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Zerkariendermatitis

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Klassifikation nach ICD-10
B65.3 Zerkariendermatitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Rote Quaddeln am Unterschenkel und Knöchel einer bereits sensibilisierten Person, vier Tage nach dem Zerkarienbefall

Die Badedermatitis ist eine harmlos verlaufende Infestation des Menschen mit winzigen Larven von Saugwürmern der Gattung Trichobilharzia spp., darunter Trichobilharzia szidati. Der Befall von Menschen geschieht irrtümlich; sie sind aus Sicht der Wurmlarven ein sogenannter Fehlwirt.

Medizinisch spricht man auch von Zerkarien-Dermatitis oder Schistosomatiden-Dermatitis. Die Veterinärmedizin bezeichnet die Erkrankung als Entenbilharziose, im Volksmund spricht man von Weiherbeiß (Süddeutschland) oder Entenflöhen (Schweiz).

Vorkommen

Die Erkrankung wurde in den 1920er-Jahren erstmals beschrieben und kommt heute weltweit vor, vorwiegend aber in Nordamerika und Mitteleuropa. Eigentlicher Endwirt sind Wasservögel, hauptsächlich Enten; erster Zwischenwirt sind aquatil lebende Lungenschnecken, vor allem der Gattungen Lymnaea (z. B. Spitzschlammschnecke) und Radix.

Entwicklungszyklus

Zerkarie (ca. 1 mm lang)

Von Trematoden befallene Wasservögel geben über ihren Kot Wurmeier ins Wasser ab. Die geschlüpften Larven der ersten Generation (Miracidien) befallen Wasserschnecken als Zwischenwirt. Nach eventuellen weiteren Zwischenwirten wie Fischen oder Kaulquappen gelangt die dritte Larvengeneration – die Zerkarien – neuerlich ins Wasser. Diese Larven suchen sich einen Endwirt (Entenvogel), durchdringen dessen Haut und entwickeln sich in seinem Darm zu geschlechtsreifen Saugwürmern. Die Larven werden vor allem bei Temperaturen über 24 °C freigesetzt. Irrtümlich wird auch die Haut von badenden Menschen durchbohrt. Dort sterben die Zerkarien jedoch nach kurzer Zeit ab.

Mögliches Überleben

Bei Mäusen wurde auch mehrtägiges Überleben und Befall der Lungenbläschen beobachtet, ohne dass eine Immunreaktion stattfand, sowie des Nervensystems (durch Trichobilharzia regenti), wobei Nervengewebe durch die Zerkarien zerstört wird, was zu Lähmungen führt. Dies kann zum jetzigen Zeitpunkt (Stand 2015) für Menschen nicht vollständig ausgeschlossen werden, allerdings sind bisher keine entsprechenden Fälle bekannt.

Krankheitsbild beim Menschen

Großflächiger Zweitbefall mit verstärkter Reaktion

Zunächst verursacht der Befall einen Juckreiz und nur eine geringfügige Lokalreaktion der Haut, ähnlich einem Mückenstich. Ein Zweitbefall führt aufgrund des immunologischen Gedächtnisses allerdings zu einer wesentlich stärkeren Abwehrreaktion des Körpers, was sich nach mehreren Stunden als starker Juckreiz und rötliche Quaddel- oder Papelbildung an der jeweiligen Eindringstelle bemerkbar macht. Nach 10 bis 20 Tagen heilen die Läsionen mit oder ohne Therapie vollständig ab; der Juckreiz lässt bereits nach einigen Tagen nach. Der Befall ist also zwar unangenehm und lästig, aber in der Regel harmlos – ganz im Gegensatz zur Bilharziose in vorwiegend subtropischen und tropischen Ländern.

Vorbeugung

  • Keine Enten füttern – je mehr Futter, desto mehr Enten, mehr Kot und mehr Zerkarien,
  • flache und wasserpflanzenreiche Uferzonen meiden,
  • wasserfeste Sonnenschutzmittel verwenden,
  • nach dem Baden den Körper kräftig mit einem Handtuch abtrocknen, damit nur teilweise in die Haut eingedrungene Parasiten entfernt werden, und Badekleidung zügig wechseln sowie
  • die juckenden Stellen nicht aufkratzen, sonst drohen Sekundärinfektionen mit Bakterien oder anderen Keimen.
  • Kühlere Gewässer bevorzugen bzw. nicht lange in der (wärmeren) Uferzone bleiben, sondern in Bereichen schwimmen, wo das Wasser kühler ist.

Zurzeit gibt es keine wirksame, ökologisch vertretbare Bekämpfungsmethode.

Eine wasserfeste Hautcreme mit 0,05 bis 0,1 % Niclosamidgehalt tötete die Zerkarien vor dem Eindringen vollständig ab.

Badeteich im eigenen Garten

Bei der Planung sollte man auf eine Trennung der Schwimmzone von den bepflanzten Bereichen achten. Es sollten Maßnahmen zur Vertreibung von Enten ergriffen werden. Enten suchen Gartenteiche häufig in den Monaten März/April bei der Suche nach Brutplätzen auf. Sie sind tagaktiv und suchen für die Nachtruhe offenes Wasser oder andere sichere Plätze auf.

Die als Zwischenwirte dienenden Schnecken ernähren sich von vermodernden Pflanzenteilen. Deshalb sollten abgestorbene Pflanzenreste so weit wie möglich entfernt werden. Da die von infizierten Schnecken ausgestoßenen Larven außerhalb der Schnecken nur ungefähr 24 Stunden überleben, ist das Absammeln von Schnecken mit einem Kescher einerseits eine Möglichkeit, das Infektionsrisiko an Folgetagen merklich zu senken. Durch ihre Rolle bei der Vertilgung von Algen und abgestorbenen Pflanzenteilen sind die Schnecken andererseits für das ökologische Gleichgewicht des Teiches wichtig. Ihr Fehlen kann zu einem vermehrten Algenwachstum führen. Die Entnahme ist außerdem mühselig und nur bei Schwimmteichen praktikabel, die eine gewisse Größe nicht überschreiten.

Literatur

Weblinks


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