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Positive Psychologie

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Der Begriff Positive Psychologie wurde 1954 von dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow erstmals verwendet und fand in den 1990er Jahren durch den US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman breite Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zur traditionellen defizitorientierten Psychologie befasst sich die Positive Psychologie mit den positiven Aspekten des Menschseins, so werden etwa Glück, Optimismus, Geborgenheit, Vertrauen, individuelle Stärken, Verzeihen (Vergebung) oder auch Solidarität behandelt. Inzwischen benennt der Begriff eine Strömung (möglicherweise eine Schule) innerhalb der Psychologie.

Entstehung

Der Begriff „Positive Psychology“ wurde 1954 von Abraham Maslow geprägt. Die Positive Psychologie knüpft mit ihrer Sichtweise an Ideen der Humanistischen Psychologie an. Viele ihrer Aspekte sind bereits in der ressourcenorientierten Psychotherapie zu finden. Der Blick auf die positiven Seiten der menschlichen Existenz ist in der Geschichte der wissenschaftlichen Psychologie nicht neu, jedoch das Bemühen um wissenschaftliche Fundierung auf breiter Basis. Im Jahr 1998 gewann der Begriff „Positive Psychology“ erneut an Popularität, als der US-amerikanische Psychologe Martin Seligman das Konzept der Positiven Psychologie aufgriff und als Thema für seine Amtszeit als Präsident der American Psychological Association wählte.

Schwerpunkte

Im US-amerikanischen und angelsächsischen Raum spielen Charakterstärken bzw. Tugenden (virtues) eine bedeutende Rolle in der Forschung zur Positiven Psychologie. Christopher Peterson und Martin Seligman unterscheiden sechs Tugenden, denen insgesamt 24 Charakterstärken zugeordnet sind:

  • Weisheit und Wissen (kognitive Stärken): Kreativität, Neugier, Aufgeschlossenheit, Lernfreude, Perspektive
  • Courage (emotionale Stärken): Tapferkeit, Beharrlichkeit, Integrität, Vitalität
  • Menschlichkeit (interpersonale Stärken): Liebe, Freundlichkeit, soziale Intelligenz
  • Gerechtigkeit (zivile Stärken): soziale Verantwortung, Fairness, Führungsstärke
  • Mäßigung (Stärken, die gegen Exzesse schützen): Vergeben und Mitleid, Demut und Bescheidenheit, Besonnenheit, Selbstregulation
  • Transzendenz (spirituelle Stärken, die mit Bedeutsamkeit zu tun haben): Wertschätzung von Schönheit und Exzellenz, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität.

Park, Peterson und Seligman führten zahlreiche empirische Studien in Verbindung mit der Identifikation menschlicher Charakterstärken durch. Auch in der kontinental-europäischen Forschung zur Positiven Psychologie im Bildungskontext spielen Kernqualitäten eine wichtige Rolle, beispielsweise in Untersuchungen zur Förderung der persönlichen Fähigkeiten von Menschen durch positive Aktivitäten.

Anwendungsbereiche

Seit der Begründung der Positiven Psychologie macht sich auch die Unternehmenspraxis deren Erkenntnisse zunutze, beispielsweise in Form des Positive-Leadership-Konzepts im angelsächsischen Raum. Erziehung und Bildung sind weitere Anwendungsbereiche, in denen die Positive Psychologie in der Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Ausbildung

Die Positive Psychologie ist kein fester Bestandteil der universitären Ausbildung in Deutschland. Aus- und Weiterbildungen im deutschen Sprachraum werden bislang vorwiegend von privaten Instituten realisiert. Seit 2015 besteht die Möglichkeit ein CAS an der Universität Zürich zu absolvieren. Mit dem Wintersemester 2018/2019 wurde erstmals auch in Deutschland ein einsemestriges universitäres Weiterbildungsstudium an der Universität Trier unter der Leitung von Michaela Brohm-Badry angeboten: Zukunftsmanagement und Positiver Wandel (ZUPO) – Positive Psychologie, Bildung und Philosophie. Seit 2021 ist es nun auch in Deutschland möglich, ein vollständiges Masterstudium in Positiver Psychologie und Coaching zu absolvieren. Deutschlands erster Masterstudiengang steht unter der Leitung von Judith Mangelsdorf und ist im Rahmen einer Kooperation der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP) und der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS) in Berlin, Hamburg und Ismaning studierbar.

Kritik

Positive Psychologie steht in der Kritik. Insbesondere wird ihr vorgeworfen, die Anhänger würden unter dem Deckmantel eines „positiven Menschenbildes“ einer Ideologie anhängen, die einen Menschentyp nach den Maßgaben ökonomischer Verwertbarkeit proklamiert und glaubt, Menschen umprogrammieren zu können. Insbesondere der Charaktertest der Positiven Psychologie müsse sich den Gütekriterien der wissenschaftlichen Psychologie stellen. Nach der Überprüfung einiger Studien konnten positive Auswirkungen auf an Depressionen erkrankte Menschen überhaupt nicht mehr festgestellt werden.

Siehe auch

Literatur

  • A. E. Auhagen (Hrsg.): Religiosität und Spiritualität. Kapitel Positive Psychologie. Anleitung zum „besseren“ Leben. BeltzPVU, Weinheim 2004, ISBN 3-621-27555-X, S. 67–85.
  • Cabanas, Edgar / Illouz, Eva: Das Glücksdiktat und wie es unser Leben beherrscht. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-46998-9.
  • Cederström, Carl: Die Phantasie vom Glück. Edition TIAMAT, Berlin 2019, ISBN 978-3-89320-242-3.
  • Cederström, Carl / Spicer, André: Das Wellness-Syndrom. Die Glücksdoktrin und der perfekte Mensch. Edition TIAMAT, Berlin 2016, ISBN 978-3-89320-205-8.
  • Grubner, Angelika: Die Macht der Psychotherapie im Neoliberalismus. Eine Streitschrift. Mandelbaum Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-85476-663-6.
  • Michaela Brohm, Wolfgang Endres: Positive Psychologie in der Schule: Die »Glücksrevolution« im Schulalltag. Mit 5x8 Übungen für die Unterrichtspraxis. Beltz, Weinheim/ Basel 2015, ISBN 978-3-407-62924-1.
  • Michaela Brohm: Positive Psychologie in Bildungseinrichtungen: Konzepte und Strategien für Fach- und Führungskräfte (essentials). Springer, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-13048-0.
  • Rich Gilman, E. Scott Huebner, Michael J. Furlong (Hrsg.): Handbook of Positive Psychology in Schools. Routledge, New York 2009.
  • Stefanie Elfriede Haub: Positive Psychologie: Versuch einer ideologie-kritischen Inhaltsanalyse – Diplomarbeit an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Mai 2011.
  • Nansook Park, Christopher Petersen, Martin P. Seligman: Strengths of Character and Well-Being. In: Journal of Social and Clinical Psychology. Volume 23, Nr. 5, 2004.
  • Anthony D. Ong, Manfred H. M. van Dulmen (Hrsg.): Oxford Handbook of Methods in Positive Psychology. Oxford University Press, Oxford 2007, ISBN 978-0-19-517218-8.
  • Peter Alex Linley u. a.: Character Strengths in the United Kingdom: The VIA Inventory of Strengths. In: Personality and Individual Differences. Volume 43, 2007.
  • Shane J. Lopez, Matthew W. Gallagher: A case for positive psychology. In: Shane J. Lopez, C. R. Snyder (Hrsg.): The Oxford Handbook of Positive Psychology. 2. Auflage. Oxford University Press, New York 2009, ISBN 978-0-19-986216-0, S. 3–6.
  • Abraham H. Maslow: Motivation and personality. Brandeis University, New York 1954.
  • Peter Ruit, Fred Korthagen: Bewustwording en ontwikkeling van kernkwaliteiten bij leerlingen. In: Tijdschrift voor orthopedagogiek. 51, 2012. (deutsche Übersetzung des Artikels)
  • Christopher Peterson, Martin E. P. Seligman: Character strengths and virtues: A handbook and classification. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-516701-5.
  • Martin E. P. Seligman: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Lübbe 2005, ISBN 3-404-60548-9.
  • Martin E. P. Seligman: Flourish – Wie Menschen aufblühen. Kösel-Verlag, München 2012, ISBN 978-3-466-30934-4.
  • Georg Steinmeyer: Die Gedanken sind nicht frei. Coaching: eine Kritik Lukas Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-867-32307-9
  • Michael Tomoff: Kritisch hinterfragt – Positive Psychologie – Erfolgsgarant oder Schönmalerei? Springer, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-662-50386-7.
  • Michaela Brohm-Badry, Corinna Pfeifer, Julian M. Greve (Hrsg.): Positive-Psychologische Forschung im deutschsprachigen Raum – State of the Art. Pabst Science Publishers, Kengerich. 2017. ISBN 978-3-95853-310-3

Weblinks


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