion von mit Blei belastetem Spielzeug von Mattel im Jahr 2007.

Siehe auch

Literatur

Aufsätze

  • Alexander Bassen, Sarah Jastram, Katrin Meyer: Corporate Social Responsibility. Eine Begriffserläuterung. In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Jg. 6, Nr. 2, 2005. Rainer Hampp Verlag, Mering, ISSN 1439-880X, S. 231–236.
  • Frank Czymmek, Ines Freier, Charlotte Hesselbarth, Alexandro Kleine: Corporate Social Responsibility. In: Annett Baumast, Jens Pape (Hrsg.): Betriebliches Umweltmanagement im 21. Jahrhundert. 4. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart 2009, S. 241–254.
  • Ursula Hansen, Ulf Schrader: Corporate Social Responsibility als aktuelles Thema der Betriebswirtschaftslehre. In: Die Betriebswirtschaft. Jg. 65, Heft 4, S. 373–395.
  • Daniel Klink: Der Ehrbare Kaufmann – Das ursprüngliche Leitbild der Betriebswirtschaftslehre und individuelle Grundlage für die CSR-Forschung. In: Joachim Schwalbach (Hrsg.): Corporate Social Responsibility. Zeitschrift für Betriebswirtschaft – Journal of Business Economics. Special Issue 3. Gabler, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8349-1044-8, S. 57–79.
  • Marina Hoffmann, Frank Maaß: Corporate Social Responsibility als Erfolgsfaktor einer stakeholderbezogenen Führungsstrategie? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. In: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.): Jahrbuch zur Mittelstandsforschung 2008. Gabler, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1609-9, S. 1–51. (Schriften zur Mittelstandsforschung, Nr. 116)

Monographien

  • Andreas Schneider, Rene Schmidpeter, (Hrsg.) Corporate Social Responsibility – verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis, Springer-Gabler-Verlag 2012, ISBN 978-3-642-25398-0.
  • Stefanie Hiß: Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung? Ein soziologischer Erklärungsversuch. Campus, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-593-38187-7.
  • Nick Lin-Hi: Eine Theorie der Unternehmensverantwortung: Die Verknüpfung von Gewinnerzielung und gesellschaftlichen Interessen. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-503-11478-8.
  • Thomas Loew, Kathrin Ankele, Sabine Braun: Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion für Nachhaltigkeit und die sich daraus ergebenden Anforderungen an Unternehmen mit Fokus Berichterstattung. Münster/Berlin 2004.
  • Lothar Rieth: Global Governance und Corporate Social Responsibility. Welchen Einfluss haben der UN Global Compact, die Global Reporting Initiative und die OECD-Leitsätze auf das CSR-Engagement deutscher Unternehmen? Budrich UniPress, Opladen 2009, ISBN 978-3-940755-31-5.
  • Jan Jonker, Wolfgang Stark, Stefan Tewes: Corporate Social Responsibility und nachhaltige Entwicklung. Einführung, Strategie und Glossar. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-14688-6.

Weblinks

Fußnoten


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