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Emacs

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Emacs [ˈiːmæks] ist eine Familie von Texteditoren. Die erste Emacs-Implementierung wurde von Richard Stallman (zusammen mit Guy L. Steele, Jr. und anderen) entwickelt. Besonders populär ist heute der GNU Emacs, der durch seine Programmierschnittstelle in der Programmiersprache Emacs Lisp mit beliebigen Erweiterungen ausgestattet werden kann. Es gibt aber auch noch eine Vielzahl von anderen Editoren, die zur Emacs-Familie zählen.

Geschichte

Diese Tastatur mit Meta-Taste diente als Vorlage

Emacs entstand 1976 am MIT zunächst als Sammlung von Makros für den Editor TECO. Der Name ist die Abkürzung von „Editor MACroS“.

1978/79 portierte Bernard Greenberg den Editor auf das Großrechner-Betriebssystem Multics. Er benutzte dazu die Programmiersprache Maclisp.

1981 schrieb James Gosling den ersten Emacs für Unix-Systeme in C. Die Erweiterungssprache Mocklisp ähnelt Lisp, kennt aber keine strukturierten Datentypen. Gosling schränkte die Verbreitung zunächst nicht ein, aber verkaufte den Code später an UniPress, die diese Version als UniPress Emacs vertrieben. Gosling Emacs zeichnet sich durch einen hocheffizienten Code zur Textausgabe aus; Stallman verwendete Teile des Gosling-Codes in GNU Emacs, was später zu einer Kontroverse mit UniPress führte.

1984 begann Richard Stallman an einer neuen Implementierung von Emacs, GNU Emacs, zu arbeiten, die das erste Programm des damals entstehenden GNU-Projekts wurde. Die Lizenz des Programms war zu Beginn der Entwicklung die GNU Emacs General Public License. Es war die erste Copyleft-Lizenz und die Grundlage für die später entwickelte GNU General Public License (GPL). GNU Emacs ist zum größten Teil in Emacs Lisp, einem eigenen Dialekt der Lisp-Programmiersprache, programmiert. Diese Lisp-Version von Emacs fußt nicht auf Greenbergs in Maclisp geschriebenem Multics-Emacs, der ersten Lisp-Version, und benutzt auch ganz andere Datenstrukturen. Den Kern bildet ein in C geschriebener Interpreter für Emacs Lisp. Gerd Möllmann hat Version 21 (21.1 und 21.2) als Hauptprogrammierer betreut und veröffentlicht. Version 23 wurde im Jahr 2009 fertiggestellt.

Wie Clifford Stoll aufdeckte, ermöglichte ein Programmfehler in Emacs 1986 dem für den KGB spionierenden Hacker Markus Hess den Einbruch in das Lawrence Berkeley National Laboratory.

Varianten

Von Emacs wurden einige Varianten entwickelt, die am weitesten verbreitete ist GNU Emacs. Bekannt ist auch MicroEmacs, der unter anderem mit AmigaOS ausgeliefert wurde.

Aquamacs von David Reitter und Win Treese ist eine an die Human Interface Guidelines angepasste Emacs-Variante für macOS, die – wie der ehemalige Carbon Emacs von Seiji Zenitani – viele zusätzliche Pakete bereits vorinstalliert enthält. Aquamacs kann aber auch so konfiguriert werden, dass man ihn über die klassische Emacs-Bedienoberfläche verwenden kann.

Eine besonders kleine, aber dennoch recht leistungsstarke Version ist Zile. Der Name ist ein rekursives Akronym und bedeutet Zile is lossy Emacs.

GNU Emacs

GNU Emacs

Emacs Logo
Basisdaten

Entwickler Richard Stallman
Erscheinungsjahr 1976
Aktuelle Version 28.2
(12. September 2022)
Betriebssystem Unix, GNU/Linux, Windows, macOS u. a.
Programmiersprache C, Emacs Lisp
Kategorie Texteditor, Integrierte Entwicklungsumgebung
Lizenz GNU General Public License
deutschsprachig nein
www.gnu.org/software/emacs/

GNU Emacs ist als freie Software unter der GNU General Public License erhältlich und läuft auf den meisten heute üblichen Betriebssystemen (Unix, GNU/Linux, macOS und Windows).

Besonderheiten

GNU Emacs bietet eine ganze Reihe Betriebsarten (englisch modes), die bei der Erstellung von Quelltext für diverse Programmier- bzw. Auszeichnungssprachen hilfreich sind. So kann man Emacs z. B. als HTML-Editor verwenden, der auch Syntaxüberprüfungen vornimmt.

Syntaxhervorhebung wird in den meisten dieser Betriebsarten unterstützt. Dabei wird der Text aufgrund der Syntax des bearbeiteten Textes (LaTeX, HTML, Perl, Java und andere) eingefärbt, was dem Benutzer die Orientierung erleichtert. Die Modi bieten in der Regel wesentlich mehr als eine Syntaxhervorhebung: Übersetzungsvorgänge, Syntaxprüfer, Debugger und dergleichen mehr lassen sich von Emacs aus aufrufen.

In der Grundkonfiguration verfügt GNU Emacs bereits über einen Kalender, mehrere News- und Mailreader mit POP- und IMAP-Unterstützung, eine eingebaute Shell, Spiele, einen FTP-Client und einen Webbrowser. Es gibt zusätzlich zahlreiche Tools, die in Emacs eingebunden werden können, darunter IRC-Clients, IM-Clients, Adressbücher, Audioplayer und sogar Webserver.

GNU Emacs ermöglicht per Wiki Mode das Bearbeiten von Webseiten als Wikitext.

Zum Spaß und zur Demonstration, was mit Emacs Lisp alles möglich ist, enthält GNU Emacs mit ELIZA ein Programm zur Unterhaltung mit einem vom Computer generierten „Psychologischen Psychotherapeuten“ (Aufruf mit „M-x doctor“; „M-x“ ist z. B. „ESC x“ oder „Alt-x“). Das Programm wandelt Aussagen des Benutzers in Fragen um, ermuntert ihn, mehr zu erzählen, und suggeriert Lebensprobleme allgemeinster Art. Ein weiterer nostalgischer Zusatz ist ein Textadventure („M-x dunnet“).

Man kann GNU Emacs auch als eine Umgebung zur Programmierung von Spezialeditoren betrachten; so gibt es einen po-mode, mit dem man Übersetzungen erstellen kann.

Bedeutende Erweiterungen

  • AUCTEX: Enthält viele Funktionen, die die Erstellung von TeX- und LaTeX-Dokumenten erleichtern.
  • CEDET: Eine Sammlung von Tools, um Emacs zu einer umfangreicheren Entwicklungsumgebung zu machen. Enthält unter anderem Project-Management, Parser für einige Programmiersprachen, Autocompletion und einen UML-Editor. Außerdem enthält CEDET eine CLOS ähnliche Implementierung von Objektorienterter Programmierung für elisp. Seit September 2009 ist CEDET Teil der Entwicklungsversion von GNU Emacs.
  • Dired: ist ein Dateimanager im Emacs.
  • Emacspeak: Ein Screenreader für Emacs, entwickelt von T. V. Raman
  • emacs-w3m: ist ein Webbrowser für Emacs. Er ist in Emacs Lisp geschrieben und verwendet w3m. Die Erweiterung läuft sowohl unter der grafischen Oberfläche als auch in der Textkonsole.
  • ERC: Ein IRC-Client.
  • EWW (Emacs Web Wowser): Ein integrierter Webbrowser.
  • Gnus: Ein umfassend konfigurierbarer Mail- und Newsclient.
  • org-mode: Ein Modus zur Gliederung von Text, der in reinen Textdateien erfasst wird. Der Mode ermöglicht das Schreiben von Dokumenten, Webseiten, Todo-Listen und lässt sich außerdem als Organizer und zur Konvertierung zwischen verschiedenen Textformaten nutzen. Ab Version 22 ist org-mode offiziell in GNU Emacs enthalten.
  • Shimbun: ergänzt emacs-w3m. Mit Shimbun lassen sich Artikel aus Web-Zeitungen extrahieren und schließlich in einem Emacs anzeigen. Für die Darstellung der Artikel werden Funktionen eines Newsreaders genutzt. Mit Shimbun erhält man eine ähnliche Funktion wie mit RSS. Jedoch braucht es anders als bei RSS, nicht aktiv vom Seitenbetreiber unterstützt zu werden. Für jede Website, die mit Shimbun verarbeitet werden soll, muss ein Shimbun-Modul in Emacs Lisp beim Clienten vorliegen. Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass das Shimbun-Modul so programmiert werden kann, dass es z. B. Werbung herausschneidet. Die mitgelieferten Module sind überwiegend für japanische Websites, aber auch Module für Telepolis und den Heise-Newsticker, Wikipedia, Der Spiegel, Die Zeit, Die Welt und laut.de existieren.
  • SLIME: ist eine Entwicklungsumgebung für Common Lisp.
  • Package Manager package.el zur benutzerfreundlichen Auswahl und Installation von Erweiterungspaketen. Seit Emacs 24 ist dies Standardbestandteil von Emacs.

Humor

Richard Stallman hat scherzhafterweise den Editor Emacs zu einer Spaßreligion erhoben, der „Church of Emacs“, und bezeichnet sich selbst als St. IGNUcius. Als Glaubensbekenntnis muss man dreimal „There is no system but GNU, and Linux is one of its kernels.“ sagen. Dazu gibt es noch die Newsgroup alt.religion.emacs, die sich dieser Parodie widmet. Als Reaktion darauf gründeten die Anhänger des Konkurrenz-Editors vi den Cult of Vi.

Benutzer haben weitere, scherzhafte Deutungen aus Eigenarten von Emacs abgeleitet: Eight Megabytes And Constantly Swapping (Acht Megabyte groß und swappt dauernd) nimmt den für damalige Zeiten großen Arbeitsspeicher-Bedarf aufs Korn, ebenso Emacs Makes Any Computer Slow (Emacs macht jeden Computer langsam). Escape-Meta-Alt-Control-Shift ist eine Anspielung auf die Tastenkombinationen, mit denen die meisten Funktionen von Emacs auszulösen sind.

In Anspielung auf den großen Funktionsumfang schrieb Thomer M. Gil: „Emacs is a great operating system – it lacks a good editor, though.“ (deutsch: Emacs ist ein großartiges Betriebssystem – allerdings fehlt ein guter Editor.)

Zitate

“Emacs started out as a text editor, which became a way of life for many users because they could do all their work on a computer while never exiting from Emacs, and ultimately it became a religion as well.”

„Emacs begann als Texteditor, der zu einer Lebensweise für viele Benutzer wurde, weil man die ganze Arbeit damit erledigen kann, ohne Emacs zu verlassen, und wurde letztlich zu einer Religion.“

Richard Stallman

“You should always keep one principle in mind: Emacs does many things well, but it isn’t important for that reason. Emacs is important, because of the integration of different things you need to do.”

„Sei Dir stets dessen bewusst: Emacs kann vieles sehr gut, aber das ist nicht das Entscheidende. Emacs ist wichtig, weil es verschiedene zu erledigende Aufgaben unter einen Hut bringt.“

Debra Cameron, James Elliott, Marc Loy, Eric Raymond, Bill Rosenblatt

Literatur

  • Bob Glickstein: Writing GNU Emacs Extensions. O’Reilly, Cambridge/ Köln/ Paris/ Sebastopol/ Tokyo 1997, ISBN 1-56592-261-1.
  • Debra Cameron, Martina Wobst: GNU Emacs kurz und gut. 1. Auflage. O’Reilly, Köln/ Beijing 2000, ISBN 3-89721-211-0.
  • Debra Cameron, James Elliot, Marc Loy, Eric Raymond, Bill Rosenblatt: Learning GNU Emacs. O’Reilly, Beijing/ Cambridge/ Farnham/ Köln/ Paris/ Sebastopol/ Taipei/ Tokyo 2005, ISBN 0-596-00648-9.

Weblinks

Commons: Emacs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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