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Grigri
Das Grigri ist ein halbautomatisches Sicherungsgerät des Herstellers Petzl für das Sportklettern zum Sichern mit Einfachseilen.
Inhaltsverzeichnis
Funktionsweise
Das Gerät funktioniert ähnlich wie ein Sicherheitsgurt im Auto. Bei langsamem Seilzug wird der Seildurchlauf nicht blockiert. Dagegen aktiviert ruckartiger Seilzug in Richtung des Kletterers einen Mechanismus, der das Seil vollständig blockiert. Das automatische Blockieren funktioniert nur dann unmittelbar, wenn eine Hand das Bremsseil umschließt. Das Grigri arbeitet folglich beim Sichern eines Kletterers nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip. Ein kontrolliertes Bremsen des Seildurchlaufes bei einem Vorstiegssturz im Sinne eines gerätedynamischen Sicherns ist mit dem Grigri nicht möglich.
Um den Blockierungsmechanismus wieder zu lösen (beispielsweise um einen Kletterer ablassen zu können), zieht der Sichernde den am Grigri angebrachten Hebel zu sich heran. Um den Blockiermechanismus für ein schnelles Seilausgeben zu unterdrücken, muss Druck nach unten auf die Hebelbasis ausgeübt werden. In beiden Zuständen bremst das Gerät das durchlaufende Seil nicht. Um den Bremsmechanismus wieder zu aktivieren, muss der Sichernde den Hebel loslassen bzw. den Druck von der Hebelbasis nehmen.
Vorteile
- Das Gerät blockiert das Seil im Sturzfall selbständig, ohne dass die sichernde Person aktiv halten muss. Dies hat den Vorteil, dass das Gerät auch dann noch einen Sturz hält, wenn der Sichernde die Hände nicht am Seil hat (z. B. weil er während des Sicherns an die Wand anschlägt oder gar durch Steinschlag bewusstlos ist).
- Der Sichernde kann eine konstant im Seil hängende Person ohne Kraftaufwand halten.
- Das Seil krangelt nicht.
- Das Gerät ist bei korrekter Anwendung sehr sicher.
Nachteile
- Das Gerät ist bei ungenügender Schulung des Anwenders gefährlich. Es kommt deshalb immer wieder zu Unfällen durch falsche Anwendung.
- Das Gerät blockiert bei einem Sturz immer vollständig. Ein reguliertes Abbremsen ist über das Grigri selbst nicht möglich. Damit ist das dynamische Sichern eingeschränkt.
- Das Gerät blockiert nur bei einem Ruck vollständig (wie der Sicherheitsgurt eines Autos). Erhält das Gerät keinen Ruck (wegen besonderem Seilverlauf, Reibung, Kletterer „sitzt“ ins Seil) blockiert das Gerät möglicherweise nicht und das Seil rutscht durch.
- Das Gerät ist verglichen mit Tuber und Abseilachter relativ schwer und lässt nur gewisse Durchmesser eines Einfachseils zu. Eine Verwendung von zwei Halb- oder Zwillingsseilen ist daher nicht möglich, auch Abseilen ist nur am Einfachseil möglich. Deshalb beschränkt sich der Einsatz oft auf Klettergärten und Kletterhallen.
Bedienung
Anwendungsfehler
- Der Hebel zum Lösen des Blockiermechanismus wird betätigt ohne eine zusätzliche Absicherung mit der Bremshand. Dies ist sowohl beim Ablassen als auch beim schnellen Seilausgeben ein Fehler.
- Das Grigri wird beim Sichern oder Seilausgeben mit der Hand umfasst. Dadurch kann das Grigri sich nicht frei drehen und der Blockiermechanismus wird außer Kraft gesetzt.
- Durch Grobmotorik hervorgerufenes zu schnelles Ablassen des zu Sichernden. Durch bedingtes, vorsichtiges Öffnen des Grigri kann die Geschwindigkeit bestimmt werden.
- Bei einem überraschenden Sturz durch den obigen Fehler zieht die Hand den Hebel zum Lösen der Blockierung reflexartig noch mehr auf, was den Sturz noch beschleunigt. Das GriGri+ versucht dieses Problem mit dem Anti-Panik-Hebel zu lösen, in dem das Gerät blockiert, wenn der Hebel komplett durchgezogen wird.
- Die Bremshand verlässt das Seil im Zustand des blockierten Seiles. Dies ist ein Fehler, den häufig auch erfahrenere Kletterer machen, die ohne Hand am Seil sichern. Sie vertrauen darauf, dass der Blockiermechanismus ohne ihr Zutun hält. Dies ist aber nicht immer der Fall. Wenn das Seil entlastet wird (durch ein kurzes Entlasten des Gesicherten) und dann nicht ruckartig, sondern langsam zunehmend belastet wird, kann es vorkommen, dass der Blockiermechanismus nicht vollständig funktioniert.
- Das Seil wird falsch in das Gerät eingelegt. In diesem Zustand funktioniert der Blockiermechanismus nicht.
Da unsachgemäße Anwendungen durch mangelnde Ausbildung vorkommen und wiederholt zu Unfällen führten, war das Sichern mit dem an und für sich äußerst sicheren Gerät (zusammen mit anderen Halbautomaten) in einzelnen Kletterhallen gar untersagt. Dass solche Verbote nicht auf objektiv erhobenen Daten beruhen, zeigt eine große Studie zum Hallenklettern, die anhand von standardisierten Beobachtungen zu Verhaltensfehlern die Frage nach dem Einfluss des Sicherungsgerätes auf die Unfallwahrscheinlichkeit untersuchte. Dabei schnitt der weitverbreitete Achter mit 40 % Fehlern klar schlechter ab als das Grigri mit 28,6 %. Daraus schlossen die Autoren, dass die Gefahren des Grigrisicherns deutlich geringer sind als erwartet und generell eher überschätzt werden. Eine vom Deutschen Alpenverein im Jahr 2013 veröffentlichte Kletterhallenstudie zeigte, dass mit Halbautomaten (darunter das Grigri) deutlich weniger gefährliche Sicherungsfehler gemacht werden (weniger als 0,2 gefährliche Fehler pro Sicherungsvorgang) als beispielsweise mit dem Tuber (mehr als 0,5 gefährliche Fehler pro Sicherungsvorgang).
Korrekte Bedienung
Trotz der oben genannten Nachteile und möglichen Anwendungsfehler kann mit dem Grigri, mit Ausnahme des etwas eingeschränkten dynamischen Sicherns, bei korrekter Bedienung sehr gut gesichert werden. Folgende Aspekte müssen dabei beachtet werden:
- Vor dem Klettern erfolgt ein Partnercheck, ob das Seil richtig in das Gerät eingelegt wurde, zum Beispiel mittels Blockiertest. (Ein abrupter Zug am Lastseil sollte den Blockiermechanismus auslösen.)
- Schnelles Seilausgeben beim Vorstieg erfolgt mit der Gaswerkmethode: Die Bremshand umfasst durchgehend das Bremsseil und für das sichere und schnelle Seilausgeben beim Einhängen der Zwischensicherungen verlässt nur der Daumen der Bremshand das Bremsseil und unterdrückt den Blockiermechanismus solange wie notwendig durch leichten Druck auf die Hebelbasis.
- Die Bremshand bleibt immer am Bremsseil.
- Falls für den Kletterer keine Bodensturz- oder Aufprallgefahr besteht, geht der Sichernde im Sturzfall einen Schritt in Richtung des Sturzzuges mit bzw. federt aktiv vom Boden ab, damit der Sturz – im Sinne eines körperdynamischen Sicherns – nicht zu abrupt abgebremst wird, es sei denn, dass der Kletterer deutlich schwerer als der Sichernde ist.
- Im Sturzfall ist der Sichernde bereit und geübt darin, ein Anprallen des Körpers an der Wand mit den Füßen zu verhindern.
- Beim Ablassen hält die Bremshand das Bremsseil umschlossen, während die Führungshand durch vorsichtigen Zug am Hebelgriff die Blockierung löst und bei der Regelung der Ablassgeschwindigkeit unterstützt.
Die korrekte Bedienung des Gerätes sollte unter fachkundiger Anleitung erlernt und eingeübt werden.
Geschichte
Das Grigri kam 1991 auf den Markt. Benannt ist es nach den afrikanischen Amuletten, die ihre Träger schützen sollen. Diese erste Version war für Seile zwischen 10 und 11 mm zugelassen.
Am 1. Februar 2011 erschien das Nachfolgemodell Grigri 2 auf dem Markt. Es ist mit allen UIAA Einfachseilen zwischen 8,9 und 11 mm Dicke kompatibel (optimiert für Seile von 9,4 bis 10,3 mm). Dabei hat das Sicherungsgerät nun 20 % seines ehemaligen Gewichtes (jetzt 170 g) und 25 % seiner ursprünglichen Größe eingespart. Im Juni 2011 wurde ein Teil der bereits verkauften Geräte zurückgerufen, da der Bremshebel unter Umständen beschädigt werden kann und infolgedessen die Bremsunterstützung des Sicherungsgerätes nicht mehr korrekt funktioniert. Das Grigri arbeitet in diesem Fall wie ein Tube. Petzl erhöhte daraufhin die Festigkeit des Bremshebels bei neu hergestellten Geräten.
Auf der OutDoor 2016 in Friedrichshafen stellte Petzl das Grigri+ vor, welches seit April 2017 erhältlich ist. Neben kleineren Anpassungen zählen die Unterstützung eines größeren Bereichs an Seildurchmessern (optimiert für Seile von 8,9 bis 10,5 mm), die Regulierungsmöglichkeit der Sensibilität des Blockiermechanismus und eine Paniksicherung des Ablasshebels zu den größten Neuerungen.
Seit 1. April 2019 ist das aktuelle Modell Grigri 3 auf dem Markt. Offiziell wird es vom Hersteller aber lediglich GRIGRI genannt. Das neue Modell ersetzt das Grigri 2 und deckt einen noch größeren Bereich an Seildurchmessern ab (8,5 mm bis 11 mm).
In DAV- und KLEVER-Kletterhallen war das Grigri 2016 mit 22 % nach dem Tube das zweithäufigste Sicherungsgerät. 2017 war es mit 27 % bereits das verbreitetste.
Literatur
- Britschgi, Walter (2004): Neue Erkenntnisse aus der Sicherheitsforschung. Sicher Indoorklettern. In: Die Alpen 3/2004, S. 22–24.
- Britschgi, Walter (2004): Sicher Partner sichern 1. Elementare Sicherungsfehler und die 3-Bein-Logik (PDF; 200 kB) In: bergundsteigen 2/2004, S. 64–69.
- Köstermeyer, Guido (2001): Sicherungsgeräte im Vergleich. In: Köstermeyer, Guido / Neumann, Peter / Schädle-Schardt, Walter: Go climb a rock! Sportklettern – Aktuelle Aspekte zum Lehren, Üben und Erleben. Hamburg, Czwalina, ISBN 3-88020-379-2.