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Silibinin

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Strukturformel
Struktur von Silibinin
Allgemeines
Freiname Silibinin
Andere Namen
  • Silybin
  • Silymarin I
  • 2,3-Dihydro-3-(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-2-(hydroxymethyl)-6-(3,5,7-trihydroxy-4-oxobenzopyran-2-yl)benzodioxin
  • (2R,3R)-3,5,7-Trihydroxy-2-[(2R,3R)-2-(4-hydroxy-3-methoxyphenyl)-3-(hydroxymethyl)-2,3-dihydro-1,4-benzodioxin-7-yl]chroman-4-on (IUPAC)
  • SILYBIN (INCI)
Summenformel C25H22O10
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 22888-70-6
EG-Nummer 245-302-5
ECHA-InfoCard 100.041.168
PubChem 31553
ChemSpider 29263
DrugBank DB09298
Wikidata Q425702
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A05BA03

Wirkstoffklasse

Antidot

Eigenschaften
Molare Masse 482,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

167 °C (als Monohydrat)

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Silibinin, auch Silybin, ist die am stärksten pharmakologisch aktive Substanz des Stoffkomplexes Silymarin, der aus den Früchten der Mariendistel (Silybum marianum) gewonnen wird. Sie gilt als Leitsubstanz für arzneilich verwendete Mariendistel-Früchte-Extrakte, die im Wirkstoffgehalt auf Silibinin normiert werden.

Mariendistel (Silybum marianum)

Eine hepatoprotektive Wirkung wurde in mehreren klinischen Studien bei Patienten mit Lebererkrankungen nachgewiesen.

Beschreibung und Wirkmechanismen

Chemisch gesehen ist Silibinin ein Diastereomerengemisch bestehend aus Silybin A und Silybin B, die sich durch die Konfiguration am C-2″ und C-3″ unterscheiden.

Isoliertes Silibinin wird in der Therapie der Lebervergiftung durch Giftstoffe des Knollenblätterpilzes (Amatoxine) wie etwa Amanitin und Phalloidin eingesetzt. Dazu wird Silibinin teilweise mit einem β-Lactam-Antibiotikum kombiniert, das die antidotische Wirkung unterstützen soll (da beide Substanzen die Aufnahme des Toxins in die Leberzellen unspezifisch hemmen). Pharmazeutisch wird das wasserlösliche Dinatriumsalz des Bernsteinsäureesters des Silibinin, das Dinatriumsilibinin-C-2′,3-bis(hydrogensuccinat), eingesetzt, da die Therapie mittels einer intravenösen Verabreichung durchgeführt wird. Der leberschützende Effekt ist auf die zellmembranstabilisierenden Eigenschaften des Silibinins zurückzuführen. Die Aufnahme der Amatoxine in die Leberzellen wird erschwert und ihr enterohepatischer Kreislauf unterbunden. Silibinin greift in die Transportmechanismen der Hepatozyten ein, indem es die Wiederaufnahme der Amatoxine hemmt. Es inhibiert speziell den organischen Anionentransporter OATP1B3 (= SLCO1B3). Ein zweiter Wirkmechanismus ist die Inhibierung der Ausschüttung von TNF-α.

Seit der Einführung in die Therapie bei amanitinbedingten Pilzvergiftungen ist bei rechtzeitiger Behandlung die Sterblichkeitsrate auf 5 bis 12 % zurückgegangen, zuvor lag sie bei 20 bis 30 %.

Im Labor konnten auch Erfolge bei der Behandlung von Prostatakrebszellen gezeigt werden, was mit einer Hemmung der CD44 Expression begründet wird.

Untersuchungen zeigten, dass es ähnlich dem Allopurinol die Xanthinoxidase hemmt und somit Hyperurikämie und daraus folgender Gicht entgegenwirken kann.

Als neue, nicht-invasive Behandlungsstrategie gegen Morbus Cushing wird seit einigen Jahren auch Silibinin erforscht.

Handelsnamen

  • Legalon SIL (Madaus) (D, CH, A)
  • Silimarit (Bionorica), ein Silymarin-Produkt

Literatur

  • K. Letschert, H. Faulstich u. a.: Molecular characterization and inhibition of amanitin uptake into human hepatocytes. In: Toxicological Sciences. Band 91, Nummer 1, Mai 2006, S. 140–149, doi:10.1093/toxsci/kfj141. PMID 16495352.
  • R. Agarwal: Cell signaling and regulators of cell cycle as molecular targets for prostate cancer prevention by dietary agents. In: Biochemical Pharmacology. Band 60, Nummer 8, Oktober 2000, S. 1051–1059, PMID 11007941. (Review).
  • X. Zi, R. Agarwal: Silibinin decreases prostate-specific antigen with cell growth inhibition via G1 arrest, leading to differentiation of prostate carcinoma cells: implications for prostate cancer intervention. In: PNAS. Band 96, Nummer 13, Juni 1999, S. 7490–7495, PMID 10377442. PMC 22113 (freier Volltext).
  • Mathias Riebold et al.: A C-terminal HSP90 inhibitor restores glucocorticoid sensitivity and relieves a mouse allograft model of Cushing disease. In: Nature Medicine, volume 21, S. 276–280 (2015) doi:10.1038/nm.3776

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