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Promethazin
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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1:1-Gemisch aus (R)-Isomer (oben) und (S)-Isomer (unten) | ||||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Promethazin | |||||||||||||||||||||
Andere Namen | ||||||||||||||||||||||
Summenformel |
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Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | ||||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Siedepunkt |
190–192 °C (400 Pa) |
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Dampfdruck |
0,18 mPa (25 °C) |
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pKS-Wert |
9,1 |
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Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Promethazin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Phenothiazine, das im Gegensatz zu anderen Substanzen dieser Stoffklasse nicht als Antipsychotikum eingesetzt wird. Promethazin findet stattdessen als Beruhigungsmittel (Sedativum) sowie, bei besonderen Indikationen, als Antihistaminikum und Antiemetikum Anwendung. Promethazin wurde von den gleichen Forschern entwickelt, die kurze Zeit später das erste Neuroleptikum (Chlorpromazin) synthetisierten.
Inhaltsverzeichnis
Wirkungsweise
Der Botenstoff Histamin reguliert diverse Funktionen im Gehirn. Promethazin besetzt die Histamin-Bindungsstellen im Gehirn. Dadurch wirkt es beruhigend und schlaffördernd. Darüber hinaus bindet Promethazin auch an den muskarinischen Acetylcholinrezeptor sowie an die Rezeptoren für 5-HT2A, 5-HT2C, Dopamin-D2, den NMDA-Glutamatrezeptor und den α1-Adrenorezeptor. Promethazin ist zudem ein potentes Antioxidans und steigert die Glutamataufnahme in Gliazellen des Gehirns.
Die neuroleptische Potenz von Promethazin wird in der Literatur mit 0,5 angegeben. Es gilt somit als niederpotentes Neuroleptikum mit primär sedierender Wirkung. Zur Behandlung allergischer Symptome wird Promethazin in Deutschland nur in Ausnahmefällen eingesetzt, wenn eine gleichzeitige Sedierung des Patienten erwünscht ist („Psychoantiallergikum“).
Promethazin wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).
Pharmakokinetik
Promethazin wird schnell und nahezu vollständig aus dem Darmlumen resorbiert, unterliegt jedoch einem stark ausgeprägten First-Pass-Effekt (Verstoffwechselung bei erster Leberpassage direkt nach der Aufnahme ins Blut), was eine geringe Bioverfügbarkeit zur Folge hat. Die maximalen Blutplasma-Konzentrationen werden 1,5 bis 3 Stunden nach Applikation gemessen, die Plasmahalbwertzeit beträgt 10 bis 12 Stunden. Die Metabolisierung (Abbau) erfolgt über CYP2D6, ein Enzym aus der Cytochrom-P450-Gruppe. Die Metaboliten (Abbauprodukte) sind pharmakologisch inaktiv, haben also keine eigenen Wirkungen.
Rezeptor | Standardwert (nM) | Referenz |
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α1A-adrenoceptor (Rat) | 32 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
α1B-adrenoceptor (Rat) | 21 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
α1D-adrenoceptor (Human) | 90 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
α2A-adrenoceptor (Human) | 256 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
α2B-adrenoceptor (Human) | 24 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
α2C-adrenoceptor (Human) | 353 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
Calmodulin (Human) | 60000 | Eur J Med Chem (2016) 116: 36-45 [PMID:27043269] |
Calmodulin (Bovine) | 50000 | Eur J Med Chem (2016) 116: 36-45 [PMID:27043269] |
Chloroquine resistance transporter (Plasmodium falciparum) | 85000 | ACS Med Chem Lett (2014) 5: 576-581 [PMID:24900883] |
D1 receptor (Human) | 1372 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
D2 receptor (Human) | 260 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
D3 receptor (Human) | 190 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
H1 receptor (Human) | 0.33 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
H2 receptor (Human) | 1146 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
M1 receptor (Human) | 3.32 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
M2 receptor (Human) | 12 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
M3 receptor (Human) | 4.15 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
M4 receptor (Human) | 1.06 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
M5 receptor (Human) | 3.31 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
NET (Human) | 4203 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
Prion protein (Human) | 8000 | J Med Chem (2003) 46: 3563-3564 [PMID:12904059] |
5-HT1A receptor (Rat) | 1484 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
5-HT2A receptor (Human) | 19 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
5-HT2B receptor (Human) | 43 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
5-HT2C receptor (Human) | 6.48 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
5-HT6 receptor (Human) | 1128 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
SERT (Serotonin transporter) (Human) | 2130 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
Sigma1 receptor (Human) | 120 | DrugMatrix in vitro pharmacology data |
OCT1 (Human) | 35100 | J Med Chem (2008) 51: 5932-5942 [PMID:18788725] |
Anwendungsgebiete
- Unruhe- und Erregungszustände im Rahmen psychiatrischer Grunderkrankungen
- Akute allergische Reaktionen vom Soforttyp, wenn gleichzeitig eine Sedierung angezeigt ist (intravenöse Anwendung)
- Übelkeit und Erbrechen (oral, wenn therapeutische Alternativen nicht durchführbar sind oder nicht erfolgreich waren)
- Schlafstörungen bei Erwachsenen (oral, wenn therapeutische Alternativen nicht durchführbar sind oder nicht erfolgreich waren)
Unerwünschte Wirkungen
Zu den Nebenwirkungen zählen Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen des Auges, Verstopfung, Miktionsstörungen, negative Auswirkungen auf die Libido und sexuelles Verlangen und weitere vegetative Störungen. Eine Behinderung der Nasenatmung ist möglich. In seltenen Fällen und bei Überdosierung können Halluzinationen, Verwirrung und starke Einschränkungen der Motorik (u. a. Restless-Legs-Syndrom) auftreten. Zudem kann es eine erhöhte Photosensibilität zur Folge haben.
Wechselwirkungen
Die dämpfenden Effekte von Alkohol, Schlaf- und Schmerzmitteln sowie anderer Medikamente, die auf die Psyche wirken, werden bei gleichzeitiger Anwendung mit Promethazin verstärkt.
Promethazin kann die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente verstärken.
Darreichungsformen
Promethazin liegt in Form von Tabletten, Tropfen zum Einnehmen sowie ferner als Injektionslösung, und außerhalb Deutschlands teils auch als Suppositorium vor.
In der Schweiz wurde das als Antihistaminikum gebrauchte Phenergan mit dem Wirkstoff Promethazin am 31. Januar 2009 vom Markt genommen, während Phenergan u. a. in Frankreich weiterhin vertrieben wird.
In Spanien ist Promethazin als wirksamer Bestandteil einer topischen Salbe (Handelsname: Fenergán) zur Behandlung von Insektenstichen von blutsaugenden Insekten zugelassen.
Unter dem Handelsnamen Reactifargan ist eine 2%ige Salbe zur Behandlung von Insektenstichen, Hautreizungen und Sonnenbränden auch in Italien rezeptfrei erhältlich.
In Schweden ist Promethazin als Lergigan, sowie als Kombinationspräparat mit Ephedrin und Coffein (Lergigan comp), zur Behandlung von Angststörungen, Schlafstörungen, Kinetosen, postoperativer Übelkeit und Erbrechen, Morbus Menière und Allergien zugelassen.
Synthese
Die Synthese erfolgt durch eine nucleophile Substitution ausgehend von Phenothiazin und (RS)-2-Chlor-N,N-dimethyl-1-propylamin.
Bei dieser Synthese entsteht der Arzneistoff als Racemat.
Stereoisomerie
Promethazin ist chiral und enthält ein Stereozentrum, es gibt also zwei Enantiomere, die (R)-Form und die (S)-Form. Die Handelspräparate enthalten den Arzneistoff als Racemat (1:1-Gemisch der Enantiomere).
Handelsnamen
Atosil (D), Phenergan (USA), Closin [nicht mehr verfügbar] (D), Farganesse (I), Proneurin (D), Prothazin (D), Promethazin-neuraxpharm (D), Allersoothe (NZ)