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Hypericin

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Strukturformel
Strukturformel von Hypericin
Allgemeines
Freiname Hypericin
Andere Namen

1,3,4,6,8,13-Hexahydroxy-10,11-dimethylphenanthro[1,10,9,8-opqra]perylen-7,14-dion (IUPAC)

Summenformel C30H16O8
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 548-04-9
EG-Nummer 208-941-0
ECHA-InfoCard 100.008.129
PubChem 5281051
ChemSpider 4444511
DrugBank DB13014
Wikidata Q425409
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N06AX99

Wirkstoffklasse

Antidepressivum

Eigenschaften
Molare Masse 504,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

320 °C

Löslichkeit

schlecht in 1 M Natronlauge (10 g·l−1)

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​317
P: 280​‐​301+310
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Hypericin ist ein rotes Anthrachinon-Derivat und einer der wesentlichen färbenden Bestandteile der Johanniskräuter, insbesondere des Echten Johanniskrauts (Hypericum perforatum). Hypericin wurde als Arzneistoff, hierbei hauptsächlich als Antidepressivum, verwendet. Als Nebenwirkungen der Einnahme wurden phototoxische Reaktionen der Haut, der Augenlinse und der Retina festgestellt; Letzteres kann zur Makuladegeneration führen. Die Anwendung von Hypericin als Antidepressivum ist heute umstritten, da bislang kein Wirksamkeitsnachweis für Hypericin erbracht werden konnte.

Anwendung

In Deutschland ist Hypericin in allen Arzneien enthalten, die Johanniskräuter beinhalten. Die Zugabe von Hypericin zu Lebensmitteln ist durch den Anhang III der Verordnung (EG) Nr. 1334/2008 (Aromenverordnung) innerhalb der EU einheitlich verboten.

Da Hypericin sich vorzugsweise in krebsartigem Gewebe sammelt, wird es in der Fluoreszenzdiagnose als Indikator für Krebszellen eingesetzt.

In der photodynamischen Krebstherapie wird Hypericin wegen seiner Eigenschaft als Photosensibilisator eingesetzt. Das Hypericin ist affin gegenüber Proteinen. Aufgrund bisher ungeklärter Mechanismen reichert es sich insbesondere in Krebszellen an. Der Patient wird nach der Verabreichung des Sensibilisators mit einem spezifischen Lichtspektrum bestrahlt, welches mit Hilfe von Lampen oder eines Lasers erzeugt wird. Diese Bestrahlung führt zu einer Reaktion des Sensibilisators mit Sauerstoff, wodurch es zur Bildung von Sauerstoffradikalen kommt, was zu einer Schädigung und dem Absterben der bestrahlten Krebszellen führt.

Es wird die Möglichkeit erprobt, hochresistente Bakterien, etwa Staphylococcus aureus-Stämme in eiternden Brandwunden, mit Hypericin zu sensibilisieren und dann durch Licht abzutöten.

Die antivirale Aktivität von Hypericin beruht hauptsächlich auf der Eigenschaft von Hypericin, mit Licht Sauerstoffradikale zu generieren (Singulett-Sauerstoff, aber auch andere Spezies). Diese Sauerstoffradikale sind toxisch und zerstören organisches Material wie Zellwände, Virenhüllen, genetische Information etc.

Dadurch, dass die Inkubationen von Hypericin mit viralem Material meist nicht vor Licht geschützt stattfanden, inaktivierten Sauerstoffradikale die Viren, was erst zur Entdeckung der antiviralen Aktivität von Hypericin geführt hat. In der Dunkelreaktion zeigt Hypericin meist überhaupt keine antivirale Aktivität.

Nebenwirkungen

Das große chromophorartige System des Moleküls bedeutet, dass es im Körper eine phototoxische Reaktion hervorrufen kann, wenn der Stoff (häufig als „natürliches“ Antidepressivum in Form von Johanniskrautprodukten benutzt) in Übermengen oder mit anderen Photosensibilisatoren (synergistischer Effekt) eingenommen wird, da Hypericin die Fotoempfindlichkeit des Körpers erhöht. Nach äußerlicher Anwendung von Hypericin (Bäder/Fußbäder mit Johanniskraut) kann bei Sonnenexposition ein Ödem auftreten.

Hypericin führt zu einer Aktivierung von Cytochrom P450, hierbei vor allem des Subtyps 3A4, in der Leber. Da dieses für die Verstoffwechselung vieler Arzneistoffe verantwortlich ist, wird dadurch der Abbau jener gefördert. Davon betroffen sind u. a. Kontrazeptiva, wodurch die Wirksamkeit der Antibabypille vermindert wird.

Biosynthese

Die Biosynthese von Hypericin – ein fluoreszierender, kirschroter Farbstoff – erfolgt aus Emodin.

Analytik

Zur zuverlässigen Bestimmung von Hypericin kann nach adäquater Probenvorbereitung die Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie herangezogen werden.

Literatur

  • H. Brockmann, F. Kluge, H. Muxfeldt: Totalsynthese des Hypericins. In: Chem. Ber. 1957, S. 2302–2318.
  • A. Kubin, F. Wierrani, U. Burner, G. Alth, W. Grünberger: Hypericin–the facts about a controversial agent. In: Current pharmaceutical design. Band 11, Nummer 2, 2005, S. 233–253. PMID 15638760 (Review).
  • Heinz Falk: Vom Photosensibilisator Hypericin zum Photorezeptor Stentorin – die Chemie der Phenanthroperylenchinone. In: Angew. Chemie. 111, 1999, S. 3306–3326.
  • M. Waser, H. Falk: Towards Second Generation Hypericin Based Photosensitizers for Photodynamic Therapy. 11, 2007, S. 547–558.

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