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Dimethylcarbamoylchlorid
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Dimethylcarbamoylchlorid

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Strukturformel
Strukturformel von Dimethylcarbamoylchlorid
Allgemeines
Name Dimethylcarbamoylchlorid
Andere Namen
  • N,N-Dimethylaminocarbonylchlorid
  • Dimethylaminocarbamychlorid
  • Chlorameisensäuredimethylamid
  • DMCC
Summenformel C3H6ClNO
Kurzbeschreibung

klare farblose bis schwach gelbliche Flüssigkeit

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 79-44-7
EG-Nummer 201-208-6
ECHA-InfoCard 100.001.099
PubChem 6598
ChemSpider 6348
Wikidata Q2563907
Eigenschaften
Molare Masse 107,54 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte
  • 1,168 g·cm−3 bei 20 °C
  • 1,17 g·cm−3
Schmelzpunkt

−33 °C

Siedepunkt
  • 167 °C
  • 167–168 °C bei 1,033 hPa
  • 55–57 °C bei 11 mmHg
Dampfdruck
  • 3,6 hPa bei 20 °C
  • 0,26 kPa bei 25 °C
Löslichkeit

Zersetzung in Wasser. Löslich in inerten Lösungsmitteln, wie Benzol,Xylol,Chloroform, Aceton, Ethylacetat, 1,4-Dioxan, Pyridin und Kohlenstoffdisulfid

Brechungsindex

1,4540 (20 °C, 589 nm)

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP), ggf. erweitert
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​331​‐​335​‐​350
P: 201​‐​261​‐​280​‐​304+340+311​‐​308+313​‐​403+233
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) ist ein Reagens zur Übertragung der Dimethylcarbonyl-Funktion auf alkoholische oder phenolische Hydroxygruppen unter Bildung von Dimethyl-carbamaten, die pharmakologische und pestizide Aktivitäten besitzen. Wegen seiner hohen Giftigkeit und seiner im Tierversuch sowie vermutlich auch beim Menschen krebserregenden Eigenschaften darf Dimethylcarbamoylchlorid nur unter strikten Sicherheitsvorkehrungen verwendet werden.

Vorkommen und Darstellung

Bereits 1879 wurde die Darstellung von Dimethylcarbamoylchlorid (hier als „Dimethylharnstoffchlorid“ bezeichnet) aus Phosgen und Dimethylamin (DMA) berichtet.

Synthese von Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) mit Dimethylamin

Bei der Reaktion von Phosgen mit gasförmigem Dimethylamin in einem Durchflussreaktor entsteht bei 275 °C Dimethylcarbamoyl-chlorid in hoher Ausbeute (90 %). Zur Unterdrückung der Bildung von Harnstoffen wird mit einem Phosgenüberschuss (COCl2 : DMA = 3 : 1) gearbeitet.

Die Reaktion kann auch im Labormaßstab mit Diphosgen bzw. Triphosgen und wässriger Dimethylaminlösung im Zweiphasen-system Benzol + Xylol/Wasser in einem Rührreaktor mit Natriumhydroxid als Säurefänger durchgeführt werden, allerdings wegen der Hydrolysempfindlichkeit des DMCC mit erheblich niedrigen Ausbeuten (56 %).

Bei der Umsetzung von Phosgen mit Trimethylamin entsteht ebenfalls Dimethylcarbamoylchlorid und Methylchlorid

Synthese von Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) mit Trimethylamin

Ein neueres Verfahren geht aus von Dimethylaminchlorid aus, das an einem Palladium-Katalysator unter Druck mit Kohlenmonoxid bei Raumtemperatur praktisch quantitativ zu DMCC umgesetzt wird.

Synthese von Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) aus Chloramin

Auch bei der Vilsmeier-Haack-Reaktion kann in geringen Mengen (0–20 ppm) Dicarbamoylchlorid aus Dimethylformamid (DMF) entstehen, ebenso wie beim Einsatz von DMF als Katalysator bei der Umsetzung von Carbonsäuren mit Thionylchlorid zu den entsprechenden Carbonsäurechloriden.

Synthese von Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) mit Dimethylformamid (DMF)

Die Neigung zur Bildung von DMCC hängt vom Chlorierungs-reagens ab (Thionylchlorid > Oxalylchlorid > Phosphoroxychlorid) und ist bei Anwesenheit einer Base höher. Allerdings hydrolysiert DMCC so schnell – mit einer Halbwertszeit von ca. 6 Minuten bei 0 °C – zu Dimethylamin, Salzsäure und Kohlendioxid, dass nach wässriger Aufarbeitung weniger als 3 ppm DMCC im Vilsmeier-Produkt gefunden wird.

Eigenschaften

Dimethylcarbamoylchlorid ist eine klare, farblose, korrosive und brennbare Flüssigkeit mit stechendem Geruch und tränenreizender Wirkung, die sich in Wasser schnell zersetzt. Wegen seiner in der Handhabung unangenehmen sowie giftigen, mutagenen und im Tierversuch erwiesen cancerogenen Eigenschaften sollte DMCC mit äußerster Vorsicht gehandhabt werden.

Dimethylcarbamoylchlorid verhält sich wie ein Säurechlorid, dessen Chloratom gegen andere Nukleophile ausgetauscht werden kann. So reagiert es mit Alkoholen, Phenolen und Oximen zu den entsprechenden N,N-Dimethylcarbamaten, mit Thiolen zu Thiolourethanen, mit Aminen und Hydroxylamin zu substituierten Harnstoffen und mit Imidazolen und Triazolen zu Carbamoylazolen.

Reaktionen von Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC) mit Nukleophilen

DMCC ist weniger reaktiv und gegenüber Substraten mit mehreren nukleophilen Zentren weniger selektiv als herkömmliche Säurechloride.

Ungesättigte konjugierte Aldehyde, wie Crotonaldehyd reagieren mit Dimethylcarbamoylchlorid unter Bildung von Dienylcarbamaten,

Synthese von Dienylcarbamaten mit Dimethylcarbamoylchlorid (DMCC)

die als Diene in Diels-Alder-Reaktionen eingesetzt werden können.

Bei der Reaktion von Dimethylcarbamoylchlorid mit Alkalicarboxylaten entstehen die entsprechenden Dimethylamide. Mit wasserfreiem Natriumcarbonat bzw. mit überschüssigem Dimethylamin reagiert DMCC zu Tetramethylharnstoff.

Bei der Reaktion von DMCC mit DMF entsteht Tetramethylformamidiniumchlorid, ein wesentliches Zwischenprodukt in der Darstellung von Tris(dimethylamino)methan, einem Reagens zur Einführung von Enaminfunktionen in Verbindung mit aktivierten Methylengruppen und zur Darstellung von Amidinen.

Synthese von Tris(dimethylamino)methan mit Diemthylcarbamoylchlorid (DMCC)

Dimethylcarbamoylchlorid ist ein Edukt für die Insektizid-Stoffklasse der Dimethylcarbamate, die als Hemmstoffe der Acetylcholinesterase wirken, darunter Dimetilan,

Synthese von Dimetilan mit Dimethylcarbamoylchlorid

und die verwandten Verbindungen Isolan, Pirimicarb und Triazamat.

Pharmazeutische Anwendungen als Acetylcholinesterasehemmer finden die quartären Ammoniumverbindungen Neostigmin, das aus 3-Dimethylaminophenol und Dimethylcarbamoylchlorid und anschließender Quaternisierung mit Methylbromid bzw. Dimethylsulfat erhalten wird

Synthese von Neostigmin mit Dimethylcarbamoylchlorid

und Pyridostigmin, das aus 3-Hydroxypyridin und DMCC und anschließender Umsetzung mit Methylbromid zugänglich ist.

Synthese von Pyridostigmin mit dimethylcarbamoylchlorid

Auch bei der Synthese des Benzodiazepins Camazepam findet Dimethylcarbamoylchlorid Verwendung.

Synthese von Camazepam mit Dimethylcarbamoylchlorid

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