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Sexuell übertragbare Erkrankung
Klassifikation nach ICD-10 | |
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A50-A64 | Infektionen, die vorwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen werden |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Sexuell übertragbare Erkrankungen, englisch sexually transmitted diseases (kurz STD) oder auch sexually transmitted infections (kurz STI) genannt, sind Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Sie können von Viren, Bakterien, Pilzen, Protozoen und parasitischen Arthropoden verursacht werden.
Geschlechtskrankheiten oder Venerische Krankheiten (englisch kurz VD für venereal diseases; früher auch venerische Leiden genannt) im engeren Sinn oder Venerea (Wortherkunft siehe Venerologie) werden überwiegend durch Geschlechtsverkehr übertragen. Es gibt sie beim Menschen und bei Tieren. Bei Tieren werden sie tiermedizinische Deckseuchen genannt. Für sexuell übertragbare Erkrankungen besteht bzw. bestand für die behandelnden Ärzte eine gesetzliche Meldepflicht an die zuständige Behörde (in Deutschland Gesundheitsamt bzw. Veterinäramt). In der Humanmedizin wird lediglich das Auftreten des Krankheitsfalles gemeldet, jedoch nicht der Name der erkrankten Person, denn die Patientenakte unterliegt in jedem Falle dem Datenschutz.
Der Gelehrte und Übersetzer Adelard von Bath (* um 1070; † um 1152) schrieb in einem seiner Werke, dass eine Ansteckung mit Krankheiten durch Geschlechtsverkehr möglich ist. Er beschrieb 1111 eine ansteckende Elephantiasis, die „durch eine klinisch gesunde puella publica“ (Prostituierte) „verbreitet worden sein soll“.
Die als solche erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in Europa in größerem Umfang beachteten „klassischen Geschlechtskrankheiten“ (Syphilis, Gonorrhoe, Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum) hatten bis vor kurzem nur mehr geringe Bedeutung, da sie selten geworden waren.
Wesentlich bedeutender – und teilweise wesentlich schwerer zu behandeln – sind momentan: HIV-Infektion und der dadurch erworbene Immundefekt AIDS, Hepatitis B, Herpes genitalis, Infektionen mit Chlamydien und Trichomonaden-Infektionen mit Trichomonas vaginalis, Filzlausbefall, und die Infektion mit bestimmten (so genannten „high risk“) Humanen Papillomviren (HP-Viren, HPV), von denen einige die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verursachen können. So sind heute in Deutschland ca. 100.000 Frauen durch unbehandelte chlamydienbedingte Infektionen ungewollt kinderlos, und es versterben an Hepatitis B jährlich mehr Menschen als an den anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen zusammengenommen – eine Tatsache, der heute mit der Impfung gegen Hepatitis B im Säuglings- bzw. Kindesalter entgegengetreten wird. Seit 2006 gibt es auch eine Impfung gegen die „high-risk“-HP-Viren, von der man sich ein deutliches Absinken der Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses erhofft.
Deutschlands medizinische Fachgesellschaft für den Bereich sexuell übertragbarer Erkrankungen ist die Deutsche STI-Gesellschaft (DSTIG), die 1902 unter dem Titel Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG) gegründet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Übersicht
- Teilweise aus:
Meldepflicht
- In Deutschland besteht eine Meldepflicht nach § 7 Infektionsschutzgesetz für HIV (nichtnamentlich) an das Robert Koch-Institut (RKI). Für Syphilis besteht eine Meldepflicht für die anonymisierten Daten der Erkrankungsfälle an das Robert Koch-Institut.
- In Österreich besteht (nach: Absonderungsverordnung von 1915, Epidemiegesetz von 1950, Geschlechtskrankheitengesetz, AIDS-Gesetz, BGBl 345/1993) eine Meldepflicht für AIDS (nicht für die alleinige HIV-Infektion), Syphilis, Gonorrhoe, Ulcus molle und Lymphogranuloma venereum.
Experten
Die Venerologie und die Infektiologie beschäftigen sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten.
Zuständige Fachärzte für die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten sind
- der Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten,
- der Urologe und
- der Gynäkologe (Frauenarzt).
- der Facharzt für Mikrobiologe, Virologie und Infektionsepidemiologie
Experten relevanter Fachbereiche, einschließlich Epidemiologie und Sozialwissenschaften, haben sich in Deutschland in der Deutschen STI-Gesellschaft (DSTIG) zusammengeschlossen. Die DSTIG organisiert öffentliche Fachkongresse und Fortbildungsveranstaltungen. Der erste internationale Kongress zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten fand 1899 in Brüssel statt.
Häufigkeit
Die Häufigkeit sexuell übertragener Infektionen hat nach einem Nadir in den 1990er Jahren wieder zugenommen. Insbesondere Gonorrhoe, Syphilis und Chlamydien-Infektionen haben in Ländern mit hohem Einkommen und bei homosexuellen Männern zugenommen. Ein Grund für die Zunahme ist die Resistenzentwicklung z. B. der Gonokokken gegen Antibiotika. Das gilt auch für nicht klassische STIs wie Shigellen. Auch neu entdeckte Erreger wie zum Beispiel das Zika-Virus tragen zum Anstieg bei. Hinzu kommt die Ausbreitung spezieller Sexualpraktiken wie Chemsex (Steigerung des Sexualerlebens durch Drogen).
Da die Bevölkerung die HIV-Infektion immer noch als Problem von Randgruppen sieht, betrachten viele Menschen diese als kalkulierbares Risiko und geschützter Geschlechtsverkehr mit Kondom wird wieder mehr als Mittel zur Empfängnisverhütung und weniger zur Verhütung von Ansteckungen mit Geschlechtskrankheiten angesehen.
Daher stieg nach jüngsten Erhebungen z. B. in England die Zahl der Syphilis-Erkrankungen binnen weniger als sechs Jahren um das 13fache, die Fälle von Gonorrhoe nahmen um 86 Prozent zu, die Zahl der Chlamydia-Infektionen verdoppelte sich. In den Niederlanden verzeichneten die Gesundheitsbehörden binnen zwölf Monaten eine Syphilis-Zunahme um 80 Prozent. In Deutschland verdoppelte sich die Zahl der Syphilis-Erkrankungen zwischen 2000 und 2002 auf rund 2.300 Fälle. Alle Bundesländer verzeichnen dabei einen Anstieg, wobei die Ballungsgebiete und Großstädte wie Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Köln besonders betroffen sind. Mehr als 85 Prozent der Neuinfizierten sind Männer, vor allem in der Altersgruppe von 25 bis 39 Jahren. Am höchsten ist die Zunahme der Neuinfektionen bei homosexuellen Männern.
Nach dem Ende des Kommunismus in Osteuropa wurden die „klassischen Geschlechtskrankheiten“ in den ehemaligen Ostblockstaaten wieder sehr häufig, was sich auch mit mehr Erkrankungsfällen in deren Nachbarländern auswirkt.
Bei den in Untersuchungen vernachlässigten höheren Altersgruppen stieg die Infektionsrate ebenfalls.
Anzahl der Neuerkrankungen | Inzidenz |
---|---|
Trichomoniasis | 170 Mio |
Chlamydien | 50 Mio |
HIV | 40 Mio. (2000) |
Humanes Papillomvirus | 30 Mio |
Gonorrhoe | 25 Mio |
Herpes genitalis | 20 Mio |
Syphilis | 4 Mio |
Hepatitis B | 2 Mio |
Ulcus molle | ? |
Prävention
Zur Prävention gilt Safer Sex als allgemeine Empfehlung. Auch unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen kann eine Ansteckung nicht ausgeschlossen werden, wenn einer der Partner – möglicherweise ohne es zu wissen – eine Infektion hat. Eine bedeutende Rolle für das Risiko einer Ansteckung durch Intimkontakt spielen häufige Partnerwechsel. Die Verbreitung der meisten sexuell übertragbaren Krankheiten kann durch den Gebrauch von Kondomen signifikant eingedämmt werden. Einige STI können jedoch auch oral und durch Schmierinfektion übertragen werden. Es besteht die Möglichkeit sich ohne Symptome ärztlich auf sexuell übertragbare Erkrankungen untersuchen zu lassen (Screening). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, „schon bei Verdacht auf ein Infektionsrisiko ärztlichen Rat einzuholen“. Somit steht in Deutschland jedem die Möglichkeit offen, sich vor dem ersten Intimkontakt mit einem neuen Partner von einem Arzt untersuchen und erforderlichenfalls behandeln zu lassen und beim Gesundheitsamt kostenlos und anonym einen HIV-Test zu machen.
Die Impfung gegen Hepatitis B verringert das Risiko einer Infektion mit Hepatitis B und ihren Folgen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grundimmunisierung gegen Hepatitis B im Rahmen der Kindervorsorgeuntersuchung U4. Als Prophylaxe gegen Humane Papillomviren (HPV) empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung mit HPV-Impfstoff im Alter von 9 – 13 Jahren.
Prävention durch Information
Durch frühzeitige Information an Schulen und öffentliche Werbekampagnen („Kondome schützen“), soll ein verantwortungsvoller Umgang mit den Gefahren sexuell übertragbarer Krankheiten gefördert werden.
Therapie
Durch die Einführung von Antibiotika ist bei den vielen dieser Erkrankungen eine erfolgreiche Behandlung möglich, besonders wenn sie frühzeitig erkannt werden (die HIV-Infektion bildet eine Ausnahme). Bei Gonorrhoe stellt die rasch zunehmende Resistenz gegen Antibiotika eine wachsende Bedrohung dar. Das Screening mit frühzeitiger Diagnose von Menschen mit STIs und ihren Sexualpartnern bietet laut WHO die beste Möglichkeit für eine wirksame Behandlung und für die Verhinderung von Komplikationen und weiterer Übertragung. Allerdings müssen die vom Facharzt verordneten Medikamente von beiden Partnern gleichzeitig angewendet werden, um eine Reinfektion durch den Ping-Pong-Effekt zu verhindern.
STD oder STI?
Insbesondere im englischsprachigen Raum wird der Begriff STI (sexually transmitted infection) vermehrt an Stelle des Begriffs STD (sexually transmitted disease) verwendet. Die Befürworter dieser Wortverwendung argumentieren, dass bereits infizierte Personen weitere Personen infizieren können, ohne dass bei den Infizierten bereits irgendwelche Krankheitssymptome aufgetreten sind, und dies somit eine weiterfassende Definition darstellt. Die Gegner der Umbenennung erwidern dagegen, dass der Begriff Krankheit auf nicht-infizierte Personen bedrohlicher als der Begriff Infektion klingt und daher vorgezogen werden sollte.
Siehe auch
- Postexpositionsprophylaxe – Vorbeugende Behandlung, bis zu 48 Stunden nach möglicher Infektion mit Hepatitis B, C und HIV
- Sexualhygiene
- Safer Sex
Literatur
- Birgit Adam: Die Strafe der Venus. Eine Kulturgeschichte der Geschlechtskrankheiten. Orbis, München 2001, ISBN 3-572-01268-6.
- Gundolf Keil: Geschlechtskrankheiten (Antike und Mittelalter). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. de Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 482 f.
- René Burgun, Paul Laugier: Die Geschichte der Geschlechtskrankheiten. In: Illustrierte Geschichte der Medizin. Deutsche Bearbeitung von Richard Toellner u. a. Sonderauflage. Salzburg 1986, Band III, S. 1448–1511.
- Dominique Puenzieux, Brigitte Ruckstuhl: Sexualität, Medizin und Moral. Die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten Syphilis und Gonorrhö. Zürich 1994.
- Lutz Sauerteig: Krankheit, Sexualität, Gesellschaft, Geschlechtskrankheiten und Gesundheitspolitik in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Stuttgart 1999.
Historische Literatur
- Julius Rosenbaum: Geschichte der Lustseuche im Alterthume für Ärzte, Philologen und Altertumsforscher dargestellt. Halle 1839; 7., revidierte und mit einem Anhange vermehrte Auflage, Verlag von H[ermann] Barsdorf, Berlin 1904 (Titel: Geschichte der Lustseuche im Altertume nebst ausführlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bordelle, Νοῦσος ϑήλεια der Skythen, Paederastie und andere geschlechtliche Ausschweifungen der Alten als Beiträge zur richtigen Erklärung ihrer Schriften dargestellt.). Nachdruck: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1971 (Ausgabe für S. Karger, Basel/München/…).
- Johann Stur: Über Geschlechtskrankheiten bei Johannes Aktuarios. In: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Band 164, 1931, Nr. 1, S. 181–184.
Weblinks
- Sexuell übertragbare Krankheiten und Broschüre Sexuell übertragbare Krankheiten. (PDF; 212 kB) pro familia
-
Was sind STD/STI? dstig.de, Deutsche STI-Gesellschaft e. V. – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit
- Leitfaden STI-Therapie und -Prävention (2/2020), pdf, 36 S.
- Geschlechtskrankheiten Übersicht. geschlechtskrankheiten.de, Deutscher Verlag für Gesundheitsinformation – Informationen, Fachartikel und Forum für sexuell übertragbare Krankheiten
- Infektionsschutzgesetz (IfSG) der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere § 19, § 24 sowie § 69 Absatz 1 Nr. 6 und Absatz 2