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Radiochirurgie

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Radiochirurgie, auch stereotaktische Einzeldosiskonvergenzbestrahlung, ist eine Form der Strahlentherapie, bei der ein kleines Volumen im Körper einzeitig, d. h. in einer Sitzung, aber mit sehr hoher Dosis bestrahlt wird, sodass es unmittelbar zerstört wird. Die Wirkung des Eingriffs ist wesentlich stärker als bei einer üblichen, auf viele kleine Einzeldosen fraktionierten Strahlentherapie, aber er setzt höchste Präzision voraus. Der bestrahlte Körperteil wird fixiert und darf sich während der Bestrahlung nicht bewegen. In der Regel ist das nur im Bereich des Gehirnschädels möglich.

Anwendung

Radiochirurgie wird häufig zur Behandlung von gut- und bösartigen Hirntumoren, Metastasen, und Tumoren der Hirnnerven und der Hirnanhangsorgane wie Meningeome, Neurinome sowie Hypophysenadenome eingesetzt. Auch Fehlbildungen der Blutgefäße im Gehirn gehören zu den radiochirurgisch behandelbaren Erkrankungen. In der Augenheilkunde können Melanome der Aderhaut therapiert werden, und in der Neurologie die Trigeminusneuralgie.

Geschichte

Die Hochpräzisionsstrahlenbehandlung wurde erstmals 1968 von dem schwedischen Neurochirurgen Lars Leksell zusammen mit dem schwedischen Physiker Börje Larsson mit dem Gamma-Knife durchgeführt. Sein Konzept einer einzeitigen hochpräzisen Bestrahlung unter Schonung der das Zielgebiet umfassenden Strukturen nannte Lars Leksell Radiosurgery in Anspielung auf die reklamierte „chirurgische Präzision“. Moderne strahlentherapeutische Einrichtungen verwenden oft kein Gamma-Knife, sondern Linearbeschleuniger für denselben Zweck, die aber mit der Präzision eines Gamma Knife nicht immer mithalten können.

Durchführung

Die radiochirurgische Behandlung wird ambulant oder im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes durchgeführt. Zunächst wird ein stereotaktischer Rahmen mit vier kleinen Dornen von außen am knöchernen Schädel befestigt. Nun werden angiographische, computertomographische oder kernspintomografische Aufnahmen angefertigt, die den Tumor möglichst genau zeigen. Markierungen am stereotaktischen Rahmen erlauben es, am Computer einen individuellen Bestrahlungsplan zu berechnen, der aus einem oder mehreren (bis zu 20) kugelförmigen, überlagerten Teilfeldern besteht. Im Idealfall umhüllt die 100 %-Isodose des Bestrahlungsfeldes exakt den Krankheitsprozess. Nun wird ein Strahlenpunkt (Teilfeld) nach dem anderen in das Rotationszentrum des Linearbeschleunigers bzw. in das Isozentrum des Gamma-Knife gebracht und bestrahlt, bis die zuvor geplante Feldform erreicht ist. Statt wie früher von Hand erfolgt diese Positionierung heute vollautomatisch und mit höchster Präzision. Nach der Behandlung wird der stereotaktische Rahmen wieder abgenommen.

Da während einer radiochirurgischen Behandlung der Krankheitsherd nicht einfach entfernt, sondern abgetötet wird, ist es erforderlich, den Verlauf in Abständen regelmäßig zu kontrollieren. Während Hirnmetastasen in der Regel schon nach sechs Wochen deutlich schrumpfen, benötigen Meningeome oder Akustikusneurinome hierfür deutlich länger, weswegen je nach Art der Erkrankung Kontrollintervalle zwischen sechs Wochen und einem Jahr festgelegt werden.

Anwender

Eine radiochirurgische Behandlung erfolgt in verschiedenen Kliniken, beispielsweise: Universitätsklinikum Gießen und Marburg (Standort Marburg), Universitätsklinikum Erlangen, dem Rudolf-Virchow-Krankenhaus, Berlin oder dem Universitätsklinikum Düsseldorf.

Literatur

  • Dag Moskopp, Hansdetlef Wassmann: Neurochirurgie: Handbuch für die Weiterbildung und interdisziplinäres Nachschlagewerk. Schattauer Verlag, Stuttgart 2014, S. 647 ff. (online)
  • Michael Wannemacher, Jürgen Debus, Frederik Wenz (Hrsg.): Strahlentherapie. Springer Science & Business Media, 2006, Kapitel 6, S. 137–144 (online)
  • Andreas Raabe, Veit Rohde: Vaskuläre Neurochirurgie; Funktionelle Neurochirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2011, S. 97 ff. (online)
  • Uwe Schlegel: Neuroonkologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2003, S. 144 ff. (online)
  • Manfred G. Krukemeyer: Strahlenmedizin: Ein Leitfaden für den Praktiker. Walter de Gruyter, Berlin 2004, Kapitel 16, S. 271–282 (online)

Weblinks


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