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Jordan Peterson

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Jordan Peterson (2018)
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Jordan Bernt Peterson (* 12. Juni 1962 in Edmonton, Alberta) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. Von 1997 bis 2022 lehrte er Psychologie an der University of Toronto, seine Hauptforschungsgebiete waren die Psychologie des religiösen und ideologischen Glaubens sowie die Verbesserung der Persönlichkeit und Leistung.

Peterson vertritt konservative Positionen und wurde durch seine Kritik der Genderpolitik sowie Aufzeichnungen seiner Vorlesungen, Vorträge und öffentlichen Diskussionen bekannt. Über das Internet und seine in zahlreiche Sprachen übersetzten Bücher erreicht er ein großes Publikum. 2018 veröffentlichte er den Lebensratgeber 12 Rules for Life, der zum internationalen Bestseller wurde.

Herkunft und Jugend

Peterson wuchs in Fairview, Alberta, einer Kleinstadt nordwestlich von Edmonton, als ältestes von drei Kindern auf. Sein Vater Walter Peterson war Lehrer und Konrektor, seine Mutter war Bibliothekarin am Grande Prairie College. Da Literatur in seiner Familie einen hohen Stellenwert genoss, lernte Peterson sehr früh lesen und schreiben. Als Peterson 13 Jahre alt war, erweckte Sandy Notley, die Mutter Rachel Notleys und damals Bibliothekarin an seiner Schule, sein Interesse für Literatur von Daniel Defoe, George Orwell, Aleksandr Solschenizyn, Ayn Rand und William Shakespeare. Gleichzeitig begann auch sein politisches Engagement in der New Democratic Party (NDP), der er als Jugendlicher angehörte. Mit 18 Jahren verließ er die sozialdemokratische Partei wieder.

Karriere

Peterson studierte Politikwissenschaft zunächst am Grande Prairie College, wechselte jedoch später auf die University of Alberta, wo er 1982 mit dem Bachelor of Arts abschloss. Als Student wurde er vom Kalten Krieg und der Gefahr eines Atomkriegs geprägt, was ihn dazu veranlasste, den „menschlichen Drang zur Zerstörung“ untersuchen zu wollen. Nach dem Abschluss reiste er ein Jahr lang durch Europa. Peterson erkannte die „Zerstörungsfähigkeit“ des Menschen, was bei ihm zu Depressionen führte. In seiner Suche nach Antworten vertiefte er sich in die Werke von Carl Gustav Jung, Friedrich Nietzsche und Aleksandr Solschenizyn. Er kehrte an die University of Alberta zurück und erwarb 1984 den Bachelor of Arts in Psychologie. 1985 zog er nach Montreal und wurde bei Robert O. Pihl an der McGill University promoviert.

Von 1993 bis 1998 lehrte Peterson als Assistenzprofessor an der Harvard-Universität und konzentrierte sich auf das durch Drogen und Alkoholismus bedingte Aggressionsverhalten. 1998 kehrte er an die University of Toronto zurück, wo er als Professor lehrte. Im Januar 2022 gab Peterson in einem Beitrag in der National Post bekannt, von seinem Posten zurückgetreten zu sein. Als Grund gab er an, sich als akademische persona non grata zu fühlen. Er sei außerdem besorgt, dass seinen „qualifizierten und herausragend ausgebildeten heterosexuellen, weißen männlichen Studenten“ wegen ihres Weiß- und Männlichseins und ihrer Assoziation zu ihm keine Jobs angeboten würden. Die Universität sei durch Ideologien, für die beispielsweise Initiativen für mehr Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion eintreten, gefährdet.

Peterson begann 2013, seine Vorlesungen auf Youtube hochzuladen; das Interesse an ihm wuchs. 2017 hatte sein YouTube-Kanal mehr als eine Million Abonnenten, 2019 waren es mehr als zwei Millionen. Seine Vorträge zum Alten Testament und Psychologie wurden 17 Millionen Mal aufgerufen. Er nutzte die Plattform Patreon, um monatliche Spenden zu sammeln (sein Einkommen auf der Plattform überstieg zwischenzeitlich sein akademisches Einkommen), hielt Vorträge im Rahmen der TEDx-Veranstaltungen und hatte Fernsehauftritte in den USA, Kanada, Großbritannien und Australien. Ein von Cathy Newman geführtes Interview auf Channel 4 mit Peterson verzeichnete auf YouTube mehr als 18 Millionen Aufrufe. Im Dezember 2018 löschte Peterson seinen Patreon-Account aus Protest gegen die Löschung von rechten und antifeministischen Accounts, die laut Patreon deren Regeln bezüglich Hassrede verletzt hätten.

2018 veröffentlichte er den Selbsthilfe-Ratgeber 12 Rules for Life, der zu einem Bestseller in den USA und Kanada wurde.

Nachdem Peterson am 18. März 2019 angekündigt hatte, er werde sich für ein zweimonatiges Gaststipendium an der Universität Cambridge aufhalten, zog die dortige theologische Fakultät die Einladung zurück. Ein Social-Media-Foto, auf dem Peterson mit einem Mann posierte, auf dessen T-Shirt breit und falsch geschrieben stand Ich bin stolzer Islamaphober, wurde vielfach weiterverbreitet. Am 15. März 2019 kam es in Neuseeland zu dem rassistisch motivierten Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch mit 50 Toten. Peterson hatte im Februar 2019 eine Lesetour durch Neuseeland unternommen, wo das Foto entstand. Nach dem Terroranschlag boykottierten einzelne neuseeländische Buchhandlungen sowie eine Buchhandelskette für wenige Tage das Buch, für das er auf Lesetour gewesen war.

Die bibliographische Datenbank Scopus gab Petersons h-Index im Jahre 2023 bei 98 Publikationen mit 45 an.

Im August 2022 wurde Petersons Twitter-Account gesperrt, da er sich über transgender Personen lustig gemacht habe. Im November 2022 verkündete der neue Twitter-Besitzer Elon Musk, Petersons Konto sei wieder freigeschaltet. In Folge der Sperre von Twitter verkündete Peterson außerdem, mit dem von Ben Shapiro gegründeten rechtskonservativen Medium Daily Wire zusammenzuarbeiten.

Politische Positionen

Einordnung

Während viele Kommentatoren Petersons Ansichten als zum Konservatismus neigend oder als konservativ einordnen und einige die Nähe zu Positionen der Neuen Rechten und des Antifeminismus hervorheben, beschreibt sich Peterson selbst als klassischen britischen Liberalen (classic British liberal).Politico beschreibt Petersons Weltanschauung als „tief konservativ“. Da sie gleichzeitig „tief traditionell“ sei, unterscheide sie sich scharf vom Radikalismus der „Online-Rechten“.

Redefreiheit und Political Correctness

Peterson kritisiert den Einfluss der Political correctness auf die Redefreiheit und die Gesamtgesellschaft. Öffentlicher und interner Druck würden zu Selbstzensur im Journalismus führen. Von der kanadischen The Globe and Mail wird Peterson als „selbsternannter Kämpfer gegen die Politische Korrektheit“ bezeichnet. Seiner Ansicht nach sind größtenteils die Universitäten für die „Welle“ der Politischen Korrektheit verantwortlich, die Europa und Nordamerika „überrollt“ habe. Diese würden sich nicht um die Rechte des Individuums kümmern und müssten „gestoppt“ werden. Adrian Daub bezeichnet Peterson wegen seiner auf diesen Themen beruhenden Bekanntheit als „erste[n] Celebrity der Cancel-Culture-Ära“.

Neomarxismus und Postmarxismus

Peterson spricht sich sehr deutlich gegen Marxismus und „Neomarxismus“ aus. Diese seien nicht besser als Faschismus und Neofaschismus. Marxismus beruhe, so Peterson, im Kern auf einem Hass auf Menschen, die in der kapitalistischen Wirtschaft erfolgreich seien.

Ferner behauptet er, durch einen „postmodernen Neomarxismus“, „Kulturmarxismus“ bzw. durch die „postmarxistischen radikalen Sozialkonstruktivisten“ wie Jacques Derrida und Michel Foucault würden die Prinzipien des Marxismus heute unter „neuem Gewand“ fortgesetzt. Marxisten seien gescheitert, mit wirtschaftlichen Argumenten zu überzeugen. Sie hätten sich daher entschieden, anstatt mit Klassenunterdrückung mit Identitätsunterdrückung wie Rassismus und Sexismus zu argumentieren. Sie würden versuchen, das Bildungssystem zu infiltrieren und westliche Werte mit „bösartigen, unhaltbaren und anti-menschlichen Ideen“ zu untergraben. Diese Ideen würden den Weg zum Totalitarismus pflastern; zu den Ideen gehöre die Identitätspolitik.

Vox-Autor Zack Beauchamp kennt keinen "glaubwürdigen Politikwissenschaftler", der Petersons Ansicht teilte, die französischen Denker des 20. Jahrhunderts hätten einen dominanten Einfluss auf Teile der zeitgenössischen politischen Linken oder auf die ganze Gesellschaft. Peterson wird vorgeworfen, postmoderne Denker nur oberflächlich gelesen zu haben. Seine Herleitung eines heutigen „postmodernen Neomarxismus“ wird von linken Autoren als „schlichtweg falsch“ bzw. als „allumfassende Verschwörungstheorie“ gewertet. Die Autoren, die Peterson dem „postmodernen Neomarxismus“ zurechnet, seien oftmals weder Postmoderne noch Marxisten im eigentlichen Sinne. Stattdessen definiere Peterson den Begriff derart weitläufig, dass dort jeder Autor dazu gezählt werden könne, der Ungerechtigkeiten in Frage stellt und soziale Gerechtigkeit befürwortet.

Sozial- und Drogenpolitik

Peterson vertritt zu vielen sozialen Themen libertäre Ansichten, so zur Liberalisierung des Drogenkonsums. Er unterstützt eine solidarisch finanzierte Krankenversicherung.

Peterson hält eine Politik der „equality of outcome“ („Ergebnisgleichheit“) für gefährlich, die von „radikalen Linken“ in allen Bereichen des Lebens vorangetrieben werde und einen massiven Ausbau des Staatsapparates beinhalten würde. Beispielsweise fallen für ihn Maßnahmen zur Verringerung der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern in diese Kategorie. Diese Form der Gerechtigkeit stünde auf einer Stufe mit totalitärem Kommunismus. Er spricht sich stattdessen für „equality of opportunity“ (Chancengleichheit) aus bzw. dafür, den Gesetzen der freien Wirtschaft zu folgen, da Talente zwischen den Menschen ohnehin ungleich verteilt seien.

Bill C-16

Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte Peterson 2016 als Gegner des im Juni 2017 verabschiedeten kanadischen Gesetzes Bill C-16 (englisch An Act to amend the Canadian Human Rights Act and the Criminal Code ‚Gesetz zur Änderung des kanadischen Menschenrechtsgesetzes und Strafgesetzbuchs), durch das auch transgender Personen unter den Schutz des kanadischen Human Rights Act aufgenommen werden sollten. Peterson behauptete, das Gesetze würde die Verwendung von durch Betroffene gewünschten spezifischen Pronomen in der dritten Person erzwingen. Peterson kritisierte, durch die Änderungen am Menschenrechtsgesetz würden sich Arbeitgeber und Organisationen künftig strafbar machen, wenn ein Mitarbeiter oder Gesellschafter etwas sage, das direkt oder indirekt, „ob absichtlich oder unabsichtlich“, als beleidigend ausgelegt werden könne. Im Mai 2017 gehörte Peterson zu den 24 eingeladenen Sachverständigen, die zum Bill C-16 vor dem Senatsausschuss für Rechts- und Verfassungsangelegenheiten sprachen. Peterson erläuterte in dem Ausschuss, dass die Argumente, Biologie bestimme nicht das Geschlecht, aus den Geisteswissenschaften stammten und ideologisch angetrieben seien.

Viele Juristen, Experten und Aktivisten wiesen Petersons Behauptungen als unbegründet zurück. Die Jura-Professorin Brenda Cossman, wie Peterson von der University of Toronto, betont, dass es nichts in Bill C-16 gebe, das den Missbrauch von Pronomen kriminalisiere. Der absichtliche Fehlgebrauch von Pronomen könne aber rechtlich verfolgt und geahndet werden; es drohten u. a. Geldbußen, jedoch keine Haftstrafen. Die Canadian Bar Association widersprach vor der Verabschiedung des Gesetzes Petersons Behauptung, dass das Gesetz das Recht auf freie Rede behindere. Der Vorwurf, Bill C-16 zwinge Individuen dazu, bestimmte Pronomen zu benutzen, beruhe auf einem Missverständnis. Die juristische Definition von Hasskriminalität (hate crime) bzw. Hassrede (hate speech) sei durch die bloße falsche pronominale Anredeform nicht erreicht.

2022 sagte Peterson in einer Podcastfolge bei Joe Rogan, die zunehmende Häufigkeit geschlechtsangleichender Maßnahmen sei durch „soziale Ansteckung“ („sociological contagion“) verursacht, vergleichbar mit den vermehrten falschen Beschuldigungen über Rituelle Gewalt in den 1980ern. Ferner sieht er die „Desintegration von [Geschlechter]-Kategorien“ als „Vorbote“ eines „Kollapses“ der Gesellschaft.

Klimawandel

Peterson bezweifelt den wissenschaftlichen Konsens zur globalen Erwärmung. Auf Social Media lässt er Klimaleugner in Interviews ihre Positionen verbreiten. Die Aussagen Petersons zum Thema Klimawandel, insbesondere seine Meinung, das Klima sei zu komplex, um es erfolgreich zu modellieren, geschweige denn auf Basis dieser Modelle belastbare Aussagen zu treffen, wurden in der Fachwelt überwiegend negativ aufgenommen: "[sie] zeugen von einem fundamentalen Missverständnis von Statistik und Prozessen wissenschaftlicher Erkenntnisfindung". Hierfür bezieht sich Jordan Peterson auf Fred Singer. Singer wurde von der libertären Denkfabrik The Heartland Institute gefördert, die wiederum von den Mineralölkonzernen ExxonMobil und Koch Industries finanziert wird.

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sieht Peterson als einen Angriff auf die Autokultur. Ein höherer Anteil CO2 in der Atmosphäre sei vorteilhaft und die Eindämmung von Schadstoffen des Kraftfahrtverkehrs getrieben vom neidhaft-narzisstischen Drang, Chaos zu verursachen.

Rezeption

Popularität und Zuhörer

Peterson wurde ab 2016 durch seine Kritik an moderner Genderpolitik und Political Correctness international bekannt.

Sein erstes Buch Maps of Meaning: The Architecture of Belief aus dem Jahr 1999 fand nach Veröffentlichung noch kaum 500 Käufer – erst infolge des plötzlichen Erfolgs von Peterson wurde es ins Deutsche übersetzt. Sein zweites Buch 12 Rules for Life wurde millionenfach verkauft und ist zur Übersetzung in mindestens 50 Sprachen vorgesehen.

Viel Beachtung fand eine Diskussion des erklärten Marx-Gegners Peterson mit dem linken slowenischen Philosophen Slavoj Žižek, die am 19. April 2019 im Sony Centre for the Performing Arts in Toronto stattfand. Žižek nahm an der Debatte teil, da er hoffte, zeigen zu können, dass nicht nur Peterson und die Neue Rechte kritisch zu den "offensichtlichen Übertreibungen der #MeToo-Kultur" stünden. Žižek argumentiert, Peterson sei auch deshalb so erfolgreich, da die von ihm kritisierte „politisch korrekte“ Linke tatsächlich nicht mehr ehrlich argumentiere und die Sprache „obsessiv“ reguliere. Dies hätte aber nichts mehr mit authentischer linker Politik zu tun.

Nach Einschätzung der Irish Times ist Peterson zu einem Helden, insbesondere für junge Männer und nordamerikanische Christen geworden. Er habe eine Anhängerschaft unter der Alt-Right-Bewegung; Petersons Verteidiger betonen aber, dass es nicht möglich sei, sich seine Anhänger auszusuchen.

Matt McManus sieht das Phänomen Peterson als symptomatisch für die Finanzkrise ab 2008 und die kapitalistische Realität. Petersons Popularität sei Ausdruck dafür, dass die politisch Linken versagt hätten, die ökonomische Krise zu adressieren und Alternativen zum Kapitalismus aufzuzeigen, und sich stattdessen darauf beschränkt hätten, sich über Petersons Fangemeinde lustig zu machen und diese als rückständig, sexistisch oder rassistisch zu bezeichnen. Mathias Nilges betont die zahlreichen strukturellen Probleme, wie etwa die hohen Studienkredite in den USA, mit denen die jungen Menschen konfrontiert sind, die Peterson folgen. Peterson verspreche insbesondere jungen Männern, ihre Probleme durch eine Rückkehr zu einer „geordneten“ Welt mit klassischen Geschlechtervorstellungen zu lösen, was eine typische Strategie von Teilen der zeitgenössischen Rechten sei. Die „verwirrten und entfremdeten“ jungen Männer, die Peterson folgen, werden laut Michael Brooks durch „spirituelle und existentielle Sorgen“ in die Arme Petersons getrieben. Dem müsse mit einer materialistischen Analyse begegnet werden, anstatt jungen Männern zu erzählen „ihre Privilegien zu hinterfragen“ und alles zu moralisieren. Josh Glancy von Men’s Health sieht in zunehmender Einsamkeit als Folge sozialer Medien, Urbanisierung und knapper werdender Freizeit einen Faktor, wieso Peterson mit seiner „Untersuchungen der männlichen Psyche“ bei jungen Männern so beliebt wurde.

Kritik

Der amerikanische Ökonom Tyler Cowen nannte Peterson im Januar 2018 in einem Blogbeitrag als einen der derzeit einflussreichsten öffentlichen Intellektuellen der westlichen Welt, betont aber, dass er auf seiner Liste Personen nach Einfluss und nicht bloß durch persönliche Zustimmung gewichtet habe. Der konservative Journalist David Brooks teilte diese Einschätzung in einem Kommentar der New York Times.

Der Autor Pankaj Mishra bezichtigte Peterson in der New York Review of Books des faschistischen Mystizismus. Die Journalistin Susanne Kaiser hält Peterson für „das wohl bekannteste Gesicht der männlichen Suprematisten“; er sei vor allem mit pseudowissenschaftlichen Thesen bekannt geworden.Simon Strick bezeichnet Peterson als „Wissens- und Diskursspekulant, der mit anschlussfähiger Provokation und massentauglichem ,wissenschaftlichen‘ Zorn am Meinungs- und Affektmarkt teilnimmt“. Der Politikwissenschaftler Ben Whitham bezeichnet Peterson als „Poster-Boy für die aufsteigende transnationale extreme Rechte“. Peterson vermische misogynen Antifeminismus mit Gemeinplätzen des islamophoben Rassismus.

Die Autorin Judith Sevinç Basad hält in der NZZ Zuschreibungen wie „Rassist“, „Frauenhasser“ oder zur extremen Rechten für unbegründete Ressentiments. Äußerungen in diese Richtung würden „in keiner Zeile seiner Schriften“ vorkommen. Seine Kritiker würden ihn ohne Kenntnis seiner Bücher und Interviews „reflexartig“ vorverurteilen. Petersons Ansichten könne man stattdessen als eine Ablehnung der Identitätspolitik deuten, wie beispielsweise bei seinem Widerstand gegen Bill C-16. Diese Ablehnung sei hier nicht wie von den Kritikern unterstellt gegen die LGBTQ-Bewegung gerichtet, sondern gegen ein „Gruppendenken“, das Menschen bloß über ihre „sexuelle oder ethnische Zugehörigkeit definiert“ und nicht mehr als „eigenständige Persönlichkeiten“ wahrnehme. Sie bedauert, dass Peterson in Feuilletons „für gewöhnlich schlecht“ wegkomme.

Ben Burgis und Matt McManus kritisieren Peterson in Myth and Mayhem von einer linken Perspektive. Sie werfen Peterson vor, den „freien Markt des neoliberalen Kapitalismus“ zu idolisieren und bestehende Hierarchien mit pauschalen Argumenten zu rechtfertigen; Argumente, die man auch hätte nutzen können, um z. B. Sklaverei zu rechtfertigen. Auch würde er vernachlässigen, dass viele persönliche Probleme strukturelle und politische Dimensionen haben. So sei es ein „zentraler Widerspruch“, dass Peterson nicht erkenne, wie die von ihm beklagte soziale Vereinzelung mit dem neoliberalen Kapitalismus und ökonomischem Druck zusammenhinge.

Hella Dietz sieht in der ZEIT Petersons Aussagen als häufig so vage an, dass – wie bei einem Rorschachtest – sowohl seine medialen Kritiker als auch seine Befürworter jeweils das in seine Aussagen hinein interpretieren könnten, was ihrem Weltbild entspreche. Peterson werde nach Ansicht von Dietz von manchen Kritikern ohne argumentative Auseinandersetzung verurteilt. Sie führt dafür als Beispiel ein über 32 Millionen Mal abgerufenes Interview an, das Cathy Newman für den britischen Channel 4 mit Peterson führte.

In der Zeitschrift The Atlantic kritisierte Conor Friedersdorf, Newman würde in dem Interview wiederholt vorgeben, Peterson für kontroverse Aussage zur Rede zu stellen, die die Menschen aufwiegeln und deren Zorn aufpeitschen würden. Tatsächlich sei es aber Newman, die über die Dauer von knapp 30 Minuten immer wieder Petersons Äußerungen als extremer, als frauenfeindlicher oder als erschreckender in ihren Auswirkungen erscheinen lasse, als sich aus Petersons Bemerkungen ergebe. Diese Art polemischer Kritik, die „es nicht für nötig hält, Argumente für ihre Verurteilung anzuführen“ führt nach Meinung von Dietz dazu, dass Petersons „Inszenierung als Tabubrecher an Glaubwürdigkeit“ gewinne.

Bernard Schiff, ehemaliger Kollege von Peterson in Toronto, bezeichnet Peterson als „einen der agilsten und kreativsten Geister“, die er je gekannt habe. Bereits vor vielen Jahren sei Peterson jedoch auch exzentrisch, eher ein Prediger als ein Lehrer gewesen. Schiff brach mit Peterson, als dieser im Zusammenhang mit der Bill C-16-Kontroverse seine Position als Professor missbraucht habe: Peterson habe die „Gender Science“ fehlrepräsentiert, indem er die Belege dafür abgewiesen habe, dass das Verhältnis zwischen „Gender und Biologie“ nicht absolut sei. Schiff entwickelt im Folgenden Hinweise darauf, dass Peterson sich auf Themen konzentriere und so kommuniziere, wie es das „Handbuch für autoritäre Demagogen“ vorsehe – ein Handbuch, das Peterson selbst in seiner wissenschaftlichen Arbeit beschrieben habe. Schiff, der den Marxismus als „respektable politische und philosophische Tradition“ bezeichnet, kritisiert, dass Peterson Identitätspolitik und Political Correctness für linke Verschwörungen hält, die in einer „ ‚mörderischen‘ Ideologie – dem Marxismus“ wurzelten. Peterson wolle linke Professoren zum Schweigen bringen und Universitäten Mittel streichen, die ihrerseits die Redefreiheit nicht schützten. Schiff hält Peterson heute für „gefährlich“.

Der britische Economist betont, dass die Einschätzung von Peterson vom Blickwinkel des Betrachters abhänge: entweder monströs oder großartig, entweder bestärkend, inspirierend und männlich oder jemand, der das Patriarchat mit küchenbiologischem Faktoiden über Hummer zu stützen versuche. Es herrsche jedoch Einigkeit: Peterson sei ein „Phänomen“. Sein Buch 12 Rules for Life sei eine faszinierende Lektüre: Es habe den Effekt, als sei der Heilige Augustinus als Lebensberater wiedergeboren worden inklusive „Ratschlägen deiner Mutter“.

Künstlerische Rezeption

Privatleben

Peterson heiratete 1989 Tammy Roberts. Die beiden hatten sich bereits in früher Kindheit kennengelernt, und Peterson hatte seinem Vater im Alter von elf Jahren angekündigt, eines Tages Tammy zu heiraten. Das Paar hat einen Sohn und eine Tochter.

Nach eigenen Angaben folgt Peterson der Carnivore-Diät und ernährt sich ausschließlich von Rindfleisch mit Salz. Angeregt dazu wurde er von seiner Tochter Mikhaila, die selbst einer entsprechenden Diät (deren Nützlichkeit von Experten in Frage gestellt wird) folgt und diese in sozialen Medien bewirbt. Die Petersons geben an, der Diät aus gesundheitlichen Gründen zu folgen. In einigen konservativen und Alt-Right-nahen Communities, in denen Petersons Ernährung diskutiert wird, wird eine entsprechende Diät aber auch als politisches Signal für Männlichkeit und als Akt gegen Linke und deren Fokus auf Veganismus, Vegetarismus oder Klimaschutz gesehen.

2019 ließ sich Peterson in einer Entzugsklinik in der Nähe von Moskau behandeln, nachdem er nach dem Absetzen von Clonazepam, einem Anxiolytikum, physische Entzugssymptome entwickelt hatte. Clonazepam war ihm zuvor von seinem Arzt verordnet worden, um Angstzustände aufgrund der Krebsdiagnose seiner Frau zu behandeln. Er wurde für neun Tage mithilfe von Propofol in ein Koma versetzt und trug deswegen neurologische Schäden davon. 2020 trat er wieder vor die Kamera und gab bekannt, nun seine Arbeit fortsetzen zu können, er hoffe außerdem, bald zu so etwas wie einem normalen Leben zurückkehren zu können.

Bibliografie

Bücher

Artikel in wissenschaftlichen Journalen

Die 15 meist zitierten wissenschaftlichen Arbeiten nach Google Scholar und ResearchGate:

Literatur

Literaturübersichten
Rezensionen

Weblinks

Commons: Jordan Peterson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen


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