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Eisenbahnunfall von Forst Zinna
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Eisenbahnunfall von Forst Zinna

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Der Eisenbahnunfall von Forst Zinna zwischen Jüterbog und Luckenwalde am 19. Januar 1988 war der Zusammenprall eines Schnellzugs auf der Bahnstrecke Berlin–Halle mit einem Panzer der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.

Ausgangslage

In Forst Zinna bestand seit Jahrzehnten eine Kaserne mit zugehörigem Übungsgelände, das damals von einem Bataillon der 400 000 Soldaten starken Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland genutzt wurde. Nach Südosten wurde das Gelände durch die Bahnstrecke Berlin–Halle begrenzt.

Dort war, bespannt mit der elektrischen Lokomotive 211 006, der D 716 von Leipzig über Berlin nach Stralsund mit 120 km/h unterwegs. In den 13 Wagen saßen rund 450 Reisende.

Unfallhergang

Panzer T-64A

Ein 19-jähriger kasachischer Panzerfahrschüler trainierte mit einem 36 Tonnen schweren T-64A-Panzer. Er saß zum ersten Mal am Steuer eines solchen Fahrzeugs. Es war kurz vor 18 Uhr und dunkel. Der Fahrlehrer, erst 20 Jahre alt, saß hinter und über dem Fahrschüler. Bei laufendem Motor konnten die beiden sich nur über die Bordsprechanlage verständigen. Vielleicht auch aufgrund sprachlicher Probleme mit dem nur Russisch sprechenden Fahrlehrer kam es zu einem Missverständnis: Der Fahrlehrer befahl, den ersten Gang einzulegen und eine Rechtskurve zu fahren, wo eine Brücke zum naheliegenden Übungsgelände führte. Der Fahrschüler aber erwischte den zweiten Gang und fuhr weiter geradeaus. Der Fahrlehrer wusste, dass sie sich hart am Rand der Kasernenanlage bewegten und betätigte einen Notschalter, um den Motor abzuschalten. Als das Wirkung zeigte, stand der Panzer aber schon auf der Bahnstrecke. Die Soldaten hörten den auf sie zu kommenden Zug und flüchteten aus dem Fahrzeug. Der herannahende D 716 prallte gegen 17:50 Uhr ungebremst auf das Kettenfahrzeug.

Folgen

Durch die Wucht des Aufpralls überschlug sich die 80 Tonnen schwere Lokomotive und schob den Panzer noch 130 Meter vor sich her. Sie wurde zusammengedrückt, die beiden Lokomotivführer waren unter den sechs Todesopfern, 33 Menschen wurden darüber hinaus verletzt. Nur der relativ geringen Besetzung des Zuges war zu verdanken, dass die Zahlen nicht höher lagen. Die Lokomotive, sechs Schnellzugwagen und ein Speisewagen wurden so stark beschädigt, dass sie an Ort und Stelle zerlegt und verschrottet werden mussten. Die Freiwillige Feuerwehr Jüterbog und Soldaten der sowjetischen Armee leisteten Erste Hilfe. Als die unverletzten Reisenden mitbekamen, dass ein sowjetischer Panzer Ursache des Unfalls war, wurde die Stimmung aggressiv.

Die Panzerbesatzung wurde noch in derselben Nacht auch durch die Volkspolizei verhört. Dabei wurden die Sprachprobleme zwischen den beiden Soldaten deutlich.

Die Medien der Deutschen Demokratischen Republik berichteten ungewöhnlich ausführlich über den Vorfall. Unfälle mit Beteiligung von Angehörigen der Roten Armee waren in der DDR fast immer verschwiegen worden. Die jetzt offene Berichterstattung war insbesondere möglich, weil damals bereits eine Verstimmung zwischen Erich Honecker und Michail Gorbatschow über den künftigen politischen Kurs herrschte.

Videoaufnahmen, die noch im Dunkeln von den Trümmern gemacht wurden, gelangten bis ins Studio der Tagesschau nach Hamburg und wurden ausgestrahlt. Da westliche Korrespondenten so schnell nicht vor Ort waren bzw. gar nicht vorgelassen worden wären, müssen diese Aufnahmen mit Genehmigung der Organe der DDR in den Westen gegangen sein. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, wie verärgert die DDR-Führung über das Ereignis war. Zeitzeugen äußerten später die Vermutung, Erich Honecker habe die Veröffentlichung bewusst zugelassen, um Michail Gorbatschow die Folgen des von Gorbatschow vorangetriebenen aber von der DDR-Führung abgelehnten Kurses der Offenheit genüsslich vor Augen zu führen.

Zwischen der DDR und dem sowjetischen Militär wurde vereinbart, dass sich die beiden Unfallverursacher vor einem sowjetischen Militärgericht verantworten sollten. Welche Strafen sie dort erhielten, wurde nicht mitgeteilt. Was mit ihnen geschah, ist nicht bekannt: Sie wurden innerhalb von 48 Stunden in die Sowjetunion zurückgebracht. Ihre Spur verliert sich dort. Ob sie – wie damals das Gerücht lautete – erschossen wurden, ist bis heute nicht bekannt.

Es hatte im Bereich der Militäranlage Forst Zinna bereits Unfälle mit Verletzten und Toten gegeben, die durch Militärfahrzeuge verursacht worden waren. Hier waren auch schon vor dem Unfall Panzer über die Bahngleise gefahren. Als Ursache für nachfolgende Unfälle wurde dann „Gleisverwerfung“ angegeben. Infolge des Unfalls wurde die Strecke gegen den Übungsplatz mit Panzersperren gesichert: Erdwälle und schräg eingegrabene Betonschwellen sollten Panzerbesatzungen davon abhalten, willkürlich die Eisenbahnstrecke zu überfahren.

Die Reichsbahn übersandte nach Abschluss der Aufräumarbeiten ihre Schadensersatzforderungen in Höhe von 13.550.000 Mark an die Sowjetarmee; diese Rechnung blieb allerdings unbezahlt.

Die betrieblichen Auswirkungen während der Aufräum-Arbeiten waren durch die dichte Belegung der Strecke erheblich. Ein Großteil der Züge zwischen Berlin und dem Süden der DDR musste großräumig über Dessau oder Falkenberg umgeleitet werden.


Sonstiges

Nach dem Unfall kursierte im DDR-Volksmund der Witz:

„Die Reichsbahn bewaffnet jetzt ihr Personal. Jeder Lokführer bekommt eine Panzerfaust, damit er sich den Weg freischießen kann.“

Literatur

Weblinks

Koordinaten: 52° 3′ 36,3″ N, 13° 6′ 30,5″ O


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