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Wolfsmilch

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Wolfsmilch

Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)

Systematik
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
Unterfamilie: Euphorbioideae
Tribus: Euphorbieae
Untertribus: Euphorbiinae
Gattung: Wolfsmilch
Wissenschaftlicher Name
Euphorbia
L.

Wolfsmilch (Euphorbia) ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Nach der Gattung Tragant (Astragalus) ist sie die zweitartenreichste Gattung der Blütenpflanzen. Etwa ein Viertel der Arten ist sukkulent. 2013 wurde die Gattung vom Bund deutscher Staudengärtner (BdS) zur Staude des Jahres erklärt.

Beschreibung

Sonnwend-Wolfsmilch (Euphorbia helioscopia), Illustration: A Blühende Pflanze, B Cyathium mit männlichen Blüten und weiblicher Blüte, eine unreife Frucht tragend, auf gebogenem Pedicel, 1 Cymöser Blütenstand mit Brakteen, 2 Blatt, 3 wie B, 4 Aufgeschnittenes, abgerolltes Involukrum mit Nektardrüsen und Zipfeln der Brakteolen, 5 Frontaler Schnitt durch 3, 6 Unreife männliche Blüten, 7 Horizontaler Schnitt durch die Frucht, 8 Früchte, 9 Samen.

Vegetative Merkmale

Euphorbien-Arten bilden einjährige oder ausdauernde, überwiegend krautige Pflanzen oder verholzende Sträucher oder Bäume. Fast die Hälfte der Arten ist xerophytisch und dann häufig deutlich sukkulent, entweder dornig oder unbewehrt. Alle Arten haben einen ätzenden, giftigen Milchsaft, der in der Regel weiß, in seltenen Fällen gelb ist.

Die Wurzeln sind entweder faserig oder dick und fleischig oder knollig. Die Sprossachse (also der Haupttrieb) und meistens auch Seitentriebe der sukkulenten Arten sind dickfleischig.

Die Laubblätter sind gegenständig, wechselständig oder stehen in Wirteln. Bei sukkulenten Arten sind die Blätter häufig sehr klein, schnell hinfällig und nur im Neutrieb erkennbar. Die Nebenblätter sind meistens klein und teils zu Dornen umgewandelt, drüsig oder völlig reduziert.

Blütenstände und Blüten

Alle Euphorbien-Arten besitzen eingeschlechtige Blüten. Es gibt sowohl ein- (monözische) als auch zweihäusige (diözische) getrenntgeschlechtige Arten. Die Blüten sind extrem reduziert und bestehen bei der weiblichen Blüte aus dem nackten Fruchtknoten mit dreiteiliger Narbe, bei der männlichen Blüte aus einem einzelnen Staubblatt. Jeweils eine weibliche Blüte und meist fünf Gruppen von männlichen Blüten sind in einer Cyathium genannten Scheinblüte zusammengefasst. Die fehlenden echten Blütenblätter werden durch auffallende Nektardrüsen des Cyathiums, blütenblattartige Anhängsel der Nektardrüsen oder blütenblattartige Hochblätter ersetzt. Bei eher ursprünglichen und nicht sukkulenten Arten sind die Cyathien meist in endständigen, mehrstrahligen Trugdolden angeordnet. Bei stark sukkulenten Arten stehen die Cyathien meist in seitenständigen und stark reduzierten Blütenständen.

Früchte und Samen

Die dreilappigen, selten auch zweilappigen Kapselfrüchte verholzen fast immer bis zur Reife und reißen dann explosiv auf (Ballochorie). Die so mehrere Meter weit geschleuderten Samen sind vierkantig, eiförmig oder kugelig und tragen nicht selten ein Caruncula genanntes Anhängsel.

Milchsaft

Austretender Milchsaft „Wolfsmilch“

Der Milchsaft von Euphorbien tritt schon bei kleinsten Verletzungen aus und gerinnt dann bei Luftkontakt innerhalb weniger Minuten. Unter den Inhaltsstoffen befinden sich eine Vielzahl von Di- und Triterpenestern, die sich je nach Art in der Zusammensetzung unterscheiden und teils in bestimmten Varianten für einige Arten typisch sind. Durch diese Terpenester ist der Milchsaft je nach Art gering bis sehr stark ätzend und hautreizend und kann insbesondere an den Schleimhäuten (Augen, Nase, Mund) Entzündungen hervorrufen, die stärkste Schmerzen verursachen. Im Tierversuch wurde am Terpenester Resiniferatoxin eine 10.000- bis 100.000-fach stärkere Reizwirkung als bei Capsaicin, dem „scharfen“ Wirkstoff des Chilis, festgestellt. Auch eine tumorfördernde Wirkung der Terpenester wurde beobachtet.

Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides)
Palisaden-Wolfsmilch (Euphorbia characias): von Hochblättern umgebene Cyathien
Damara-Milchbusch (Euphorbia damarana)
Esels-Wolfsmilch (Euphorbia esula)
Süße Wolfsmilch (Euphorbia dulcis), haarige Früchte
Vielfarbige Wolfsmilch (Euphorbia epithymoides)
Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) (dreiteilige Fruchtknoten)
Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris)
Medusenhaupt
(Euphorbia caput-medusae)
Christusdorn
(Euphorbia milii)
Blütenstand der sukkulenten Euphorbia millotii aus Madagaskar
Walzen-Wolfsmilch
(Euphorbia myrsinites)
Dreikantige Wolfsmilch
(Euphorbia trigona)
Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima), eine beliebte Zimmerpflanze und in den Tropen in vielen Parks und Gärten
Euphorbia sobolifera, mit peitschenförmigen Trieben, ein erst 2019 entdeckter Endemit aus Bahia, Brasilien

Verbreitung

Die Mehrheit der krautigen Pflanzenarten ist weltweit in gemäßigten bis tropischen Gebieten verbreitet. Strauchige, baumförmige und sukkulente Arten sind fast ausschließlich in den Tropen und Subtropen beheimatet.

Systematik

Der wissenschaftliche Gattungsname Euphorbia (aus der Altgriechischen Sprache euphórbion) leitet sich von Euphorbos, einem Leibarzt des Königs Juba II. von Mauretanien (etwa 50 v. Chr. bis 23/24 n. Chr.), her.

Der wissenschaftliche Name wurde dieser Gattung durch Linné 1753 zugeordnet. Die Typusart ist Euphorbia antiquorum L.

Euphorbia gliedert sich in vier Untergattungen:

  • Euphorbia subg. Chamaesyce Raf. – ca. 570 Arten
    • Euphorbia sect. Espinosae Pax & K.Hoffm.
    • Euphorbia sect. Articulofruticosae Bruyns
    • Euphorbia sect. Cheirolepidium Boiss.
    • Euphorbia sect. Eremophyton Boiss.
    • Euphorbia sect. Scatorhizae Y.Yang & P.E.Berry
    • Euphorbia sect. Denisiae T.Haevermans & X.Aubriot
    • Euphorbia sect. Bosseriae T.Haevermans & X.Aubriot
    • Euphorbia sect. Plagianthae T.Haevermans & X.Aubriot
    • Euphorbia sect. Frondosae Bruyns
    • Euphorbia sect. Tenellae Pax & K.Hoffm.
    • Euphorbia sect. Gueinziae Riina
    • Euphorbia sect. Crossadenia Boiss.
      • Euphorbia subsect. Apparicianae Riina
      • Euphorbia subsect. Sarcodes Riina
    • Euphorbia sect. Anisophyllum Roep.
      • Euphorbia subsect. Acutae Boiss.
      • Euphorbia subsect. Hypericifoliae Boiss.
    • Euphorbia sect. Poinsettia (Graham) Baill.
      • Euphorbia subsect. Lacerae Y.Yang & P.E.Berry
      • Euphorbia subsect. Erianthae Y.Yang & P.E.Berry
      • Euphorbia subsect. Exstipulatae Y.Yang & P.E.Berry
      • Euphorbia subsect. Stormieae Croizat
    • Euphorbia sect. Alectoroctonum (Schltdl.) Baill.
    • Euphorbia sect. Hainanensis X.M.Tian, Q.Y.Wang & Y.F.Zhou
  • Euphorbia subg. Euphorbia – ca. 660 Arten
    • Euphorbia sect. Pacificae Dorsey
    • Euphorbia sect. Tanquahuete V.W.Steinm. & Dorsey
    • Euphorbia sect. Cubanthus (Boiss.) V.W.Steinm. & P.E.Berry
      • Euphorbia subsect. Cubanthus V.W.Steinm. & P.E.Berry
      • Euphorbia subsect. Moa V.W.Steinm. & P.E. Berry
    • Euphorbia sect. Lactifluae Dorsey & V.W.Steinm.
    • Euphorbia sect. Mesophyllae V.W.Steinm. & Dorsey
    • Euphorbia sect. Euphorbiastrum (Klotzsch & Garcke) Boiss.
    • Euphorbia sect. Calyculatae V.W.Steinm & Dorsey
    • Euphorbia sect. Portulacastrum Boiss.
    • Euphorbia sect. Nummulariopsis Boiss.
    • Euphorbia sect. Crepidaria (Haw.) Baill.
    • Euphorbia sect. Stachydium Boiss.
    • Euphorbia sect. Brasilienses V.W.Steinm. & Dorsey
    • Euphorbia sect. Pachysanthae X.Aubriot & Haev.
    • Euphorbia sect. Pervilleanae Haev. & X.Aubriot
    • Euphorbia sect. Tirucalli Boiss.
    • Euphorbia sect. Rubellae Dorsey
    • Euphorbia sect. Goniostema Baill. ex Boiss.
    • Euphorbia sect. Deuterocalli Croizat
    • Euphorbia sect. Denisophorbia (Leandri) Croizat
    • Euphorbia sect. Monadenium (Pax) Bruyns
    • Euphorbia sect. Euphorbia
  • Euphorbia subg. Esula Pers. – ca. 460 Arten
    • Euphorbia sect. Lathyris Dumort.
    • Euphorbia sect. Lagascae Lázaro
    • Euphorbia sect. Holophyllum (Prokh.) Prokh.
    • Euphorbia sect. Helioscopia Dumort.
    • Euphorbia sect. Myrsiniteae (Boiss.) Lojac.
    • Euphorbia sect. Pithyusa (Raf.) Lázaro
    • Euphorbia sect. Sclerocyathium (Prokh.) Prokh.
    • Euphorbia sect. Calyptratae Geltman
    • Euphorbia sect. Chylogala (Fourr.) Prokh.
    • Euphorbia sect. Szovitsiae Geltman
    • Euphorbia sect. Patellares (Prokh.) Frajman
    • Euphorbia sect. Herpetorrhizae (Prokh.) Prokh.
      • Euphorbia subsect. Aucheriae Geltman & Pahlevani
      • Euphorbia subsect. Oppositifoliae Boiss.
    • Euphorbia sect. Guyonianae Molero & Riina
    • Euphorbia sect. Pachycladae (Boiss.) Tutin
    • Euphorbia sect. Biumbellatae Molero & Riina
    • Euphorbia sect. Exiguae (Geltman) Riina & Molero
    • Euphorbia sect. Aphyllis Webb & Berthel.
      • Euphorbia subsect. Macaronesicae Molero & Barres
      • Euphorbia subsect. Africanae Molero & Barres
    • Euphorbia sect. Paralias Dumort.
    • Euphorbia sect. Tithymalus (Gaertn.) Roep.
    • Euphorbia sect. Arvales (Geltman) Geltman
    • Euphorbia sect. Esula (Pers.) Dumort.
  • Euphorbia subg. Athymalus Neck. ex Rchb. (Syn.: Euphorbia subg. Rhizanthium (Boiss.) Wheeler) – ca. 150 Arten
    • Euphorbia sect. Antso P.E.Berry
    • Euphorbia sect. Pseudacalypha Boiss.
    • Euphorbia sect. Lyciopsis Boiss.
    • Euphorbia sect. Crotonoides Bruyns & P.E.Berry
    • Euphorbia sect. Somalica S.Carter
    • Euphorbia sect. Anthacanthae Lem.
      • Euphorbia subsect. Platycephalae Bruyns
      • Euphorbia subsect. Florispinae Haw.
        • Euphorbia ser. Hystrix Bruyns
        • Euphorbia ser. Meleuphorbia (A.Berger) Bruyns
        • Euphorbia ser. Rhizanthium (Boiss.) Bruyns
        • Euphorbia ser. Treisia (Haw.) Bruyns
      • Euphorbia subsect. Dactylanthes (Haw.) Pax & K.Hoffm.
      • Euphorbia subsect. Pseudeuphorbium Pax
      • Euphorbia subsect. Medusea (Haw.) Pax & K.Hoffm.

Ausgewählte Arten

Mitteleuropa

In Mitteleuropa kommen u. a. folgende Arten vor:

Sukkulente Arten

Hier eine Auswahl weiterer Arten:

Botanische Geschichte

Wie DNA-Untersuchungen von Steinmann & Porter 2002, Steinmann 2003 und Bruyns et al. 2006 ergaben, sind die so genannten Satellitengattungen um Euphorbia, nämlich Elaeophorbia, Endadenium, Monadenium, Synadenium und Pedilanthus tief in Euphorbia verschachtelt. Konsequenterweise wurden sie deshalb in Euphorbia überführt.

Verwendungen

In der Vergangenheit wurde in der Heilkunde vieler Völker der Milchsaft der Pflanzen (der „Wolfsmilchsaft“, in getrocknetem Zustand früher als Euphorbium oder euforbium gehandelt) als Arzneimittel eingesetzt (Im Mittelalter wurde dem euphorbium auch dragagantum, ein Tragant-Harz, verfälschend beigemischt). Typische Anwendungsfälle für das Wolfsmilchharz (oder Euphorbium-Harz) waren entzündliche Beschwerden wie Hautausschlag, Ekzeme und Tumoren. Auch Präparate zur Behandlung von Augenlinsentrübungen und Gelenkschmerzen wurden daraus hergestellt. Aus dem Milchsaft der lateinisch auch esula (wohl von keltisch esu „scharf“) genannten sukkulenten Wolfsmilcharten wie etwa Euphorbia lathyris und Euphorbia resinifera wurde zudem das Wolfsmilchöl (oleum de euforbio) zubereitet. An die Verwendung der Wolfsmilch als Abführmittel (Purgativ) erinnert der englische Trivialname der Gattung „Spurge“. In der alten Heilkunde wurde zur Zubereitung von esula praeparata die Rinde der Wolfsmilchwurzel entweder nach unten (bei Anwendung als Abführmittel) oder nach oben (bei Anwendung als Brechmittel) abgeschält. Wegen der hohen Giftigkeit des Saftes und der dadurch verursachten Nebenwirkungen wird der Milchsaft heutzutage nur noch dort eingesetzt, wo es keinen Zugang zur modernen Medizin gibt.

Das Wachs einiger amerikanischer Arten, insbesondere von Euphorbia antisyphilitica, wird als Trennmittel beispielsweise für Süßigkeiten verwendet (siehe Candelillawachs).

Eine große Anzahl von Arten sind beliebte Zierpflanzen. Am bekanntesten sind der Christusdorn (Euphorbia milii) und der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). Beliebte Gartenstauden sind die Mandelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides), die Vielfarbige Wolfsmilch (Euphorbia epithymoides) und die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites). Für Sammler sukkulenter Pflanzen sind insbesondere kompakte Arten wie Euphorbia obesa und Euphorbia meloformis interessant. Im Winter wird Euphorbia fulgens als Schnittblume angeboten.

Literatur

Weiterführende Literatur

  • Peter V. Bruyns, Cornelia Klak, Pavel Hanáček: Age and diversity in Old World succulent species of Euphorbia (Euphorbiaceae). In: Taxon. Band 60, Nr. 6, 2011, S. 1717–1733 (JSTOR:23210282).
  • Madeleine Ernst, Olwen M. Grace, C. Haris Saslis-Lagoudakis, Niclas Nilssonc, Henrik Toft, Nina Rønsted: Global medicinal uses of Euphorbia L. (Euphorbiaceae). In: Journal of Ethnopharmacology, Volume 176, Oktober 2015, S. 90–101 (doi:10.1016/j.jep.2015.10.025).
  • Douglas Kemboi, Xolani Peter, Moses Langat, Jacqueline Tembu: A Review of the Ethnomedicinal Uses, Biological Activities, and Triterpenoids of Euphorbia Species. In: Molecules. Band 25, Nr. 17, 4019, 2020 (doi:10.3390/molecules25174019).
  • Ki-Ryong Park, Robert K. Jansen: A Phylogeny of Euphorbieae Subtribe Euphorbiinae (Euphorbiaceae) Based on Molecular Data. In: Journal of Plant Biology. Band 50, Nr. 6, 2007, S. 644–649 (doi:10.1007/BF03030608).
  • R. Medda Pintus, A. C. Rinaldi, D. Spanò, G. Floris: Euphorbia latex biochemistry: Complex interactions in a complex environment. In: Plant Biosystems. Band 144, Nr. 2, 2010, S. 381–391 (doi:10.1080/11263500903396016).
  • N. F. A. Zimmermann, Christiane M. Ritz, F. H. Hellwig: Further support for the phylogenetic relationships within Euphorbia L. (Euphorbiaceae) from nrITS and trnL-trnF IGS sequence data. In: Plant Systematics and Evolution. Band 286, Nr. 1–2, 2010, S. 39–58 (doi:10.1007/s00606-010-0272-7).

Weblinks

Commons: Wolfsmilch (Euphorbia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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