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Rothmund-Thomson-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q82.8 | Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungen der Haut |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Rothmund-Thomson-Syndrom (RTS) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Hautkrankheit (Genodermatose).
Inhaltsverzeichnis
Symptome und Charakterisierung
Die Erkrankung ist bei den betroffenen Patienten durch einen charakteristischen Ausschlag im Gesicht (Poikilodermie) gekennzeichnet. Die Poikilodermie ist das Leitsymptom des Rothmund-Thomson-Syndroms und dient zur Unterscheidung vom RAPADILINO-Syndrom. Zur Poikilodermie kommen noch Kleinwüchsigkeit, spärliches Kopfhaar, spärliche oder fehlende Wimpern und/oder Augenbrauen, juveniler Katarakt, Fehlbildungen des Skeletts, Akromikrie, radiale Klumphand (engl. radial ray defect), vorzeitiges Altern, sowie eine Prädisposition für Krebs.
Es wird zwischen zwei klinischen Unterformen des Rothmund-Thomson-Syndrom unterschieden. Typ 1 (RTS1) ist durch juvenile Katarakte, Poikilodermie und ektodermale Dysplasie gekennzeichnet, während beim Typ 2 (RTS2) Poikilodermie, kongenitale Knochendeformationen und ein erhöhtes Risiko für Osteosarkome in der Jugend und Hautkrebs im späteren Leben auftreten. Die Skelettfehlbildungen sind teilweise deutlich sichtbar ausgeprägt, wie beispielsweise prominente Stirn, Sattelnase und radiale Klumphand, teilweise aber auch nur radiologisch sichtbar.
Epidemiologie
Das Rothmund-Thomson-Syndrom ist eine sehr seltene Krankheit. Über die Prävalenz liegen keine zuverlässigen Daten vor. In der medizinischen Literatur sind bis zum Jahr 2010 etwa 300 Patienten aufgeführt.
Dem autosomal-rezessiven Erbgang entsprechend sind die meisten Fälle von RTS keine Einzelfälle, sondern treten familiär gehäuft, überwiegend in blutsverwandten Familien oder kleinen Gemeinden auf. Die Trägerfrequenz der Mutation ist unbekannt.
Von der Erkrankung können beide Geschlechter betroffen sein. Die Geschlechterverteilung von RTS ist – aufgrund der geringen Fallzahl – noch nicht gesichert. Es gibt Berichte über eine Gleichverteilung, eine weibliche Dominanz von 1,4:1, und eine männliche Dominanz von 2:1. RTS-Fälle wurden in allen Ethnien beschrieben. Ein Gründereffekt wurde bisher in keiner Population entdeckt, auch wenn bestimmte Mutationen innerhalb einer definierten Population existieren können.
Genetik
Das Rothmund-Thomson-Syndrom wird auf autosomal-rezessivem Weg vererbt und ist genetisch betrachtet heterogen. RTS2 wird durch homozygote oder durch compound-heterozygote Mutationen im RECQL4-Gen, das für eine Helikase codiert, verursacht. Missense-Mutationen sind dabei wesentlich seltener als Frameshift-, Nonsense- und Splice-Site-Mutationen. Defekte im RECQL4-Gen sind bei etwa 60 bis 65 % aller RTS-Patienten die Krankheitsursache (RTS2).
Die Ätiologie von RTS1 ist dagegen bisher noch unbekannt.
Diagnose
Bedingt durch die unspezifischen Symptome von RTS, gibt es keine klinischen Kriterien oder eine Bewertungstabelle (score), um die Diagnose von RTS in eindeutig, wahrscheinlich oder möglich einzuteilen. Die klinische Diagnose basiert gegenwärtig auf dem Zeitpunkt des Beginns der Erkrankung, ihrem Fortschreiten und dem Auftreten der Poikilodermie. Nach Wang und Plon kann die Diagnose wahrscheinlich RTS dann gestellt werden, wenn der Hautausschlag atypisch ist und zwei der nachfolgenden Kriterien erfüllt sind: dünne Behaarung an Kopf, Augenbrauen und Wimpern; Minderwuchs; angeborene Knochendeformationen wie z. B. Radiusaplasie, (einschließlich solcher, die nur durch bildgebende Verfahren festgestellt werden können); abnormale Zähne und Nägel; Hyperkeratose; Katarakt und Krebs.
Speziell bei Patienten mit einem Osteosarkom und Hautveränderungen sollte die Möglichkeit eines Rothmund-Thomson-Syndroms als Krankheitsursache mit in Betracht gezogen werden.
Molekulardiagnostisch kann bei Patienten mit RTS2 – etwa zwei Drittel aller RTS-Patienten – durch die DNA-Analyse des RECQL4-Gens die Diagnose gesichert werden. Dabei ist zu beachten, dass auch das Baller-Gerold-Syndrom und das RAPADILINO-Syndrom mit Mutationen von RECQL4 assoziiert sind und teilweise sehr ähnliche Symptome aufweisen.
Therapie
Die Behandlung des Rothmund-Thomson-Syndroms erfolgt weitgehend symptomatisch und, wegen der Komplexität der Erkrankung, interdisziplinär zwischen Dermatologen, Augenärzten, Orthopäden, Chirurgen und Onkologen.Stammzelltransplantationen wurden bisher erst an zwei Patienten durchgeführt (Stand 2010). In einem Fall eine allogene Knochenmarktransplantation, in einem anderen eine mit Nabelschnurblutstammzellen.
Prognose
Die Lebenserwartung der Patienten ist, auch wenn ein vorzeitiges Altern sichtbar ist, weitgehend normal, wenn die Krebserkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Im Fall von Osteosarkomen bei RTS-Patienten ist die 5-Jahres-Überlebensrate – wie bei Osteosarkom-Patienten ohne RTS auch – im Bereich von 60 bis 70 %.
Erstbeschreibung
Das Rothmund-Thomson-Syndrom wurde erstmals 1868 von dem deutschen Augenarzt August von Rothmund beschrieben. Der britische Arzt Matthew Sydney Thomson (1894–1969) veröffentlichte 1936 eine Abhandlung über zwei Fälle von Poikiloderma Congenitale (erbliche Poikilodermie), eine Krankheit die mit der von Rothmund beschriebenen identisch war und die später die Namen der beiden Ärzte bekam.
Weiterführende Literatur
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Weblinks
- Rothmund-Thomson-Syndrom. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- RTS Rothmund-Thomson-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).