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Transvestitischer Fetischismus

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Klassifikation nach ICD-10
F65.1 Fetischistischer Transvestitismus
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Transvestitischer Fetischismus oder Fetischistischer Transvestitismus wird eine Form des sexuellen Fetischismus bezeichnet, bei dem selbstgetragene Bekleidung eines anderen Geschlechts das Objekt der Erregung ist.

Der Transvestitische Fetischismus ist zu unterscheiden vom Transvestitismus, welcher Ausdruck der Geschlechtsidentität ist. Überwiegend dürfte sich der transvestitische Fetischismus bei heterosexuellen männlichen Personen finden. Einzelne als Fetisch übliche weibliche Kleidungsstücke wie Nylonstrümpfe, Strumpfhosen oder High-Heels spielen eine bedeutende Rolle bei dem von ihnen ausgeübten Cross-Dressing der betreffenden Männer.

Im ICD-10 wird er als Paraphilie unter dem Code F65.1 geführt. Die Diagnose ist umstritten, da die meisten Betroffenen ein ganz normales Leben führen. Die meisten Transvestiten sind verheiratet, gehen einer Arbeit nach und verkleiden sich nur privat. Es wird allerdings ausschließlich dann eine psychische Störung diagnostiziert, wenn die Betroffenen darunter leiden. Im ICD-11, der am 1. Januar 2022 in Kraft trat, wird transvestitischer Fetischismus nicht mehr als eigenständiges Störungsbild genannt. Oftmals leben selbst verheiratete Männer ihre transvestitisch-fetischistischen Neigungen nur im Verborgenen aus.

Allerdings werden die Termini Transvestitischer Fetischismus bzw. fetischistischer Transvestitismus (und gelegentlich auch unpräzise – da Crossdressing nicht per se mit sexueller Erregung einhergeht – nur Transvestitismus) auch als Bezeichnung für jegliche sexuelle Handlung oder Erregung gebraucht, bei der Kleidung eines anderen Geschlechts beteiligt ist. In diesem Falle muss man zwischen sehr unterschiedlichen Motivationen für dieses Verhalten unterscheiden, wobei sich in jedem Einzelfall die Motivationen überschneiden können:

  • Er kann Teil eines sexuellen Spiels, beispielsweise eines Rollenspiels sein, ohne dabei Fetischcharakter zu haben.
  • Es kann Ausdruck eines klischeehaften Rollenverständnisses der Geschlechtsrollen sein:
    • In einem BDSM-Spiel kann der unterlegene männliche Partner zur Demütigung Frauenkleider anziehen müssen; dies wird oft Forced Feminization oder Petticoating genannt.
    • Manche Männer wünschen sich, einmal eine submissive oder passive Rolle einzunehmen, können dies aber nicht mit ihrem Begriff von Männlichkeit vereinbaren, und ziehen deswegen Frauenkleider an, da sie Submissivität bzw. Passivität nur mit einer Frauenrolle in Einklang bringen können.
  • Es kommt auch häufig vor, dass transidente Personen, also Menschen, deren Geschlechtsidentität mindestens teilweise von ihrem zugewiesenen Geschlecht abweicht, dies auch in sexuellem Kontext ausleben. Dies kann für die betreffende Person völlig ausreichend sein, und Wünsche nach weitergehendem Ausleben der andersgeschlechtlichen Empfindungen treten nie auf. Es kann aber auch eine nur eine Zeit lang wirksame Kompensation sein und sich zu Cross-Dressing oder auch ein vollständiger Wechsel der Geschlechtsrolle sich bis hin zur Transsexualität weiter entwickeln. In diesen Fällen tritt die sexuelle Komponente zunehmend in den Hintergrund und kann auch gänzlich verschwinden.

Literatur

  • Kirk A. B. Newring, Jennifer Wheeler, Crissa Draper: Transvestic Fetishism: Assessment and Treatment. In: D. Richard Laws, William T. O’Donohue (Hrsg.): Sexual Deviance: Theory, Assessment, and Treatment. Zweite Auflage. Guilford Press, New York 2008, ISBN 978-1-59385-605-2, S. 285–304.
  • Jennifer Wheeler, Kirk A. B. Newring, Crissa Draper: Transvestic Fetishism: Psychopathology and Theory. In: D. Richard Laws, William T. O’Donohue (Hrsg.): Sexual Deviance: Theory, Assessment, and Treatment. Zweite Auflage. Guilford Press, New York 2008, ISBN 978-1-59385-605-2, S. 272–284.
  • Claire B. Lowry, Susan J. Bradley, Kenneth J. Zucker: Gender Identity Disorder: (Transsexualism) and Transvestitic Fetishism. In Vincent B. Van Hasselt, Michel Hersen (Hrsg.): Handbook of Adolescent Psychopathology: A Guide to Diagnosis and Treatment. Free Press, New York 1995, ISBN 0-669-27677-4, S. 525–558.

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