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Swainsonin
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Tridolgosir | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
(1S,2R,8R,8aR)-1,2,8-Trihydroxyindolizidin |
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Summenformel | C8H15NO3 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißer kristalliner Feststoff |
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Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 173,21 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest |
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Schmelzpunkt |
140–142 °C |
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Siedepunkt |
Zersetzung |
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Löslichkeit |
leicht löslich in Wasser und Ethanol |
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Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Swainsonin ist ein in der Natur vorkommendes Indolizidin-Alkaloid mit starker pharmakologischer Wirkung. Swainsonin hemmt reversibel die Enzyme α-Mannosidase im Lysosom und Golgi-α-Mannosidase II von Zellen, was zu einer Anreicherung (Akkumulation) von mannosereichen Oligosacchariden im Lysosom dieser Zellen führt. Bei Weidetieren, die Swainsonin über die Nahrung aufnehmen, kann dies zum sogenannten Locoismus, einer induzierten Mannosidose, führen.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
- →siehe Hauptartikel Locoweed
Swainsonin ist das Toxin in Locoweed. Das sind mehrere Pflanzengattungen und Pilzarten, die vor allem im Westen Nordamerikas vorkommen. Der Verzehr dieser Pflanzen führt bei Weidetieren zum so genannten Locoismus, einer schweren neurologischen Erkrankung.
Biosynthese
Die Biosynthese von Swainsonin wurde bei dem parasitären Pilz Rhizoctonia leguminicola ausführlich untersucht. Aus L-Lysin wird zunächst L-Saccharopin gebildet. In der nächsten Stufe entsteht L-2-Aminoadipinsäuresemialdehyd, das unmittelbar zur Δ1-Piperidin-6-carbonsäure cyclisiert. Über die Zwischenprodukte (S)-Pipecolinsäure und 1-Ketooctahydroindolizin entsteht letztlich das Swainsonin.
Pharmakologisches Potenzial
Swainsonin und einige seiner Epimere zeigen im Tierversuch eine starke pharmakologische Wirkung. Die Bildung von Metastasen und das Tumorwachstum werden unterdrückt. Daneben wird die Bildung von NK-Zellen und das makrophagenmediierte Abtöten von Tumorzellen stimuliert. Ebenso wird im Knochenmark die Proliferation von Zellen aktiviert. Als Inhibitor der lysosmalen α-Mannosidase wird die Bildung von tumorspezifischen Glycosylierungsmustern unterbunden und die katabolischen Glykosidasen gehemmt. Beides führt im Tierversuch zu einem verminderten Tumorwachstum und einer Reduzierung der Metastasenbildung.
Swainsonin befindet sich derzeit in der klinischen Erprobung. In einer Phase-II-Studie konnte bei den behandelten Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom jedoch keine Anti-Tumor-Wirkung gezeigt werden.
Swainsonin ist ein Appetitzügler.
Die Giftwirkung bei Weidetieren beruht auf der Inhibierung des Enzyms α-Mannosidase. Die Symptome bei Locoismus ähneln daher denen einer α-Mannosidose, einer genetischen Erkrankung. Swainsonin hemmt reversibel die Enzyme α-Mannosidase im Lysosom und Golgi-α-Mannosidase II von Zellen, was zu einer Akkumulation von mannosereichen Oligosacchariden im Lysosom führt.
Entdeckung
Swainsonin wurde erstmals 1973 aus dem Pilz Rhizoctonia leguminicola und später aus der namensgebenden Leguminose Swainsona canescens und Astragalus lentiginosus isoliert.
Weiterführende Literatur
- Gerhard Habermehl: Naturstoffchemie. Springer, 2008, ISBN 978-3-540-73733-9, S. 209 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- J. B. Astroga u. a.: Maternal ingestion of locoweed: II. The ability of intoxicated ewes to discriminate their own lamb. In: Small Ruminant Research 65, 2006, S. 64–69, doi:10.1016/j.smallrumres.2005.05.026.
- Y. Sichhart: Gene, Enzyme und Produkte der Calysteginbildung in Calystegia sepium (L.) R. Br. Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2003.
- A. G. Armien: Vergleichende klinische und morphologische Untersuchungen zur spontanen und experimentellen Vergiftung durch Ipomoea fistulosa (Convolvulaceae) bei Ziegen. Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen, 2000.
- M. H. Ralphs und L. F. James: Locoweed grazing. In: J Nat Toxins 8, 1999, S. 47–51, PMID 10091127.
- D. R. Tulsiani u. a.: Swainsonine induces the production of hybrid glycoproteins and accumulation of oligosaccharides in male reproductive tissues of the rat. In: Biol Reprod 43, 1990, S. 130–138, PMID 2118392.
- M. D. Skudlarek und M. C. Orgebin-Crist: Effect of swainsonine on rat epididymal glycosidases. (PDF; 655 kB) In: J Reprod Fert 84, 1988, S. 611–617, PMID 3143832.
- D. R. Tulsiani u. a.: Production of hybrid glycoproteins and accumulation of oligosaccharides in the brain of sheep and pigs administered swainsonine or locoweed. In: Arch Biochem Biophys 264, 1988, S. 607–617, PMID 3135781.
- D. R. Tulsiani u. a.: The similar effects of swainsonine and locoweed on tissue glycosidases and oligosaccharides of the pig indicate that the alkaloid is the principle toxin responsible for the induction of locoism. In: Arch Biochem Biophys 232, 1984, S. 76–85, PMID 6430242.
- D. R. Tulsiani u. a.: Swainsonine inhibits the biosynthesis of complex glycoproteins by inhibition of golgi mannosidase II. In: J Biol Chem 257, 1982, S. 7936–7939, PMID 6806288.