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Kritisches Denken
Der Begriff Kritisches Denken (engl. Critical Thinking) bezeichnet vernünftiges reflektierendes Denken. So ist insbesondere auch die Orientierung des Denkens von Laien an den methodischen Kriterien der Wissenschaft von Bedeutung. Dabei sind Laien besonders in ihrer Rolle als Bürger in einer Wissensgesellschaft gemeint.
Inhaltsverzeichnis
Begriff und Methode
Der Begriff kommt ursprünglich aus dem angelsächsischen Bildungssystem und umfasst dort sowohl eigenständige didaktische Inhalte (z. B. systematisches Assoziieren) als auch fachliche Arbeitsweisen, und zwar durchgängig von der Grundschule bis zum Abschluss der Universität. Bekannt wurde das Trainingsmodell Reflection, Reasons, Alternatives (RRA):
- Vermeide schnelle Urteile, akzeptiere nicht jede erste Idee, die dir in den Kopf kommt, oder das, was in den Medien präsentiert wird. Denke erst einmal darüber nach.
- Frage nach: Woher wissen Sie das? Was ist der Grund dafür? Was ist Ihre Informationsquelle?
- Suche gezielt nach alternativen Hypothesen, Erklärungen und Ursachen, nach alternativen Plänen und Lösungen.
Nach Peter Facione umfasst kritisches Denken die „bewusste, selbstregulative Urteilsbildung, die Interpretation, Analyse, Bewertung und Schlussfolgerung beinhaltet“. Wichtig dafür ist vor allem die Fähigkeit, selbstständig und ohne Kognitive Verzerrung (bias) nachzuforschen, also ohne Informationen zu bevorzugen, die der eigenen Meinung entsprechen (confirmation bias), und ohne Gegenpositionen abzuwerten (myside bias).
Hintergrund
Im kritischen Denken wird der Unterschied zwischen Wissenschaftlern und Laien fließend. Die Vorstellung der "Men as scientists" geht davon aus, dass Menschen in ihrem Bemühen, Irrtümer zu vermeiden, spontan die gleichen Denkwege wie Wissenschaftler einschlagen, nur eben weniger ausgearbeitet. Umgekehrt seien wissenschaftliche Ergebnisse sozusagen geronnenes wissenschaftliches Denken, das sie erschaffen hat, aber insofern auch beschränkt. Einer der Paten des Gedankens ist John Dewey, der in seinem Buch Democracy and Education: an introduction to the philosophy of education (dt. Demokratie und Erziehung) aus dem Jahr 1916 die Rolle des Bürgers in seiner Fähigkeit zu kritischer Partizipation begründet sieht.
Literatur
- Jonas Pfister: Kritisches Denken. Stuttgart: Reclam 2020.
- Stiftung für Kritisches Denken: Deutscher Leitfaden unter criticalthinking.org (PDF).
- Bernhard Kraak: Erziehung zum Kritischen Denken. In: Pädagogisches Handeln. Heft 1 2000.
- Hermann Astleitner: Kritisches Denken: Basisqualifikation für Lehrer und Ausbilder. Innsbruck: Studien Verlag 1998.
- Aurelio Peiccei [Hrsg.]: Das menschliche Dilemma, Zukunft und Lernen. Bericht für den Club of Rome. Wien: Molden 1979. ISBN 978-3217010406.
Weblinks
- David Hitchcock: Critical Thinking. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Jamie Carlin Watson: Critical Thinking. In: J. Fieser, B. Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
- Deutschsprachige Podcasts zum Thema:
- Inka Kübel: Kritisches Denken - Was genau heißt das? In: Podcast Radiowissen. Bayern 2; abgerufen am 21. April 2023
- Kritisches Denken Podcast
- Podcast der Schweizer Skeptiker