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Mercy Ships

Mercy Ships

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Logo von Mercy Ships

Mercy Ships ist eine internationale, christlich motivierte Hilfsorganisation, die seit 1978 Hospitalschiffe in Entwicklungsländern betreibt. Mitarbeiter aus über 60 Ländern setzen sich auf den Hospitalschiffen ehrenamtlich ein und kommen selbst für Unterkunft und Verpflegung auf. Sie leisten Hilfe in Form von Operationen, Zahnbehandlungen, Bau- und Landwirtschaftsprojekten sowie Ausbildungsprogrammen.

Die operative Hilfe ist auf die Spezialchirurgie ausgerichtet. Insbesondere Menschen mit großflächigen Gesichtstumoren, Fehlbildungen und Entstellungen erhalten an Bord kostenlose Operationen von Fachchirurgen aus der ganzen Welt. Zum medizinischen Spektrum gehören die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Orthopädie, plastische Chirurgie, Augenchirurgie und Gynäkologie.

Mercy Ships wurde 1978 von Don Stephens in Lausanne gegründet und 1995 als nicht gewinnorientierter Verein nach schweizerischem Recht etabliert. Der Hauptsitz befindet sich heute in Lindale in Texas. Weltweit zählt Mercy Ships 17 nationale Organisationen und eine Büro für Afrika in Cotonou, Benin.

Die Hilfsorganisation betreibt derzeit mit der Africa Mercy das größte zivile Hospitalschiff der Welt (seit März 2007). Der übliche Planungsrhythmus beläuft sich auf 10 Monate Arbeit vor Ort und 2 Monate Wartungspause. Bereits früher betriebene Schiffe sind die Anastasis (von Mercy Ships betrieben von 1978 bis 2007, früher Victoria), die Caribbean Mercy (1994 bis 2006, früher Polarys) und die Island Mercy (1983 bis 2001, früher Petite Forte und Good Samaritan).

Die Organisation gab im Jahr 2014 den Auftrag zum Bau eines neuen Hospitalschiffs unter dem Arbeitstitel Atlantic Mercy in China. Das inzwischen als Global Mercy gebaute Schiff wurde Februar 2018 zu Wasser gelassen und Ende Juni 2021 abgeliefert.

Mercy Ships Deutschland e. V. hat seinen Sitz in Landsberg am Lech, von 1995 bis 2017 in Kaufbeuren. Mercy Ships finanziert sich aus freiwilligen Zuwendungen von Privatpersonen, Firmen und Stiftungen und ist mit dem Spendensiegel der Deutschen Evangelischen Allianz ausgezeichnet. Geschäftsführer in Deutschland ist Udo Kronester.

Ziele & Arbeitsweisen

Ziel der Organisation Mercy Ships ist es, die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern nachhaltig zu verbessern. Sie folgt damit dem Ziel 3 „Gesundes Leben für alle“ der UN im Rahmen der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (englisch: Sustainable Development Goals). Das umfangreiche Programm umfasst neben der chirurgischen Versorgung auf dem Hospitalschiff auch die entsprechende Vor- und Nacharbeit im Einsatzland, die Weiterbildung von medizinischem und nicht-medizinischem Fachpersonal sowie Programme zur Förderung der medizinischen Infrastruktur und gesunden Lebensführung.

Am 28. August 2018 unterzeichneten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Mercy Ships eine Kooperationsvereinbarung in Dakar, der Hauptstadt Senegals. Darin gemeinsam erklärte Ziele sind die Verbesserung von Dienstleistungen im Bereich Chirurgie und Anästhesie in Afrika, das Schaffen von Zugang zu chirurgischer Versorgung sowie der Aufbau von Kapazitäten lokaler medizinischer Fachkräfte zur Stärkung der Versorgungssysteme vor Ort.

Die intensive Zusammenarbeit von Mercy Ships mit den einzelnen Einsatzländern erfolgt in fünf Phasen im Rahmen eines 5-jährigen Einsatzplanes. Die Organisation ist daher zeitgleich in fünf Ländern aktiv.

Phase 1: Politische Vorarbeit

  • Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau mit der Landesregierung
  • Netzwerkaufbau und Zusammenarbeit mit lokalen Ministerien, Behörden und Nichtregierungsorganisationen
  • Unterzeichnung eines Sitzabkommens (accord de siège) gemäß den Zielen der WHO und später eines zeitraumbezogenen Protokolls für die konkrete Zusammenarbeit.

Phase 2: Analyse des Bedarfs und der Patientenlage

  • Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen zur Information der lokalen Bevölkerung in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort
  • Erstellung des Einsatzplanes und Planung verschiedener Patientenscreenings durch medizinische Teams
  • Analyse lokaler Kapazitäten, der Sicherheitslage und organisatorische Vorbereitung

Phase 3: 10-monatiger Hilfseinsatz des Hospitalschiffes

  • Untersuchung und Vorbereitung der Patientinnen und Patienten für Operationen und Behandlungen an Bord
  • Kostenlose chirurgische Operationen und zahnmedizinische Behandlungen
  • Weiterbildung von lokalem Fachpersonal, u. a. in den Bereichen AnästhesieChirurgie, Augenheilkunde, Schmerztherapie, Medizintechnik, steriles Arbeiten und Sterilgutaufbereitung, Basis-Trauma-Versorgung, Palliativmedizin, Reanimation von Neugeborenen und Behandlung von Klumpfüßen durch die Gipsverbandtechnik „Ponseti-Methode
  • Einführung der WHO-Checkliste für sichere chirurgische Eingriffe in lokalen Krankenhäusern
  • Individuelles Mentoring an Bord des Schiffes von einheimischen Chirurginnen und Chirurgen, Ärztinnen und Ärzten, Anästhesistinnen und Anästhesisten und Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger
  • Renovierung und Ausstattung von lokalen Gesundheitseinrichtungen
  • Durchführung von Landwirtschaftsprojekten zur Verbesserung der Ernährungssituation und Einkommenslage.

Phase 4: Nacharbeit & Weiterentwicklung der Projekte

  • Begleitung des weitergebildeten Fachpersonals und Unterstützung bei der Implementierung in den Arbeitsalltag sowie der Weitergabe des Wissens an Dritte
  • Unterstützung bei der eigenständigen Umsetzung und Weiterführung einzelner Projekte, sowie konkrete Unterstützung der Partner, z. B. bei unvorhergesehenen Problemen
  • Überprüfung der vereinbarten Verwendung gespendeter Materialien
  • Evaluierung erlernter Fähigkeiten der lokalen Fachkräfte

Phase 5: Evaluation & Analyse der Nachhaltigkeit

  • Analyse und Evaluation der Ergebnisse aus den Projekten hinsichtlich des Nutzens und Nachhaltigkeit für Patienten, lokal geschulte Fachkräfte und Standards in lokalen Gesundheitseinrichtungen
  • Erstellen eines Evaluationsberichtes mit programmatischen Empfehlungen für zukünftige Einsätze und zur Vorlage beim nationalen Gesundheitsministerium des Einsatzlandes

Geschichte & Errungenschaften

Mercy Ships wurde 1978 von Don und Deyon Stephens in Lausanne (Schweiz) gegründet. Ihre Vision war es, inspiriert durch ihren christlichen Glauben, den Ärmsten der Armen mit Hospitalschiffen medizinische Hilfe zu bringen. Zu Beginn war Mercy Ships Teil des internationalen Hilfswerkes "Jugend mit einer Mission". Seit 2003 ist Mercy Ships als Organisation eigenständig. Sie behandelt Patienten kostenlos, unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihrem Geschlecht.

Im Laufe seiner Geschichte hat Mercy Ships 594 Häfen besucht und in über 56 Ländern Hilfsleistungen erbracht. Der Wert der ehrenamtlich geleisteten Unterstützung und Materialspenden beläuft sich auf über 1,5 Milliarden Euro. Von den Einsätzen von Mercy Ships haben bislang mehr als 2,8 Millionen Menschen profitiert. 105.500 kostenlose Operationen wurden durchgeführt zum Beispiel Lippenspalten, Katarakte, Behandlung von Brandnarben sowie die Behandlung von Fehlstellungen und Missbildungen. Darüber hinaus wurden

  • 488.000 Zahnbehandlungen bei 186.500 Patienten durchgeführt
  • Mehr als 6.600 medizinische Fachkräfte (inklusive Chirurgen) aus den afrikanischen Partnerländern so weit ausgebildet, dass sie in ihrer Heimat als Multiplikatoren tätig sein können
  • Über 49.000 Fachkräfte aus verschiedenen medizinischen Bereichen (Anästhesie, Pflege, Medizintechnik, Orthopädie, Chirurgie, Management) geschult
  • Mehr als 252.000 Teilnehmer mit pflegerischen Grundlagen vertraut gemacht
  • Über 1.100 nachhaltige Entwicklungsprojekte im Bereich Infrastruktur und Landwirtschaft erfolgreich abgeschlossen.

Flotte & Einsatzländer

Africa Mercy – seit 2000

Die Africa Mercy im Hafen von Blyth, Mai 2007.

Im Jahr 2000 erwarb Mercy Ships sein 16.500 Tonnen schweres Flaggschiff, die Africa Mercy. Sie wurde zuvor als Eisenbahnfähre Dronning Ingrid. in Dänemark eingesetzt. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen im März 2007 ersetzte die Africa Mercy die aus Altersgründen stillgelegte Anastasis. Die Africa Mercy war mit einer Länge von 152 und einer Breite von 23 Metern zu dieser Zeit das größte private Hospitalschiff der Welt. Im Mai 2007 fuhr die Africa Mercy aus der Werft in England zu ihrem ersten Einsatz in den Hafen von Monrovia (Liberia). Die Africa Mercy legt ausschließlich in Häfen der Sub-Sahara-Staaten an, um so in den Ländern mit dem höchsten Bedarf an chirurgischer Versorgung zu operieren.

Einsatzorte:

Auf dem oberen Deck der Africa Mercy befinden sich 126 Kabinen mit Schlafmöglichkeiten für die über 400-köpfige Besatzung, darunter Familien, Paare und Alleinstehende. An Bord befindet sich auch eine Kinderbetreuung, eine nach dem US-amerikanischen Bildungssystem anerkannte Grundschule und Gymnasium, eine Bibliothek, eine Wäscherei, ein kleines Lebensmittelgeschäft, eine Kantine sowie ein gespendetes Starbucks-Café. Das Schiff führt 28 Fahrzeuge für medizinische Einsätze an Land mit.

Island Mercy – 1983–2001

1983 wurde die Petite Forte, eine neufundländische Küstenfähre, an Mercy Ships gespendet. Als Good Samaritan war sie elf Jahre lang mit einer Besatzung von 60 Personen in der Karibik sowie in Mittel- und Südamerika im Einsatz. 1994 wurde sie in Island Mercy umbenannt und in den Südpazifik überführt, wo sie bis 2001 im Dienst war. Durch ihren niedrigen Tiefgang konnte sie auch Häfen anlaufen, die für größere Mercy-Ships-Schiffe nicht zugänglich waren. Einsatzländer waren u. a.: Brasilien, die Dominikanische Republik, Guyana, Haiti, Guinea-Bissau, Samoa, die Tokelau-Inseln und Neuseeland.

Caribbean Mercy – 1994–2006

1994 wurde die ehemalige norwegische Küstenfähre Polarlys erworben und in Caribbean Mercy umbenannt. Bis zu ihrem Verkauf im Jahr 2006 kam sie vor allem in der Karibik und in Mittelamerika zum Einsatz. Das Hospitalschiff bot Platz für eine 150-köpfige Besatzung. Die Caribbean Mercy besuchte 137 Häfen und führte dabei 56 Einsätze in 13 Ländern durch: Dominikanische Republik, Haiti, Nicaragua, Guatemala, El Salvador, Russland, Korea, China, die Philippinen, Kolumbien, Puerto Rico, Honduras und Belize.

Anastasis – 1978–2007

Die Anastasis.

Das erste Hospitalschiff, das stillgelegte Kreuzfahrtschiff Victoria, wurde vier Jahre lang umgebaut und renoviert. 1982 lief es mit einer internationalen 350-köpfigen Besatzung zu seinem ersten Einsatz aus. Die Gründer Don und Deyon Stephens lebten gemeinsam mit ihren vier Kinder für über zehn Jahre auf dem Schiff. Insgesamt besuchte es 275 Häfen und leistete 66 Einsätze in 23 Ländern: Guatemala, Neuseeland, Fidschi, Tonga, Samoa, Mexiko, Jamaika, Dominikanische Republik, Polen, Togo, Ghana, Estland, Elfenbeinküste, Guinea, Sierra Leone, Litauen, Senegal, Lettland, Südafrika, Madagaskar, Benin,Gambia und Liberia.

Global Mercy

Ende 2013 erteilte Mercy Ships den Auftrag zum Bau eines speziell für Zwecke eines Hospitalschiffes neu konzipierten Schiffes, die Global Mercy. Sie wurde im Juni 2021 abgeliefert. Die Indienststellung ist für Anfang 2022 geplant.

Medizinische Tätigkeitsbereiche

Das medizinische Fachpersonal an Bord bietet eine Reihe an spezialchirurgischer Operationen und Behandlungen an. Das Spektrum umfasst folgende Bereiche:

Das untere Deck der Africa Mercy ist mit fünf Operationssälen, Aufwach- und Krankenstation mit insgesamt 82 Betten, einer Intensivstation, einem Computertomografen, Röntgengerät und Labor ausgestattet.

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Die Besatzung der Africa Mercy besteht aus rund 400 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Herkunft. Die Ehrenamtlichen finanzieren ihren Aufenthalt von Reisekosten über verpflichtende Impfungen bis hin zu Unterkunft und Verpflegung selbst. Zudem sind mehr als 200 einheimische Einsatzkräfte aus dem jeweiligen Einsatzland zutage an Bord.

Neben den Funktionen im medizinischen Bereich arbeiten viele Ehrenamtliche auch im nicht-medizinischen Bereich mit, zum Beispiel in der Verwaltung, bei Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten, der Öffentlichkeitsarbeit, als Lehrerinnen und Lehrer, an Deck und im Maschinenraum.

Die jeweiligen Länderbüros unterstützen die Arbeit der Africa Mercy im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, dem Fundraising, dem Recruiting und der Betreuung aller ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Finanzierung

Über die Jahre hat Mercy Ships ein weltweites Netzwerk von Unterstützern, Sponsoren und Partnern aufgebaut. Die Arbeit ist durch Sach- und Geldspenden zu 100 % spendenfinanziert. Die Arbeit an Bord der Hospitalschiffe wird von ehrenamtlichem Fachpersonal durchgeführt. Mercy Ships arbeitet in enger Kooperation mit den jeweiligen Regierungen der Einsatzländer, welche Mercy Ships in der Regel die Hafenkosten erlassen.

Der Verein Mercy Ships Deutschland e.V. ist mit dem Spendenzertifikat der Deutschen Evangelischen Allianz ausgezeichnet. Ein Jahresbericht gibt Auskunft über Einnahmen und Ausgaben der Organisation.

Weblinks


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