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Mikronadeln
Mikronadeln, Micro-Needling oder perkutane Kollagen-Induktionstherapie sind Verfahren, die in der Kosmetik und der Dermatologie angewandt werden. Dabei wird die Hautoberfläche mithilfe von Geräten, an denen feinste Nadeln befestigt sind, perforiert. Die Perforierung ermöglicht das tiefere Eindringen von kosmetischen Wirkstoffen bzw. beeinflusst die Struktur der Hautoberfläche.
Inhaltsverzeichnis
Geräte und Nadeln
Auf den walzen-, stempel- oder stiftähnlichen Geräten („Dermaroller“, „Dermastamp“ „Needling-Pen“) befinden sich eine unterschiedliche Anzahl Mikronadeln mit einem Durchmesser von 0,007 bis 0,15 Millimetern, die z. B. aus Titan bestehen. Die Nadeln können massiv oder hohl und mit einem Wirkstoffreservoir verbunden sein. Die Länge der Nadeln richtet sich nach dem Einsatzbereich: So können zur kosmetischen Anwendung nur Nadeln bis zu 0,5 Millimetern Länge verwendet werden, während eine Behandlung mit längeren Nadeln als medizinische Therapie gilt, die nur in einer Klinik oder ärztlichen Praxis durchgeführt werden darf. Für die gewerbliche kosmetische Behandlung ist eine entsprechende Schulung des Anwenders erforderlich.
Dermaroller
Der Standard-Dermaroller ist eine Walze mit Handgriff, die zur Behandlung von Akne-Narben konzipiert wurde. Sie ist mit 192 Mikronadeln bestückt, die sich über acht Reihen verteilen. Die Nadeln werden mittels plasma-unterstütztem Ätzen aus Silizium oder medizinischem Edelstahl gefertigt und durch Gammastrahlung sterilisiert. Ein medizinischer Dermaroller ist ein Medizinprodukt und nur für den Einmalgebrauch bestimmt.
Für den häuslichen Gebrauch sind Dermaroller erhältlich, deren Nadeln kürzer als 0,15 Millimeter sind. Damit können z. B. sogenannte Anti-Aging-Produkte tiefer in die Haut eingearbeitet werden. Diese Roller sind für den Mehrfachgebrauch gedacht; sie müssen entsprechend nach jeder Anwendung gründlich gereinigt werden.
Anwendungsgebiete
Das Mikronadeln eignet sich zur Behandlung von Aknenarben, Narben, Dehnungsstreifen (sogenannte Schwangerschaftsstreifen oder durch erhebliche Gewichtszunahme), zur Faltenreduzierung und optischen Verjüngung des Gesichts. Außerdem können Mikronadel-Verfahren zur transdermalen Arzneimittelapplikation angewandt werden. In der pharmazeutischen Forschung wird insbesondere die transdermale Applikation von Impfstoffen mittels MAP (microarray patches) untersucht. Dabei handelt es sich um die nächste Generation transdermaler therapeutischer Systeme (transdermales Pflaster) für Arznei- und Impfstoffe, auch TTS abgekürzt.
Kosmetik
Bei der kosmetischen Anwendung wird nur die Hornschicht perforiert. Um Falten zu reduzieren und einen Verjüngungseffekt zu erzielen, werden gleichzeitig Wirkstoffe in die Hautoberfläche eingebracht, zum Beispiel Hyaluronsäure.
Dermatologie
In der Dermatologie wird dieses Verfahren in der Akne- und Narbenbehandlung eingesetzt. Die hier verwendeten Nadeln sind bis zu 2,5 Millimeter lang. Vor der Behandlung wird das betreffende Hautareal desinfiziert und ein lokal wirkendes Betäubungsmittel aufgetragen. Nach Wirkungseintritt wird die Walze einige Male hin- und hergerollt; da hierbei tiefere Hautschichten punktiert werden, kann Blut austreten.
An den Einstichstellen bilden sich anschließend im Rahmen der Hautregeneration Kollageninseln. Durch gegenseitige Annäherung dieser Inseln wird ein Straffungseffekt erreicht, der bei frischen Narben dauerhaft anhält. Dazu sind jedoch mehrere Behandlungszyklen, zunächst im Abstand von acht bis zehn Wochen, später alle vier bis sechs Monate, nötig. Bei der Behandlung von Narbenwucherungen zerstören die Mikronadeln die alten Kollagenfasern, welche sich anschließend neu bilden.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Mögliche unerwünschte Wirkungen können allergische Reaktionen, Schwellungen, Schmerzen, Infektionen oder die Bildung neuen Narbengewebes sein. Bei Hautkrebs, Keloidneigung und Hämophilie darf das Verfahren nicht angewendet werden.
Entwicklung
1995 beschrieben David S. und Norman Orentreich die „Subcutaneous Incisionless (Subcision®) Surgery“ als Verfahren zur Narbenbehandlung, zwei Jahre später verwendeten Camirand und Doucet dafür eine „Tattoo-Pistole“. 2006 entwickelte Desmond Fernandes die perkutane Kollagen-Induktionstherapie mit dem „Dermaroller“.
Literatur
- Igor Safonov: Kollagen-Induktionstherapie mit dem Dermaroller. In: Bernd Kardoff (Hrsg.): Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin. 2. Auflage Springer, Berlin 2015, S. 528–533, ISBN 978-3-662-43426-0