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Long COVID

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Klassifikation nach ICD-10
U09.9! Post-COVID-19-Zustand
U08.9 anhaltend symptomatische COVID-19
G93.3 Chronisches Fatigue-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Long COVID (auch Long Covid) bezeichnet die gesundheitlichen Spät- oder Langzeitfolgen der Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19). Eine akute COVID-19-Erkrankung dauert in der Regel bis zu vier Wochen, sie kann allerdings, etwa bei erforderlicher stationärer Behandlung auf einer Intensivstation, auch mehrere Monate anhalten. Längerfristige Symptome können aber über diesen Zeitraum hinaus bestehen oder zusätzlich auftreten, auch bei mildem Krankheitsverlauf oder unbemerkter Infektion. In deutlich unter 1 % der Fälle treten Long-COVID-Symptome auch infolge einer Impfung gegen das Virus auf (Post Vaccine Syndrom).

Eine einheitliche Definition für Langzeitfolgen liegt bislang nicht vor. Die beobachteten Symptome sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von schwerwiegenden Lungenschäden bei hospitalisierten Patienten über Entzündungsreaktionen und Veränderungen an verschiedenen Organen bis zu Atemnot, Fatigue (Post-COVID-Müdigkeit), Bewusstseinstrübungen und neurologischen Störungen. Gerade die Fatigue kann bereits nach milden Verläufen auftreten.

Die deutsche S1-Leitlinie „Post-/Long-COVID“ vom Juli 2021 (damals dominierten andere COVID-Varianten als heute) schätzte, dass bis zu 15 Prozent aller COVID-Kranken von Long-COVID-Symptomen betroffen sind. Eine im Oktober 2021 veröffentlichte Metaanalyse von 57 Studien mit insgesamt 250.351 COVID-Kranken ergab, dass mehr als die Hälfte der überwiegend hospitalisierten Patienten weltweit an mindestens einem Long-COVID-Symptom leidet. Einen Monat nach Diagnose berichteten 54 Prozent der Betroffenen über mindestens ein postakutes Folgesymptom, nach zwei bis fünf Monaten waren es 55 Prozent, nach sechs oder mehr Monaten 54 Prozent. Die am häufigsten genannten Symptome waren Beschwerden der Atemwege, neurologische Störungen, Beeinträchtigungen der mentalen Gesundheit, Bewegungseinschränkungen, Fatigue und Muskelschwäche.

Bezeichnungen

Verbreitet sind ebenso die Bezeichnungen und Schreibweisen Post-COVID/Long-COVID bzw. Post-/Long-COVID,Long/Post-COVID,Post-COVID-Syndrom und Post-COVID-19-Zustand nach ICD-10 GM.

Englischsprachige Bezeichnungen sind: post-acute sequelae of COVID-19 (PASC), chronic COVID syndrome (CCS) oder COVID-19 long-hauler sowie Post-Acute Covid-19 Syndrome (PACS).

Definition

Eine einheitliche Definition existiert noch nicht. In Anlehnung an den Cochrane Rehabilitation-Review von 2020 können eine oder mehrere der folgenden vier Kategorien herangezogen werden, um ein Post-/Long-COVID zu diagnostizieren:

  • Symptome, die aus der akuten COVID-19-Phase oder deren Behandlung fortbestehen,
  • Symptome, die zu einer neuen gesundheitlichen Einschränkung geführt haben,
  • neue Symptome, die nach dem Ende der akuten Phase aufgetreten sind, aber als Folge der COVID-19-Erkrankung verstanden werden,
  • Verschlechterung einer vorbestehenden Grunderkrankung.

Terminologie

Der Begriff Long Covid tauchte Berichten zufolge erstmals im Mai 2020 zur Beschreibung von eigenen anhaltenden Beschwerden nach durchgemachter COVID-19 als Hashtag #longcovid in einem Tweet von Elisa Perego auf. Im Englischen werden die Betroffenen auch als long haulers bezeichnet.

In aktuellen deutschen und österreichischen Leitlinien wird je nach dem Zeitraum, in dem die Beschwerden bestehen, unterschieden:

  • Long COVID (Symptome bestehen länger als 4 Wochen und/oder neue Symptome kommen dazu.)
  • Post-COVID-19-Syndrom (mehr als 12 Wochen noch bestehende oder neu auftretende Symptome oder Gesundheitsstörungen, die anderweitig nicht erklärt werden können.)

Das Fortbestehen von Symptomen im Zeitraum 4 bis 12 Wochen wird auch als „Anhaltend symptomatischer (prolongierter) Covid-19-Infekt“, „Fortwährend symptomatische COVID-19“, „Anhaltende Symptome von COVID-19“, „post-akute Folgen von COVID-19“ oder „postakute Folgeerscheinungen der SARS-CoV-2-Infektion“ bezeichnet.

Es gibt den Versuch von Jördis Frommhold, die Klassifizierung in drei Gruppen vorzunehmen:

Gruppe 1: Akutverlauf: mild, unkompliziert, keine Post-Covid-Symptome, Status: echte Genesene

Gruppe 2: Akutverlauf: schwer bis lebensbedrohlich; Post-Covid-Symptome: Leistungsminderung; pathologisches Atemmuster, neurologische Einschränkungen, psychosomatische Belastungen; lange Rekonvaleszenzeit, = Status: spät Genesene

Gruppe 3: Akutverlauf: leicht bis mittelschwer – häufig ambulant behandelt; Long-Covid-Symptome: zunächst wenig, nach Latenz von 1–3 Monaten zahlreich, insbesondere neurologisch-kognitiv; Status: kranke Genesene

Verbreitung

Welcher Anteil von allen mit COVID-19 Infizierten Langzeitfolgen entwickelt, war im Frühjahr 2021 nicht genau zu beziffern. Gut erforscht sind allerdings die Folgen für die Gruppe der hospitalisierten Patienten. Mehrere Studien zeigen, dass Patienten, die wegen ihrer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden, auch acht oder mehr Wochen nach ihrer Entlassung zu über 50 % unter Symptomen leiden. Nach einer im Januar 2021 veröffentlichten britischen Statistik (ONS) wurden 30 % der Menschen, die wegen schwerer COVID-19-Krankheitsverläufe bereits im Krankenhaus behandelt worden waren, wegen Long COVID ein weiteres Mal in ein Krankenhaus eingewiesen. Laut Statistik der ONS starben zudem 12,5 % der Menschen mit schweren COVID-19-Krankheitsverläufen an Spätfolgen. Es fehlen allerdings noch Studien mit größeren und repräsentativen Stichproben, die auch Patienten mit schwachen Symptomen und symptomfreie Erkrankungen einschließen. Zur Abschätzung der Häufigkeit von Langzeitsymptomen wird häufig und auch in den vorhandenen Übersichtsstudien auf eine inzwischen veröffentlichte Studie verwiesen, die von Forschern des University College London und anderer Forschungseinrichtungen stammt. Die Studie untersuchte die Dauer von Symptomen bei COVID-19-Patienten nach einem durchschnittlichen Krankheitsverlauf von 11 Tagen, die ihre Symptome mit einer Symptom-App beobachteten. Bei etwa 10 % bis 20 % der Teilnehmer hielten Symptome länger als einen Monat an; bei ungefähr 2 % der Teilnehmer war die Symptomdauer länger als 12 Wochen. Eine einjährige Nachbeobachtung von 1.276 im Krankenhaus behandelten Fällen des Ursprungsausbruchs in Wuhan ergab, dass 88 % nach ihrer Genesung wieder an ihren vormaligen Arbeitsplatz zurückkehren konnten. Rund die Hälfte der Genesenen berichtete zwölf Monate nach der Genesung noch von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, darunter Atemnot, Muskelschwäche, Depressionen und Angststörungen. Bei rund einem Fünftel bis einem Drittel der Patienten mit moderatem Krankheitsverlauf konnte eine Einschränkung der Diffusionskapazität der Lunge bis zu zwölf Monate nach Genesung festgestellt werden. Bei kritisch kranken Beatmungspatienten waren davon rund die Hälfte betroffen. Das Risiko für persistierende Einschränkungen war bei Frauen höher als bei Männern. Im Gegensatz zu deren regelmäßigem Auftreten nach einer COVID-Infektion sind bei bisher über 100.000 in Impfstudien einbezogenen Personen keine Long-COVID-verdächtigen Symptome nach einer Impfung berichtet worden, obwohl die Studiengröße sogar erlauben würde, derartige Nebenwirkungen zu identifizieren, die nur bei 0,1 % der Patienten auftreten, so Studien vom Dezember 2020. Möglicherweise könnte eine Corona-Impfung sogar die Symptome von Long COVID etwas lindern.

Klinische Erscheinungen

Die in Studien beobachteten Symptome sind sehr unterschiedlich und reichen von schwerwiegenden Lungenschäden bei hospitalisierten Patienten über Entzündungsreaktionen und Veränderungen an verschiedenen Organen bis zu kognitiven Einschränkungen, Atemnot und Fatigue. Auch Schäden am Herzen, dem Herz-Kreislauf-System und Veränderungen am Gehirn und anderen Organen sind berichtet worden. Gerade Fatigue kann offenbar auch nach milden Verläufen auftreten. Auch psychologische Symptome wie Depressionen wurden beobachtet. Auch bei Personen, die völlig symptomfrei waren, kann Long COVID auftreten, beispielsweise in Form von Schäden in der Lunge.

Die häufigsten Symptome zuvor hospitalisierter Patienten sind auch hier Atemnot und Fatigue. Auch bei jungen, gesunden Menschen wurden in Studien Veränderungen am Herzen nach leichten oder asymptomatischen Erkrankungen und Schädigungen an verschiedenen Organen bei längeren symptomatischen Erkrankungen nachgewiesen.

Bewusstseinstrübungen und kognitive Ausfälle sind ebenfalls häufig zu beobachten und können bereits nach leichten Verläufen auftreten.

Aufgrund der Neuartigkeit des Krankheitsbildes und der sehr unterschiedlichen klinischen Präsentationen gibt es bislang keine einheitliche Definition für Langzeitfolgen – weder für den Zeitraum, in dem Symptome als Langzeitfolgen gefasst werden, noch für die Ausprägung des Krankheitsbilds. Eine frühe Analyse des britischen National Institute for Health Research beschrieb, dass Long Covid auf vier Syndrome zurückzuführen sein könnte: dauerhafte Schädigung der Lunge und des Herzens, Post-Intensivpflege-Syndrom, Brain fog (englisch COVID-19 brain fog) und anhaltende COVID-19-Symptome.

Untersuchungsmethoden

Long COVID ist eine klinische Diagnose. Aktuell gibt es keinen Labortest, der das Syndrom nachweisen kann. Normale Laborwerte, welche auf einen verlängerten Verlauf der Coronaerkrankung hindeuten, wie CRP oder D-Dimer, schließen Long COVID nicht aus. Gegebenenfalls kann eine PCR-Untersuchung zur Abgrenzung einer fortdauernden Infektion hilfreich sein. Zur Diagnostik und zur quantitativen Beurteilung etwaiger Rehabilitationsmaßnahmen ist die regelmäßige Messung der Lungenfunktion bedeutend. In ersten Erhebungen zeigte sich, dass besonders der Kohlenmonoxid-Transferfaktor in Long-COVID-Patienten auch noch nach über 6 Monaten nach ursprünglicher Infektion stark vermindert war.

Risikofaktoren

In einer Studie des King’s College London vom Oktober 2020 (Veröffentlichung in Nature Medicine im März 2021), wurden folgende Risikofaktoren für Long Covid benannt:

  • Alter – insbesondere über 50 Jahre
  • Geschlecht – Frauen (in der jüngeren Altersgruppe)
  • Übergewicht
  • Asthma
  • Mehr als fünf Symptome in der ersten Woche der COVID-19-Infektion (z. B. Husten, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, Verlust des Geruchssinns)

Eine klinische Übersichtsarbeit mit Augenmerk auf Risikofaktoren wurde Juli 2021 im British Medical Journal (BMJ) publiziert, welche den Wissensstand aus 218 wissenschaftlichen Publikationen mit Fokus „Long Covid“ zusammenführt.

Eine 2022 veröffentlichte Studie mit 209 COVID-Patienten und 457 gesunden Probanden identifizierte mehrere Risikofaktoren für anhaltende Beschwerden nach durchgemachter COVID-19-Erkrankung. Dabei korrelierte das Risiko für anhaltende Beschwerden mit dem Nachweis des SARS-CoV-2-Virus im Blut, dem Vorliegen einer Alterszuckerkrankheit und dem Auftreten bestimmter Autoantikörper. Ebenso wurde bei an Spätfolgen leidenden Patienten vermehrt eine Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus beobachtet.

Ursachen

Die genauen Ursachen für ein Post-COVID-Syndrom sind bislang nicht bekannt. Eine Persistenz des Virus oder von Virusbestandteilen über Wochen und Monate kann eine Rolle spielen. Mögliche Pathomechanismen sind auch:

Behandlung

Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit gesichert ist, sind bis dato nicht etabliert. Es gibt Berichte über eine Wirksamkeit der postinfektiösen Impfung gegen SARS-CoV-2. Die Studien dahingehend sind jedoch nicht aussagekräftig genug, um den Effekt zu belegen. Infolgedessen wird eine Impfung mit dem Ziel der Verbesserung der Long-COVID-Symptome nur im Rahmen von Studien empfohlen. In der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry berichtet die Universitätsklinik Dresden über Hinweise, dass bei bestimmten Symptomen im Rahmen eines Long-Covid-Syndroms Antikörper gegen Neurotransmitterrezeptoren im Blut der Betroffenen zirkulieren und nachweisbar sind. Mittels einer speziellen Immunapheresebehandlung können diese Antikörper eliminiert werden und es kommt zur Abschwächung der geschilderten Symptome. Die Autoren bezeichnen die Apherese als vielversprechende Therapieoption bei diesen dargestellten Krankheitsbildern.

Forschung

Long COVID ist Gegenstand zahlreicher laufender Untersuchungen. Aufgrund der Neuartigkeit des Krankheitsbilds ist der Forschungsstand allerdings noch mit großen Unsicherheiten behaftet. Langfristige Folgen von COVID-19 wurden zunächst bei hospitalisierten Patienten untersucht. Für diesen Bereich gibt es eine Reihe von Studien mit klaren Aussagen zu Symptomen und Inzidenz. Seit Mitte 2020 laufen auch Studien zu langfristigen Folgen milderer Verläufe. In der Sekundärliteratur wird allerdings beklagt, der Forschungsstand sei fragmentiert, auch wegen der extrem unterschiedlichen beschriebenen Symptome, und repräsentative Daten zu Langzeitfolgen bei nicht-hospitalisierten Patienten fehlten nach wie vor.

Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, veröffentlicht im März 2022, liefert Evidenz für eine langfristige Funktionseinschränkung des peripheren vaskulären Systems bei Patienten mit Long COVID.

Reaktionen des Gesundheitswesens

Australien

Im Oktober 2020 heißt es in einem vom Royal Australian College of General Practitioners veröffentlichten Leitfaden, dass anhaltende Symptome nach COVID-19-Infektion wie Müdigkeit, Atemnot und Brustschmerzen zusätzlich zu den schwerwiegenderen Akutsymptomen von Hausärzten behandelt werden müssen.

Großbritannien

In Großbritannien hat der National Health Service (NHS) Spezialkliniken für die Behandlung von Long Covid eingerichtet. Die vier Chief Medical Officers des Vereinigten Königreichs wurden am 21. September 2020 in einem im British Medical Journal veröffentlichten und von Trisha Greenhalgh verfassten Brief vor den Risiken von Long Covid gewarnt. Der Brief wurde von Wissenschaftlern wie David Hunter, Martin McKee, Susan Michie, Melinda Mills, Christina Pagel, Stephen Reicher, Gabriel Scally, Devi Sridhar, Charles Tannock, Yee Whye Teh und Harry Burns, ehemaliger CMO für Schottland, unterzeichnet.

Im Oktober 2020 gab der Chef des NHS England, Simon Stevens, bekannt, dass der NHS 10 Millionen Pfund für die Einrichtung von Long Covid-Kliniken zur Beurteilung der physischen, kognitiven und psychischen Bedingungen der Patienten und zur Bereitstellung einer Spezialbehandlung bereitgestellt habe. Zukünftige klinische Leitlinien wurden angekündigt, wobei weitere Untersuchungen an 10.000 Patienten geplant und eine Arbeitsgruppe sowie ein Online-Rehabilitationsdienst eingerichtet werden sollten.

Im Dezember 2020 eröffnete das University College London Hospital eine zweite Long Covid-Klinik für Patienten mit Post-COVID-neurologischen Problemen am Nationalen Krankenhaus für Neurologie und Neurochirurgie. Die erste Klinik wurde im Mai eröffnet und konzentrierte sich hauptsächlich auf Atemprobleme. Beide Kliniken überweisen Patienten jedoch bei Bedarf auch an andere Spezialisten, darunter Kardiologen, Physiotherapeuten und Psychiater.

USA

Der führende amerikanische Virologe Anthony Fauci berichtet: „Zwischen 25 % und 35 % der COVID-19-Patienten haben anhaltende Symptome wie Müdigkeit, Atemnot, Muskelschmerzen, Schlafstörungen und Bewusstseinstrübung.

Deutschland

An verschiedenen Kliniken wurden Post-COVID-Ambulanzen und -Sprechstunden eingerichtet. Einige Rehabilitationskliniken haben fächerübergreifende Angebote für Long-COVID-Patienten entwickelt. Die Gruppe der Post-COVID-Patienten stellt in vielen pneumologischen Rehabilitationskliniken sogar die häufigste Diagnosegruppe dar.

Seit Mitte Juli 2021 steht eine unter Federführung der DGP erarbeitete S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Long-COVID zur Verfügung. Mitte September 2021 wurde sie durch eine eigene Patientenleitlinie ergänzt.

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann unter bestimmten Umständen als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall eingestuft werden. In diesem Fall ist die Gesetzliche Unfallversicherung für die Finanzierung der durch die Infektion verursachten Schäden zuständig. Als „Arbeitsunfall“ kann auch die Infektion eines Schülers oder Studierenden in der Schule oder Hochschule eingestuft werden. Voraussetzung für eine Finanzierung von Folgekosten einer Infektion mit SARS-CoV-2 durch die Gesetzliche Unfallversicherung ist der Nachweis, dass die Infektion während der Ausübung der versicherten Tätigkeit stattgefunden hat. Erforderlich hierfür ist der Nachweis, dass in diesem Zeitraum ein intensiver Kontakt mit einer infizierten „Indexperson“ stattgefunden hat oder dass „es im unmittelbaren Tätigkeitsumfeld (z.B. innerhalb eines Betriebs oder Schule) der betroffenen Person nachweislich eine größere Anzahl von infektiösen Personen gegeben hat und konkrete, die Infektion begünstigende Bedingungen bei der versicherten Tätigkeit vorgelegen haben.“

Wird die Infektion als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt, besteht bei einer länger als 26 Wochen bestehenden Invalidität ein Anspruch auf Erhalt einer Rente aus der Unfallversicherung. Dabei muss der Grad der Einschränkung bei mindestens 20 Prozent liegen.

In der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wurden bis zum 31. März 2022 bereits 146.038 COVID-19-Erkrankungen als Berufskrankheiten anerkannt. Dazu kommen 16.814 als Arbeitsunfall anerkannte Infektionen.

Schweiz

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bietet eine Informationsseite zu den „Langzeitfolgen von Covid-19“ an und unterstützt die Plattform Altea, welche sich an Betroffene von Long Covid, deren Angehörige sowie medizinische Fachpersonen und Forschende richtet. Verschiedene Spitäler bieten spezialisierte Sprechstunden für Long Covid an, so beispielsweise in Bern, St. Gallen, Winterthur oder Genf. Spezialisierte Angebote für Long-Covid-Betroffene sind im Verzeichnis von Altea aufgeführt. Mit den rechtlichen Folgen für Betroffene befassen sich Fachanwältinnen und -anwälte, die sich im Verband Covid Langzeitfolgen zusammengeschlossen haben.

Österreich

In Österreich wurde im Mai 2021 von den Bundesländern die Errichtung spezieller „Long Covid-Rehaeinrichtungen“ gefordert. Der Dachverband der Sozialversicherungsträger lehnte dies ab und wies darauf hin, dass die Krankheitsbilder sehr unterschiedlich seien. Die Patienten sollten daher in die für ihr jeweiliges Krankheitsbild spezialisierte Einrichtung überwiesen werden, also Patienten mit Lungenproblemen ins Lungenspital, Patienten mit kardiologischen oder neurologischen Problemen in die entsprechenden Einrichtungen.

Acht österreichische medizinische Fachgesellschaften veröffentlichten im August 2021 gemeinsam eine Leitlinie, besonders für hausärztliche Primärversorger und andere medizinische Erstkontakteinrichtungen.

Reaktionen von Betroffenen

Viele Long-Covid-Betroffene haben sich Gruppen auf Social-Media-Websites angeschlossen, die entweder international oder in kleineren geografischen Gebieten angesiedelt sind. In vielen dieser Gruppen berichten von Long Covid Betroffene über die Herausforderungen, die das Leben mit ihren Symptomen mit sich bringt. Nicht nur in Deutschland haben viele von ihnen den Eindruck, vom Gesundheitswesen und von Behörden zu wenig Aufmerksamkeit und Verständnis für dieses Syndrom zu erhalten.

Am 13. August 2020 richteten „Langzeitbetroffene“ (Selbstbezeichnung einer deutschen Selbsthilfegruppe auf Facebook) ein Schreiben an das Bundesministerium für Gesundheit. Die Gruppe wurde dem Schreiben zufolge „gegründet, um ehemals Covid-19 infizierten eine Unterstützung zu bieten und über die bislang unbekannten langfristigen Auswirkungen der Infektion in den deutschsprachigen Medien zu berichten. Zudem versuchen wir eine deutschlandweite, fachübergreifende Nachbetreuung zu organisieren.“ Die Gruppe appelliert dringend an das Ministerium,

  • regionale, fachübergreifende Ambulanzen zur Akut- und Langzeitbehandlung der Langzeitbetroffenen einzurichten;
  • die COVID-19-Langzeiterkrankung und die damit verbundene Arbeitsunfähigkeit öffentlich als solche anzuerkennen;
  • Studien zu fördern, um die Grundlagen der Erkrankung zu erforschen;
  • fachübergreifende medizinische Leitlinien zu fördern, damit Hausärzte und Internisten bundesweit der neuen Evidenz entsprechend behandeln können;
  • eine „Symptom-Tracking-App“ gemäß der englischen App „Zoe“ zu fördern, um schwere oder lange Verläufe vorherzusagen und zu betreuen.

Laut Vertretern von Selbsthilfeinitiativen müsse „gesellschaftlich und medizinisch anerkannt werden, dass viele der Beschwerden nicht psychosomatisch begründet, sondern direkte Folgen der Corona-Erkrankung“ seien. Sie beklagen im Januar 2021, dass es an einer flächendeckenden Infrastruktur zur Unterstützung der ehemaligen Corona-Patienten mangele.

Siehe auch

Leitlinien

Weblinks


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