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Sivananda Yoga
Die Internationalen Sivananda Yoga Vedanta Zentren sind eine Organisation, die Yogaschulen und Ausbildungszentren in Nord- und Südamerika, Europa und Asien betreibt. Die Organisation ist nach dem Yoga-Guru Sivananda (Kuppuswami) benannt und wurde von dessen Schüler Vishnudevananda (Kuttan Nair) nach eigenen Angaben im Jahr 1957 gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in Val Morin, im Bundesstaat Québec, Kanada. Der Begriff Sivananda bzw. Sivananda Yoga ist in mehreren Ländern als Wortmarke durch die Organisation geschützt.
In einem weltweiten Netzwerk mit elf Ashrams in acht Ländern und 27 Zentren lehren unbezahlte Mitarbeiter, sogenannte Karma Yogis, die vier Heilswege des Sivananda Yoga. Die Haupteinnahmequelle der Organisation sind Hatha-Yoga-Kurse und vierwöchige Yogalehrerausbildungen. Im Rahmen eines Franchise-Vertrags werden weitere etwa 30 Yogaschulen von Absolventen der Yogalehrerausbildungen betrieben.
In Deutschland agiert Sivananda Yoga als eingetragener Verein und betreibt Yogaschulen in München und Berlin. Der österreichische Verein betreibt ebenfalls eine Yogaschule in Wien und ein Seminarhaus in Reith bei Kitzbühel. Mehr als 37.000 Yogalehrer haben nach Angaben der Organisation seit 1969 die Internationale Sivananda-Yoga-Lehrerausbildung absolviert.
Inhaltsverzeichnis
Die fünf Punkte
Vishnudevananda fasste das klassische Yoga in fünf Grundprinzipien für körperliche und geistige Gesundheit zusammen, die jeder innerhalb seines eigenen Lebensstils anwenden könne. Alle Aktivitäten der Internationalen Sivananda-Yoga-Vedanta-Zentren sind auf diesen fünf Prinzipien aufgebaut.
- Richtige Körperübungen (Asana) sollen die Gelenke und Muskeln geschmeidig halten und das Herz-Kreislauf-System aktivieren. Neben unzähligen positiven Wirkungen für die Gesundheit sollen Asanas auch Konzentration und Meditation entwickeln.
- Die richtige Atmung (Pranayama) soll den Körper mit dem Solarplexus verbinden, in dem ein enormes Energiepotenzial gespeichert sei. Durch besondere Atemtechniken soll diese Energie freigesetzt werden, was umfassende physische und geistige Erneuerung ermöglichen soll.
- Richtige Entspannung (Savasana) sei besonders wichtig, um Körper und Geist gesund zu halten. Yoga lehrt drei Entspannungsebenen – physisch, geistig und spirituell.
- Richtige Ernährung (vegetarisch) bedeutet, bewusst zu essen. Als Yogi wähle man die Nahrungsmittel, die die beste Wirkung auf Körper und Geist haben und den wenigsten Schaden an der Umwelt anrichten.
- Positives Denken und Meditation (Vedanta und Dhyana) sollen Stress lindern und neue Energie eröffnen. Meditation soll die Konzentration verbessern, zu geistigem Frieden und spiritueller Kraft führen. Meditation sei besonders hilfreich für Menschen mit einem hektischen und stressreichen Leben.
Um diese fünf Punkte anschaulich zu erklären, nutzte der Yogameister eine bildhafte Gleichsetzung zwischen dem menschlichen Körper und dem Auto. Beide benötigten genau fünf Dinge, um reibungslos zu laufen: Auto wie Körper müssten regelmäßig geschmiert/geölt werden (Asanas); beide brauchten eine Batterie (Yoga-Atemübungen, um den Körper mit Energie aufzuladen). Unverzichtbar seien auch Treibstoff (richtige Ernährung) und Kühlung (Entspannung). Damit seien das Auto wie auch der menschliche Körper „fahrtüchtig“. Was jetzt noch fehle, sei der intelligente und umsichtige Fahrer (Geist, der via Meditation und positivem Denken gelenkt wird).
Die vier Pfade
Die im Sivananda Yoga gelehrten vier Heilswege des Yoga sind:
- Karma Yoga – der Pfad des Handelns
- Bhakti-Yoga – der Pfad der Hingabe
- Raja Yoga – der Pfad der geistigen Kontrolle
- Jnana Yoga – der Pfad der Weisheit
Die Praxis aller vier Yogawege wurde von Sivananda als Yoga der Synthese bezeichnet. Ein ähnliches Modell wurde bereits zuvor von Aurobindo Ghose als Integraler Yoga beschrieben.
Missbrauchsvorwürfe gegen Swami Vishnudevanda
Im Dezember 2019 kam es aufgrund eines Facebook-Posts von Julie Salter, Swami Vishnudevandas Assistentin, die ihn bis zu seinem Tod 1993 gepflegt hatte, zu einer MeToo-Bewegung. Sie beschuldigte ihn, sie emotional ausgebeutet zu haben und nicht einvernehmlichen Sex mit ihr gehabt zu haben. In Salters Thread erhoben zwei weitere Frauen die Beschuldigung, von Vishnudevananda sexuell belästigt worden zu sein. Eine vierte Frau äußerte sich öffentlich mit ähnlichen Anschuldigigungen in einem Untersuchungsbericht der Gruppe Project SATYA.
Der Vorstand der Organisation argumentierte, die Aufarbeitung sei problematisch, da Vishnudevananda zur Zeit des bekanntgewordenen Vorwurfes (2019) bereits 26 Jahre verstorben war. In einer Stellungnahme äußerte der Vorstand zunächst über die Vorwürfe bestürzt zu sein, gab aber wenige Tage später in einer zweiten Stellungnahme zu, dass diese bereits seit mindestens 2007 bekannt gewesen sein. Die Sivananda Yoga Zentren kündigten eine unabhängige Untersuchung an, die einige Monate später unter Angabe von finanziellen Engpässen eingestellt wurde.
Einige Sivananda-Schüler vertrauten dem Vorgehen des Vorstandes nicht, organisierten sich in einer Facebook-Gruppe Projekt Satya und stießen eine weitere Untersuchung an, finanziert durch Crowdfunding. Die Gruppe Project SATYA bemängelte die fehlende Transparenz der angekündigten Untersuchung und kritisierte, dass diese schließlich nur wenige Stunden vor den ersten vereinbarten Interviews abgesagt wurde.
Die Gruppe Project Satjya veröffentlichte Ergebnisse von insgesamt drei Untersuchungen, die von Carol Merchasin und Josna Pankhania durchgeführt wurden. Darin finden sich Beschuldigungen gegen zwei weitere Yogalehrer wegen sexualisierter Gewalt, darunter ein Swami (Mönch), der ein Zölibats-Gelübde abgelegt hatte und ein verheirateter Mitarbeiter, der zwischen 2015 und 2020 Teil des Sivananda Vorstandes war.
Nach der Einstellung der Untersuchung zum Fall Vishnudevananda durch die Sivananda Yoga Organisation, verstärkte sich die Kritik am Vorgehen des Vorstandes und es kam zu verschiedenen Medienberichten im In- und Ausland. Die Hauptkritik lag am jahrelangen Verschweigen der Vorwürfe, die seit 1999 offen ausgesprochen wurden. Reaktion seitens der Sivananda Organisation waren aufklärende Gespräche mit den Mitarbeitern und eine überarbeitete Antimissbrauchs-Agenda. Gegen einige Mitglieder der SATYA Gruppe versuchte die Organisation gerichtlich mit dem Vorwurf der Diffamierung vorzugehen. Stellungnahmen des Vorstandes finden sich auf der internationalen Seite.
Literatur
- Sivananda Yoga Zentrum: Besser Leben mit Yoga. Doring Kindersley, München 2010, ISBN 978-3-8310-1710-2.
- Sivananda Yoga Zentrum: Einführung in Yoga. Kompletter Basiskurs. Mangalam, Lautersheim 2009, ISBN 978-3-922477-10-5.
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis. Mangalam, Lautersheim 2012, ISBN 3-922477-00-3.
- Swami Vishnudevananda: Das große illustrierte Yoga-Buch. 10. Auflage. Aurum, Braunschweig 2007, ISBN 978-3-89901-183-8.
- Sivananda Yoga Zentrum: Yoga. Mangalam, Lautersheim 2003, ISBN 3-922477-40-2.
- Swami Sivananda: Sadhana. Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit. Mangalam, Lautersheim 1998, ISBN 3-922477-07-0.
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit. 2. Auflage. Schwab, Argenbühl-Eglofstal 2007, ISBN 978-3-7964-0228-9.
- Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita. Mangalam, Lautersheim 2003, ISBN 3-922477-06-2.
- Marlene Halser: Was ans Licht kam. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 45/2020, 5. November 2020.
Weblinks
- Homepage Sivananda Yoga Europe
- Homepage Sivananda Yoga international
- The Divine Life Society
- Karen Rain: ‘Yoga Guru Pattabhi Jois Sexually Assaulted Me for Years’. In: Medium. 9. Oktober 2018.
- Matthew Remski: How a #MeToo Facebook Post Toppled a Yoga Icon. In: Medium. 27. Januar 2020.
- Matthew Remsky: Shielded for Decades, A Yoga Leader’s Alleged Sexual Abuse Finally Comes Under Fire. In: Medium. 11. März 2020.
- Marlene Halser: Missbrauch von Gurus Gnaden? – Wie Yoga-Schüler*innen für Aufklärung kämpfen. In: Bayerischer Rundfunk. 7. November 2020.
- Marlene Halser: Sexuelle Übergriffe: Sein Konterfei wird weiter verehrt. Der Gründer einer großen Yogaschule soll drei Frauen sexuell missbraucht haben. Jetzt wird der Fall aufgearbeitet. Zu spät und zu langsam, finden Mitglieder weltweit. In: Die Zeit. 11. Juni 2020; abgerufen am 21. November 2021.
-
Guru. Yoga – Power – Abuse (BBC)
- Teil 1: Living a lie. In: bbc.com, 15. Juni 2021.
- Teil 2: A dark legacy. In: bbc.com, 22. Juni 2021.
- Teil 3: Who knew what and when? In: bbc.com, 29. Juni 2021.