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Michel Foucault
Michel Foucault [miˈʃɛl fuˈko] (* 15. Oktober 1926 in Poitiers als Paul-Michel Foucault; † 25. Juni 1984 in Paris) war ein französischer Philosoph. Ab 1970 bis zu seinem Tod war Foucault Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte der Denksysteme am Collège de France in Paris.
In seinen Werken widmete er sich neben philosophischen auch historischen, psychologischen und später vermehrt politischen Fragen. Dabei ging es ihm um die kritische Betrachtung bestimmter Rationalitäten und Grunderfahrungen, die in den westlichen Gesellschaften der Gegenwart problematisiert – d. h. zu Objekten des Wissens und der Wahrheit – werden. Insbesondere in den 1960er-Jahren verwendete er hierzu eine historische Methode zur Erforschung gesellschaftlicher Diskurse, die Wissensarchäologie. Üblicher ist die Bezeichnung Diskursanalyse. Mit dem Beginn der 1970er-Jahre wendete sich Foucault in seinen Arbeiten zunehmend der Untersuchung der Wirkungsweisen von Macht zu.
1961 erschien Foucaults erste, größer angelegte Studie Folie et déraison. Histoire de la folie à l’âge classique (dt. Wahnsinn und Gesellschaft). In dem über 500 Seiten umfassenden Werk, welches zugleich seine Doktorarbeit war, beschäftigte er sich intensiv mit der Thematisierung und Problematisierung des Wahnsinns in den modernen, abendländischen Vernunftgesellschaften. Erstmals größere internationale Aufmerksamkeit erlangte er fünf Jahre darauf, im Jahre 1966, mit der Veröffentlichung seines Buchs Die Ordnung der Dinge (frz. Les Mots et les choses). Es folgten weitere Veröffentlichungen: 1969 erschien Archäologie des Wissens, 1975 sein Buch mit dem Titel Überwachen und Strafen (im Original Surveiller et punir) sowie im Jahre 1976 der erste Band seiner letzten großen Studie Sexualität und Wahrheit (frz. Histoire de la sexualité).
Nach einer längeren Veröffentlichungsunterbrechung erschienen im Jahre 1984, kurz vor seinem Tod, der zweite und dritte Band von Sexualität und Wahrheit. Im selben Jahr starb Foucault mit 57 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung im Pariser Krankenhaus Hôpital de la Salpêtrière.
Besonders in seinen späteren Arbeiten führte er zahlreiche, der Machtanalyse gewidmete Konzepte und Verfahren ein. Seine Arbeiten verstand er dabei als „Werkzeugkisten“. Zu solchen „Werkzeugen“ zählen beispielsweise die an Friedrich Nietzsche angelehnte, gegenwartskritische Methode der Genealogie, der insbesondere für die Erforschung von Machtstrategien geprägte Begriff des Dispositivs und das Konzept der modernen Gouvernementalität. Foucault gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und wird häufig dem Poststrukturalismus zugeordnet, wenngleich er solchen Versuchen der Systematisierung seines Werkes zeitlebens ablehnend gegenüberstand.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Leben
- 2 Prägungen
- 3 Darstellung und Entwicklung des Denkens Foucaults
- 4 Werke im Einzelnen
- 5 Wirkungsgeschichte
- 6 Siehe auch
- 7 Schriften
- 8 Literatur
- 9 Weblinks
- 10 Anmerkungen
Leben
Kindheit, Jugend und Studium
Foucault wurde 1926 als zweites Kind von Paul-André Foucault, angesehener Chirurg und Universitätsprofessor der Anatomie, und Anne-Marie Foucault (geb. Malapert) in Poitiers geboren. Er besaß eine ältere Schwester, Francine (* 1925), sowie einen jüngeren Bruder, Denys (* 1933). Bei den Foucaults mangelte es nicht an Geld, sodass die Familie es vermochte, sich ein Kindermädchen, eine Köchin und sogar einen Chauffeur zu leisten.
Aus Opposition zum Vater durchbrach der junge Paul-Michel die Tradition, Mediziner zu werden – der Gedanke, Medizin zu studieren, bereitete ihm Angst und Schrecken. Den Entschluss, seinen Vater, den respektierten und zu den Notabeln der Stadt zählenden Dr. Foucault, zu enttäuschen und den ihm vorgezeichneten Weg des Mediziners auszuschlagen, hatte der junge Foucault bereits seit längerem gefasst. Stattdessen begeisterte er sich für Geschichte und Literatur. Dr. Foucault, von der Entscheidung seines Sohnes enttäuscht, versuchte diesen zunächst umzustimmen und zur Vernunft zu bringen – doch Foucaults Mutter redete auf ihren Gatten ein: „Besteh' bitte nicht darauf. Er ist ein Junge, der ordentlich arbeitet, er muß tun können, was er will.“
Nach dem Abitur im Jahr 1943 begann Foucault, Vorbereitungsklassen für die Aufnahmeprüfung an der Pariser Hochschule École normale supérieure zu absolvieren. Im Jahr 1945 verließ er dafür seinen Geburtsort Poitiers und zog nach Paris. Hier traf er zum ersten Mal auf den Philosophen Jean Hyppolite – einer der wichtigsten Hegel-Interpreten in Frankreich zu dieser Zeit, der wenige Jahre zuvor die erste Übersetzung der Phänomenologie des Geistes ins Französische vorgelegt hatte – welcher ihn mit der Hegel’schen Dialektik vertraut machte.
Nach drei Jahren der intensiven Vorbereitung nahm Foucault 1946 ein Studium der Philosophie und Psychologie an der École normale supérieure in der Pariser Rue d’Ulm auf. Sein Philosophielehrer war Louis Althusser. Ab 1947 besuchte er Veranstaltungen bei Maurice Merleau-Ponty, der ihn mit der Linguistik bekannt machte. Auch von Georges Canguilhem lernte er. 1949 erwarb Foucault einen Abschluss in Psychologie an der Sorbonne. In dieser Zeit las er nahezu alles, was er an philosophischer Literatur auffinden konnte: Angefangen mit Platon und Kant beschäftigte er sich vertieft mit den Schriften von Hegel, später Marx und schließlich Heidegger. Hierzu stürzte er sich, um die Texte im Original lesen zu können, in das Studium der deutschen Sprache. Besonders die Philosophie Heideggers wird für den jungen Foucault dabei von großer Bedeutung werden.
1951 bestand er die Zulassungsprüfung in Philosophie für Hochschulen und wurde noch im gleichen Jahr Nachfolger von Merleau-Ponty. An seinen Vorlesungen nahmen unter anderem Paul Veyne, Jacques Derrida und Gérard Genette teil. Parallel dazu machte er Praktika im psychiatrischen Krankenhaus Sainte-Anne und im Gefängnis Fresnes. Er lernte, elektroenzephalographische Experimente durchzuführen und erwarb damit 1952/53 eine psychiatrische Zusatzausbildung mit diplomiertem Abschluss. 1950 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, welche er jedoch schon bald wieder verließ. Er besuchte zu dieser Zeit ebenfalls Seminare von Jacques Lacan – sein Interesse galt nun verstärkt der Psychoanalyse und vor allem der Lektüre Freuds. Im Sommer 1953 rezipierte der 26-jährige Foucault während einer Italienreise zudem erstmalig intensiv die Schriften Friedrich Nietzsches, die sein späteres Denken und Werk tiefgreifend prägen sollten.
Ab 1954: Erste Veröffentlichungen, Auslandsaufenthalte
Im Jahr 1954 veröffentlichte er die Übersetzung von Traum und Existenz von Ludwig Binswanger sowie zur gleichen Zeit seine erste eigene Schrift Geisteskrankheit und Persönlichkeit (frz. Maladie mentale et personnalité), später – im Jahre 1962 – von Foucault selbst umbenannt in Psychologie und Geisteskrankheit. Konflikte mit Parteigenossen und eine beginnende Freundschaft mit Georges Dumézil, der bereits in Schweden arbeitete, veranlassten ihn, die Kommunistische Partei und Frankreich zu verlassen. 1954 übernahm er daraufhin in Uppsala (Schweden) ein Lektorat für Romanistik.
Es folgten weitere Auslandsaufenthalte in Warschau (als Direktor des centre français) und Hamburg (1959/1960 als Leiter des Institut Français). Ab 1960 war er Privatdozent für Psychologie an der Universität Clermont-Ferrand. Seine Dissertation erschien 1961 unter dem Titel Folie et déraison. Histoire de la folie à l’âge classique (dt. Wahnsinn und Gesellschaft). Darin thematisierte er die Geschichte des Wahnsinns, d. h. die Herausbildung eines Wissens von geistiger Gesundheit und Krankheit und die damit einhergehenden Ausgrenzungsmechanismen. Foucaults Doktorvater war Georges Canguilhem.
1962 wurde Foucault auf eine Professur in Clermont-Ferrand berufen; dort lernte er seinen späteren Lebensgefährten Daniel Defert kennen, mit dem er bis zu seinem Tod eine offene Beziehung führte. Ebenfalls in dieser Zeit entwickelte sich eine enge Freundschaft und ein kritischer Austausch mit dem Philosophen Gilles Deleuze. Ein Jahr darauf, 1963, wurde Foucault zusammen mit Roland Barthes und Michel Deguy Redaktionsmitglied der Zeitschrift Critique. Außerdem nahm er enge Kontakte zur literaturkritischen Bewegung Tel Quel auf, mit deren Absichten er sich weitgehend identifizierte.
Im September 1966 übernahm Foucault auf eigenen Wunsch einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität von Tunis. Mit Les mots et les choses (dt. Die Ordnung der Dinge) erzielte er im selben Jahr seinen ersten großen Erfolg. In seiner folgenden Arbeit L’archéologie du savoir (dt. Archäologie des Wissens), die er noch in Tunis schrieb und welche 1969 veröffentlicht wurde, reflektierte er systematisch die in den vorangegangenen Arbeiten verwendete archäologische Methode.
Gegen Ende des Jahres 1968 kehrte Foucault nach Frankreich zurück und wurde Dozent und Leiter der Abteilung für Philosophie an der neu gegründeten linken Reform-Universität Paris VIII in Vincennes, die aus der 68er-Bewegung hervorgegangen war.
1969 hielt Foucault am Collège de France den Vortrag Was ist ein Autor?, der einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Rolle des Autors in der modernen Literatur leistete (siehe Tod des Autors).
Ab 1970: Lehrstuhl am Collège de France
1970 wurde er – als Nachfolger seines ehemaligen Lehrers Jean Hyppolite – auf den Lehrstuhl Geschichte der Denksysteme am Collège de France berufen, den er bis zu seinem Tod 1984 innehatte. Wie am Collège üblich, definierte er seinen Arbeitsbereich neu. In seiner Antrittsvorlesung L’ordre du discours (dt. Die Ordnung des Diskurses) formulierte er ein Forschungsprogramm, dessen Diskursbegriff einen Übergang zwischen der Archäologie des Wissens und den späteren, machtanalytischen Arbeiten markiert. Die öffentlich gehaltenen Vorlesungen Foucaults wurden in der Folge zu wichtigen Ereignissen in der Pariser Intellektuellenszene.
Er engagierte sich in dieser Zeit verstärkt in der Öffentlichkeit für die Rechte von Gefangenen. Im Jahr 1975 erschien das Buch Surveiller et punir. La naissance de la prison (dt. Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses) mit einer Analyse der Entstehung von Disziplinartechniken und Machtpraktiken in der Neuzeit.
Ab 1976: Der Wille zum Wissen
1976 veröffentlichte er mit La volonté de savoir (dt. Der Wille zum Wissen) den ersten Teil seiner letzten umfassenden Studie Histoire de la sexualité (dt. Sexualität und Wahrheit). Foucault hatte dieses Werk ursprünglich auf sechs Bände angelegt, zu Lebenszeit als Monographien erschienen sind aber nur drei Bände. Neuere Dokumente weisen darauf hin, dass ein LSD-Trip, unternommen im Mai 1975 im Death Valley nahe dem Zabriskie Point, Foucaults Pläne durchkreuzte, und er daraufhin das erste Buch seiner Geschichte der Sexualität vernichtete.
Zentral im ersten, gewissermaßen als Ankündigungs- und Eröffnungsband für spätere Untersuchungen konzipierten Buch ist dabei die Kritik an der Repressionshypothese, welche Foucault im Laufe seiner Überlegungen zu einer Neukonzeption der Macht führt. Insofern setzte er sich ab dieser Phase seines Werkes vertieft mit der Frage nach dem Zusammenhang von Macht und Wissen bzw. dem Verhältnis von Macht und der Wahrheitsproduktion gewidmeten Diskursen auseinander.
Danach folgte eine längere Pause in der Veröffentlichungstätigkeit, in der er bei seinen Forschungen immer weiter in der Geschichte zurückging. Die Frage nach dem Begehren des Menschen weicht der Erörterung der Generierung des Menschen des Begehrens oder des begehrenden Menschen. Foucault unternahm mehrere Vortragsreisen nach Brasilien und reiste im April 1978 nach Japan, wo er unter Omori Sogen im Seionji-Tempel in Uenohara Zen-Buddhismus studierte.
Ab 1980: Weitere Veröffentlichungen und Tod
Ab 1980 unternahm er längere Vortragsreisen in den USA und engagierte sich gemeinsam mit Pierre Bourdieu für die polnische Solidarność. Erst 1984 erschienen die Bände 2 und 3 von Sexualität und Wahrheit: L’usage des plaisirs (dt. Der Gebrauch der Lüste) und Le souci de soi (dt. Die Sorge um sich), in denen er an die Untersuchungen vom ersten Band anknüpfte. Dabei ging es darum, wie sich die Thematisierung der „Sexualität“ in den modernen, abendländischen Gesellschaften durch den Rückgriff auf die – im klassischen griechischen Denken aufgeworfene – Problematisierung des Sexualverhaltens (als Bereich moralischen Ermessens und moralischer Wahl) auf neue, andere Weise betrachten ließe.
Der vierte und letzte Band Les aveux de la chair (dt. Die Geständnisse des Fleisches) lag zu diesem Zeitpunkt in bereits weitgehend redigierter Form vor. In diesem Band wird die Rolle untersucht, die die Hermeneutik und die reinigende Enträtselung der Begierde – in den ersten Jahrhunderten des Christentums – bei der Konstitution sexueller Erfahrung spielten. Der Text wurde von den Erben aufgrund Foucaults kurz vor seinem Tod, quasi-testamentarisch geäußerten Wunsches, „keine posthumen Veröffentlichungen“ zu erlauben, bis zum Jahr 2018 nicht zur Veröffentlichung freigegeben.
Da sich Foucault seit Beginn der 1980er-Jahre häufig für Lehraufträge an der University of California in Berkeley aufhielt, begab er sich nach Vorträgen und Seminaren regelmäßig in die Homosexuellen-Szene von San Francisco, um sich sexuell freiheitlich auszuleben. Ende 1983 kehrte Foucault sichtlich abgemagert, erschöpft und von einer neuartigen Krankheit geplagt aus Berkeley nach Paris zurück. Im März 1984 hielt Foucault seine letzte Vorlesung am Collège de France. Am 25. Juni des gleichen Jahres starb er im berühmten Pariser Krankenhaus Hôpital de la Salpêtrière, jener Institution, die er in Wahnsinn und Gesellschaft selbst ausgiebig studiert hatte, an den Folgen einer HIV-Infektion.
Kontroversen
1977 bat die italienische Zeitung Corriere della Sera Foucault, eine Kolumne zu schreiben. Dafür reiste er 1978, Tage nach dem Massaker des Schwarzen Freitags, in den Iran nach Teheran. Als Proponenten der sich entwickelnden Iranischen Revolution traf er sich mit Oppositionsführern wie Mohammad Kazem Shariatmadari und Mehdi Bāzargān und entdeckte die Unterstützung der Islamischen Revolution durch die Bevölkerung. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich war er einer der Journalisten, die den Ayatollah Khomeini besuchten, ehe dieser nach Teheran zurückkehrte. Foucaults Artikel zeigte Ehrfurcht vor Khomeinis islamistischer Bewegung, für die er in der französischen Presse, auch von Exil-Iranern, heftig kritisiert wurde. Foucaults Antwort war, dass der Islamismus zu einer wichtigen politischen Kraft in der Region werden und dass der Westen ihn eher mit Respekt als mit Feindseligkeit behandeln sollte. Ebenfalls 1978 rief Foucault in einem Artikel in der Zeitschrift Le Nouvel Observateur die Linke dazu auf, ihre Ängste vor einer islamischen Regierung in Iran aufzugeben. Daraufhin kritisierte eine im Exil lebende Iranerin in einem Leserbrief Foucaults unkritische Haltung gegenüber der Islamischen Revolution im Iran. In einer kurzen Antwort schrieb Foucault in der folgenden Woche in der gleichen Zeitung, dass er sich weigere, die Kritik der iranischen Frau am politischen Islam zu teilen. Denn: „Die erste Bedingung, um dem Islam mit etwas Intelligenz zu begegnen, ist, sich vom Hass fernzuhalten.“ Foucault warf der Frau vor, sie habe einen Hass auf den Islam – zu einer Zeit, als das Khomeini-Regime schon dabei war, Frauen zu verschleiern und gegen politische Dissidenten Todesurteile zu verhängen.
Foucault ging davon aus, dass auch Minderjährige ihr Einverständnis für sexuelle Handlungen erklären können. 1977 unterzeichnete Foucault gemeinsam mit weiteren französischen Intellektuellen – darunter Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Roland Barthes und Jacques Derrida – eine Petition an das Parlament, die ein Einverständnis für sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern für möglich hielt und dessen Legalisierung bei einem niedrigeren Schutzalter forderte.
Im März 2021 beschuldigte der französische Publizist Guy Sorman Foucault, 1969 in dem tunesischen Dorf Sidi Bou Saïd mehrere Jungen im Alter von acht bis zehn Jahren sexuell missbraucht zu haben. Später änderte Sorman seine Aussage und sprach lediglich von einer „Konvergenz beunruhigender Indizien“. Beweise für die Wahrheit dieses Vorwurfes liegen nicht vor.
Prägungen
Als bedeutsame Prägungen und Einflüsse für das Werk und Denken Foucaults lassen sich Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger, Georges Canguilhem und Jean Hyppolite anführen.
Hegel, der Ruf der Philosophie
Mit der Philosophie Hegels kam Foucault vor allem über seinen kurzzeitigen Lehrer am Lycée Henri IV, dem französischen Hegel-Übersetzer und -Interpreten Jean Hyppolite, in Kontakt. Foucaults Kritik an Hegel lässt sich in etwa so darlegen: Hegel betone in seiner Dialektik zwar einerseits das irrationale Moment – zugleich werde dieses Irrationale aber nicht wirklich anerkannt, insofern es schließlich in eine erweiterte Rationalität zu integrieren versucht werde. Geschichte mit Hegel als System, als „Ganzes“, im Sinne einer „Entfaltung von Sinn und Freiheit“, zu begreifen beinhalte daher immer eine Problematik der Ausschließung von Anderem – dem „Unvernünftigen“.
Jedoch sollte dies zugleich nicht als vorschnelle Absage an die Hegel’sche Philosophie als solche gelesen werden: Im Gegenteil fühlte sich Foucault dem Hegelianismus, sofern dieser als Historisierung des wissenden Subjekts begriffen wird, und insbesondere Jean Hyppolite – der „Stimme Hegels“, wenn nicht jener der Philosophie überhaupt – ein Leben lang verbunden.
Friedrich Nietzsche, die Genealogie
Die wohl größte Faszination auf Foucaults Denken übte die Philosophie Friedrich Nietzsches aus. Von diesem übernahm er die wahrheits- und metaphysikkritische Methode der Genealogie, eine Methode, auf die bereits dessen 1887 erschienenes Werk Zur Genealogie der Moral im Titel anspielt und mit der dieser die historische Herausbildung der modernen Moral untersucht hatte. Laut Nietzsche gebe es keine universelle Form der Moral, vielmehr wachse das, was als Moral bezeichnet wird, historisch aus dem Abarbeiten oppositioneller Taktiken und Interessen.
Foucault nahm die Grundgedanken dieses Ansatzes auf und führte sie eigenständig weiter. Für ihn bedeutete die genealogische Herangehensweise vor allem, jene vom Abendland wohldefinierten Grunderfahrungen, wie Humanismus, Psychiatrie, das Strafsystem und das Sexuelle, gerade in ihrer scheinbaren Wohldefiniertheit anzugreifen und radikal infrage zu stellen. Er verstand sich dabei zeitlebens als „Nietzscheaner“. Auch Reiner Keller weist in seiner wissenssoziologischen Studie zu Foucault auf die hohen Kontinuitäten in den Arbeiten und Motiven Nietzsches und Foucaults hin.
Immanuel Kant, Aufklärung und Kritik
Der späte Foucault wies mehrfach darauf hin, dass er sich selbst in einer Tradition kritischer Philosophie nach Kant verorte. An Kant faszinierte ihn insbesondere dessen vergleichsweise kurze Abhandlung Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? – eine Schrift, mit der sich Foucault an verschiedenen Stellen ausgiebiger auseinandersetzte (so etwa in dem 1978 vor der Société française de philosophie gehaltenen Vortrag Was ist Kritik? sowie in Was ist Aufklärung?, ein auf eine 1983 am Collège de France gehaltene Vorlesung zurückgehender Text). Der Vorstellung einer bereits realisierten Moderne hält Foucault dabei Kants Begriff der Aufklärung entgegen, um zu zeigen, dass die Rede von einer vollendeten Moderne dem Anspruch Kants nicht gerecht wird.
Weiterhin verwendete Foucault die kantischen Begriffe Kritik und a priori. Statt einer rein erkenntnistheoretischen Dimension, wie in Kants Kritik der reinen Vernunft, gewinnen diese Begriffe bei Foucault nun zusätzlich eine empirische, d. h. historische Dimension. Er zielt dabei auf eine empirisch-historische Kritik an den modernen, westlichen Gesellschaften, die sich im Besitz eines wahren Wissens wähnen. Gleichsam fragt er – in seiner ‚archäologischen Phase‘ (s. dazu weiter unten) – nach den Bedingungen der Möglichkeit von akzeptierten Wahrheiten. Dazu historisiert er einerseits Kants Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit und knüpft andererseits an die Ontologie Heideggers an, indem er dessen Frage nach dem Sein auf eine Analyse der Seinsweisen von Ordnung verpflichtet.
Darstellung und Entwicklung des Denkens Foucaults
Philosophie als ‚kritische Geschichte des Denkens‘: ein Überblick
Foucault verwendete besonders in seinen frühen Studien das von ihm geprägte Verfahren einer Archäologie des Wissens: Dabei untersuchte er, wie sich Wissen bzw. Wahrheit entlang bestimmter Diskurse historisch konstituiert hat. In der späteren Phase seines Werkes beschäftigte Foucault sich vor allem mit einer Analyse der vielfältigen Wirkungsweisen von Macht, d. h. vor allem mit der Frage, „in welchen Formen, durch welche Kanäle und entlang welcher Diskurse die Macht es schafft, bis in die winzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen.“ Weiterhin interessierte ihn, wie das moderne Subjekt durch machtvolle Prozesse überhaupt erst als solches hervorgebracht und damit diszipliniert wird.
Seine konkreten Analysen richteten sich auf die „Geschichte der Gegenwart“, die „Ethnologie unserer Kultur“ und die historische Herausbildung von „Wahrheitsspielen“ und Wissensformationen. Dabei ging es Foucault stets um eine „Diagnostik der Gegenwartsgesellschaft“. Hierfür untersuchte er unter anderem die Geschichte des Konzepts Wahnsinn im Hinblick auf die abendländischen Vernunftgesellschaften und damit verbundene gesellschaftliche Praktiken, insbesondere jene des Ausschlusses; ferner die moderne Problematisierung der Krankheit als Krankheit, d. h. das Aufwerfen der Frage des Pathologischen und die Herausbildung medizinischer Techniken (Klinik). Außerdem setzte er sich mit der Entstehung der Humanwissenschaften und ihrer Begrifflichkeiten, dem Gefängnis als Institution und Techniken des Überwachens und Strafens sowie mit der modernen Problematisierung und Anheizung („Diskursivierung“) des Sexuellen auseinander.
Foucaults Interesse galt dabei auch grenzüberschreitenden Formen der Literatur – diesbezüglich etwa den Schriften Stéphane Mallarmés, Georges Batailles, Maurice Blanchots, Raymond Roussels, Jean-Pierre Brissets und Marquis de Sades. Zudem beschäftigte er sich mit Formen politischer Intervention und der Möglichkeit eines Selbstentwurfs von Subjekten, so zum Beispiel in Verbindung mit dem „Gebrauch der Lüste“ in der griechischen Antike in Sexualität und Wahrheit.
Ausgangslage, die ‚archäologische‘ Phase
Modernes Wissen ist für Foucault kontingent: Es ist weder notwendig noch unmöglich, damit – im Anschluss an Luhmann – aber immer „auch anders möglich“. Dabei ging es Foucault zunächst – in seiner ‚archäologischen Phase‘ der 1960er-Jahre – darum, die historischen Bedingungen, die das als wahr bezeichnete Wissen moderner Gesellschaften und Wissenschaften erst als solches ermöglichen, zu erforschen. Die Arbeit des „Archäologen“ bestehe darin, in „Archiven“ nach diesen Bedingungen, den „Regelmäßigkeiten des Diskurses“, zu „graben“. Er versteht Wissen dabei als Effekt in der Zeit gebildeter, vorab strukturierender Diskurse. In Anlehnung an den kantischen Begriff des a priori verwendet Foucault hierzu das Konzept eines – freilich nun – „historischen a priori“. Zugleich stelle das so hervorgebrachte Wissen nicht nur ein Ergebnis dar, sondern bilde als „Ereignis“ wiederum den Ausgangspunkt neuer Diskurse.
Allerdings bemängelte er ab den 1970er-Jahren an dem Begriff der Archäologie unter anderem den darin enthaltenen Verweis auf einen Ursprung (gr. archē). Das Vorgehen der „Ausgrabung“ von Diskursen müsse daher einer Methodologie weichen, die auf das Verborgene ziele.
Eine solche Methodologie findet Foucault nun bei Nietzsche – in dessen Genealogie. Die vorgenommene Verschiebung entzündet sich für Foucault dabei auch und vor allem am zentralen Begriff der Macht.
Zur Kritik des klassischen Machtbegriffs, die ‚genealogische‘ Phase
Foucault wandte sich in der Folge – mit dem Beginn der 1970er-Jahre – der Frage des Verhältnisses zwischen wahrem Wissen und Macht zu. Dabei kritisierte er die herkömmliche Machtauffassung: Diese sei zu sehr an einer juridischen, d. h. auf Fragen des Gesetzes und des Verbots ausgerichteten, Sichtweise orientiert. Eine solche Sichtweise, nach der Macht in den modernen, westlichen Gesellschaften in erster Linie als restriktiv-verneinend verstanden werde, bezeichnete Foucault als „merkwürdig beschränkt“, insofern diese Macht
„arm an Ressourcen, […] monoton in ihren Taktiken, unfähig zur Erfindung und gleichsam gezwungen [sei], sich beständig zu wiederholen. Sodann wäre es eine Macht, deren Mächtigkeit sich darin erschöpfte, nein zu sagen, außerstande, etwas zu produzieren, nur fähig, Grenzen zu ziehen. […] Endlich handelt es sich um eine Macht, deren Modell wesentlich juridisch ist, einzig und allein auf die Verkündung des Gesetzes und das Funktionieren des Verbots ausgerichtet. Alle Arten der Beherrschung, Unterwerfung und Verpflichtung laufen somit am Ende auf Gehorsam hinaus.“
Foucault stellt, was die Macht betrifft, erstaunt fest, dass der „Kopf des Königs“ in der politischen Theorie „noch immer nicht gerollt“ sei. Die Analyse der Macht bzw. ihrer Repräsentation stehe damit aber letztlich bis heute „im Bann der Monarchie“. Stattdessen müsse Macht als produktiv-strategische Situation von Kräfteverhältnissen in den Blick genommen werden. Foucault analysierte Macht also nicht mehr, indem er nach einer rechtlich-normativen und damit legitimen Machtausübung durch souveräne Subjekte, wie mächtigen Personen oder dem Staat, fragte: Es gehe weniger darum, wie eine souveräne Macht „oben erscheint“, als vielmehr darum, wie Menschen durch machtvolle Prozesse immer schon zu Subjekten gemacht werden (vgl. auch Subjektivierung).
Um dies zu veranschaulichen, dreht Foucault gewissermaßen die klassische Machtidee um: Macht komme nicht von oben, sondern von unten. Um die „beweglichen Wechselspiele“ zwischen Macht, Wissen (Wahrheit) und Diskursen in modernen Gesellschaften analysieren zu können, führt Foucault dazu das Konzept des Dispositivs ein. Die von ihm geprägte strategisch-produktive Vorstellung von Macht betone dabei, dass Machtbeziehungen letztlich multipel seien sowie überall entstehen und wirken würden. Jede Machtbeziehung bringe ein ‚Wissensfeld‘ hervor und umgekehrt erzeuge jedes Wissen selbst Machtbeziehungen.
Für die ‚genealogische‘ Analyse – wie Foucault sein Vorgehen in Anlehnung an Nietzsche bezeichnet – sei zudem zu berücksichtigen, dass diese den Gegenstand selbst von einer Position innerhalb des Macht-Wissen-Dispositivs betrachte. Es sei vielmehr ein Irrtum, das – obgleich selbstkritische – Subjekt jenseits der Geschichte, d. h. jenseits dieses Dispositivs, zu verorten. Stattdessen müsse ebendieses Subjekt als ein ‚durch in ihrer Historizität zu begreifende Macht-Wissen-Spiele‘ hervorgebrachtes gefasst werden.
„Das erkennende Subjekt, das zu erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen [bilden] jeweils Effekte jener fundamentalen Macht/Wissen-Komplexe und ihrer historischen Transformationen.“
Diskurs und Diskursanalyse
Foucault hat den Begriff Diskurs, der sich durch seine Publikationen zieht, entscheidend geprägt. Als besonders relevante Veröffentlichungen lassen sich in diesem Zusammenhang seine wichtigste, methodische Publikation Archäologie des Wissens (1969) sowie Die Ordnung des Diskurses – seine 1970 am Collège de France gehaltene Antrittsvorlesung – nennen. Nichtsdestotrotz blieb sein methodisches Konzept einer „Diskursanalyse“ zeitlebens vage und veränderte sich im Laufe der Jahre.
Gouvernementalität
Den Begriff der Gouvernementalität führte Foucault während seiner Vorlesung am Collège de France im Studienjahr von 1977 bis 1978 ein. Er beschreibt damit einen Machttypus, der eng mit dem Begriff der Regierung verknüpft ist. Dieser wird als Komplex von Diskursen und Praktiken/Verfahrensweisen beschrieben. Zum anderen bezeichnet Gouvernementalität das Ergebnis eines historischen Prozesses.
Foucault geht davon aus, dass sich das Regieren mit der Herausbildung moderner Nationalstaaten verändert. Es kommt zu einer Verbindung der christlich-religiösen Machttechnik des Pastorats mit politischen Machttechniken. Während erstere am Seelenheil Einzelner interessiert ist, zielen letztere auf eine Optimierung der gesellschaftlichen Organisation. Modernes Regieren verknüpft die Führung und Selbstführung Einzelner mit der Herrschaft über die Bevölkerung eines Staates (Bio-Macht), so dass es von Foucault auch als „Führung von Führungen“ bezeichnet wird. Beispielhaft hierfür untersucht Foucault die neoliberale Gouvernementalität.
Die Analyse der Gouvernementalität ersetzt bei Foucault eine Staatstheorie, da er den Staat nicht als eigenständiges Phänomen, sondern als Produkt historisch gewachsener, spezifischer Machtverhältnisse ansieht.
An das Konzept der Gouvernementalität knüpft die Forschungsrichtung der governmentality studies an.
Werke im Einzelnen
Wahnsinn und Gesellschaft
Von 1955 bis 1959 schrieb Foucault an Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft (frz. Folie et déraison). Das Buch erschien 1961 und betrachtet die Art, wie das Konzept des Wahnsinns sich im Laufe der Geschichte veränderte.
Foucault versucht, diese Betrachtung des Wahnsinns möglichst objektiv und unvoreingenommen durchzuführen und sich nicht von den verbreiteten negativen Konnotationen beeinflussen zu lassen. Dafür müsse er „eine Strukturuntersuchung der historischen Gesamtheit – Vorstellungen, Institutionen, juristische und polizeiliche Maßnahmen, wissenschaftliche Begriffe – […] leisten, die einen Wahnsinn gefangenhält, dessen ungebändigter Zustand in sich selbst nie wiederhergestellt werden kann. Da uns jene unzugängliche, ursprüngliche Reinheit fehlt,“ müsse diese Untersuchung jene spezifische historische Entscheidung ausfindig machen, die Vernunft und Wahnsinn voneinander getrennt hat.
Kernaussage
Foucault thematisierte die Mechanismen der Aussonderung von „Anderem“ durch aufgeklärt-rationale Gesellschaften. Der Wahnsinn als das „Andere der Vernunft“ werde von dieser ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht und komplexen Prozeduren rationaler Kontrolle und Disziplinierung ausgesetzt. Die abendländische, neuzeitliche Rationalität habe dabei ausschließende und repressive Funktion. Er beschäftigte sich hierzu im Detail mit der Entwicklung der modernen Klinik und der Geschichte des Gefängnisses. Dabei fand er keine Entwicklung zum Besseren oder ein Anwachsen an Vernünftigkeit, sondern nur einen von Brüchen gekennzeichneten Wandel im Rahmen zeitbedingter, kontingenter Konstrukte.
Hierfür beginnt Foucault mit einer Analyse des Mittelalters, als Leprakranke von der Gesellschaft separiert wurden. Später wurden an „Wahnsinn“ Erkrankte zunehmend wie zuvor die Leprakranken behandelt. Eine systematische Ausschließung finde trotzdem erst im Zeitalter der Klassik statt. Im 17. Jahrhundert ging man dazu über, diese einzusperren. Schließlich wurde der Wahnsinn im Rahmen der psychiatrischen Wissenschaft als eine geistige Krankheit definiert und somit komplett von der Vernunft getrennt.
Foucault beschreibt, wie der Wahnsinnige sich von einem akzeptierten, integrierten Teil der gesellschaftlichen Ordnung zu einer Person entwickelte, die eingeschlossen und ausgeschlossen werde:
„Deshalb kann man sagen, daß Wahnsinn vom Mittelalter bis zur Renaissance innerhalb des gesellschaftlichen Horizonts als ästhetische oder weltliche Tatsache vorhanden war; im siebzehnten Jahrhundert dann folgte eine Phase des Schweigens und des Ausschlusses, die mit der Einsperrung der Wahnsinnigen begann. […] Das zwanzigste Jahrhundert schließlich zügelt den Wahnsinn, reduziert ihn auf eine Naturerscheinung, die zur Wahrheit der Welt in Verbindung steht. Von dieser positivistischen Einstellung leiten sich sowohl die irregeleitete Philanthropie ab, mit der sich die gesamte Psychiatrie dem Geisteskranken nähert, als auch der lyrische Protest dagegen.“
Weiterführendes
Eine Kultur definiert sich für Foucault generell über das Zurückweisen von außerhalb Liegendem und das Abstecken kultureller Grenzen. Neben dem Wahnsinn nennt Foucault eingangs noch drei weitere Bereiche abendländischer Ausgrenzung, die jeweils eigene Bücher wert wären: den Orient, den Traum und Sexualität.
Foucault betrachtet auch konkrete psychiatrische Behandlungsmethoden, besonders von Philippe Pinel und Samuel Tuke. Er behauptet, dass ihre Methoden nicht weniger Kontrolle ausüben als frühere Behandlungsweisen. Der von Tuke propagierte Rückzug auf das Land bestrafe den Wahnsinnigen solange, bis er normales Verhalten erlerne. In ähnlicher Weise funktioniere Pinels Behandlung des Wahnsinnigen durch Aversionstherapie. Ihre Bemühungen zielten weniger auf eine Behandlung der Krankheit, als darauf, den Kranken mit der gesellschaftlichen Konformität zu versöhnen, in die Arbeitswelt einzugliedern und den herrschenden patriarchalischen Moralvorstellungen zu unterwerfen.
Die Geburt der Klinik
Foucaults zweites größeres Buch Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks (frz. Naissance de la clinique: une archéologie du regard médical) wurde 1963 veröffentlicht. In Fortsetzung von Wahnsinn und Gesellschaft spürt die Geburt der Klinik der Entwicklung der Medizin und besonders der Institution der Klinik nach, womit hauptsächlich universitäre Lehrkrankenhäuser gemeint sind. Das Konzept des Blicks (frz. regard) hat einige Folgediskussionen ausgelöst; Foucault distanziert sich von ihm in Archäologie des Wissens.
Die Ordnung der Dinge
1966 veröffentlichte Foucault Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. (französisch Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines). Der deutsche Titel entspricht dem Wunsch Foucaults, der sich für die französische Ausgabe den Titel L’Ordre des Choses wünschte, aber davon auf Wunsch des Herausgebers Pierre Nora absah.
Das Buch beginnt mit einer längeren Besprechung des Bildes Las Meninas („Die Hoffräulein“) von Diego Velázquez und seiner komplexen Anordnung von Sichtlinien, Verborgenem und Sichtbarem. Die Bildbesprechung leitet eine Analyse mehrerer Epochen ein: Der Renaissance, des „klassischen Zeitalters“ (einer in Frankreich üblichen Bezeichnung für die Epoche, die grob den Zeitraum von Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1800 umfasst) sowie der Moderne, die Foucault in der „Ordnung der Dinge“ von etwa 1800 bis ins 20. Jahrhundert verfolgt. Über diese Zeitspanne betrachtet Foucault insbesondere die Entstehung bzw. den Wandel von drei Wissensbereichen, die sich in diesem Zeitraum etablieren: Die Naturgeschichte (bzw. ab 1800 die Biologie); das Wissen von den Reichtümern (bzw. ab 1800 die Ökonomie); die Grammatik (bzw. ab 1800 die Philologie).
In der synchronen vergleichenden Betrachtung dieser Teilgebiete entdeckt Foucault eine Reihe von Parallelen, für die er den neuen Begriff der episteme prägt. Die episteme bezeichnet in etwa das historische Apriori des Wissens. Es geht also um die in der Zeit gebildeten Bedingungen der Möglichkeit von wissenschaftlicher Erkenntnis.
Seine Kernthese ist nun, dass die in einer bestimmten Epoche untersuchten unterschiedlichen Wissensgebiete stärker durch diese epochalen Parallelen (die episteme) beeinflusst seien als durch ihre jeweilige Geschichte.
Neben dieser kritisch-historischen Betrachtungsweise von Wissensformationen, die Foucault als archäologisch bezeichnet, gehört das Konzept des Menschen zu den Kernthemen des Buches. Um 1800 wurde mit der Ablösung der Naturgeschichte durch die Biologie, des Wissens von den Reichtümern durch die Ökonomie und der allgemeinen Grammatik durch die Philologie der Mensch zur zentralen Integrationsfigur der Wissenschaften. Foucault spricht in diesem Sinne davon, dass der Mensch vor 1800 nicht existiert habe.
Foucault stellt sich nicht die Frage, ob und inwiefern die Wissenschaft objektiv zu Erkenntnissen gelange:
„Es wird also nicht die Frage in ihrem Fortschritt zu einer Objektivität beschriebener Erkenntnisse behandelt werden, in der unsere heutige Wissenschaft sich […] wiedererkennen könnte.“
Vielmehr bilde Wissenschaft mehr oder weniger stabile diskursive Formationen und begriffliche Koordinaten aus, welche determinieren, was – weiterhin kontingent – jeweils diskutierbar, verstehbar, wahr oder falsch sei. Wissenschaft breche jedoch nicht notwendig mit dem gesammelten Wissen aus früherer Zeit, wenn sie auch durch die Geschichte hindurch ihre Wissensformationen ändere. Foucault diskreditierte damit zum Teil die Idee des kontinuierlichen Fortschritts und stellt ihm einen kontingenten Wechsel formativer Strukturen gegenüber.
„Die evolutive Geschichtlichkeit, die für viele eine Selbstverständlichkeit ist, hängt selbst an einer Funktionsweise der Macht.“
Die Ordnung der Dinge machte Foucault in Frankreich und anschließend auch international als intellektuelle Figur bekannt.
Archäologie des Wissens
Die 1969 erschienene Studie zur Archäologie des Wissens (frz. L’Archéologie du savoir) ist Foucaults umfangreichste methodologische Publikation. Sie erschien noch vor Foucaults Wahl ins Collège de France und bestimmt rückblickend die Methode näher, die er in seinen konkreten Studien angewendet hatte.
Sein Vorgehen beschreibt er als Arbeit an „Archiven“ oder als „Archäologie“ von Diskursformationen. Die kulturwissenschaftliche Methodendiskussion spricht üblicherweise von Diskursanalyse.
Foucault sieht die Archäologie des Wissens als ergänzende Alternative zur herkömmlichen Ideengeschichte, die zeitgleich allerdings ähnlich auch von deren vermeintlichen Vertretern kritisiert und reformiert worden ist, etwa durch den Kontextualismus oder die Begriffsgeschichte, sodass ein gewisser Generationeneffekt vermutet worden ist, der sich durch eine posttotalitäre Abgrenzung von naiven Ideenvorstellungen auszeichnet und die Herstellung bzw. Verwendung von vermeintlich neutralen Ideen oder objektiven Wahrheiten kritisch reflektiert. Foucault interessiert sich aber weniger für individuelle Urheber von Ideen („Autoren“). Man kann Foucaults Slogan vom „Tod des Autors“ verbinden mit seiner Metapher vom Tod des durch die Humanwissenschaften hervorgebrachten Begriffs des „Menschen“. In dieser Hinsicht ähnelt Foucaults Vorgehen strukturalistischen Ansätzen in der Psychoanalyse, der Ethnologie und der Linguistik. Allerdings bezieht er eine diachrone (historische) Perspektive mit ein. Foucault sieht sich der Annales-Schule der Historiographie nahe. Deren Interesse für mentalitätsgeschichtliche, demographische und andere Entwicklungen über lange Perioden lässt ebenfalls das individuelle Wirken von Personen weniger hervortreten. Auch Georges Canguilhem und Gaston Bachelard sieht sich Foucault nahe.
Neben Autor, Subjekt und humanwissenschaftlichen Orientierungen werden zahlreiche weitere Begriffe der klassischen Ideengeschichte ausgeklammert, etwa Einfluss, Werk oder Tradition. Deren Anwendbarkeit gingen laut Foucault epochenspezifische „diskursive“ Vorgaben voraus. Während der Ausdruck Diskurs nur Ensembles von sprachlichen oder schriftlichen Äußerungen (diskursive Praktiken) und deren immanente Regeln meint, bildet der Begriff Dispositiv (auf den sich Foucault erst in späteren Vorlesungen und Werken bezieht) die Erweiterung des Diskurses um nicht-diskursive Praktiken, die institutionell oder sozial die Handlungsmöglichkeiten anderer beeinflussen.
Das Machtkonzept, auf welches Foucault zurückgreift, ist zu diesem Zeitpunkt noch wesentlich „juridisch-diskursiv“. Das Hauptmerkmal der Macht besteht in diesem Konzept darin, dass sie restriktiv wirkt. Sie verneint beispielsweise, indem sie sich des ausgesprochenen Verbots bedient. Diese Vorstellung verändert sich nun in den Folgejahren, bedingt vor allem durch bestimmte Erfahrungen im Zuge der Erforschung der Straf- und Gefängnissysteme. In Überwachen und Strafen und spätestens im ersten Band von Sexualität und Wahrheit stellt er dieser juridischen, restriktiven Machtkonzeption die strategisch-produktive Vorstellung von Macht zur Seite.
Überwachen und Strafen
Überwachen und Strafen wurde 1975 unter dem Titel Surveiller et punir veröffentlicht. Darin setzt Foucault seine Untersuchungen über die polymorphe Macht, ihre Techniken und Wirkungsweisen v. a. am Beispiel des Gefängnisses fort. Prototypisch hierfür gilt ihm das von Jeremy Bentham entworfene Panoptikum: ein „ideales“ Gefängnis, in dem der Beobachter jeden Zelleninsassen beobachten kann. Foucault arbeitet in diesem Buch die historische Entwicklung von körperlicher und seelischer Gewalt heraus. Mittels Martern wurde bis zum 18. Jahrhundert der Körper grausam zugerichtet und bis zum langsamen Tod hin gequält. Das inszenierte Schauspiel wurde von der Bevölkerung interessiert verfolgt. Später wurde der Mensch zunehmend als Wesen mit einer Seele wahrgenommen, dem eine gewisse Lernfähigkeit zuerkannt wurde. Im körperlosen Strafsystem wurde der Schmerz beseitigt. Die Strafe zielt auf die Zukunft ab und ihre Hauptfunktion dient der Vorbeugung. Die seelische Gewalt dient als Disziplinierungsmaßnahme. Die Strafe wird auf das Delikt abgestimmt. Es besteht die Notwendigkeit zur Individualisierung der Strafe, welche die Umstände und die Intention des Straftäters berücksichtigt. Es erfolgt eine Modulierung des Täters selbst, seiner Natur, seiner Lebens- und Denkweise, seiner Vergangenheit und seines Willens. Die Strafe bringt Entwicklung für den Gewalttätigen. Er lernt in der Einzelhaft durch Reflexion oder durch Arbeit. Das Gefängnis dient zur Verwahrung der Gewalttätigen, die unter Beobachtung stehen. Die soziale Entwurzelung wird als Teil der Strafe berücksichtigt. Die Gesellschaft wird als die Klasse der Herrscher und der Beherrschten definiert. Die Herrscher definieren die Gesetze und somit die Sozialmoral. Ihre Urteilkompetenz beruht auf einer teilweise für die Gesetzlosen nicht verständlichen Sprache. Die Herrscher geben als Leitmotiv vor: „Wer leben will, muss arbeiten“. Die Beherrschten sind Hungernde, die morden, um zu überleben. Durch die Sesshaftigkeit nehmen die Morde ab und Diebstähle und Eigentumsdelikte zu. Die Gewaltverbrecher sind Arbeitsunwillige und Arbeitslose. Der Justiz dient das Strafbuch (1810) als Grundlage und ein Apparat von Aufsehern, Priestern, Psychologen und Psychiatern zur Ausübung von Gewalt. Als Instrument der Strafe dienen Zwangsmaßnahmen und Übungen. Das Individuum wird zum Rechtssubjekt. Durch die Technik des Einzwängens und durch Anwendungen von Dressurmethoden werden Heilung und Besserung erwartet.
Später verlagerte sich dieser allsehende Blick in die Subjekte. Exemplarisch dafür ist die Funktion der Pastoralmacht, die der „gute Hirte“ ausübt, wenn er das Gewissen seiner Schafe prüft – eine Technik, die dann „verinnerlicht“ wird. Das Thema der Subjektivierung durch Machtbeziehungen verfolgt Foucault auch in der Analyse der sogenannten Bio-Macht und der Gouvernementalität.
In anderen Schriften äußert sich Foucault zum Thema der Utopien und gesellschaftlicher Gegenorte, die er Heterotopien nennt.
Sexualität und Wahrheit
Sexualität und Wahrheit (frz. Histoire de la sexualité) behandelt die historische Herausbildung des Konzeptes einer modernen Sexualität in den westlichen Gesellschaften.
Der Wille zum Wissen
Der erste, 1976 erschienene Band Der Wille zum Wissen (frz. La volonté de savoir) analysiert anhand der Diskurse über den Sex in den modernen, abendländischen Gesellschaften beispielhaft die vielfältigen Wirkungsweisen von Macht. Laut Didier Eribon lasse sich in diesem „schmalen Buch […] der ganze Foucault“ finden und bündeln.
Kernaussage
Das Reden über den Sex sei im Laufe der letzten Jahrhunderte fortwährend angeheizt worden, exemplarisch greift Foucault hier auf das Bild der (katholischen) Beichte bzw. auf das Geständnis als diskursive Techniken der Produktion von Wahrheit zurück. Der Sexualität scheine eine geheime Wahrheit innezuwohnen und die westlichen Gesellschaften mit ihren Institutionen (Wissenschaft, Medizin, Psychiatrie etc.) und Methoden (man denke etwa an die Psychoanalyse) hätten es sich zur Aufgabe gemacht, diese (scheinbar) geheime Sexualität zu erkennen und ans Licht zu bringen. Foucault spricht von einer beispiellosen „diskursive[n] Explosion“, welche um den modernen Sex herum zündet. Es geht dabei darum, durch seine archäologischen Untersuchungen jenen kontingenten Willen zum Wissen freizulegen, der zugleich Effekt und Instrument dieser Wahrheitsproduktionen darstellt. D. h. es gelte, „das Regime von Macht – Wissen – Lust in seinem Funktionieren und in seinen Gründen zu bestimmen, das unserem Diskurs über die menschliche Sexualität unterliegt.“ Wissen existiert damit nicht mehr objektiv, sondern bildet gewissermaßen nur ein (zufällig hervorgebrachtes) Produkt vielfältiger, ursprungsloser Diskurse. Besondere Berücksichtigung finden in diesem Band dabei die Entwicklungen im 18. bzw. 19. Jahrhundert.
Weiterführendes
Ausgangspunkt des Buches ist die Kritik an der Repressionshypothese. Foucault stellt diese in Frage und spricht zur Veranschaulichung dieser von ihm durchgeführten Kritik an der Repressionshypothese dabei neben der Anreizung zu Diskursen von der „Einpflanzung von Perversionen“. Bei letzterer handelt es sich um ein „Macht – Lust – Spiel“, d. h. um eine sich wechselseitig verstärkende Dynamik derjenigen Instanz, die pathologisierend immer neue „Perversionen“ entwirft, und derjenigen Instanz, die dann diesen pathologischen Kategorien gerecht wird. Beide Instanzen heizen dabei das Sprechen, d. h. die „Diskursivierung“ der Sexualität, der Perversionen und des Pathologischen an und befeuern sich gegenseitig. Es kommt zu der Herausbildung einer spezifischen Form der „Widernatur“, ein „Wesenszug“, der wiederum als „Natur“ des Perversen kategorisiert und dementsprechend behandelt wird.
Foucault führt im Verlauf seiner Analyse das Konzept des Dispositivs ein. Damit ist „ein feines Netz von Diskursen, Wissen, Lüsten, Mächten, das unter Strom gesetzt wird“, gemeint. Mit dem Sexualitätsdispositiv werden ferner vier Hauptelemente unterschieden, denen die besondere Aufmerksamkeit der Wissensproduktionen gewidmet ist: Homosexualität, Masturbation, Hysterie der Frau und Perversion.
Das letzte Kapitel Recht über den Tod und Macht zum Leben behandelt die für die modernen westlichen Gesellschaften bezeichnende Form der Macht, welche sich auf die aktive Verwaltung und Steuerung des Lebens richtet. Diese Macht zum Leben habe die alte Macht des Souveräns (z. B. König), dessen Recht sterben zu machen, oder leben zu lassen („das Schwert“), abgelöst und bestehe zudem aus zwei Komponenten bzw. Polen:
„Zuerst scheint sich der Pol gebildet zu haben, der um den Körper als Maschine zentriert ist. Seine Dressur, die Steigerung seiner Fähigkeiten, die Ausnutzung seiner Kräfte, das parallele Anwachsen seiner Nützlichkeit und seiner Gelehrigkeit, seine Integration in wirksame und ökonomische Kontrollsysteme – geleistet haben all das die Machtprozeduren der Disziplinen: politische Anatomie des menschlichen Körpers. Der zweite Pol […] hat sich um den Gattungskörper zentriert, der von der Mechanik des Lebenden durchkreuzt wird und den biologischen Prozessen zugrunde liegt. Die Fortpflanzung, die Geburten- und Sterblichkeitsrate, das Gesundheitsniveau, die Lebensdauer, die Langlebigkeit mit allen ihren Variationsbedingungen wurden zum Gegenstand eingreifender Maßnahmen und regulierender Kontrollen: Bio-Politik der Bevölkerung.“
Die Sexualität besitzt dabei eine Scharnierfunktion, in ihr verbindet sich politisch-strategisch die Disziplinierung des Körpers auf der einen mit der Regulierung der Bevölkerung (Bio-Politik) auf der anderen Seite. Abschließend bemerkt Foucault ironisch, das entscheidende Merkmal des Sexualitätsdispositivs sei gerade, die Menschen glauben zu machen, es ginge bei alldem um ihre (sexuelle) Befreiung.
Der Gebrauch der Lüste
Im zweiten Band (1984) setzt sich Foucault mit der Sexualethik und allgemein dem „Gebrauch der Lüste“ des antiken Griechenlands auseinander. Besondere Aufmerksamkeit richtet Foucault auf Homosexualität und Knabenliebe und deren moralethische Mechanismen. Für das christliche Ideal der Askese findet er in der hippokratischen Diätetik (Maßnahmenprogramm für ein gesundes Leben) eine Wurzel; hierbei handele es sich allerdings nicht um historische Kontinuitäten.
Die Sorge um sich
Im dritten, 1984 erschienenen Band Die Sorge um sich (frz. Le souci de soi) führt Foucault die Untersuchung des zweiten Bandes fort. Dabei betont er die allgemeine Bedeutung der „Selbstsorge“ in der Ethik der griechisch-römischen Antike, die er als „Kultur seiner selbst“ als zentrales Motiv der antiken Freiheitspraktiken erkennt. Die Themenfelder, an denen Foucault dieses Motiv untersucht, sind die Traumdeutung, die Gemeinschaft mit den anderen sowie erneut der Körper, die Frau und der Knabe.
Die Geständnisse des Fleisches
Der vierte und letzte Band, Die Geständnisse des Fleisches (frz. Les aveux de la chair), blieb aufgrund einer testamentarischen Verfügung – da Foucault sich gegen posthume Publikationen aussprach – für 34 Jahre unveröffentlicht und erschien erst im Februar 2018 in Frankreich und im Juni 2019 in der deutschsprachigen Übersetzung. Das Buch schließt an die beiden vorigen Bände an. Foucault widmet sich darin Texten aus dem frühen Christentum, etwa von Augustinus oder Ambrosius von Mailand. In diesem Diskurs über die Sexualität geht es, ähnlich wie in den Texten aus der griechisch-römischen Antike, um Askese und Entsagung.
Weitere Schriften
Neben den erwähnten größeren Werken existieren zahlreiche kleinere Schriften, darunter Arbeiten zur Literatur und Kommentare zu aktuellen Ereignissen (siehe z. B. Ideenreportagen), weniger bekannte Werke wie eine Monographie über Raymond Roussel und zahlreiche erst nach seinem Tod herausgegebene Vorlesungen am Collège de France. Da Foucault posthume Publikationen testamentarisch untersagt hatte, wurden zur Edition die Dokumentation des in Vortragsform „veröffentlichten“ Worts, vor allem also die vorhandenen Tonbänder, herangezogen.
Wirkungsgeschichte
Zuordnung und Zeitkontext
Foucault lässt sich nicht eindeutig einer philosophischen Richtung zuordnen und hat sich selbst oft gegen solche Versuche gewandt. Dennoch wird Foucault heute häufig als Poststrukturalist bezeichnet. Obwohl er besonders in der Archäologie des Wissens strukturalistische Gedanken und Verfahren verwendete, war er kein Strukturalist, wie er selbst wiederholt betonte: „In Frankreich beharren gewisse halbgewitzte Kommentatoren darauf, mich als Strukturalisten zu etikettieren. Ich habe es nicht in ihre winzigen Köpfe kriegen können, daß ich keine der Methoden, Begriffe und Schlüsselwörter benutzt habe, die die strukturalistische Analyse charakterisieren.“
Auch die Kategorie Postmodernist ist nicht zutreffend, da Foucault sich selbst stets der modernen Philosophie, wie sie durch Kant maßgeblich geprägt und insbesondere durch Hegel und Nietzsche (bei diesem zweifellos am radikalsten) weitergeführt wurde, verpflichtet fühlte.
Ähnliches gilt für sein Verhältnis zum Marxismus. In den 1950er Jahren war er für kurze Zeit Mitglied in der Kommunistischen Partei. Später distanzierte er sich vom Marxismus.
Stets sorgten die das traditionelle philosophische Denken unterminierenden Thesen Foucaults sowie deren politische Implikationen für leidenschaftliche Diskussionen. Foucault war einer der ersten, der die damals aktuellen marxistischen Denkfiguren und Geschichtstheorien mit ihrem Begriffsvokabular wie Dialektik, Ideologie, Entfremdung oder „fortschrittliches Bewusstsein“ vehement zurückwies. Dies brachte ihn in Opposition zur französischen Linken und ihrer Galionsfigur Sartre sowie zu den Theoretikern der Frankfurter Schule.
Einzelwissenschaftliche Rezeption
Foucaults Werk übt heute weltweit großen Einfluss auf geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Ansätze und Methoden aus. Er ist dabei „zweifellos in die vordere Reihe der Klassiker gerückt – als allgemeiner Klassiker des Denkens, der keiner Disziplin eindeutig zugeordnet werden kann […].“ Auch Erdmann u. a. argumentieren, das Werk Foucaults könne als ein „jede Disziplin überschreitendes“ eingeschätzt werden.
Zunehmend intensiv diskutiert wird dabei zum einen Foucaults Diskursbegriff. In Anlehnung an seine Theorie wurden Ansätze der sozialwissenschaftlichen Diskursanalyse entwickelt. Einen Ansatz, der die Methodik Foucaults aufzugreifen sucht, stellt die sogenannte Wissenssoziologische Diskursanalyse des deutschen Soziologen Reiner Keller dar. Keller geht es dabei – in eigenen Worten – um „eine Vermittlung Foucaultscher Konzepte mit der durch Peter L. Berger und Thomas Luckmann begründeten wissenssoziologischen Tradition“. In der deutschsprachigen Forschung sind weiterhin die Namen Jürgen Link, Siegfried Jäger und Rainer Diaz-Bone zu nennen.
Zum anderen wird Foucaults Konzept der modernen Gouvernementalität diskutiert; die Forschungsrichtung, die dieses Konzept aufgreift und Anschlüsse daran entwickelt, trägt den Namen governmentality studies. Hier sind unter anderem Ulrich Bröckling, Susanne Krasmann, Thomas Lemke und Nikolas Rose als wichtige Vertreter zu nennen.
Daneben hat Foucault eine Reihe weiterer Forschungsfelder und Disziplinen zu eigenen Ansätzen inspiriert: von feministischer Theoriebildung und Gender Studies über Cultural und Postcolonial Studies bis hin zur Pädagogik, Politik- und Geschichtswissenschaft.
Kritik
- Foucaults Denken wurde von Marxisten – wohl auch wegen Foucaults Kritik am Marxismus – einer Logik des fortgeschrittenen Kapitalismus zugeschrieben. Gleichzeitig kritisierte man, er stelle das kritische Denken durch ein fiktionalistisches Festschreiben subjektiven Erkennens, also durch Ununterscheidbarkeit, in Frage.
- Nach dem Erfolg von Die Ordnung der Dinge attackierte Jean-Paul Sartre in einer aufsehenerregenden Rezension Foucault. Sartre, der sich als Vertreter des Existenzialismus dem Humanismus gegenüber verpflichtet sah, richtete seine Kritik auf Foucaults Absage an den Humanismus. Aus der Perspektive Foucaults ist der Humanismus im 20. Jahrhundert theoretisch unfruchtbar und praktisch-politisch – im Osten wie im Westen – eine reaktionäre Mystifikation. Insbesondere im Erziehungssystem schneide er den Menschen von der Realität der technisch-wissenschaftlichen Welt ab. Zu beachten ist dabei allerdings, dass Foucault bei seiner Kritik weniger den Humanismus an sich, sondern eher die Humanwissenschaften in den Fokus nahm.
- Der Linguist, Sozial- und Sprachphilosoph Noam Chomsky, der wie Foucault über die französische Grammatik und Logik der Barockzeit gearbeitet, gleichartige Themen der politischen Philosophie behandelt hatte und mit diesem u. a. 1971 eine Fernsehdebatte über Anthropologie führte, gestand Foucault zu, noch der verständlichste und gehaltvollste der französischen Poststrukturalisten und Postmodernisten zu sein; jedoch seien weite Teile seiner Arbeiten unklar, falsch oder wiederholten nur in prätentiöser rhetorischer Aufbereitung bereits bekannte, eher triviale Gedanken und Forschungsergebnisse anderer.
- Im Rahmen der Foucault-Habermas-Debatte sah Jürgen Habermas Foucault zunächst in der Tradition einer radikalen Vernunftkritik, die von Nietzsche ausgehend zu den französischen Neostrukturalisten führe. Wie schon Manfred Frank, Charles Taylor, Michael Walzer und Nancy Fraser zuvor kritisierte Habermas dabei die fehlende Berücksichtigung des eigenen normativen Standpunktes in den Arbeiten Foucaults. Dieser berühre in seinen Arbeiten zwar „einige wunde Punkte der Moderne“, zeige jedoch keine Alternativen auf. Wie Habermas in seinem 1985 erschienenen Vorlesungsband Der philosophische Diskurs der Moderne darlegte, verfange sich Foucaults Machttheorie letztlich in unauflösbare Selbstwidersprüche. Später äußerte sich Habermas relativierend und bescheinigte Foucaults „sozialwissenschaftlichen Studien“ unter anderem eine „Schärfung des Sinns für die Ambivalenzen des Fortschritts“.
- Michel de Certeau hat Foucaults Theorien in zahlreichen Schriften aufgegriffen und sowohl kritisiert als auch weiterentwickelt. Insbesondere in Die Kunst des Handelns setzt er Foucaults Überwachungs-Konzept einen Fokus auf Alltagspraxis als kreativen Spielraum entgegen, worin sich eine Form von Freiheit formiere, die der soziologischen Forschung genauso wie den Kontrollmechanismen und Überwachern verborgen bleibe.
- 1998 belegte der deutsche Historiker Hans-Ulrich Wehler Foucault und sein Werk mit harscher Kritik. Wehler sieht in Foucault einen schlechten Philosophen, der sich in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu Unrecht großer Resonanz erfreue. Seine Arbeiten seien nicht nur in ihren empirisch-historischen Aspekten unzulänglich, sondern auch an zahlreichen Stellen von begrifflichen Konfusionen und inneren Widersprüchen durchzogen. Auch leide Foucaults Werk unter einem Frankozentrismus, was schon daran erkennbar sei, dass Foucault die Arbeiten zentraler Theoretiker der Sozialwissenschaften wie Max Weber und Norbert Elias nicht zur Kenntnis genommen habe.
- An Foucaults Diskurstheorie kritisiert Wehler vor allem, dass sich die Diskurse verselbständigen würden. Subjekte seien aber nicht die Diskurse selbst, sondern die Träger der Diskurse, von denen bei Foucault keine Rede sei. Den Machtbegriff Foucaults hält Wehler für „zum Verzweifeln undifferenziert“. Foucaults These der „Disziplinargesellschaft“ sei überhaupt nur dadurch möglich, dass Foucault keine Unterscheidung von Autorität, Zwang, Gewalt, Macht, Herrschaft und Legitimität kenne. Hinzu komme, dass sich diese These auf eine einseitige Quellenauswahl (psychiatrische Anstalten, Gefängnisse) stütze und andere Organisationstypen wie beispielsweise Fabriken außen vor lasse.
- Insgesamt kommt Wehler zu dem Ergebnis, dass Foucault „wegen der endlosen Mängelserie seiner sogenannten empirischen Studien […] ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer ‚Rattenfänger‘ für die Postmoderne“ sei.
- Der Politikwissenschaftler Urs Marti, der 1999 ein Buch über Foucault veröffentlichte, meint, Foucault habe in Anlehnung an Friedrich Nietzsche einen anarchistischen Nihilismus vertreten. Er würdigt aber die „befreienden Impulse“, die von seinem Werk ausgegangen seien, insbesondere seine „archäologisch-genealogischen“ Analysen der Humanwissenschaften und der Aspekte des Regierens. Er sei kein Vertreter der Gegenaufklärung, sondern habe es für absurd gehalten, in der Aufklärung eine Ursache des Totalitarismus zu sehen.
- Klaus Dörner attestierte Foucault in Bürger und Irre 1969 eine beschränkende Wirklichkeitsstrukturierung. Es sei außerdem unzulässig, alle von der Aufklärung unternommenen Anstrengungen als ideologisch zu verwerfen, da dadurch keinerlei gesellschaftlich verändernde Praxis mehr entwickelt werden könne. Ähnlich habe bereits Sartre argumentiert, als dieser Foucault ein fatalistisches Geschichtsbild vorwarf, das politische Praxis unmöglich mache.
- Der Soziologe Daniel Zamora warf Foucault vor, er habe mit seiner Kritik an Ausgrenzungsmechanismen des Wohlfahrtsstaats dem Neoliberalismus Stichworte geliefert. Er habe ausschließlich die Ausgrenzung im Blick gehabt, die Ausbeutung als deren Grundlage aber vernachlässigt; ferner habe er den Wohlfahrtsstaat als zu teuer bezeichnet. Damit habe er zu dessen Zerstörung aktiv beigetragen und gleichzeitig die Unfähigkeit der Linken zur Opposition dagegen mitverursacht. Foucaults Verteidiger werfen Zamora eine ahistorische, oberflächliche und ideologische Lesart seiner Schriften vor.
- Foucault wurde zudem ein allzu selektiver Umgang mit historischen Daten vorgeworfen, der es ihm erst ermögliche, seine Periodisierungen vorzunehmen.
Siehe auch
Schriften
Einzelne Veröffentlichungen Foucaults (Auswahl)
-
Maladie mentale et personnalité. Presses universitaires de France, Paris 1954; ab 2. Auflage 1962: Maladie mentale et psychologie.
- Psychologie und Geisteskrankheit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
-
Histoire de la folie à l’âge classique: Folie et déraison. Plon, Paris 1961.
- Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969.
-
Naissance de la clinique: Une archéologie du regard médical. Presses universitaires de France, Paris 1963.
- Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Hanser, München 1973.
-
Les mots et les choses: Une archéologie des sciences humaines. Gallimard, Paris 1966.
- Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971.
- La pensée du dehors. In: Critique. Revue: 1966, S. 523–546.
-
Ceci n’est pas une pipe. In: Les cahiers du chemin. 1968, H. 2, S. 79–105.
- Dies ist keine Pfeife. Mit einem Nachwort von Walter Seitter. Hanser, München 1974; Ullstein, Frankfurt am Main 1989; Hanser, München/ Wien 1997, ISBN 3-446-18904-1.
-
L’archéologie du savoir. Gallimard, Paris 1969.
- Archäologie des Wissens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
-
L’ordre du discours: Leçon inaugurale au Collège de France prononcée le 2 décembre 1970. Gallimard, Paris 1972.
- Die Ordnung des Diskurses: Inauguralvorlesung am Collège de France, 2. Dezember 1970. Hanser, München 1974.
- Von der Subversion des Wissens. Hanser, München 1974 (vereinigt Dokumente zu Foucaults Bildungsweg bis zum Ende der sechziger Jahre und zu seiner nach dem Pariser Mai vollzogenen Wende zu Politik).
- Schriften zur Literatur. Nymphenburger, München 1974.
-
Surveiller et punir: Naissance de la prison. Gallimard, Paris 1975.
- Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976.
-
Histoire de la sexualité / Sexualität und Wahrheit:
- Bd. 1: La volonté de savoir. Gallimard, Paris 1976.
- Der Wille zum Wissen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.
- Bd. 2: L’usage des plaisirs. Gallimard, Paris 1984.
- Der Gebrauch der Lüste. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
- Bd. 3: Le souci de soi. Gallimard, Paris 1984.
- Die Sorge um sich. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
- Bd. 4: Les aveux de la chair. Gallimard, Paris 2018.
- Die Geständnisse des Fleisches, Suhrkamp, Berlin 2019.
- Bd. 1: La volonté de savoir. Gallimard, Paris 1976.
- Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Merve, Berlin 1976 (enthält verschiedene Texte und Interviews von Michel Foucault).
- mit Gilles Deleuze: Der Faden ist gerissen. Merve, Berlin 1977.
- Dispositive der Macht. Michel Foucault über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Merve, Berlin 1978.
- Von der Freundschaft als Lebensweise: Michel Foucault im Gespräch. Merve, Berlin 1984.
- Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte. Merve, Berlin 1986 (enthält Vorlesungen vom 21. und 28. Januar 1976 am Collège de France in Paris).
- Was ist Aufklärung?. In: Eva Erdmann, Rainer Forst, Axel Honneth (Hrsg.): Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung. Campus, Frankfurt am Main/ New York 1990, S. 35–54.
- Was ist Kritik? Merve, Berlin 1992.
- Einleitung zu Ludwig Binswanger: Traum und Existenz. Mit einem Nachwort von Walter Seitter. Gachnang & Springer, Bern/Berlin 1992, ISBN 3-906127-31-1.
- Dumézils Strukturalismus. In: Walter Seitter u. a. (Hrsg.): Georges Dumézil – Historiker. (= Tumult. 18). Turia & Kant, Wien 1993, ISBN 3-85132-054-9.
-
La vérité et les formes juridiques. 1994.
- Die Wahrheit und die juristischen Formen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
- Diskurs und Wahrheit: Die Problematisierung der Parrhesia. 6 Vorlesungen, gehalten im Herbst 1983 an der Universität von Berkeley, Kalifornien. Merve, Berlin 1996.
- mit Walter Seitter: Das Spektrum der Genealogie. Philo, Bodenheim 1996, ISBN 3-8257-0025-9.
- Die Malerei von Manet. Merve, Berlin 1999.
- Der anthropologische Zirkel. Merve, Berlin 2003.
- Analytik der Macht. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.
- Von seinen Lüsten träumen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.
- Kritik des Regierens. Schriften zur Politik. Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Ulrich Bröckling. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009.
- Die Heterotopien. Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013.
Vorlesungen am Collège de France
- La Volonté de savoir (1970–1971) – (Über den Willen zum Wissen. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Berlin 2012).
- Théories et institutions pénales (1971–1972). – (Theorien und Institutionen der Strafe. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Berlin 2017)
- La Société punitive (1972–1973) – (Die Strafgesellschaft. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Berlin 2015).
- Le Pouvoir psychiatrique (1973–1974) – (Die Macht der Psychiatrie. Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2005).
- Les Anormaux (1974–1975) – (Die Anormalen. Aus dem Französischen von Michaela Ott, Frankfurt am Main 2003).
- Il faut défendre la société (1975–1976) – (In Verteidigung der Gesellschaft. Aus dem Französischen von Michaela Ott. Frankfurt am Main 1999).
- Sécurité, territoire et population (1977–1978) – (Geschichte der Gouvernementalität I: Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2004).
- Naissance de la biopolitique (1978–1979) – (Geschichte der Gouvernementalität II: Die Geburt der Biopolitik. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2004).
- Du Gouvernement des vivants (1979–1980) – (Die Regierung der Lebenden, aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2013).
- Subjectivité et vérité (1980–1981) – (Subjektivität und Wahrheit. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2016).
- L’Herméneutique du sujet (1981–1982) – (Hermeneutik des Subjekts. Aus dem Französischen von Ulrike Bokelmann. Frankfurt am Main 2009.)
- Le Gouvernement de soi et des autres (1982–1983) – (Die Regierung des Selbst und der anderen. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2009).
- Le Gouvernement de soi et des autres: le courage de la vérité (1983–1984) – (Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2010).
[Anmerkung: Im Jahr 1976/77 hatte Foucault ein Forschungsfreisemester und hat deshalb keine Vorlesung gehalten.]
Kleinere Schriften
- Schriften, Frankfurt am Main 2001 ff., 4 Bände (fr. Ausgabe Dits et Ecrits, Paris, Gallimard, 1994, 4 volumes).
Literatur
Philosophiebibliographie: Michel Foucault – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema
Biographien
- Gilles Deleuze: Foucault. Aus dem Französischen übersetzt von Hermann Kocyba. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-57830-8.
- Didier Eribon: Michel Foucault. Eine Biographie. Aus dem Französischen übersetzt von Hans-Horst Henschen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-40335-4.
- Didier Eribon: Michel Foucault und seine Zeitgenossen. Aus dem Französischen übersetzt von Michael von Killisch-Horn. Boer, München 1998, ISBN 3-924963-82-7.
- Michael Fisch: Michel Foucault – Bibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen in chronologischer Folge (1954–1988). Aisthesis, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89528-677-3.
- Michael Fisch: Werke und Freuden. Michel Foucault – Eine Biographie. Transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1900-3.
- Manfred Geier: Ich hoffe, dass ich an einer Überdosis Lust sterbe. Michel Foucaults problematischer Gebrauch des Lustprinzips. In: Manfred Geier: Die Liebe der Philosophen. Von Sokrates bis Foucault. Rowohlt, Hamburg 2020, ISBN 978-3-498-02543-4, S. 283–314.
- James Miller: Die Leidenschaft des Michel Foucault. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Büsges. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02455-8.
- Bernhard H. F. Taureck: Michel Foucault in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 3-499-50506-1.
- Reiner Keller: Michel Foucault. (1926–1984). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52822-8.
- Paul Veyne: Foucault. Der Philosoph als Samurai. Aus dem Französischen von Ursula Blank-Sangmeister. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-010684-6.
Einführungen
- Hubert L. Dreyfus, Paul Rabinow: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Beltz, Weinheim 1987, ISBN 3-610-00732-X.
- Hinrich Fink-Eitel: Michel Foucault zur Einführung. 4. Auflage. Junius, Hamburg 2002, ISBN 3-88506-372-7.
- Marvin Chlada, Gerd Dembowski (Hrsg.): Das Foucaultsche Labyrinth. Eine Einführung. Alibri, Aschaffenburg 2002, ISBN 3-932710-32-0.
- Petra Gehring: Foucault – Die Philosophie im Archiv. Campus, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-593-37393-9.
- Achim Geisenhanslüke: Michel Foucault. In: Matías Martínez, Michael Scheffel (Hrsg.): Klassiker der modernen Literaturtheorie. Von Sigmund Freud bis Judith Butler (= Beck’sche Reihe. 1822). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60829-2, S. 259–279.
- Gary Gutting (Hrsg.): The Cambridge Companion to Foucault. Cambridge University Press, Cambridge 2005.
- Reiner Keller: Michel Foucault. UVK, Konstanz 2008, ISBN 978-3-89669-549-9.
- Hans Herbert Kögler: Michel Foucault. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-12281-6.
- Achim Landwehr: Historische Diskursanalyse. Campus, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-593-38451-1.
- Thomas Lemke: Eine Kritik der politischen Vernunft: Foucaults Analyse der modernen Gouvernementalität. Argument, Hamburg 1997, ISBN 3-88619-251-2.
- Reiner Ruffing: Michel Foucault. UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3000-5.
- Michael Ruoff: Foucault-Lexikon. Entwicklung – Kernbegriffe – Zusammenhänge. UTB, München 2007, ISBN 978-3-8252-2896-5.
- Philipp Sarasin: Michel Foucault zur Einführung. 5., vollständig überarbeitete Auflage. Junius, Hamburg 2013, ISBN 978-3-88506-066-6.
- Ulrich Johannes Schneider: Michel Foucault. Primus und Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-89678-517-6.
- Walter Seitter: Michel Foucault – Von den Geisteswissenschaften zum Denken des Politischen. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Monatszeitschrift der internationalen philosophischen Forschung. 38/90, Berlin 1990, ISSN 0012-1045.
- Walter Seitter: Michel Foucault – Von der Subversion des Wissens. Hanser, München 1974; Ullstein, Frankfurt 1974; Fischer, Frankfurt 1978, ISBN 3-446-11864-0.
Kompendien
- Clemens Kammler, Rolf Parr, Ulrich Johannes Schneider (Hrsg.): Foucault-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02192-2.
Einzelaspekte
- Ugo Balzaretti: Leben und Macht. Eine radikale Kritik am Naturalismus nach Michel Foucault und Georges Canguilhem, Velbrück, Weilerswist 2018.
- François Caillat: Foucault gegen Foucault. Übers. Isolde Schmitt. Passagen, Wien 2017.
- John D. Caputo, Mark Yount (Hrsg.): Foucault and the Critique of Institutions. Pennsylvania State University Press, University Park 1993, ISBN 0-271-02966-8.
- Hedwig Richter: Heimtücke der Moderne. Warum Foucault ein Aufklärer ist. In: Luise Güth u. a. (Hrsg.): Wo bleibt die Aufklärung? Aufklärerische Diskurse in der Postmoderne. Festschrift für Thomas Stamm-Kuhlmann. Steiner Verlag, Stuttgart 2013, S. 219–230.
- Holden Kelm: Hegel und Foucault. Die Geschichtlichkeit des Wissens als Entwicklung und Transformation, De Gruyter, Berlin / Boston 2015.
- Gustav Roßler: Ist eine nicht-anthropozentrische Soziologie denkbar? Die Soziologie als anthropologische Humanwissenschaft bei Foucault und Latours Gegenentwurf. In: Le Foucaldien. Band 4, Nr. 1, 2018, doi:10.16995/lefou.52.
- Philipp Sarasin: Darwin und Foucault. Genealogie und Geschichte im Zeichen der Biologie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-58522-1.
- Nora Sternfeld: Das pädagogische Unverhältnis. Lehren und lernen bei Rancière, Gramsci und Foucault. Turia + Kant, Wien 2009, ISBN 978-3-85132-530-0.
- Dieter Teichert: Zwischen Wissenschaftskritik und Hermeneutik – Foucaults Humanwissenschaften. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. Jg. Band 47, Nr. 2, 1993, S. 204–222.
Zur Rezeption
- Michael C. Behrent, Daniel Zamora: Foucault and Neoliberalism. John Wiley & Sons, 2015, ISBN 978-1-5095-0177-9.
- Arnold Davidson (Hrsg.): Foucault and His Interlocutors. University of Chicago Press, Chicago 1997. Beiträge von Noam Chomsky, Georges Canguilhem, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Pierre Hadot, Michel Serres, Paul Veyne.
- Axel Honneth, Martin Saar (Hrsg.): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption: Frankfurter Foucault-Konferenz 2001. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
- David Hoy (Hrsg.): Foucault. A Critical Reader. Blackwell, Oxford 1986. Beiträge u. a. von Michael Walzer, Charles Taylor, Jürgen Habermas, Ian Hacking, Richard Rorty, Hubert L. Dreyfus, Paul Rabinow.
- Bo Isenberg: Die kritischen Bemerkungen von Jürgen Habermas zu Michel Foucault. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. 39. Jg., Heft 12, S. 1386–1399.
- Marc Rölli: Kritik der anthropologischen Vernunft. Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-539-7.
- Wilhelm Schmid: Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst – Die Frage nach dem Grund und die Neubegründung der Ethik bei Foucault. (= st1487). 3. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-29087-3.
- Karsten Schubert: Freiheit als Kritik. Sozialphilosophie nach Foucault. transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4317-6; zugl. Dissertation, Universität Leipzig, 2017.
- Gerhard Unterthurner: Foucaults Archäologie und Kritik der Erfahrung. Turia + Kant, Wien 2007, ISBN 978-3-85132-443-3.
- Ulrich Brieler (Übersetzung): »Der Klassenkampf, das ist sehr konkret die Totalität, in der und wie wir leben«. Michel Foucault im Gespräch mit vier Militanten der Ligue Communiste Révolutionnaire, Mitarbeiter des Kulturteils der Tageszeitung Rouge, Juli 1977. In: Kulturrevolution (Zeitschrift), Nr. 83, Nov. 2022, S. 47–60.
Weblinks
- Literatur von und über Michel Foucault im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Michel Foucault in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur von und über Michel Foucault im SUDOC-Katalog (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
Primärliteratur
- Michel Foucault: The Culture of the Self – Vorträge von Michel Foucault am Berkeley Language Center (12./13. April 1983) anhören (englisch)
- Werke und weitere Materialien (englisch)
Sekundärliteratur
- Gary Gutting: Michel Foucault. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- Mark Kelly: Michel Foucault (1926–1984). In: J. Fieser, B. Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
- Clare O’Farrell: Materialien inklusive umfangreicher Bibliographie (englisch).
- Marc-Christian Jäger: Die-Grenze.com – Linkverzeichnis zu deutsch- und englischsprachigen Artikeln von und über Michel Foucault.
- Michael Buchmann: Bibliografie der auf Deutsch veröffentlichten Texte von Foucault.
- Thomas Barth: Das Netz der Macht. Michel Foucault zum 20. Todestag. In: Telepolis.
- Rolf Parr: DISS-Journal 2008 „Michel Foucault als Diskursivitätsbegründer“. Interview.
- Claudia Mäder: „Foucault verteidigte die Wahrheit gegen Fake-News“. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. April 2018, Interview mit Foucaults langjährigem Assistenten François Ewald.
- Interview von Heather Dundas mit Simeon Wade über Focault: Focault im Death Valley. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. Oktober 2017.
- Ulrich Johannes Schneider: Foucaults Analyse der Wahrheitsproduktion. In: Französische Nachkriegsphilosophie. Hrsg. von Günter Abel. Berlin 2001, S. 299–313 (PDF; 3,6 MB).
- Ulrich Johannes Schneider: Michel Foucault. In: Klassiker der Philosophie. Hrsg. von Otfried Höffe, Bd. 2, Beck, München 2008, S. 311–322 (PDF; 1,1 MB).
- Ulrich Johannes Schneider: Der „homo dialecticus“ und Michel Foucault. (Memento vom 17. Dezember 2015 im Internet Archive) In: Figuren der Dialektik. Hrsg. von Hartwig Schmidt, Berlin 2003, S. 93–109 (PDF; 2 MB).
- Philipp Sarasin: #Foucault. Eine Spurensuche In: Geschichte der Gegenwart, 31. Oktober 2021
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Michel Foucault bei Perlentaucher
Blogs
- Foucault-Blog an der Universität Zürich
- Le foucaldien, elektronische Zeitschrift mit deutschen und englischen Beiträgen zu, über und ausgehend von Foucault