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Geschichte von Falun Gong
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Geschichte von Falun Gong

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Falun-Gong-Anhänger praktizieren in Manhattan die fünfte Übung, eine Meditation

Dieses Lemma über die Geschichte von Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, ist eine chronologische Auflistung von Ereignissen vom Beginn des Auftretens in der Öffentlichkeit bis zur Gegenwart.

Falun Gong beziehungsweise Falun Dafa ist eine spirituelle Praktik, die langsame Körperübungen und eine Meditation mit einer Moralphilosophie verbindet. Sie wurde von ihrem Gründer Li Hongzhi im Frühjahr 1992 in der Stadt Changchun im Nordosten Chinas der Öffentlichkeit vorgestellt. Falun Gong wird als ein System des Qigong mit einer buddhistischen Tradition eingestuft. Falun Dafa erhielt anfänglich eine offizielle Bewilligung und Unterstützung durch chinesische Regierungsbehörden. Aufgrund der Einfachheit ihrer Übungsbewegungen, der Auswirkungen auf die Gesundheit, des Fehlens von Gebühren oder formaler Mitgliedschaft sowie der moralischen und philosophischen Lehren, ist die Praktik schnell gewachsen.

1996 trennte sich Falun Gong (Falun Dafa) jedoch von den staatlichen Qigong-Vereinigungen, was zu einer allmählichen Eskalation der Spannungen mit den Behörden der Kommunistischen Partei Chinas führte, die im Frühjahr 1999 ihren Höhepunkt erreichte. Nach einem Protest von 10.000 Falun-Gong-Praktizierenden am 25. April 1999 in der Nähe des Regierungsgeländes Zhongnanhai, die eine offizielle Anerkennung der Bewegung forderten, befahl der damalige Parteichef Jiang Zemin, Falun Gong zu vernichten. Eine großangelegte Propagandakampagne, massenhafte Verfolgungen und außergerichtliche Freiheitsstrafen, Folter und Zwangsumerziehung folgten.

Falun-Gong-Praktizierende reagierten auf die Kampagne mit Protesten auf dem Tian’anmen-Platz, der Gründung ihrer eigenen Medienunternehmen im Ausland, mit internationalen Strafanzeigen gegen chinesische Beamte und der Einrichtung eines Netzwerkes von im Untergrund arbeitenden Produktionsstätten innerhalb Chinas, um Literatur über die Praktik und die stattfindende Verfolgung herzustellen. Während des Einsatzes gegen die Verfolgung hatte sich Falun Dafa zu einer prominenten Stimme für ein Ende der Ein-Parteien-Herrschaft in China entwickelt.

Chronik großer Ereignisse

Vor 1992

Falun Dafa wurde verschiedentlich als eine spirituelle Kultivierungspraxis, ein Kultivierungssystem nach Tradition des chinesischen Altertums, dessen Wurzeln bis zur Ming-Dynastie reichen, als eine Qigong-Disziplin der buddhistischen Schule, als Religion und – besonders in den Anfangsjahren im Westen – als neue religiöse Bewegung betrachtet.Qigong an sich beinhaltet eine breite Palette an Übungen, Meditation und Atemmethoden, die seit langem Teil spiritueller Praktiken ausgewählter buddhistischer Schulen, daoistischer Alchimisten, Schülern der Kampfkunst und einigen Gelehrten des Konfuzianismus sind.

Obwohl Qigong ähnliche Praktiken eine lange Geschichte haben, findet die moderne Qigong-Bewegung ihre Ursprünge in den späten 1940er und 1950er Jahren. Zu dieser Zeit strebten Kader der Kommunistischen Partei nach Qigong als Mittel zur Verbesserung der Gesundheit und betrachteten es als eine Kategorie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Mit offizieller Unterstützung des Partei-Staates wuchs Qigong in seiner Popularität stetig an, besonders in der Zeit nach der Kulturrevolution. Die staatliche Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas wurde 1985 gegründet, um Qigong-Praktiken im ganzen Land zu verwalten und zu beaufsichtigen. Tausende Qigong-Disziplinen entstanden, einige von ihnen unter der Leitung von „Großmeistern“ mit Millionen Anhängern.

Li Hongzhi erklärte in seiner spirituellen Biografie, dass er seit seiner Jugend von einer Vielzahl buddhistischer und daoistischer Meister betreut worden sei, die ihm die Methoden und die Moralphilosophie vermittelten, die später als Falun Gong bekannt wurde.

  • 1951 – Am 13. Mai wird Li Hongzhi, Gründer von Falun Dafa, in Gongzhuling, Provinz Jilin, geboren. Die chinesische Regierung nennt ein alternatives Geburtsdatum für Li, den Juli 1952.
  • 1955 – Nach seiner spirituellen Biografie beginnt Li unter der Anweisung von Meister Quan Je, einem Meister der zehnten Generation der buddhistischen Kultivierung zu lernen, der ihm die Prinzipien Zhen, Shan, Ren (Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht) vermittelt. Der Unterricht dauert acht Jahre.
  • 1963 – Der taoistische Meister Baji Zhenren beginnt Lis Ausbildung in taoistischer Kampfkunst und körperlicher Fähigkeiten.
  • 1970 – Li beginnt auf einer Militärpferdefarm in Nordostchina zu arbeiten und 1972 als Trompeter bei der Forstpolizei der Provinz.
  • 1972 – Li setzt unter Meister Zhen Daozhi, der ihm Methoden der inneren Kampfkünste vermittelt, seine spirituelle Ausbildung fort. Nach Lis spiritueller Biografie fand seine Ausbildung in dieser Zeit vor allem in der Nacht statt, möglicherweise aufgrund des politischen Umfeldes der Kulturrevolution.
  • 1974 – In Lis Biografie steht, dass er das Studium unter Anweisungen einer weiblichen buddhistischen Meisterin beginnt. Während der nächsten Jahre setzte Li seine Studien und Beobachtungen spiritueller Kultivierungssysteme fort.
  • Anfang der 1980er Jahre – Nachdem er seine Mittel- und Gymnasialausbildung aufgrund der Kulturrevolution unterbrochen hatte, holte er diese später via Fernstudium nach.
  • 1984 – Li beschließt, Falun Gong als eine zugänglichere Version des Falun-Xiulian-Dafa zu gründen, ein Qigong-Kultivierungssystem der buddhistischen Schule.
  • Mitte der 1980er Jahre – Li beginnt das Studium und die Beobachtung einer Vielzahl anderer Qigong-Disziplinen, offenbar in Vorbereitung für die Etablierung und Veröffentlichung seines eigenen Qigong-Systems.
  • 1985 – Die chinesischen Behörden gründen eine nationale Organisation, die die vielfältigen Qigong-Disziplinen überwacht, die sich im ganzen Land ausbreiteten. Die Qigong-Forschungsgesellschaft in China wurde 1985 gegründet und berief 1986 in Peking ihre erste Sitzung ein. Zu der Organisation zählten unter anderem Führungskräfte mehrerer bedeutender und ehemaliger Mitglieder des Politbüros und des Nationalen Volkskongresses sowie ehemalige Minister für Gesundheit und Bildung.
  • 1989 – Li beginnt ausgewählten Schülern private Unterweisungen von Falun Gong zu geben.

1992 bis 1995

Falun Gong wurde im Frühjahr 1992, gegen Ende des „Qigong-Booms“ in China, der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu jener Zeit waren Tausende Qigong-Disziplinen verbreitet. Li Hongzhi und sein Falun Dafa wurden ein „Sofortiger-Star“ der Qigong-Bewegung und von der regierungsseitig verwalteten Qigong-Forschungsgesellschaft in China aufgenommen. Von 1992 bis 1994 reiste Li in ganz China herum und gab 54 Seminare über die Übungen und Prinzipien von Falun Gong. Die Seminare dauerten in der Regel acht bis zehn Tage und zogen bis zu 6000 Teilnehmer pro Kurs an. Aufgrund der vorhandenen Wirksamkeit in der Gesundheitsverbesserung und ihrer moralischen und philosophischen Elemente (die entwickelter als die anderer Qigong-Schulen waren) gewann die Kultivierungspraktik schnell an Popularität.

  • 1992 – Am 13. Mai beginnt Li die öffentliche Lehrtätigkeit von Falun Gong an der 5. Mittelschule in Changchun, Provinz Jilin, und spricht zu mehreren Hundert Personen. Das Seminar dauerte neun Tage und kostete 30 Yuan (ca. 3,95 Euro) Eintritt pro Person.
  • 1992 – Im Juni wird Li von der Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas eingeladen, in Peking einen Vortrag zu halten.
  • 1992 – Im September wird Falun Gong als Qigong-Zweig unter der Verwaltung der staatlichen Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas anerkannt.
  • 1992 – Li wird von der Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas offiziell zum „Qigong-Meister“ erklärt und erhielt eine Genehmigung, im ganzen Land unterrichten zu können.
  • 1992 – Li und mehrere Falun-Gong-Schüler nehmen vom 12. bis 21. Dezember an der Asien-Gesundheitsmesse in Peking teil. Der Organisator der Gesundheitsmesse bemerkte, dass Falun Gong und Li „auf der Messe am meisten [von allen anderen Qigong-Schulen] gelobt wurden und sehr gute therapeutische Ergebnisse erzielte“. Die Veranstaltung unterstützte die Popularität Lis in der Qigong-Welt und Medienberichte über die Heilkräfte von Falun Dafa verbreiteten sich.
  • 1992 – Ende des Jahres hatte Li in Peking sechs Seminare gegeben, die jeweils eine Woche dauerten, sowie vier in Changchun, ein Seminar in Tayuan und eins in Shandong.
  • 1993 – Der chinesische Falun Gong (中国法轮功), das erste große Lehrbuch von Li Hongzhi, wird im April vom Militärverlag Yiwen veröffentlicht. Das Buch beschreibt die grundlegende Kosmologie, das Moralsystem und die Übungen von Falun Gong. Eine überarbeitete Ausgabe erscheint im Dezember.
  • 1993 – Im Frühjahr und Sommer erscheinen eine Reihe enthusiastischer Artikel in Qigong-Magazinen, die landesweit die Vorzüge von Falun Gong loben. Mehrere Titelbilder von Li Hongzhi erscheinen auf dem Umschlag der Magazine; die Artikel erörtern die Überlegenheit des Falun-Gong-Systems.
  • 1993 – Am 30. Juli wird die Falun-Xiulian-Dafa-Forschungsgesellschaft als Zweigstelle der Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas gegründet.
  • 1993 – Am 30. August folgt Li einer Einladung der China Jianyi Yongwei Foundation, um an ihrer dritten Konferenz zur Ehrung herausragender Persönlichkeiten den im Dienst verletzten Polizisten zu helfen, ihre Gesundheit zu verbessern. Einen Tag später sendet das Ministerium für Öffentliche Sicherheit ein Dankschreiben an die Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas, in dem sie Li Hongzhi dafür dankt, dass er den in Dienstausübung verletzten Polizeibeamten seine Lehren mitteilte und ihnen bei der Rehabilitierung ihrer Gesundheit half. Unter den 100 Personen, die von Li behandelt wurden, war nur einer, der keine „offensichtliche Verbesserung“ seiner Gesundheit erfahren hatte.
  • 1993 – Am 21. September lobte die Public Security Daily, eine Publikation des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit, Falun Gong dafür, „die traditionellen Tugenden zur Verbrechensbekämpfung des chinesischen Volkes zu fördern, indem es die soziale Ordnung und Sicherheit gewährleistet und die Rechtschaffenheit in der Gesellschaft fördert“.
  • 1993 – Li beteiligt sich erneut vom 11. bis 20. Dezember an der Asien-Gesundheitsmesse in Peking, dieses Mal als Mitglied des Organisationskomitees. Bei der Veranstaltung gewinnt er mehrere Auszeichnungen und wird als „Meist gepriesener Qigong-Meister“ proklamiert. Zusätzlich erhielt Falun Gong die „Besondere Auszeichnung in Gold“ und den „Preis für Fortschrittliche Grenzwissenschaft“.
  • 1994 – Am 6. Mai ruft die Qigong-Forschungsgesellschaft der Provinz Jilin Li Hongzhi zum „Großmeister des Qigong“ aus.
  • 1994 – Li gibt an der Universität für Öffentliche Sicherheit in Peking zwei Vorlesungen über Falun Gong und spendet den Erlös aus den Seminaren einer Stiftung für verletzte Polizeibeamte.
  • 1994 – Am 3. August erklärt die Stadt Houston in Texas, USA, Li Hongzhi für seinen „uneigennützigen öffentlichen Dienst zum Nutzen und Wohlergehen der Menschheit“ zum Ehrenbürger der Stadt.
  • 1994 – Als die Einnahmen aus dem Verkauf seiner Publikationen wuchsen, verlangte Li keine Seminargebühren mehr. Anschließend bestand Li darauf, dass Falun Dafa kostenlos gelehrt werden müsse.
  • 1994 – Das letzte vollständige Seminar über die Übungen und die Philosophie von Falun Gong findet vom 21. bis 29. Dezember in der südlichen Stadt Guangzhou statt.
  • 1995 – Im Januar wird Zhuan Falun (转法轮), die vollständige Lehre von Falun Gong, vom Verlag der Fernsehbehörde Chinas veröffentlicht. Am 4. Januar findet eine Publikationszeremonie im Auditorium des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit statt.
  • 1995 – Im Februar wird Li von Chinas Nationalem Sportkomitee, dem Ministerium für öffentliche Gesundheit und der chinesischen Qigong-Forschungsgesellschaft angesprochen, um gemeinsam einen Falun-Gong-Verein zu gründen. Li lehnt das Angebot ab.
  • 1995 – Innerhalb einiger Bereiche der Regierung beginnt sich die offizielle Haltung gegenüber der Qigong-Bewegung zu ändern, und die staatliche Presse beginnt, Kritik an Qigong zu üben.
  • 1995 – Li verlässt China und beginnt, seinen Kultivierungsweg im Ausland zu verbreiten.
  • 1995 – Die chinesische Botschaften in Paris und Stockholm laden Li ein, Falun Dafa im Ausland zu lehren. Am 13. März hält er ein siebentägiges Seminar in Paris, gefolgt von einer weiteren Vortragsreihe im April in Schweden (Göteborg, Stockholm und Uddevalla).

1996 bis Juni 1999

Nachdem Li Hongzhi veröffentlicht hatte, dass die Lehrtätigkeit seiner Praktik in China beendet sei, begann er Falun Gong in Europa, Ozeanien, Nordamerika und Südostasien zu lehren. 1998 zog Li in die Vereinigten Staaten um.

Da die Praktik in China weiter wuchs, entstanden Spannungen zwischen Falun Gong und den chinesischen Behörden. Im Jahr 1996 zog sich Falun Gong von der chinesischen Qigong-Forschungsgesellschaft zurück und wurde danach in der staatlichen Presse das Thema wachsender Kontroverse und Kritik. Die Praktik wurde zu einem Thema hochrangiger Debatten innerhalb der Regierung und der Kommunistischen Partei, wobei einige Ministerien und Regierungsbehörden weiterhin die Praktik unterstützten, während andere gegenüber der Gruppe zunehmend argwöhnisch wurden. Diese Spannungen spielten sich auch in den Medien ab, da einige Stellen weiterhin die Auswirkungen von Falun Dafa lobten, während andere es als Pseudowissenschaft kritisierten.

Die Spannungen verschärften sich in diesem Zeitraum weiter, was am 25. April 1999 zu einer Demonstration in der Nähe des Regierungsgeländes in Zhongnanhai führte, wo sich über zehntausend Falun-Gong-Praktizierende versammelten und um offizielle Anerkennung ersuchten. Im Anschluss an dieses Ereignis bereitete sich Jiang Zemin, der damalige Führer der Kommunistischen Partei, insgeheim auf eine landesweite Kampagne zur Verfolgung von Falun Gong vor.

  • 1996 – Das Buch Zhuan Falun wird im Januar, März und April in der Zeitung Beijing Youth Daily (北京青年报) als Bestseller aufgeführt.
  • 1996 – Falun Gong reicht im März einen Antrag ein, sich aus der Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas zurückzuziehen. Li erklärt später, dass er herausgefunden hatte, dass sich diese staatlich geführte Gesellschaft mehr darum bemühe, von Qigong zu profitieren, als sich mit echter Forschung zu befassen. Li hatte auch offenbar eine neue Bestimmung der Qigong-Forschungsgesellschaft abgelehnt, die anordnete, dass alle Qigong-Schulen innerhalb ihrer Organisation Zweigstellen der Kommunistischen Partei gründen müssen. Falun Gong blieb völlig ohne staatliche Aufsicht oder Unterstützung.
  • 1996 – Auf Anweisung von Li beantragen die Verwalter der Falun-Gong-Forschungsgesellschaft in China die Registrierung bei drei anderen Regierungsorganisationen, unter anderem der Buddhistischen Vereinigung von China und der Zentralabteilung Vereinigte Arbeitsfront, die direkt unter dem Befehl des zentralen Führungskomitees der Kommunistischen Partei steht. Jedoch wurden alle Anträge letztlich abgelehnt.
  • 1996 – Am 17. Juni erscheint der erste große staatliche Medienartikel in der Tageszeitung Guangming Daily, der Falun Gong kritisiert. Der Artikel erwähnt, dass Falun Gong eine Manifestation des reaktionären Aberglaubens darstelle und dass sein Hauptwerk Zhuan Falun ein Werk der „Pseudowissenschaft“ sei, das die Massen betrüge. Falun-Gong-Praktizierende reagierten auf die Veröffentlichung des Artikels mit einer Briefkampagne an die Zeitung und die nationale Qigong-Vereinigung.
  • 1996 – In der zweiten Hälfte des Jahres beginnt die staatliche Buddhistische Vereinigung Chinas Kritik an Falun Gong auszuüben und drängt ihre Mitglieder, die Praktik nicht aufzunehmen.
  • 1996 – Am 24. Juli werden Falun-Gong-Bücher von Chinas Nachrichtenverlagsamt, einer Zweigstelle der Propaganda-Abteilung, verboten. Der für das Verbot angegebene Grund war, dass Falun Gong „Aberglauben verbreite“. Mit Li Hongzhis Zustimmung verbreiten sich Raubkopien und kopierte Versionen der Falun-Gong-Bücher.
  • 1996 – Li beginnt im Sommer eine weitere Vortragsreise nach Hongkong, Sydney, Bangkok, Houston, New York und Peking.
  • 1996 – Die Qigong-Forschungsgesellschaft Chinas gibt einen Beschluss über die Streichung der Mitgliedschaft von Falun Gong heraus. Im Beschluss wird erwähnt, dass Praktizierende von Falun Gong zwar „unvergleichliche Ergebnisse in Sachen Vitalität und Prävention von Krankheiten erreicht hatten“, doch Li Hongzhi „Theologie und Aberglaube“ propagieren würde, die Teilnahme an Verbandssitzungen versäumte und von Verfahren des Verbandes abgewichen sei.
  • 1997 – Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit startet eine Untersuchung, ob Falun Gong als xie jiao („ketzerische Religion“) angesehen werden sollte. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass „bislang keine Beweise vorliegen“.
  • 1997 bis 1999 – Die Kritik an Falun Gong eskaliert in den staatlichen Medien. Mit der Ermutigung von Li reagieren Falun-Gong-Praktizierende auf die Kritik, indem sie vor den Medienbüros friedlich petitionieren und um eine Wiedergutmachung gegen wahrgenommene unfaire Berichterstattungen ersuchen. Dieses Vorgehen führt häufig dazu, dass kritische Artikel zurückgenommen werden und sich die Medien entschuldigten. Doch nicht alle Medienberichte waren in diesem Zeitraum negativ, und der gesundheitliche Nutzen von Falun Gong wurde weiterhin in Artikeln hervorgehoben.
  • 1998 – Am 21. Juli veröffentlicht das Ministerium für Öffentliche Sicherheit das Dokument Nr. 555 „Mitteilung über die Untersuchung von Falun Gong“. In dem Dokument wird behauptet, dass Falun Gong eine „böse Religion“ sei, und es wird angeordnet, eine weitere Untersuchung einzuleiten, um Beweise für diese Schlussfolgerung zu suchen. Die Fraktion innerhalb des Ministeriums, die gegen Falun Gong feindlich gesinnt ist, wurde Berichten zufolge von Luo Gan angeführt. Falun-Gong-Quellen berichteten, dass Behörden die Telefone anzapften, Praktizierende belästigten und ihnen folgten, Häuser durchsuchten und Falun-Gong-Praktizierende beim Meditieren unterbrachen.
  • 1998 – Qiao Shi, der kürzlich pensionierte Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses, führt als Antwort auf das Dokument Nr. 555, seine eigene Untersuchung zu Falun Gong durch. Nach Monaten der Untersuchungen kamen er und seine Ermittler zum Schluss, dass „Falun Gong für das chinesische Volk und China Hunderte Vorteile und nicht einen einzigen schlechten Effekt hat“.
  • 1998 – Von Mai bis Oktober führt Chinas Nationale Sportkommission ihre eigene Untersuchung durch und beauftragt Ärzte mit der Durchführung medizinischer Umfragen an insgesamt 12.731 Falun-Gong-Praktizierenden in der Provinz Guangdong. Vor dem Praktizieren von Falun Gong litten 93,4 % der Befragten an chronischen Erkrankungen, 48,9 % hatten mindestens drei Krankheiten. Durch das Praktizieren berichteten 99,1 % von einer verbesserten Gesundheit. Für Krankheiten aller Art wurde eine Heilungsrate von 58,5 % angegeben. Die Anzahl der Personen, die zu der Kategorie „extrem energetisch und gesund“ gehören, veränderte sich von 3,5 % vor dem Praktizieren auf 55,3 % seit der Kultivierung. Insgesamt erlebten 96,5 % der Praktizierenden ein erhöhtes Energie- und Gesundheitsniveau. Im Oktober kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis: „Wir sind davon überzeugt, dass die Übungen und Auswirkungen von Falun Gong hervorragend sind. Die Praktik hat einen außerordentlichen Beitrag zur Verbesserung der Stabilität und Ethik der Gesellschaft geleistet. Dies sollte gebührend bestätigt werden.“
  • 1998 – Schätzungen der staatlichen Sportkommission lassen auf 60 bis 70 Millionen Falun-Gong-Praktizierende in China schließen.
  • 1998–1999 – Li Hongzhi lehrt Falun Gong weiterhin international, mit gelegentlichen Aufenthalten in China. 1998 hält Li Vorträge in New York, Frankfurt, Changchun, Singapur. Auf Einladung chinesischer Beamter aus dem Palais des Nations hält Li am 4. September in der Versammlungshalle der Vereinten Nationen in Genf einen Vortrag vor 1200 Teilnehmern. 1999 folgen weitere Vorträge in Los Angeles, New York, Sydney, Neuseeland, Toronto, Chicago, Bangkok, Hongkong, Taipeh, Houston und Peking.
  • 1999 – Wu Shaozu, ein Beamter der chinesischen Nationalen Sportkommission, sagt in einem Interview mit der Zeitung U.S. News & World Report am 14. Februar, dass eventuell bis zu 100 Millionen Menschen Falun Gong und andere Formen von Qigong praktizieren. Wu stellte fest, dass die Popularität von Falun Gong die Gesundheitskosten dramatisch reduziert hatte. Laut Wu „kann jeder Praktizierende jährlich 1000 Yuan an Medizinkosten sparen. Wenn 100 Millionen praktizieren, spart dies jährlich 100 Milliarden Yuan an Medizinkosten“. Und „Premier Zhu Rongji ist sehr glücklich darüber“.
  • 1999 – Im April veröffentlicht der Physiker He Zuoxiu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Schwager von Luo Gan, dem damaligen Sicherheitschef von Staats- und Parteichef Jiang Zemin, einen Artikel in der Jugendzeitschrift der Normal University in Tianjin, der Falun Gong als abergläubisch kritisiert und als für die Jugend möglicherweise schädlich darstellt.
  • 1999 – Ungefähr 5000 Praktizierende veranstalten eine stille Demonstration an der Fachhochschule für Erziehung in Tianjin und verlangen eine Rücknahme des Artikels. Die Redakteure stimmen zunächst zu, einen Widerruf des Artikels von He Zuoxiu zu veröffentlichen, doch dann brechen sie ihr Wort.
  • 1999 – Am 23. April wird rund 300 Sicherheitskräften befohlen, „das Kriegsrecht anzuwenden und das Gebiet zu räumen“, obwohl es keine „Falun-Gong-Demonstration“ gibt, sondern die Praktizierenden nur friedlich herumsitzen. Dennoch marschiert die Polizei in die Menge, schlägt Praktizierende und verhaftet 45 von ihnen.
  • 1999 – Falun-Gong-Praktizierende petitionieren am Rathaus in Tianjin für die Freilassung der eingesperrten Praktizierenden. Ihnen wird gesagt, dass der Befehl, die Menge aufzuheben und die Demonstranten einzusperren, „vom Sicherheitsministerium unter der Zentralregierung veranlasst worden“ war, und deshalb weitere Beschwerden an Peking gerichtet werden sollen.
Falun-Gong-Praktizierende demonstrieren im April 1999 außerhalb des Regierungsgeländes Zhongnanhai und fordern offizielle Anerkennung.
  • 1999 – Am 25. April wollen 10.000 Falun-Gong-Praktizierende das Zentrale Appellationsbüro aufsuchen, werden jedoch von Einheiten der Roten Armee blockiert und in die Fuyou Straße umgelenkt, die direkt nach Zhongnanhai führt. An diesem Tag befinden sich keinerlei Sicherheitskräfte vor Ort, die normalerweise den Weg nach Zhongnanhai bewachen. Die Praktizierenden werden direkt vor das Tor von Zhongnanhai gedrängt. Kameras werden aufgestellt. Jiang Zemin fährt in seiner Limousine an den Praktizierenden vorbei und beobachtet den inszenierten Schauplatz. Am Tor der Verbotenen Stadt warteten Truppen, doch gibt es 16 Stunden lang keinerlei Provokation von den Praktizierenden. Fünf Vertreter von Falun Gong treffen sich mit Premier Zhu Rongji, um für eine offizielle Anerkennung und ein Ende der eskalierenden Belästigungen gegen die Gruppe zu bitten. Zhu stimmt zu, die Praktizierenden in Tianjin freizulassen, und versichert den Vertretern, dass die Regierung Falun Gong nicht ablehne. Am selben Tag jedoch, auf Drängen von Luo Gan, gibt der kommunistische Parteichef Jiang Zemin ein Schreiben heraus, in dem er seine Absicht erwähnt, die Praktik zu unterdrücken.
  • 1999 – Am 26. April berichten die Medien, dass sich Falun-Gong-Anhänger bei Zhongnanhai versammelten hatten und bringen zum Ausdruck, „dass jeder die Freiheit habe, zu praktizieren oder nicht, ganz nach Wunsch“. Parallel dazu beruft Jiang Zemin eine Sitzung des Ständigen Ausschusses des Politbüros ein, um die „Falun-Gong-Demonstration“ zu erörtern. Berichten zufolge bevorzugten einige Mitglieder des Politbüros eine versöhnliche Position gegenüber Falun Gong, während andere – wie Jiang und Sicherheitszar Luo Gan – eine endgültige Zerschlagung der Gruppe wollten.
  • 1999 – Anfang Mai bestimmt Jiang Zemin, dass Luo Gan und Hu Jintao eine spezielle Einsatzgruppe gründen sollen, um eine Kampagne vorzubereiten, die Falun Gong diskreditiert. Die Behörden verstärken die Überwachung von Falun Gong, zapfen Telefone von Praktizierenden an und überwachen Praktizierende in verschiedenen Städten.
  • 1999 – Am 2. Mai gibt Li Hongzhi Journalisten in Sydney, Australien, eine Pressekonferenz. Auf die Frage, ob er glaube, dass die Regierung seine Schüler töten oder inhaftieren werde, um die soziale Ordnung aufrechtzuerhalten, antwortete Li: „[Falun Gong] Praktizierende werden niemals gegen das Gesetz verstoßen. In Bezug auf das Szenario, das Sie beschreiben, glaube ich nicht, dass es passieren wird. […] seit der Wirtschaftsreform und Öffnung ist die chinesische Regierung in dieser Hinsicht ziemlich tolerant.“
  • 1999 – Im Mai und Juni, als gerade die Vorbereitungen für ein hartes Vorgehen im Gange sind, setzen Falun-Gong-Praktizierende ihre öffentlichen Meditationsübungen fort. Das Nachrichtenmagazin Far Eastern Economic Review schrieb: „… in einem Park im Westen Pekings, machten etwa 100 Falun-Gong-Praktizierende unter einem kräftig gelben Spruchband Übungen, das ihre Zugehörigkeit verkündete … [sie sind] weit davon entfernt, in Panik zu geraten“.
  • 1999 – Am 2. Juni kauft Li in mehreren Hongkonger Zeitungen Platz, um einen Artikel zu veröffentlichen, in dem er Falun Gong verteidigt, und die chinesischen Führer drängt, keine „universelle Verurteilung zu riskieren“ und „keine Arbeitskräfte und Kapital zu verschwenden“, um die Gruppe zu bekämpfen.
  • 1999 – Am 3. Juni reisen 70.000 Praktizierende aus Jilin und Liaoning nach Peking, um bei den Behörden zu appellieren. Sie wurden von Sicherheitskräften abgefangen, nach Hause geschickt und überwacht.
  • 1999 – Am 7. Juni berief Jiang Zemin eine Sitzung des Politbüros der Kommunistischen Partei Chinas ein, um das Problem „Falun Gong“ anzugehen. In dem Treffen wurde Falun Gong von Jiang als eine ernste Bedrohung für die Autorität der Kommunistischen Partei beschrieben – als „etwas Beispielloses im Land, seit seiner Gründung vor 50 Jahren“ –, und Jiang befahl die Gründung einer besonderen Führungsgruppe im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei, um „voll auf die Arbeit der Vernichtung von Falun Gong vorbereitet zu sein“.
  • 1999 – Am 10. Juni wurde das Büro 610 gegründet, um die tägliche Koordination der Anti-Falun-Gong-Kampagne zu bewältigen. Luo Gan wurde ausgewählt, das Büro zu leiten, dessen Mission es damals war, eine „einheitliche Herangehensweise … zur Lösung des Falun-Gong-Problems“ zu studieren, zu erforschen und zu entwickeln. Das Büro 610 wurde ohne rechtliche Grundlage gegründet und es gibt keine Bestimmungen, die sein genaues Mandat beschreiben.
  • 1999 – Am 17. Juni erklärte Jiang Zemin in einer Sitzung des Politbüros, dass Falun Gong „der schwerwiegendste politische Vorfall seit der politischen Störung am 4. Juni 1989 sei“. Das Büro 610 wurde durch die neu gegründete Zentrale Führungsgruppe zur Handhabung von Falun Gong unter der Leitung von Li Lanqing befehligt. Li und Luo waren Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros; auch die vier anderen stellvertretenden Direktoren der Zentralen Führungsgruppe hielten hochrangige Posten in der Kommunistischen Partei inne, einschließlich des Ministers der Propagandaabteilung.
  • 1999 – Am 26. Juni werden dreizehn Falun-Gong-Übungsplätze in öffentlichen Parks von Pekinger Sicherheitsbeamten geschlossen.

Juli 1999 bis 2001

Falun-Gong-Praktizierende werden nach dem Verbot durch die Kommunistische Partei auf dem Tian’anmen-Platz verhaftet.

Im Juli 1999 beginnt eine landesweite Kampagne, um Falun Gong zu „beseitigen“. Die Verfolgungskampagne ist gekennzeichnet durch eine „massive Propagandakampagne“ gegen die Gruppe, öffentliche Verbrennungen von Falun-Gong-Büchern und Inhaftierungen Zehntausender Falun-Gong-Praktizierender in Gefängnissen, Arbeitslagern zur „Umerziehung durch Arbeit“, psychiatrische Kliniken und anderen Haftanstalten. Behörden erhalten den weitreichenden Auftrag „Praktizierende umzuerziehen“, was zu einer weitverbreiteten Anwendung der Folter gegen Falun-Gong-Praktizierende führte und oftmals zu ihrem Tod.

Von Ende 1999 bis Anfang 2001 reisen täglich Hunderte Falun-Gong-Praktizierende zum Tian’anmen-Platz, um friedlich gegen die Verfolgung zu protestieren. Die Proteste bestehen aus Falun-Gong-Übungen, Meditation beziehungsweise dem Halten von Spruchbändern, die darauf hinweisen, dass Falun Gong unschuldig ist. Die Proteste werden von Sicherheitskräften – oftmals brutal – unterbrochen.

  • 1999 – Am 19. Juli wurde während eines Treffens der Kommunistischen-Partei-Kader Jiang Zemins Entscheidung mitgeteilt, Falun Gong auszulöschen. Ursprünglich sollte die Kampagne erst am 21. Juli beginnen, doch da das diesbezügliche Dokument offenbar durchgesickert war, begann die Niederschlagung bereits am 20. Juli. Eine landesweite Propagandakampagne wird ins Leben gerufen, um Falun Gong zu diskreditieren.
  • 1999 – Kurz nach Mitternacht des 20. Juli werden Falun-Gong-Praktizierende und „Betreuer“ in zahlreichen Städten Chinas entführt und verhaftet. Als Reaktion darauf petitionieren Zehntausende Praktizierende bei lokalen, provinziellen und zentralen Appellationsbüros. In Peking und anderen Städten werden Demonstranten in Sportstadien gesperrt.
  • 1999 – Am 22. Juli erklärt das Ministerium für zivile Angelegenheiten die „Forschungsgesellschaft von Falun Dafa und die unter ihrer Kontrolle stehende Falun-Gong-Organisation“ als nicht zugelassene und deshalb illegale Organisationen. Am selben Tag gibt das Ministerium für Öffentliche Sicherheit eine Bekanntmachung heraus, die Folgendes verbietet: Erstens das Darstellen von Falun-Gong-Bildern oder -Symbolen; zweitens die öffentliche Verteilung von Falun-Gong-Büchern oder -Literatur; drittens das Versammeln, um Falun-Gong-Übungen durchzuführen; viertens mit Sitzstreiks, Petitionen und anderen Demonstrationen Falun Gong zu verteidigen; fünftens die Verbreitung von Gerüchten, die die soziale Ordnung stören; und sechstens die Beteiligung an Aktivitäten, die der Entscheidung der Regierung entgegenstehen.
  • 1999 – Das Rundschreiben vom 19. Juli wird am 23. Juli veröffentlicht. Darin wird Falun Gong als das „schwerste politische Ereignis“ seit 1989 beschrieben. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas verbietet den Mitgliedern der Kommunistischen Partei, Falun Gong zu praktizieren, und beginnt mit Studientreffen, um sicherzustellen, dass die Kader verstehen, dass Falun Gong nicht mit dem Glaubenssystem des Marxismus übereinstimmt.
  • 1999 – Am 26. Juli beginnen die Behörden mit der Beschlagnahmung und Zerstörung aller Veröffentlichungen, die im Zusammenhang mit Falun Gong stehen, unter anderem Bücher, Bilder, Audio- und Video-Produkte und elektronische Publikationen. Innerhalb einer Woche werden zwei Millionen Exemplare Falun-Gong-Literatur beschlagnahmt und durch Dampfwalzen und öffentliche Buchverbrennungen zerstört.
  • 1999 – Ende Juli werden ausländische Falun-Gong-Websites gehackt beziehungsweise einem Denial-of-Service-Angriff unterworfen. Laut China-Analytiker und Experte des chinesischen Internets Ethan Gutmann stammten die Angriffe von Servern in Peking und Shenzhen und gehörten zu den ersten ernsthaften Versuchen der Netzwerkunterbrechung durch China.
  • 1999 – Am 29. Juli verlangen die chinesischen Behörden, dass Interpol die Verhaftung von Li Hongzhi vornimmt. Interpol lehnt ab. In der darauffolgenden Woche bieten die chinesischen Behörden den Vereinigten Staaten eine erhebliche Belohnung für die Auslieferung Lis an. Die US-Regierung lehnt ab.
  • 1999 – Am 29. Juli veröffentlichte das Justizbüro in Peking eine Anweisung, in der alle Anwälte und Anwaltskanzleien aufgefordert werden, zuerst eine Genehmigung einzuholen, bevor sie Falun-Gong-Praktizierende beraten oder vertreten. Laut Human Rights Watch stand diese Anweisung im Widerspruch „zu internationalen Maßstäben, die die Regierungen auffordern, sicherzustellen, dass Rechtsanwälte ihre beruflichen Aufgaben ohne Einschüchterungen, Belästigungen oder unzulässige Eingriffe wahrnehmen können“.
  • 1999 – Im Oktober veranstalten 30 Falun-Gong-Praktizierende eine geheime Pressekonferenz für ausländische Medien in Peking, um den Journalisten von der Gewalt und Verfolgung zu berichten, unter der sie leiden. Am Ende der Pressekonferenz werden die Teilnehmer verhaftet und einige der anwesenden ausländischen Reporter verhört und kurzzeitig eingesperrt. Zehn der Organisatoren wurden unmittelbar nach der Pressekonferenz eingesperrt. Laut Falun-Gong-Quellen wird der 31-jährige Friseur Ding Yan – einer der Verhafteten – später in Gewahrsam zu Tode gefoltert. Während der Pressekonferenz werden bereits erste Anschuldigungen angesprochen, dass Falun-Gong-Praktizierende in Gewahrsam zu Tode gefoltert wurden.
  • 1999 – Am 30. Oktober erlässt der Nationale Volkskongress der Volksrepublik China einen Beschluss zu Artikel 300 des Strafgesetzbuches über heterodoxe Lehren (xiejiao), der die Identifizierung und Bestrafung von Personen behandelt, die „ketzerische Religionen“ einsetzen, um die Umsetzung des Gesetzes zu untergraben. Der Religionswissenschaftler Hubert Seifert sieht den Beschluss des Volkskongresses als ein Vorgehen, mit dem die „bereits seit Juli des Jahres laufende massive Verfolgung von Mitgliedern der Falun-Gong-Bewegung nachträglich auf eine legale Basis gestellt“ werden soll.
  • 1999 – Am 5. November gibt der Oberste Volksgerichtshof der Volksrepublik China ein Rundschreiben heraus, das den Volksgerichten die Anweisung erteilt, dass Falun Gong nach Artikel 300 als „ketzerische Religion“ angeklagt werden soll. Die Anweisung, die an alle örtlichen Gerichte in China ging, betonte, dass es ihre politische Pflicht sei, Falun Gong streng zu bestrafen und diese Fälle unter der Führung der Parteikomitees zu handhaben.
  • 1999 – Am 18. November 1999 verabschiedet der US-Kongress eine Erklärung, die die chinesische Regierung auffordert, „die Verfolgung von Falun Gong zu beenden“ und „den Falun-Gong-Praktizierenden zu gestatten, ihrem persönlichen Glauben weiterhin in Übereinstimmung mit Artikel 36 der Verfassung der Volksrepublik China nachzugehen, und sich an das Internationale Abkommen für Bürgerrechte und politische Rechte und die allgemeine Menschenrechtserklärung zu halten“.
  • 1999 – Am 27. Dezember werden vier bekannte Falun-Gong-Praktizierende mit der Beschuldigung vor Gericht gestellt, „die Umsetzung des Gesetzes untergraben“ und rechtswidrig Staatsgeheimnisse erhalten zu haben. Zu ihnen gehören der Pekinger Ingenieur und bekannte Falun-Gong-Betreuer Zhiwen Wang, der zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, und Li Chang, ein Beamter des Ministeriums für öffentliche Sicherheit, der zu 18 Jahren verurteilt wurde. Laut Amnesty International ist in diesen und anderen Anklagen „der gerichtliche Prozess gegen die Angeklagten von Anfang an voreingenommen und die Prozesse eine reine Formalität“.
  • 2000 – Während der Feierlichkeiten zum Neujahr (Anfang Februar) werden auf dem Tian’anmen-Platz mindestens 2000 Falun-Gong-Praktizierende festgenommen, während sie versuchten, gegen das Verbot der Gruppe friedlich zu protestieren.
  • 2000 – Am 20. April veröffentlicht Ian Johnson, Reporter beim Wall Street Journal, den ersten Serienartikel über Falun Gong. Der Artikel beschreibt den Foltertod einer 58-jährigen Großmutter in der Stadt Weifang, die geschlagen, mit Elektroschockern misshandelt und gezwungen wurde, barfuß durch den Schnee zu laufen, weil sie sich weigerte, Falun Gong aufzugeben. Johnson erhielt 2001 für seine Artikelserie den Pulitzer-Preis für Auslandsberichterstattung.
  • 2000 – Am 21. April gibt die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zum ersten Mal zu, welche Schwierigkeiten die Zentralen Behörden bei der Beseitigung von Falun Gong haben, und führt an, dass seit „dem 22. Juli 1999 die Falun-Gong-Anhänger auf dem Tian’anmen-Platz im Zentrum Pekings fast jeden Tag Schwierigkeiten machten“.
  • 2000 – Zhao Ming, ein Absolvent des irischen Trinity College, wird im Mai in das Zwangsarbeitslager Tuanhe in Peking gebracht. Trotz internationalem Druck, der seine Freilassung fordert, muss er zwei Jahre im Arbeitslager verbringen und wird Berichten zufolge mit elektrischen Schlagstöcken gefoltert.
  • 2000 – Im Mai veröffentlichen ausländische Falun-Gong-Praktizierende in New York die erste Ausgabe von Dajiyuan, einer chinesischsprachigen Zeitung, die als Alternative zu den staatlich kontrollierten chinesischen Medien dienen soll. Im August desselben Jahres wird eine Website etabliert.
  • 2000 – Am 1. Oktober reisen Tausende Falun-Gong-Praktizierende zum Tian’anmen-Platz, um Proteste gegen die Verfolgung abzuhalten. Ausländische Medienkorrespondenten werden Zeugen, wie Praktizierende von Sicherheitsbeamten auf dem Platz geschlagen werden.
  • 2000 – Im November wird der kanadische Staatsbürger und Kunstprofessor Zhang Kunlun beim Besuch seiner Mutter in China festgenommen und in ein Zwangsarbeitslager eingesperrt, in dem er Berichten zufolge mit Elektroschockstäben geschockt und geschlagen wurde. Kanadische Politiker intervenieren in seinem Namen und erreichen schließlich seine Freilassung und Rückkehr nach Kanada.
  • 2001 – Am 23. Januar setzen sich fünf Personen auf dem Tian’anmen-Platz in Brand. Staatliche Medien behaupten, es seien Falun-Gong-Praktizierende, die durch die Praxis zum Selbstmord getrieben wurden. Falun-Gong-Quellen bestreiten die Beteiligung, da Falun Gong Selbstmord und Gewalt verbietet, und argumentieren, dass der Selbstverbrennungsvorfall auf dem Tian’anmen-Platz von der Regierung inszeniert wurde, um die öffentliche Meinung gegen die Praxis zu wenden. Ausländische Beobachter unterstützen diese Annahme. Die Behörden nutzen das Ereignis zur Eskalation einer Medienkampagne gegen die Gruppe, wodurch die Unterstützung für Falun Gong schwindet.
  • 2001 – Als die Sympathie für Falun Gong in Festlandchina sinkt, lassen die Behörden erstmals öffentlich die „systematische Anwendung von Gewalt“ gegen die Gruppe zu, gründen ein Netzwerk von Gehirnwäsche-Einrichtungen und spüren Falun-Gong-Praktizierende „Nachbarschaft für Nachbarschaft und Arbeitsplatz für Arbeitsplatz“ auf.
  • 2001 – Bis Februar wächst die internationale Besorgnis wegen psychiatrischer Missbräuche, die gegen Falun-Gong-Praktizierende verübt werden. Mehrere Hundert Personen waren in psychiatrischen Einrichtungen gefoltert worden, weil sie sich weigerten, die Praxis aufzugeben.
  • 2001 – Am 20. November versammelte sich eine Gruppe von 35 Falun-Gong-Praktizierenden aus 12 verschiedenen Ländern auf dem Tian’anmen-Platz, um unter einem Spruchband zu meditieren, auf dem die Worte „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht“ standen – die moralischen Grundsätze von Falun Gong. Alle werden innerhalb von Minuten verhaftet; einige werden geschlagen, während sie sich der Verhaftung widersetzen.
  • 2001 – Falun-Gong-Praktizierende in New York gründen im Dezember den Fernsehsender New Tang Dynasty Television, ein chinesischsprachiger Nachrichtensender, der als Alternative zu den staatlich kontrollierten chinesischen Medien fungieren soll.
  • 2001 – Am 23. Dezember erlässt ein Bezirksgericht in New York ein Versäumnisurteil gegen Zhao Zhifei, Chef der öffentlichen Sicherheit für die Provinz Hubei, wegen seiner Rolle bei der widerrechtlichen Tötung und Folter von Falun-Gong-Praktizierenden.

2002 bis 2004

Im Jahr 2002 hatten Falun-Gong-Praktizierende völlig aufgehört, auf dem Tian’anmen-Platz zu protestieren, und die Berichterstattung in den westlichen Nachrichtensendern ging jäh zurück.

Falun-Gong-Praktizierende fuhren fort, neuere Herangehensweisen zum Protestieren zu übernehmen, unter anderem die Gründung eines ausgedehnten Netzwerks geheimer Produktionsstätten für Informationsmaterialien, die verteilt wurden. Sie zapften Fernsehsender an, um sie durch Inhalte über Falun Gong und dessen Verfolgung zu ersetzen. Praktizierende außerhalb Chinas sendeten Fernsehnachrichten nach China, entwarfen die Software Ultrasurf, um die Zensur und Internetblockaden zu durchbrechen, und reichten viele weitgehend symbolische Anzeigen gegen Jiang Zemin und andere chinesische Beamte wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein.

Von 2002 bis 2004 wurden die drei vorrangigen Machtpositionen in China von Jiang Zemin auf Hu Jintao übertragen. Berichten zufolge nehmen die jährlichen Falun-Gong-Todesfälle in Gefängnissen bis 2004 zu. Diese Informationen werden von Falun-Gong-Quellen veröffentlicht, doch ging die Berichterstattung über Falun Gong im Laufe der Zeit zurück.

Westliche Praktizierende demonstrieren im Jahr 2002 auf dem Tian’anmen-Platz.
  • 2002 – im Januar sendet NTDTV den Dokumentarfilm False Fire, der den Selbstverbrennungsvorfall auf dem Tian’anmen-Platz analysiert und auf Unstimmigkeiten der chinesischen Medien hinweist.
  • 2002 – Am 14. Februar versuchen 53 Falun-Gong-Praktizierende aus Nordamerika, Europa und Australien, eine Demonstration auf dem Tian’anmen-Platz durchzuführen. Sie werden eingesperrt und mehrere von Sicherheitskräften angegriffen, bevor sie aus China hinausgeworfen werden.
  • 2002 – Am 5. März unterbrechen sechs Falun-Gong-Praktizierende in der Stadt Changchun Fernsehsendungen und ersetzen sie durch Inhalte über Falun Gong und dessen Verfolgung. Aufgrund der Übertragung glauben einige Zuschauer anscheinend, dass dies ein Zeichen wäre, dass das Verbot von Falun Gong aufgehoben sei. Chinesische Bürger versammeln sich an öffentlichen Plätzen, um zu feiern. Die Falun-Gong-Sendungen laufen 50 Minuten, bevor Sendeanlagen abgeschaltet werden können und sogar der Strom einzelner Stadtteile unterbrochen wird, um die Übertragung zu beenden. Während der nächsten drei Tage verhaften Sicherheitskräfte in Changchun etwa 5000 Falun-Gong-Praktizierende. Amnesty International berichtet, dass „in der ganzen Stadt polizeiliche Kontrollmaßnahmen etabliert wurden“. Alle sechs am Fernseh-Hacking beteiligten Personen werden später zu Tode gefoltert.
  • 2002 – Im Juni besucht Jiang Zemin Island. Dutzende Falun-Gong-Praktizierende aus der ganzen Welt versuchen in das Land zu reisen, um zu protestieren, doch wird ihnen die Einreise verweigert. Es wird entdeckt, dass ihre Namen auf einer internationalen Schwarzen Liste stehen, die auf Geheiß der chinesischen Behörden organisiert worden war. Dies deutet auf eine umfassende Spionage gegen ausländische Falun-Gong-Praktizierende hin.
  • 2002 – Am 24. Juli verabschiedet das US-Repräsentantenhaus eine einstimmige Resolution (House Concurrent Resolution 188), die die Verfolgung von Falun Gong in China verurteilt.
  • 2002 – Am 21. Oktober erstatten Falun-Gong-Praktizierende aus Nordamerika, Europa und Australien beim Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen und dem Internationalen Strafgerichtshof eine Strafanzeige gegen Jiang Zemin, Zeng Qinghong und Luo Gan wegen deren Beteiligung an der Verfolgung von Falun Gong.
  • 2002 – Im November beginnt Hu Jintao den Prozess, Chinas Führung von Jiang Zemin zu übernehmen, und nimmt den Posten des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei an.
  • 2003 – Am 22. Januar wird der Falun-Gong-Praktizierende und US-Bürger Charles Lee sofort nach seiner Ankunft in China von Sicherheitskräften in Nanjing festgenommen. Lee wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
  • 2003 – Am 1. Mai veröffentlichte Pan Xinchun, stellvertretender Generalkonsul des chinesischen Konsulats in Toronto, einen Brief im Toronto Star, in dem er sagte, dass der hiesige Falun-Gong-Praktizierende Joel Chipkar Mitglied eines „finsteren Kults“ sei. Im Februar 2004 fand der Oberste Gerichtshof in Ontario Pan wegen Verleumdung für schuldig und forderte, dass er Chipkar $10.000 Entschädigung zahlen müsse. Pan weigerte sich zu zahlen und verließ Kanada.
  • 2003 – Im Juni erlässt ein Bezirksgericht in San Francisco ein Versäumnisurteil gegen den Pekinger Parteisekretär und ehemaligen Pekinger Bürgermeister Liu Qi und den stellvertretenden Gouverneur der Provinz Liaoning Xia Deren, die beschuldigt wurden, Folterungen von Falun-Gong-Praktizierenden überwacht zu haben.
  • 2003 – Am 26. Dezember wird Liu Chengjun, einer der Leiter hinter den Fernsehsendungen von Changchun, während seiner 19-jährigen Haftstrafe zu Tode gefoltert.
  • 2004 – Im Oktober verabschiedet das US-Repräsentantenhaus eine einstimmige Resolution, in der die Versuche der chinesischen Regierung, Falun-Gong-Praktizierende in den Vereinigten Staaten zu belästigen und einzuschüchtern, detailliert aufgeführt und verurteilt werden.
  • 2004 – Im November veröffentlicht die Zeitung Epoch Times (Dajiyuan) die „Neun Kommentare über die Kommunistische Partei“ (Jiuping Gongchandang), eine Artikelreihe, in der die Geschichte und die Menschenrechtsverletzungen der Kommunistischen Partei kritisch dargestellt werden. Die Veröffentlichung markiert den Beginn einer Tendenz, in der Falun-Gong-Praktizierende die Kommunistische Partei offener kritisieren.
  • 2004 – Im Dezember schreibt der bekannte Weiquan-Anwalt Gao Zhisheng an den Nationalen Volkskongress, indem er über Folter und sexuellen Missbrauch an Falun-Gong-Praktizierenden in Haft schreibt. Als Reaktion auf seinen Brief wird Gaos Kanzlei geschlossen, ihm seine Anwaltslizenz aberkannt und Gao selbst unter Hausarrest gestellt.

2005 bis 2007

Als Falun Gong in seinen Vorwürfen gegen die Kommunistische Partei Chinas immer offener wird, tauchen Anschuldigungen auf, dass chinesische Sicherheitsbehörden in großangelegten Spionageaktivitäten gegen Falun-Gong-Praktizierende im Ausland tätig seien und dass Falun-Gong-Gefangene in China getötet werden, um Chinas Organtransplantationsindustrie mit Organen zu versorgen. ü

  • 2005 – Am 15. Februar gibt Li Hongzhi eine Erklärung ab, in der er auf seine frühere Mitgliedschaft im Kommunistischen Jugendverband verzichtet.
  • 2005 – Am 4. Juni läuft der chinesische Diplomat Chen Yonglin, ein politischer Konsul im chinesischen Konsulat in Sydney, nach Australien über. Er berichtet, dass ein großer Teil seiner Arbeit darin bestand, Falun-Gong-Praktizierende in Australien zu beobachten und zu belästigen. Wenige Tage später, am 8. Juni, wendet sich Hao Fengjun, ehemaliges Mitglied des Büros 610 der Stadt Tianjin, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit. Hao erzählt, wie er übergelaufen ist und berichtet über die Misshandlungen von Falun-Gong-Praktizierenden in China.
  • 2005 – Am 16. Juni berichtet Amnesty International, dass Gao Rongrong im Alter von 37 Jahren in Shenyang zu Tode gefoltert wurde.
  • 2005 – Im Juni wurde die Zahl der getöteten Falun-Gong-Praktizierenden, die an den Folgen der Folter und Misshandlung in Gewahrsam starben, auf mehr als 2500 geschätzt.
  • 2006 – Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter Manfred Nowak veröffentlicht die Ergebnisse seiner Untersuchung aus dem Jahr 2005 über Folter in China. Nowak berichtet, dass zwei Drittel der gemeldeten Folterfälle gegen Falun-Gong-Praktizierende gerichtet waren.
  • 2006 – Im März behaupten drei mutmaßliche Whistleblower aus China, dass in der Stadt Shenyang von einer großen Anzahl Falun-Gong-Praktizierender ohne Einwilligung lebenswichtige Organe zur Versorgung der Organtransplantationsindustrie verwendet werden.
  • 2006 – Im April 2006 versucht der Parteichef der Kommunistischen Partei Chinas Hu Jintao bei seinem Staatsbesuch in Washington, D.C., President Bush davon zu überzeugen, dass er Falun Gong öffentlich als „bösen Kult“ bezeichnen soll, der verboten gehört. Bush lehnt ab.
  • 2006 – Im Juli 2006 veröffentlichen der ehemalige kanadische Staatssekretär und Kronanwalt David Kilgour und der kanadische Menschenrechtsanwalt David Matas die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zum Organraub an Falun-Gong-Praktizierenden in China. Durch die von ihnen zusammengetragenen Beweise, die weitgehendst auf Indizien beruhen, kommen Kilgour und Matas zum Schluss, dass unfreiwillige Organextraktionen von Falun-Gong-Praktizierenden in China weit verbreitet sind und fortlaufend stattfinden. Chinesische Beamte leugnen die Vorwürfe.
Der Fackellauf für Menschenrechte startete am 9. August 2007 in Athen, Griechenland.
  • 2006 – Falun-Gong-Praktizierende in den Vereinigten Staaten gründen Shen Yun Performing Arts, ein Ensemble für Darstellende Kunst, das sich auf klassischen chinesischen Tanz, chinesische Volkstänze und Tänze ethnischer Minderheiten Chinas ausrichtet, und 2007 international auf Tournee geht.
  • 2007 – Falun-Gong-Quellen berichten, dass die Zahl der verifizierten Todesfälle aufgrund der Verfolgung 3000 übersteigt.
  • 2007 – Im August riefen Falun-Gong-Praktizierende den Fackellauf für Menschenrechte ins Leben, der von 2007 bis 2008 vor den Olympischen Spielen in Peking in über 35 Ländern stattfindet. Dieses internationale Ereignis soll im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen die Aufmerksamkeit auf eine Reihe von Menschenrechtsfragen in China lenken, insbesondere diejenigen, die mit Falun Gong und Tibet zusammenhängen. Der Fackellauf für Menschenrechte erhält nicht nur Unterstützung von Hunderten Politikern, ehemaligen Olympia-Medaillengewinnern und Menschenrechtsgruppen, sondern auch von Organisationen, die selbst durch Menschenrechtsverletzungen in China betroffen sind.

2008 bis 2010

Chinesische Behörden auf hoher Ebene führen weiterhin harte Kampagnen gegen Falun Gong durch, die sensible Ereignisse und Jubiläen umfassen, und unternehmen verstärkt Anstrengungen, um Falun-Gong-Praktizierende zu zwingen, sich in Haftanstalten und Umerziehungseinrichtungen „umerziehen“ zu lassen. Anwälte, die Falun-Gong-Anhänger vertreten wollen, werden weiterhin mit Strafen durch chinesische Behörden konfrontiert, darunter Belästigung, Behinderung und Freiheitsstrafe.

Falun-Gong-Praktizierende stellen in New York City Folterszenen nach.
  • 2008 – Am 6. Februar wird der populäre Volksmusiker Yu Zhou 11 Tage nach seiner Festnahme in Peking zu Tode gefoltert. Seine Frau, die Künstlerin Xu Na, wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Falun-Gong-Literatur bei sich hatte.
  • 2008 – In den ersten sechs Monaten werden über 8000 Falun-Gong-Praktizierende von Sicherheitskräften, unter dem Vorwand entführt, „Proteste während der Olympischen Spiele in Peking verhindern zu wollen“.
  • 2009 – Thronanwärter der Kommunistischen Partei Xi Jinping wird die Verantwortung für das Projekt 6521 übertragen, um gegen Tibeter, Demokratieaktivisten und Falun-Gong-Praktizierende an sensiblen Jahrestagen hart durchzugreifen. Zhou Yongkang leitet parallel eine Aktion, um gegen Falun-Gong-Praktizierende, ethnische Separatisten und Proteste hart vorzugehen.
  • 2009 – Im März verabschiedet das US-Repräsentantenhaus eine Resolution in der die anhaltende Verfolgung von Falun Gong in China bestätigt und verurteilt wird.
  • 2009 – Am 13. Mai werden die Weiquan-Anwälte Zhang Kai und Li Chunfu in Chongqing heftig geschlagen und inhaftiert, weil sie den Tod der 66-jährigen Falun-Gong-Praktizierenden Jiang Xiqing untersuchten, die in einem Arbeitslager ermordet wurde.
  • 2009 – Am 4. Juli wird der Anwalt Wang Yonghang aus der Stadt Dalian von Sicherheitsagenten aus seiner Wohnung gebracht, verhört und geschlagen, weil er Falun-Gong-Praktizierende verteidigte. Im November 2009 wurde Wang in einer nichtöffentlichen Verhandlung wegen seiner Fürsprache im Namen von Falun-Gong-Praktizierenden zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Anwälte berichteten nach einem Besuchstermin im Januar 2010, dass er gefoltert worden war.
  • 2009 – Im November werden Jiang Zemin und andere hochrangige chinesische Beamte von einem spanischen Gericht wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ihrer Beteiligung an der Verfolgung von Falun Gong angeklagt. Einen Monat später kommt ein argentinischer Richter zu dem Schluss, dass die obersten chinesischen Beamten Jiang Zemin und Luo Gan eine „Völkermordstrategie“ betreiben, in der sie Falun Gong vernichten wollen, und bittet Interpol um ihre Verhaftung.
  • 2010 – Über 100 Falun-Gong-Praktizierende werden in Schanghai im Zusammenhang mit der Schanghai-Weltausstellung entführt und festgenommen. Einige werden gefoltert, weil sie sich weigern, Falun Gong aufzugeben.
  • 2010 – Im Frühjahr starten chinesische Behörden eine neue dreijährige Kampagne, deren Ziel es ist, große Teile der bekannten Falun-Gong-Bevölkerung mit Gewalt umzuerziehen, indem diese gezwungen werden, an Umerziehungssitzungen teilzunehmen.
  • 2010 – Am 22. April wird den Pekinger Anwälten Liu Wei und Tang Jitian ihre Anwaltslizenz entzogen, weil sie Falun-Gong-Praktizierende verteidigt hatten.

2011 bis 2013

Die Verfolgung findet weiterhin ungehindert statt. Doch kommt es im Ausland zu Klagen gegen Firmen, welche die Verfolgung in China direkt oder indirekt unterstützen. Des Weiteren taucht im chinesischen Volk Unmut über die Verfolgung auf und Praktizierende werden unterstützt.

  • 2011 – Im Februar stirbt der Falun-Gong-Praktizierende Qin Yueming im Gefängnis von Jiamusi. Seine Familie berichtete, dass sein Körper mit Prellungen übersät und Blut in seiner Nase war, obwohl die Behörden sagten, die Ursache seines Todes sei ein Herzinfarkt gewesen. Eine Petition zur Wiedergutmachung seines Todes erhielt über 15.000 Unterschriften. Qins Frau und Tochter werden anschließend eingesperrt und gefoltert, weil sie die Aufmerksamkeit auf den Fall gelenkt hatten.
  • 2011 – Im Mai wird gegen Cisco eine Klage im Namen von Falun-Gong-Praktizierenden eingereicht. In der Klage wird (hauptsächlich aufgrund interner Cisco-Dokumente) der Vorwurf erhoben, dass das Technologieunternehmen „ein Überwachungssystem für die Kommunistische Partei Chinas entworfen und umgesetzt habe, obwohl es wusste, dass es zur Ausrottung von Mitgliedern der Falun-Gong-Religion gedacht war und diese der Inhaftierung, Zwangsarbeit und Folter unterwerfen würde“.
  • 2011 – In der Provinz Hebei unterzeichnen 3000 Chinesen eine Petition, die die Freilassung der inhaftierten Falun-Gong-Praktizierenden Zhou Xiangyang und Li Shanshan fordert, die im Gefängnis Gangbei beziehungsweise im Umerziehungslager Tangshan eingesperrt waren.
  • 2012 – Im April unterzeichneten 300 Familien im Dorf Zhouguantun der Stadt Botou, Provinz Hebei, eine Petition, in der die Freilassung von Wang Xiaodong, einem örtlichen Falun-Gong-Praktizierenden, gefordert wird, der am 25. Februar in seiner Wohnung verhaftet worden war.
  • 2012 – Im Juni unterzeichnen und drücken 15.000 Menschen in der Provinz Heilongjiang ihre Fingerabdrücke auf eine Petition und fordern die Regierung auf, den Tod des Falun-Gong-Praktizierenden Qin Yueming zu untersuchen, der im Gefängnis starb.
  • 2012 – Anfang Juni wurde der Falun-Gong-Praktizierende Li Lankui verhaftet und in ein Arbeitslager zur Umerziehung-durch-Arbeit in der Provinz Hebei gebracht. Hunderte Dorfbewohner mobilisieren sich und fordern die Freilassung von Li. Sie unterzeichnen eine Petition, die ein Ende der Verfolgung von Falun Gong fordert. Dies führt zu weiterem Durchgreifen durch Sicherheitskräfte und zur Verhaftung von mindestens 16 Dorfbewohnern. Später berichten einige, dass sie nur deshalb gefoltert wurden, weil sie Li Lankui unterstützt hatten.
  • 2012 – Im Dezember findet eine Frau in Oregon in einer Kiste mit Halloween-Dekorationen, die sie im Einkaufscenter Kmart gekauft hatte, einen Brief in chinesischer und englischer Sprache. Im Brief wird erklärt, dass diese Dekorationsartikel im Frauen-Zwangsarbeitslagers Masanjia (Einheit 8, Abteilung 2) zusammengestellt worden waren. Weiterhin werden die Zwangsarbeitsbedingungen im Lager beschrieben und dass viele der Gefangenen Falun-Gong-Praktizierende sind, die ohne Gerichtsverfahren eingesperrt wurden. Der Verfasser des Briefes, eine Falun-Gong-Praktizierende aus Peking, wurde später von der New York Times identifiziert.
  • 2012 – Ein Freedom-House-Analyst äußerte sich in einer Anhörung vor der Congressional-Executive Commission on China zu den Umständen der Verfolgung: „Heute leben chinesische Bürger, die Falun Gong praktizieren, unter ständiger Gefahr, entführt und gefoltert zu werden. Der Name der Praktik, ihr Gründer Li Hongzhi und eine große Auswahl an Homonymen gehören zu den am häufigsten zensierten Begriffen im chinesischen Internet. Jede Erwähnung in den staatlichen Medien oder von chinesischen Diplomaten wird zwangsläufig als Verteufelung formuliert.“
  • 2013 – Behörden des zentralen Büros 610 starten eine neue Dreijahres-Kampagne, die erneut die ideologische „Umerziehung“ der Falun-Gong-Praktizierenden fordert. Lokale Regierungen stellen Quoten und Ziele für die Anzahl der Falun-Gong-Praktizierenden aus, die umerzogen werden sollen, und schreiben die geeigneten Mittel dafür vor.
  • 2013 – Ein Magazin für Fotojournalismus in China veröffentlicht ein Exposé, in dem Menschenrechtsverletzungen aufgeführt sind, die an weiblichen Gefangenen im Frauen-Zwangsarbeitslager Masanjia in Shenyang durchgeführt wurden. Im Exposé wird geschätzt, dass in diesem Umerziehungslager ungefähr die Hälfte der Gefangenen Falun-Gong-Praktizierende sind. Der Artikel wurde prompt von der Website des Magazins entfernt, doch nicht bevor sich eine landesweite Opposition gebildet hatte, die das Arbeitslagersystem verurteilte. Bald danach veröffentlichte der Fotograf der New York Times Du Bin einen Dokumentarfilm über das Arbeitslager Masanjia.
  • 2013 – Chinesische Beamte beginnen mit der Auflösung des bundesweiten Netzes der Arbeitslager zur Umerziehung-durch-Arbeit, in denen Falun-Gong-Praktizierende einen erheblichen Teil der Gefangenen ausmachten. Menschenrechtsorganisationen äußerten ihre Skepsis gegenüber den Reformen und stellten fest, „dass die Behörden zunehmend alternative Möglichkeiten zur Verfolgung von Personen finden, die zuvor in ein Lager geschickt worden wären, wie z. B. willkürliche Haft und Strafverfolgung“. Freedom House berichtet: „… Für Falun-Gong-Praktizierende fiel die Abschaffung der Umerziehung-durch-Arbeitslagersysteme zusammen mit einem verstärkten Einsatz von Haftstrafen einerseits und Inhaftierungen in außergerichtlichen‚ juristischen ‚Ausbildungszentren‘ zur Zwangsbekehrung andererseits.“
  • 2013 – Am 12. Dezember verabschiedet das Europäische Parlament eine Resolution gegen den Organraub in China, der „in großem Umfang an Falun-Gong-Anhängern, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugung inhaftiert sind, sowie an Angehörigen anderer religiöser und ethnischer Minderheiten“ stattfindet, und fordert sowohl „die unverzügliche Freilassung aller Gewissensgefangenen“ als auch „dass die EU und ihre Mitgliedstaaten die Frage des Organraubs in China aufgreifen“.

2014 bis 2016

Falun-Gong-Praktizierende werden weiterhin verfolgt und zusammen mit anderen Dissidenten als Organquellen für Chinas Transplantationsindustrie benutzt. Außerhalb Chinas nimmt die Verurteilung der Verfolgung und des Organraubs in China zu.

  • 2014 – Im März versammelt sich der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss in Brüssel zu einer Nachfolgeveranstaltung über den Organtransplantationsmissbrauch in China. Darin bestätigten die Teilnehmer und Redner die Inhalte und Empfehlungen der Resolution des Europäischen Parlamentes.
  • 2014 – Im April werden vier Juristen in Nordost-China inhaftiert und Berichten zufolge von der Polizei gefoltert, weil sie Missbräuche gegen Falun-Gong-Praktizierende untersuchten, die im Bauern-Umerziehungszentrum Qinglongshan stattfinden.
  • 2014 – Im Juli verabschiedet das Unterkomitee für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses einstimmig eine Resolution, die den staatlich sanktionierten Organraub an Falun-Gong-Häftlingen und Mitgliedern von Minderheiten verurteilt und ein Ende des Missbrauchs von Transplantationsmethoden gegen religiöse und ethnische Minderheiten fordert.
  • 2014 – Im August veröffentlicht der China-Analytiker Ethan Gutmann sein Buch „The Slaughter: Massenmorde, Organraub und Chinas geheime Lösung für sein Dissidentenproblem“. Darin berichtet er, dass Hunderttausende Falun-Gong-Anhänger im Laogai-System eingesperrt sind und seinen Recherchen zufolge mindestens 65.000 wegen ihrer Organe ermordet wurden. Gutmann weist darauf hin, dass neben Falun Gong auch Uiguren, Tibeter und Mitglieder christlicher Hauskirchen Ziel des Organraubs wurden.
  • 2015 – Am 9. Februar veröffentlicht die Ärzte Zeitung einen Artikel von Huige Li, Professor für Vaskuläre Pharmakologie an der Universität Mainz, der zum gegenwärtigen Transplantationssystem Chinas Stellung nimmt und bestätigt, dass in China bis heute noch keine wirkliche Verhaltensänderung stattgefunden habe.
  • 2015 – Am 5. März verabschiedet der italienische Senat einen Gesetzentwurf, der den Organhandel von lebenden Spendern verbietet. Senator Maurizio Romani äußerte, dass Organe von Falun-Gong-Praktizierenden die überwiegende Quelle transplantierter Organen seien.
  • 2015 – Im Juni verabschiedet Taiwan eine Änderung seines Transplantationsgesetzes, indem der Verkauf und der Erwerb von Organen, auch aus dem Ausland, verboten ist. Das Gesetz verbietet ebenso die Verwendung von Organen hingerichteter Häftlinge.
  • 2015 – Am 10. November weisen David Matas und David Kilgour in ihrer Rede bei TEDxMünchen darauf hin, dass sich bis heute nichts an dem Verbrechen des staatlich sanktionierten Organraubs an Falun-Gong-Praktizierenden geändert habe, lediglich fahren einige Krankenhäuser nicht mehr damit fort, so unverhohlen dafür zu werben. Darüber hinaus bleibe die chinesische Regierung weiterhin die Antwort schuldig, woher die Organe für die Transplantationen kommen.
  • 2016 – Am 18. Februar wird in 3sat der Dokumentarfilm „Ausgeschlachtet – Organe auf Bestellung“ ausgestrahlt. „Ausgeschlachtet – Organe auf Bestellung“ ist die deutsche Version der mehrfach preisgekrönten kanadischen Dokumentation „Human Harvest“, die den Kilgour-Matas-Untersuchungsbericht mit Zeugen und Kommentaren von Professor Huige Li aufarbeitet. Li berichtet im Interview mit 3sat, dass 2013 500 chinesische Transplantationsärzte in Deutschland ausgebildet wurden.
  • 2016 – Im März verabschiedet das Unterhaus nach einer Anhörung im Unterkomitee für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses zum Menschenrechtsbericht 2015 und der Menschenrechtssituation in China, die überarbeitete Resolution 343 vom Juni 2015, die den staatlich sanktionierten Organraub an Falun-Gong-Häftlingen und anderen Minderheiten verurteilt und das amerikanische Außenministerium auffordert, eine detaillierte Analyse dieses Verbrechens vorzunehmen und im jährlichen Menschenrechtsbericht zu veröffentlichen. Des Weiteren soll die Einreise in die USA für Chinesen, die am Organraub beteiligt sind, verboten werden. Diese Resolution wurde am 13. Juni 2016 vom US-Repräsentantenhaus einstimmig verabschiedet. Der Sprecher der Chinesischen Botschaft Zhu Haiquan antwortete auf die Resolution, dass die Anschuldigungen fabriziert und grundlos seien. Er nannte Falun Gong eine Anti-China-Bewegung und forderte den Kongress erneut auf, seine Unterstützung dieser spirituellen Praktik, die Meditation mit Qigong-Übungen und einer Moralphilosophie verbinde und sich auf die Grundsätze Ehrlichkeit und Gutherzigkeit bezieht, zurückzuziehen.
  • 2016 – Am 27. April reichen 12 EU-Parlamentsmitglieder aus fünf Fraktionen die „Schriftliche Erklärung 48/2016 zu Maßnahmen gegen Organentnahmen bei Gefangenen aus Gewissensgründen in China“ ein, die die Kommission und den Rat des Europäischen Parlaments auffordert, die Entschließung des Parlaments vom 12. Dezember 2013 zu Organentnahmen in China umzusetzen und dem Parlament über diese Angelegenheit Bericht zu erstatten. Die Schriftliche Erklärung wird von der Mehrheit der Abgeordneten aus allen Mitgliedsstaaten und Fraktionen des Europaparlaments angenommen.EU-Parlamentspräsident Martin Schulz verliest am 12. September 2016 in der ersten Sitzung des Parlaments in Straßburg das Abstimmungsergebnis und den Inhalt der Schriftlichen Erklärung 48/2016.
  • 2016 – Am 22. Juni veröffentlichten David Kilgour, David Matas und Ethan Gutmann den gemeinsam erstellten Untersuchungsbericht „Bloody Harvest / The Slaughter — An Update“. Der 680 Seiten umfassende Bericht stellt eine forensische Analyse aus über 2300 Quellen dar, wie öffentlich verfügbare Zahlen chinesischer Krankenhäuser und Interviews mit Ärzten, die behaupten, Tausende Transplantationen durchgeführt zu haben; Medienberichte, öffentliche Erklärungen, medizinische Journale und öffentlich zugängliche Datenbanken. Laut Untersuchungsbericht wurden seit dem Jahr 2000 bis 2015 an 712 Leber- und Nierentransplantationszentren in ganz China annähernd 1,5 Millionen Organtransplantationen durchgeführt, also durchschnittlich zwischen 60.000 und 100.000 pro Jahr, ohne dass China über ein funktionsfähiges Organspendesystem verfügt. Insgesamt sollen 865 Krankenhäuser in den Organraub verwickelt sein. Der Bericht kommt zu den Ergebnissen, dass die Anzahl der Organtransplantationen in China weitaus höher ist, als von der chinesischen Regierung angegeben; die Organquellen für diese hohe Anzahl an Organtransplantationen von getöteten unschuldigen Uiguren, Tibetern, Mitgliedern christlicher Hauskirchen und hauptsächlich Falun-Gong-Praktizierenden stammen; und Organraub in China ein Verbrechen darstellt, in das die Kommunistische Partei, staatliche Institutionen, das Gesundheitssystem, Krankenhäuser und Transplantationsmediziner verwickelt sind.
  • 2016 – Am 11. Oktober findet im britischen Unterhaus eine Debatte zum Thema „Organraub in China“ statt. Der Abgeordnete Jim Shannon betont die Wichtigkeit, sich mit dem Organraub an Falun-Gong-Praktizierenden in China zu beschäftigen, und führt die Teilnehmer in den geschichtlichen Ablauf der Untersuchungsergebnisse ein, die seit 2006 von David Kilgour, David Matas, Ethan Gutmann und weiteren Ermittlern veröffentlicht wurden. Unter den Diskussionsteilnehmern befinden sich Sir Alan Duncan, Minister für Europa und die amerikanischen Länder, Lilian Greenwood, Fiona Bruce, Patrick Grady, Richard Graham, Margaret Ferrier, Dr. Matthew Offord, Martyn Day und Catherine West. Shannon schließt die Debatte mit der Forderung an die britische Regierung, diese Thematik auf internationaler Ebene zu behandeln, damit die internationale Staatengemeinschaft den Organraub in China beendet: „Wenn wir das erreichen, wird dieses Haus [britisches Unterhaus] mit denen der restlichen Welt zusammenarbeiten, die ebenso für eine Beendigung dieser schändlichen und schrecklichen Art der Organtransplantation sind.“ Die Debatte wird am 15. Oktober vom britischen Fernsehsender BBC übertragen.
  • 2016 – Am 28. Oktober treffen sich internationale Ermittler in Berlin, um ihre Erkenntnisse über den Organraub an Falun-Gong-Praktizierenden und anderen Dissidenten in China der Öffentlichkeit vorzustellen. Referenten sind unter anderem Dr. Zhiyuan Wang, Präsident der 2003 gegründeten Nichtregierungsorganisation „Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong“ (WOIPFG), und sein Stellvertreter Professor Sen Nieh, die seit zehn Jahren Beweise sammeln und als verdeckte Ermittler mit zahlreichen Tätern in China telefonierten, die ihnen bereitwillig Auskunft gaben. Der China-Analytiker Ethan Gutmann beschreibt seine eigenen Untersuchungen von 2006 bis 2016 und erwähnt dabei, dass der Organraub zwar in der Hauptsache an Falun-Gong-Praktizierenden durchgeführt werde, doch Zeugenaussagen belegen, dass bereits im Jahre 2002 in Arbeitslagern internistische Untersuchungen an Mitgliedern von Hauskirchen und ab 2003 an Tibetern durchgeführt wurden. Zusätzlich erwähnt Gutmann, dass seit 2013 das „erzwungene Verschwinden“ bei Tibetern zunehme und seit 2015 sogar Bluttests an Falun-Gong-Praktizierenden in deren privaten Wohnungen stattfinden. Der Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt legt auf die Erkenntnis wert, dass diese Angelegenheit nicht auf China und die dort betroffenen Menschen begrenzt sei, sondern uns alle angehe. Der EU-Abgeordnete Arne Gericke, Initiator der „Schriftlichen Erklärung 48-2016“, spricht über die Notwendigkeit, diese Themen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Union Edward McMillan-Scott lässt seine eigenen Untersuchungen vorlesen, da er nicht persönlich beim Forum anwesend sein kann. Arne Schwarz, der durch die Analyse medizinischer Fachliteratur die Rolle westlicher Pharmakonzerne in China untersuchte und beim Forum beschreibt, erhebt den Vorwurf, dass Pharmakonzerne wie Hoffmann-La Roche, Novartis und Sandoz und westliche Transplantationszentren in den USA, Australien und Europa den Organraub in China indirekt gefördert hätten.
  • 2016 – Am 21. November verschwindet der Menschenrechtsanwalt Jiang Tianyong. Zuletzt war Jiang im März 2014 festgenommen worden, nachdem er eine rechtswidrige Hafteinrichtung („Schwarzes Gefängnis“) in Jiansanjiang, Provinz Heilongjiang untersuchte, in der Falun-Gong-Praktizierende festgehalten werden sollen.
  • 2016 – Am 23. November verabschiedet die italienische Abgeordnetenkammer einstimmig den Gesetzentwurf gegen Organhandel vom 5. März 2015. Das Gesetz bestraft jede Person, die illegal mit Organen einer lebenden Person handelt, diese verkauft oder erwirbt, mit einer Freiheitsstrafe von drei bis zwölf Jahren und einer Geldstrafe von 50.000 bis zu 300.000 Euro. Wird die Straftat von einer im Gesundheitswesen tätigen Person verübt, wird diese von der entsprechenden Berufskammer ausgeschlossen. Wird das Verbrechen durch eine kriminelle Organisation ausgeübt, beträgt das Strafmaß fünf bis fünfzehn Jahre Gefängnis.

2017 bis 2018

  • 2017 – Im Menschenrechtsbericht 2016/17 weist Amnesty International darauf hin, dass Falun-Gong-Praktizierende weiterhin verfolgt werden und willkürlicher Verhaftung, unfairen Gerichtsprozessen, Folter und anderen Misshandlungen unterliegen.
  • 2017 – Im Februar zog Mario Mondelli, Chefredakteur des Fachjournals Liver International, die Veröffentlichung einer Studie zweier chinesischer Koryphäen für Lebertransplantationen zurück und erteilte den Autoren Shusen Zheng und Sheng Yan ein „lebenslanges Publizierungsverbot“. Beide waren an einer Studie beteiligt, in der von über 563 Operationen berichtet wird, die im Zeitraum von 2010 bis 2014 stattfanden. Auf Anfrage Mondellis konnten weder die beiden, noch das Erste Angeschlossene Krankenhaus der Universität Zhejiang in Hangzhou, in dem die Studie durchgeführt wurde, stichhaltige Erklärungen liefern, dass die Operationen ethischen Standards entsprochen hatten.
  • 2017 – Im April veröffentlicht die United States Commission on International Religious Freedom (USCIRF) ihren Jahresbericht 2017, indem die Verschlechterung der Glaubens- und Religionsfreiheit und der damit in Verbindung stehenden Menschenrechte in China angeprangert wird. Laut USCIRF fährt die chinesische Regierung damit fort, die seit 1999 schwer verfolgten Falun-Gong-Praktizierenden zu verhaften, einzusperren und zu foltern. USCIRF weist auf die Untersuchungsergebnisse der International Coalition to End Organ Pillaging in China hin, die das Ausmaß des Organraubs an Falun-Gong-Praktizierenden und weiteren Dissidenten in China von 2000 bis 2016 aufdeckten.
  • 2017 – Am 4. April verkündet der kanadische Parlamentsabgeordnete der Konservativen Partei Garnett Genuis während einer Pressekonferenz im National Press Theatre, dass er den Gesetzentwurf Bill C-561 reaktivieren möchte. Bill C-561 bestraft diejenigen in Kanada und im Ausland, die „wissentlich mit menschlichen Organen handeln oder diese erwerben, die ohne Zustimmung der Organquelle beziehungsweise für finanziellen Gewinn entfernt worden sind.“ Bill C-561 ändert auch das Einwanderungs- und Flüchtlingsschutzgesetz, sodass diejenigen, die sich im Organhandel engagieren, nicht mehr berechtigt sind, nach Kanada zu kommen. Garnett äußert sich gegenüber der Presse, dass er mit dem Gesetzesentwurf zwei Punkte verfolge: Erstens dass es für kanadische Bürger eine Straftat darstelle, Organe zu erhalten, von denen sie wissen beziehungsweise wissen sollten, dass diese auf illegale Weise besorgt werden; zweitens beziehe es sich auf chinesische Funktionäre und andere Führungskräfte eines Landes. Das Gesetz benenne kein Land direkt, doch sei es offensichtlich, dass es ein Hauptthema in China sei.
  • 2017 – Am 7. April beschließt der Wiener Gemeinderat einen von der ÖVP, der SPÖ und den Grünen eingebrachten Antrag zur Verurteilung von systematischen Organentnahmen an lebenden Glaubensgefangenen – namentlich vor allem Falun-Gong-Anhänger. Der Antrag wurde von allen Parteien einstimmig angenommen. Dadurch ist Wien die erste Hauptstadt eines EU-Mitgliedslandes, das sich auf regionaler Ebene für die Umsetzung der Resolution des EU-Parlaments vom 12. Dezember 2013 ausspricht. Im Antrag verurteilt der Wiener Gemeinderat „die systematischen, vom Staat gebilligten Organentnahmen an Gefangenen in der Volksrepublik China, die ohne Einwilligung der Betroffenen erfolgen, sowie in großem Umfang an Falun-Gong-Anhänger_innen und an Angehörigen politisch verfolgter sowie religiöser und ethnischer Minderheiten vorgenommen werden“. Des Weiteren fordert der Antrag die Bundesregierung Österreichs auf, sich aktiv dafür einzusetzen, dass „der Missbrauch bei Organtransplantationen in China öffentlich thematisiert und verurteilt wird“, eine internationale Kommission etabliert werden soll, „um die Praktiken der Organtransplantation in China zu untersuchen und illegalen Organraub einzudämmen“ und sich die internationale Gemeinschaft „für die unverzügliche Freilassung aller gewaltlosen politischen Gefangenen“ einsetzen soll.
  • 2017 – Im Juli 2017 fand im Irischen Parlament eine Anhörung vor dem gemeinsamen Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, Handel und Verteidigung des Oireachtas statt. Teilnehmer waren unter anderem Ethan Gutmann, David Matas und die Transplantationschirurgen Conall O’Seaghdha und James McDaid; den Ausschuss leitete Brendan Smith. Ethan Gutmann wies darauf hin, dass in China immer noch Dissidenten das Ziel des Organraubs seien, und Chinas acht bis neun Milliarden US-Dollar schwere Transplantationsindustrie wie gehabt weitermache. David Matas forderte eine Offenlegung der Transplantationsregister Chinas, und eine irische Gesetzgebung, die die Bewerbung, Vermittlung und den Handel mit Organen verbietet und jeden strafrechtlich verfolgt, der für eine Organtransplantation nach China reist. Der Nierentransplantationschirurg James McDaid wies darauf hin, dass China „bei der Exekution von Gefangenen für den Verkauf ihrer Organe beispiellos [ist]. Mitglieder mehrerer ethnischer Gruppen und Glaubensgruppen werden für ihre Überzeugungen eingesperrt und gnadenlos hingerichtet, um ihre Organe für Transplantationen zu verwenden.“ McDaid berichtete, dass der Vatikan im Februar 2017 zur Konferenz zum „Internationalen Organhandel und Transplantationstourismus“ zwei chinesische Chirurgen eingeladen hatte, die „offen die unethischen Hinrichtungen von Gefangenen für Organe einräumten“. Conall O’Seaghdha, medizinischer Direktor des Nationalen Nierentransplantationsdienstes in Irland, verurteilte die Praxis des Transplantationstourismus und forderte das Ende des schamlosen Organraubs an lebenden Menschen in China. Brendan Smith wies darauf hin, dass bereits 2015 ein europäisches Abkommen gegen den illegalen Handel mit menschlichen Organen verabschiedet wurde, und er dem Gesundheitsminister über die Anhörung informieren werde, um eine entsprechende Gesetzgebung voranzutreiben. Smith war sich der Unterstützung der beiden Kammern des Oireachtas sicher. Ergänzend wolle er auch den Außenminister auffordern, dieses Thema beim Rat der Außenminister der Europäischen Union zu erörtern.
  • 2018 – Nachdem am 9. November 2018 119 Falun-Gong-Praktizierende aus Harbin und Daqing in Heilongjiang von der chinesischen Polizei entführt worden waren, forderte das US-Außenministerium die Kommunistische Partei Chinas auf, die Verfolgung von Falun Gong einzustellen. Ein Sprecher des US-Außenministeriums äußerte sich am 29. November gegenüber einem Reporter der Epoch Times: „Wir fordern die chinesischen Behörden auf, das Verbot von Falun Gong aufzuheben, damit sie frei praktizieren und ihren Glauben im Einklang mit den internationalen Menschenrechtsverpflichtungen ausüben können. Die Religionsfreiheit ist entscheidend für eine friedliche, stabile und prosperierende Gesellschaft.“ Des Weiteren wies das US-Außenministeriums darauf hin, dass die Vereinigten Staaten weiterhin China nachdrücklich auffordern, die Religionsfreiheit für alle Bürger zu fördern und zu schützen, einschließlich derjenigen, die ethnischen und religiösen Minderheiten angehören, und derjenigen, die ihren Glauben außerhalb offizieller staatlich anerkannter Institutionen praktizieren, einschließlich nicht registrierter Kirchen, Tempel, Moscheen und anderer Andachtsstätten.
  • 2018 – Am 21. November 2018 veröffentlichte Bitter Winter, ein englischsprachiges Online-Magazin von CESNUR, ein Dokument der Geheimpolizei der Provinz Liaoning, bekannt als Büro 610. Das durchgesickerte Dokument aus der Provinz Liaoning fordert proaktive Angriffe, Einschüchterungen mittels hohem Druck und die Einrichtung von Spezialeinheiten als Schlüssel zu einem insgesamt verstärkten Einsatz zur Verfolgung von Falun Gong. Das Dokument fordert weiterhin eine stärkere Überwachung der chinesischen Sozialen Medien und Chat-Gruppen, um deren Teilnehmer zu kontrollieren und zu zensieren und sie daran zu hindern, Botschaften über Falun Gong zu verbreiten. Das Dokument führt auch an, dass jeder vom Büro 610 angegriffen werden soll, der Informationen an die in den USA ansässige Minghui.org, eine Website zur Dokumentation der Verfolgung von Falun Gong in China, weitergibt. Beobachter: Massimo Introvigne, Chefredakteur von Bitter Winter und Gründer von CESNUR, ein italienisches gemeinnütziges Zentrum für Studien über neue Religionen, das sich für Religionsfreiheit einsetzt, äußerte gegenüber der chinesischsprachigen Epoch Times, dass man nicht glauben soll, die Kommunistische Partei Chinas verfolge einige Gruppen, weil diese „extremistisch oder gewalttätig seien“: „Das ist nur chinesische Propaganda. … sie verfolgt einfach Gruppen, die schnell wachsen und als potenziell bedrohlich für die kulturelle Hegemonie der Kommunistischen Partei angesehen werden. … Falsche Nachrichten über extremistische Lehren und Gewalt werden später erstellt, um die Verfolgung zu rechtfertigen.“ Tina Mufford, stellvertretende Direktorin für Forschung und Politik der Bundesbehörde United States Commission on International Religious Freedom, bezeichnete das Dokument als alarmierend und beunruhigend: „Es ist ein Signal, dass die internationale Gemeinschaft mehr Aufmerksamkeit auf marginalisierte Gemeinschaften wie Falun Gong richten muss.“ Ergänzend wies Mufford darauf hin: „Es ist so schockierend, weil es sich um Personen handelt, die nichts Falsches getan haben; sie haben keine Gesetze gebrochen, sie haben keine Verbrechen begangen, und doch zielen die chinesischen Behörden auf sie und verhaften sie.“ Rosita Šoryte, Präsidentin des in Italien ansässigen International Observatory of Religious Liberty of Refugees (ORLIR), einer Forschungsgruppe, die sich mit Flüchtlingen vor religiöser Verfolgung beschäftigt und sich für sie einsetzt, schrieb, dass die „chinesischen Behörden ihre Politik der Verfolgung, Folter und Vernichtung statt des Dialogs und des gegenseitigen Respekts und Verstehens fortsetzen.“

2019 bis 2021

  • 2019 – Radio Free Asia berichtet am 17. Mai, dass Nordkorea mit Unterstützung aus China mit der Niederschlagung von Falun Gong begonnen habe. In der Hauptstadt Pjöngjang wurde eine Razzia gegen Falun Gong durchgeführt, da die Stadt einen starken Anstieg der Anhänger innerhalb ihrer Bevölkerung erlebt haben soll. Eine Quelle aus Pjöngjang berichtete, „die Justizbehörden kämpfen, weil die Verbreitung von Falun Gong unter den Bürgern Pjöngjangs über ihre Erwartungen hinaus angestiegen ist“. Die Polizei rief Anfang April die Bürger auf, ihren Status als Falun-Gong-Anhänger „freiwillig“ zu melden. Ansonsten sollten nach der „Gnadenfrist“ harte Strafe gegen alle verhängt werden, die sich nicht innerhalb des angegebenen Zeitraums gemeldet haben. Die nach der festgesetzten Frist begonnene Niederschlagung, die zugleich die erste Verfolgung von Falun Gong in Nordkorea darstellt, soll jedoch die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf Falun Gong verstärkt haben, wodurch Falun Gong populärer wurde. Bei den ersten Razzien wurden 100 Falun-Gong-Anhänger verhaftet und je nach „Schwere ihrer Straftat“ zu Zwangsarbeit oder Strafarbeit verurteilt. Laut Radio Free Asia führte die hohe Anzahl der Verhafteten zu Spannungen in der Polizei, da sie einerseits nicht vorhersagen kann, wie viele Falun-Gong-Anhänger noch verhaftet werden und sich andererseits Falun Gong immer mehr unter hochrangigen Regierungsbeamten und ihren Familien ausbreitet. Denn aufgrund des Kastensystems Nordkoreas dürfen in Pjöngjang nur die höchsten Songbunen (diejenigen, welche die kommunistische Arbeiterpartei Koreas leiten) leben, wodurch die Verfolgung von Falun Gong direkt auf die Elite der Kommunistischen Partei Nordkoreas abzielt. Eine weitere Quelle aus Pjöngjang verglich die Niederschlagung von Falun Gong mit einem Krieg gegen die Religion an sich, vergleichbar mit der Art und Weise, wie Nordkorea in der Vergangenheit Anhänger anderer Religionen verfolgt habe. Die Verfassung Nordkoreas erlaubt zwar die Freiheit religiöser Überzeugungen, doch existiert wahre Religionsfreiheit nicht.
  • 2020 – US-Außenminister Mike Pompeo gab am 10. Dezember bekannt, dass die USA einem chinesischen Polizeichef wegen der Verfolgung von Falun Gong die Einreise ins Land verweigert. Es handelt sich dabei um Huang Yuanxiong, ein Polizeichef der Wucun-Polizeistation in Xiamen, Provinz Fujian. Laut Pompeo wird Huang „… mit besonders schweren Verletzungen der Religionsfreiheit von Falun-Gong-Praktizierenden in Verbindung gebracht, nämlich seiner Beteiligung an der Inhaftierung und Vernehmung von Falun-Gong-Praktizierenden wegen der Ausübung ihres Glaubens“. Die Sanktion gegen Huang sprach Pompeo am Internationalen Tag der Menschenrechte aus. Das ist das erste Mal, dass die USA einen KPCh-Beamten wegen seiner Rolle bei der Verfolgung von Falun Gong bestraft. Als Grundlage der an diesem Tag gegen insgesamt siebzehn chinesische Beamte verhängten Sanktionen, sagte Pompeo: „Die Welt kann nicht tatenlos zusehen, wie die Regierung der Volksrepublik China schreckliche und systematische Übergriffe gegen Menschen in China begeht, einschließlich der Verletzung des international anerkannten Rechts auf Gedanken-, Gewissens- und Religions- oder Weltanschauungsfreiheit.“
  • 2021 - Die IGFM berichtet am 5. Mai, dass in Hongkong die Druckerei der Falun Gong nahestehenden Zeitung Epoch Times in erheblichem Maße zerstört worden ist und immer häufiger Falun-Gong-Kundgebungen attackiert und die Infostände verwüstet werden. Gleichzeitig begann Ta Kung Pao, das Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas, mit einer Artikelserie, um Falun Gong anzugreifen und ein Verbot durch die Hongkonger Regierung zu fordern. Die IGFM vergleicht dieses Vorgehen (über Parteiorgane bestimmte Gruppen der Bevölkerung zu verleumden und Gerüchte zu verbreiten) mit den Methoden während der Kulturrevolution beziehungsweise dem Vorgehen der Behörden in Tianjin und Peking 1999, das zum „Zhongnanhai-Ereignis“ und schließlich zum Verbot von Falun Gong durch die KP Chinas führte.
  • 2021 - Am 12. Mai gab der US-Außenminister Antony Blinken eine Pressekonferenz, bei der er die Veröffentlichung des Jahresberichts für Internationale Religionsfreiheit bekanntgab, in dem unter anderem auf die willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, gesellschaftlichen Diskriminierungen und erzwungene Organentnahmen bei Falun-Gong-Praktizierenden hingewiesen wird. Dazu gab Blinken bekannt, dass die USA einen weiteren Beamten der KP Chinas wegen der Verfolgung von Falun Gong sanktionieren. Es handelt sich dabei um Yu Hui, den ehemaligen Direktor des Büros 610 (2016 bis 2018), der speziell mit der Verfolgung von Falun Gong in der Stadt Chengdu, Provinz Sichuan, beauftragt war. Blinken warf Yu „grobe Menschenrechtsverletzungen, insbesondere die willkürliche Inhaftierung von Falun-Gong-Praktizierenden wegen ihrer spirituellen Überzeugungen“ vor. Die Sanktionen verbieten Yu die Einreise in die Vereinigten Staaten und erstrecken sich auch auf seine unmittelbare Familie. Sam Brownback, ehemaliger US-Botschafter für internationale Religionsfreiheit, begrüßte gegenüber NTD die Maßnahme: „Ich denke, es sendet ein sehr starkes Signal an China.“ Brownback beschrieb die Handlungen des chinesischen Regimes gegenüber Falun-Gong-Praktizierenden als „hasserfüllt und kriegsführend“
  • 2022 - Das US-Außenministerium verurteilte am 21. Januar die KP Chinas für die Verurteilung von elf Falun-Gong-Praktizierenden zu Gefängnisstrafen wegen der Ausübung ihres religiösen Glaubens. Das Strafmaß betrug bis zu acht Jahren. Die elf Praktizierenden befanden sich bereits seit 15 Monaten in Haft, bevor sie schließlich im Oktober 2021 angehört wurden. Dabei verlor mindestens ein Anwalt seine Zulassung, da er ihren Fall übernehmen wollte. Das ihnen vorgeworfene Verbrechen lautete „Sabotage von Recht und Ordnung“, und zwar aufgrund ihres Glaubens und der Weitergabe von Fotos und Informationen über den falschen Umgang des Regimes mit der COVID-19-Pandemie an die Epoch Times. Johnnie Moore, der ehemalige Kommissar der United States Commission for International Religious Freedom sagte dazu, dass diese Verurteilung ein Moment sei, der nach moralischer Klarheit verlange, da die KP Chinas Menschen kurz vor den Olympischen Spielen zusammentreibe: „Demokraten und Republikaner und Verbündete der Vereinigten Staaten müssen ihre Linie in den Sand ziehen. Das gilt auch für all jene Unternehmen, die ihre Fahnen für soziale Gerechtigkeit geschwenkt haben: Sie stehen nun vor einer Prüfung.“ Levi Browde, Geschäftsführer des Falun-Dafa-Informationszentrums, äußerte sich sehr besorgt über diese Verurteilung kurz vor den Olympischen Winterspielen, da alle Augen auf Peking gerichtet sind: „Die KP Chinas hat entschieden, Xu zum sichtbarsten Zeitpunkt zu verurteilen. … Es ist, als ob die KP Chinas der Welt absichtlich zur Schau stellt, dass sie Falun-Gong-Praktizierende nach Belieben einsperren wird und es niemanden gibt, der sie daran hindert. Das dürfen wir nicht zulassen.“

Siehe auch

Literatur

  • David Ownby: Falun Gong and the Future of China. Oxford University Press, 2008, ISBN 978-0-19-532905-6.
  • David Ownby: The Falun Gong in the New World, European Journal of East Asian Studies, Vol. 2 Issue 2, Brill Online Books, September 2003, ISSN 1568-0584.
  • Benjamin Penny: The Religion of Falun Gong. University of Chicago Press, 2012, ISBN 978-0-226-65501-7.
  • David A. Palmer: Qigong Fever: Body, Science, and Utopia in China. Columbia University Press, New York 2007, ISBN 978-0-231-14066-9.
  • Kenneth S. Cohen: The Way of Qigong: The Art and Science of Chinese Energy Healing. Ballantine, New York 1999, ISBN 0-345-42109-4.
  • Xiaoyang Zhu, Benjamin Penny (ed.): The Qigong Boom. Chinese Sociology and Anthropology, Vol. 27, No. 1, M.E. Sharpe Publisher, 1994, ISSN 0009-4625.
  • Jennifer Zeng: Witnessing History: One Chinese Woman’s Fight for Freedom. Soho Press, 2005, ISBN 978-1-74114-400-0.
  • Danny Schechter: Falun Gong’s Challenge to China: Spiritual Practice Or „Evil Cult“?. Akashic Books, New York 2000, ISBN 978-1-888451-27-6.
  • Noah Porter: Falun Gong in the United States: An Ethnographic Study: Publisher Dissertation.com, Universal Publishers, 2003, ISBN 1-58112-190-3.
  • James Tong: Revenge of the Forbidden City, The Suppression of the Falungong in China. 1999–2005, Oxford University Press, 2010, ISBN 978-0-19-537728-6.
  • Hairen Zong: Zhu Rongji in 1999. Publisher Ming Jing, Trove, National Library of Australia, 2001, ISBN 962-8744-51-8.
  • Mickey Spiegel: Dangerous Meditation: China’s Campaign Against Falungong, Human Rights Watch. 2002, ISBN 1-56432-270-X.

Weblinks


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