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Riesen-Lorchel
Riesen-Lorchel | ||||||||||||
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Riesen-Lorchel (Gyromitra gigas) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gyromitra gigas | ||||||||||||
(Krombh.) Cooke |
Die Riesen-Lorchel (Gyromitra gigas) ist eine Pilzart aus der Familie der Giftlorchelverwandten. Charakteristisch sind die relativ großen Fruchtkörper mit ockerbraunen, lappigen Hüten.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Der Hut der Riesen-Lorchel wird 8 bis 12 cm hoch und breit, ausnahmsweise kann er auch eine Größe von bis zu 20 cm erreichen. Er besteht aus großen, übereinanderliegenden krausen Lappen mit rundlicher oder knolliger Gesamtform. Die Farbe variiert von hellockerbraun bis olivbräunlich, auch olivgelbe Farbtöne treten auf. Die Hutlappen können am Stiel angewachsen oder nur abwärtsgerichtet sein. Die Innenseite des hohlen Hutes ist weißlich.
Der meist sehr kurze, knollige Stiel kann 3 bis 6 cm hoch und dick sein. Er ist weißlich und an der Oberfläche feinkleiig bis feinfilzig. Die Stielform ist insgesamt unregelmäßig, breitgedrückt, faltig oder grubig. Oft sitzt der Stiel tief in der Erde und ist kaum zu sehen. Er ist innen von Hohlräumen durchzogen.
Das Fleisch ist gelbweiß gefärbt, wachsartig, zerbrechlich und besitzt einen angenehmen Geruch und Geschmack.
Mikroskopische Merkmale
Die Fruchtschicht (Hymenium) befindet sich auf der Oberfläche des Hutes. Die Sporen sind langelliptisch, messen 23–31 × 10–13 μm und zeigen reif ein unvollständig netziges Ornament, das so deutlich ausgeprägt ist, dass man es auch in Wasser ohne Anfärben erkennen kann. An den Sporenpolen befindet sich je ein stumpfes Anhängsel. Sie sind hyalin und besitzen im Inneren einen großen und zwei kleinere Öltropfen. In den Asci befinden sich jeweils acht Sporen.
Artabgrenzung
Sehr ähnlich ist Gyromitra ticiniana. Sie wächst nur an Laubholz, vor allem an Eichen- und Buchenholz am Boden, kommt dementsprechend nur in Laubwäldern vor. Ihre Sporen bleiben lange glatt, zeigen die gleichen Anhängsel wie die von Gyromitra gigas s. str. und bilden reif ebenfalls ein unvollständiges, feines, aber flacheres Netz als Ornament aus, welches aber nur nach Anfärben mit Baumwollblau im Lichtmikroskop erkennbar ist. Eine sichere Unterscheidung ist durch die Barcoding-Region ITS anhand der DNA-Sequenzen aber möglich.
Die ebenfalls im Frühling fruktifizierende Frühjahrslorchel besitzt eher rotbräunliche Hutfarben und einen enger und mehr hirnartig gewundenen Hut. Mikroskopisch können beide Arten anhand ihrer Sporen unterschieden werden, da die Sporen der Frühjahrslorchel glatt sind und keine Anhängsel an den Sporenenden ausbilden.
Ökologie und Phänologie
Die Riesen-Lorchel wächst als Saprobiont sowohl an Laub- wie auch an Nadelholz, bevorzugt in West- und Mitteleuropa aber Nadelholz. Die Pilz kommt oft an vermulmten Stümpfen oder auf vergrabenem Holz, aber auch auf Kahlschlägen vor. Bevorzugt werden lockere, humose Böden. Die Fruchtkörper werden im Frühling von März bis Mitte April gebildet. In Deutschland gilt die Art als selten, in der Roten Liste gefährdeter Arten ist sie in die Kategorie 3 als gefährdet eingestuft.
Bedeutung; Giftigkeit
Die Riesen-Lorchel gilt bisher als schwach giftig. Sie enthält wie die Frühjahrslorchel Gyromitrin, jedoch in geringerer Menge, das Vergiftungen des Gyromitra-Typs verursacht. Eine Studie französischer und amerikanischer Wissenschaftler kam allerdings in einem im August 2021 veröffentlichten Beitrag in der Fachzeitschrift Journal of the Neurological Sciences nach jahrelangen epidemiologischen Untersuchungen eines Hotspots der Charcot-Krankheit (Amyotrophe Lateralsklerose, ALS) in den französischen Alpen, dem Weiler Montchavin in der Gemeinde Bellentre im Département Savoie, Teil des Skigebiets La Plagne, zu dem Schluss, dass der wiederholte Verzehr von Giftlorcheln und insbesondere der Riesen-Lorchel der wichtigste Risikofaktor für ALS in der Gemeinde sei. In dem nur etwa 200 Einwohner zählenden Montchavin war 2009 der damals neuen Dorfärztin eine auffällige Häufung von ALS aufgefallen. Zwischen 1990 und 2018 wurden insgesamt 14 Fälle von ALS dort diagnostiziert, gegenüber einer durchschnittlichen Inzidenz in Europa von etwa 3 Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr.
Nachweise
Literatur
- Ewald Gerhardt: BLV Pilzführer. 5. Auflage. BLV, München 2010, ISBN 978-3-8354-0644-5, S. 628.
- Edmund Michael, Bruno Hennig, Hanns Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde. Band 2. Nichtblätterpilze (Basidiomyzeten ohne Blätter, Askomyzeten). 3. Auflage. Fischer, Jena 1986, ISBN 3-437-30347-3, S. 378.
Weblinks
- Gyromitra gigas. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 26. Juni 2013 (italienisch, Fotos und mikroskopische Aufnahmen der Riesen-Lorchel).